Titel: | Miszellen. |
Fundstelle: | Band 78, Jahrgang 1840, Nr. XXXII., S. 153 |
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XXXII.
Miszellen.
Miszellen.
Die Schrauben-Dampfschifffahrt.
Bekanntlich hat Hr. Francis P.
Smith in London schon im J. 1837 ein Patent auf die Anwendung der
Archimedischen Schraube als Treibapparat fuͤr Dampfboote genommen, dessen
Beschreibung und Abbildung im polytechn. Journal Bd. LXIV. S. 401 mitgetheilt wurde; wir haben auch von Zeit zu Zeit
uͤber das Dampfboot „Archimedes“, welches mit dem neuen
Treibapparat ausgeruͤstet worden ist, berichtet. Ueber die neuesten Versuche
theilt die Augsburger Allgemeine Zeitung hoͤchst interessante Notizen mit;
bei denselben wurde die Schraube an dem Hintertheil des Schiffs angebracht, wo der
Schiffsraum ganz abgeschlossen ist und das Wasser von beiden Seiten herein gelassen
wird; eine weitere bedeutende Vervollkommnung bestand dann darin, daß statt eines
Schraubenganges zwei gegen einander laufende an derselben Achse angebracht wurden,
wodurch mancher Uebelstand hinwegfiel. Namentlich haͤlt sich bei der
Doppelschraube das Steuerruder stets von selbst in gerader Richtung, da die Bewegung
des Wassers es nun von beiden Seiten gleich stark trifft. Die Erfindung selbst
theilt das mit allen genialen Erfindungen, daß sie ein offenbares Columbusei
ist.
Den am Alten haftenden Englaͤndern wollte der Gedanke des unbemittelten Smith indeß nicht einleuchten; ja selbst als er, schon
vor vier Jahren, die Schraube auf einem kleinen, 32 Fuß langen Boot, mit einer
Maschine von zwei Pferdekraft, mit dem besten Erfolg versucht, selbst als er einen
Protector gefunden hatte, der aus seinen Mitteln den Archimedes bauen ließ, wollte
sich kein Londoner Civilingenieur zur Erbauung der Maschine verstehen. Eine obscure
Fabrik baute die Maschine, welche nominell 80 Pferdekraft, in der That aber kaum 60
besizt, was beilaͤufig gesagt, fuͤr ein Schiff wie der Archimedes, von
240 Ton. unverhaͤltnißmaͤßig gering ist. Als das Schiff fertig war,
wurde die Admiralitaͤt auch aufmerksam und beorderte den Capitaͤn Chappell zur Fuͤhrung des neuen Dampfboots. Seine
erste Fahrt war von Dover nach Calais; er legte diese Reise in der kuͤrzesten
Zeit zuruͤk, in der sie jemals gemacht wurde, in einer Stunde und 53 Minuten.
Das anerkannt schnellste englische Postdampfboot, der Widgeon, fuhr zu gleicher Zeit
mit dem Archimedes ab, und blieb um 10 Minuten zuruͤk. Im Junius machte der
Archimedes eine Reise um Großbritannien, wobei er die bedeutendsten Haͤfen des
Landes besuchte und dort in Gegenwart der ersten Autoritaͤten der Marine, der
Wissenschaft und der Handelsrhederei, Probefahrten anstellte. Jezt, durch den
Augenschein geschlagen, sprachen Alle dem Erfinder ihre vollste Anerkennung aus.
Hoͤren wir den Bericht eines schottischen Blattes:
„Wir haben heute – sagt der „Glasgow Argus“ – das Vergnuͤgen, unsern
Lesern das Resultat eines neuen Versuches mit dem Schrauben-Dampfschiffe
Archimedes vorzulegen, welches dem Erfinder dieser Triebkraft in jeder Beziehung
ein Triumph war. Seines Erfolgs gewiß, lud er die bedeutendsten Ingenieurs, die
Maͤnner der Wissenschaft, und uͤberhaupt Alle an Bord ein, welche
in unserer Stadt bei der Entwikelung der Dampfschifffahrt interessirt sind, so
daß man gewiß seyn konnte, daß bei dieser Gelegenheit jeder Mangel der
Einrichtung, jeder Zweifel an ihrer Zwekmaͤßigkeit zur Sprache kommen
wuͤrde. Dienstag 16. Junius Morgens fuhr das Boot unter dem Jubelgeschrei
einer auf den Schiffen des Hafens und den Kaien versammelten ungeheuren Menge
den Clyde hinunter. Und auch die Gesellschaft an Bord mag es wohl empfunden
haben, als sie sich durch Dampfkraft, aber ohne das Geraͤusch der
Raͤder, und ohne Wellenbegung fortgetrieben sah, daß sie unter dem
Einfluß einer neuen Erfindug stand, die dazu bestimmt ist, große Dinge in der
Dampfschifffahrt zu vollbringen. Der mannichfache Aufenthalt unterwegs machte
leider eine genaue Bestimmung der Schnelligkeit unmoͤglich) doch mag es
passend seyn, hier eine Vorstellung von der Befaͤhigung der Schraube als
Propulsionsmittel zu geben. Der Archimedes ist erstlich nicht zum Schnellfahrer
gebaut, sondern bloß um die Leichtigkeit zu beweisen, mit der Dampf- und
Segelkraft bei der neuen Einrichtung auf Einem Schiffe combinirt werden
koͤnnen; die Maschine ist sehr nachlaͤssig und noch dazu in einer
Werkstaͤtte gebaut, aus der niemals eine fuͤr den Seegebrauch
bestimmte Maschine hervorging; zu dem vielen Aufenthalt, den wir unterwegs
hatten, kam noch, daß die ganze Kraft der Fluth gegen uns war, und troz all
dieser Uebelstaͤnde, die mit der neuen Erfindung jedoch in gar keiner
Verbindung stehen, ist der Archimedes ein trefflicher Schnellfahrer und
arbeitete sich rasch fort. Waͤren die Bedingungen, und namentlich die
Leistungen der Maschine dieselben, wie bei unsern gewoͤhnlichen
Dampfschiffen, so muͤßte seine Schnelligkeit ungeheuer seyn. Zwischen
Dunbarton und Glasgow machten wir einen kurzen Versuch mit Anwendung der Segel
neben der Schraube, und der Erfolg war glaͤnzend, da die Schnelligkeit
bedeutend zunahm. (Da die Schrauben-Dampfschiffe sich in ihrer Bauart von
den gewoͤhnlichen Segelschiffen nicht unterscheiden, so koͤnnen
sie entweder segeln oder schrauben, oder beides zugleich.) Nachdem Greenock
passirt war, fuhr der Archimedes in den See Gairloch hinein, wo die Schraube
ausgehakt und die Bewegung bloß durch Segeln herbeigefuͤhrt wurde. Obwohl
die zufaͤllige Bauart des Archimedes der Schnelligkeit unguͤnstig
war, so uͤberzeugten sich doch alle Sachverstaͤndigen, daß die
Segelschnelligkeit der Schraubenschiffe, bei ausgehakter Schraube, diejenige der
gewoͤhnlicher Segler unter gleichen Bedingungen vollkommen erreicht. Bei
einer Drehung zeigten sich die Vorzuͤge der Schraube vor den
Schaufelraͤdern im hellsten Lichte: waͤhrend die Dampfboote der
alten Einrichtung zu jeder Drehung einen Bogen von sechs Schiffslangen machen
muͤssen und also bedeutenden Spielraum erfordern, drehte der Archimedes
mit 1 1/4 seiner Laͤnge.
„Wir schließen mit einigen kurzen Bemerkungen. Unangenehm ist das
Geraͤusch der vielen ineinandergreifenden Triebraͤder, welche die
Schnelligkeit hervorbringen, wir der sich die Schraube dreht. Das
Geraͤusch ist nicht so groß als das der Schaufelraͤder; da es aber
im Innern des Schiffs am staͤrksten gehoͤrt wird, so verleidet es
einem den Aufenthalt in der Cajuͤte. Doch gaben mehrere der anwesenden
Sachverstaͤndigen stehenden Fußes verschiedene Arten an, wie diesem
Uebelstande leicht abzuhelfen ftp. Die zitternde Bewegung der
gewoͤhnlichen Dampfschiffe faͤllt dagegen ganz weg. Da die
Schraube ferner sich ganz unter kaltem Wasser befindet, so wird die Abnuzung der
Achse etc. sehr vermindert. Einer der Hauptvorzuͤge der Schraube ist, daß
sie nicht, wie die Schaufelraͤder, die Wasserflaͤche in wogende
Bewegung versezt, und so die Gefahr vermeidet, welcher auf Canaͤlen und
schmalen Fluͤssen kleinere Kaͤhne bei der Vorbeifahrt eines
Dampfschiffes bisher ausgesezt waren. Die Wasserflaͤche bleibt vollkommen
eben, so daß auch die Ufer vor dem Schaden sicher sind, den ihnen bisher der
Wellenschlag der Schaufelraͤder that. Dagegen traͤgt die Schraube
sehr viel dazu bei, den Schlamm des Bodens aufzuruͤhren, und durch den
Strom forttreiben zu lassen, so daß nach der Erzaͤhlung des
Capitaͤn Chappell der Hafenmeister von
Plymouth den Gebrauch der Schraube empfahl, und wenn sie bloß zur Reinigung der Haͤfen
gebraucht werden sollte.“
Die Berichte der uͤbrigen Journale sprechen sich in demselben Tone der
vollsten Anerkennung aus. Aus der „Edinburgh
Evening Post“ moͤgen noch einige Bemerkungen
uͤber die Vortheile der Schrauben-Dampfschifffahrt hier stehen:
„Die Schraube wird sich mit wesentlichem Vortheil bei Schiffen
anwenden lassen, die fuͤr lange Reisen bestimmt sind, wo dann bei
windstillem oder schwachem und unguͤnstigem Winde die Maschinearbeit und
die Segel einander abloͤsen koͤnnen. Sie kann bei jedem Wetter,
selbst bei dem staͤrksten Sturme gebraucht werden, da sie
fortwaͤhrend unter Wasser bleibt, waͤhrend ein
Raͤder-Dampfschiff, wenn es von einem Windstoß auf die Seite
geworfen wird, nur mit einem Rade im Wasser bleibt. Auch koͤnnen die
Schraubenschiffe in enge Haͤfen mit Leichtigkeit einlaufen, wogegen bei
der gewoͤhnlichen Einrichtung die breiten Raͤderkasten dieß
verhindern. Fuͤr die Kriegsmarine ist die Schraube von der
groͤßten Wichtigkeit, da die unter dem Wasser befindliche Schraube vor
Kugeln gesichert ist, und ihre Wirkung nicht von der aufrechten Lage des Schiffs
abhaͤngt, und desto staͤrker wird, je tiefer das Schiff im Wasser
liegt, da sie dann in einer dichtern Fluͤssigkeit arbeitet. Die
Raͤderkasten lassen ferner keine Aufstellung von Geschuͤz an den
breiten Schiffswaͤnden zu; mit ihnen faͤllt auch dieser Mangel
weg.“
Hr. F. P. Smith wurde nach
einer Probefahrt bei Edinburgh von der Society of Arts
durch Acclamation zum Mitglied erwaͤhlt und erhielt von derselben
Gesellschaft eine foͤrmliche Danksagung im Namen der Wissenschaft. In
Portsmouth wohnte der Admiral Sir Edward Codrington den
Probefahrten bei, und lenkte, von ungeheuchelter Anerkennung durchdrungen, die
Aufmerksamkeit der Marine auf die Erfindung hin. In Bristol beschloß der Stifter der
transatlantischen Dampfschifffahrt, Capitaͤn Claggston, ein eben im Bau begriffenes, fuͤr die Fahrt zwischen
England und den Vereinigten Staaten bestimmtes, eisernes Riesendampfboot von 300
Tonnen mit einer Schraube zu versehen. Die Reise um Großbritannien, welche etwa 4700
engl. Meilen betraͤgt, wurde mit allem Aufenthalt in drei Wochen
zuruͤkgelegt; im Durchschnitt machte das Schiff zehn engl. Meilen die Stunde.
Im Jul. fuhr der Archimedes von Portsmouth nach Oporto, und legte diesen, gegen 800
engl. Meilen betragenden, Weg in 69 Stunden zuruͤk, was bisher noch kein
anderes Dampfschiff that. Im August „schraubte“ er (die
Englaͤnder bezeichnen diese Bewegungsart bereits mit dem Zeitworte to screw nach den Niederlanden; er verließ bei seiner
Fahrt nach Amsterdam Antwerpen um 5 Uhr Morgens, fuhr um den Texel herum in die
Zuyderzee und war Abends um 7 Uhr am Ziel. Auf diese Erfolge hin sind dem Erfinder
von England, Nordamerika, Holland und Belgien bereits Patente ausgefertigt
worden.
Ein Bremischer Kaufmann, den sein Geschaͤft diesen Sommer nach England
fuͤhrte, wurde durch die Resultate der ersten Fahrten auf den Archimedes
aufmerksam gemacht, und begleitete denselben auf seiner Reise um Großbritannien, um
die Einrichtung und ihre Zwekmaͤßigkeit mit Muße pruͤfen zu
koͤnnen. Bei jedem der vielen guͤnstigen Erfolge mußte ihm einfallen:
von welcher Wichtigkeit ist diese Erfindung fuͤr den lebhaften und stets
zunehmenden Verkehr zwischen den Vereinigten Staaten und den Hansestaͤdten,
und namentlich fuͤr den Transport der deutschen Auswanderer! Waͤhrend
England, Belgien und Frankreich die Idee einer Dampfverbindung zwischen Europa und
dem westlichen Continent mit Eifer ergriffen, hat Deutschland noch gar keine
Anstalten gemacht, sich die Vortheile jener Communication anzueignen) jezt, wo eine
wesentliche Verbesserung in der Dampfschifffahrt vorgeht, darf es nicht
laͤnger zoͤgern, sich die Vortheile sowohl der Dampfschifffahrt auf
dem Ocean, wie auch der Archimed'schen Schraube anzueignen. Und da die leztere auf
den Fluͤssen selten anzuwenden ist, indem die Schraube einen Durchmesser von
wenigstens fuͤnf Fuß haben, und das Schiff also wenigstens sechs Fuß tief im
Wasser gehen muß, so daß ein Schrauben-Dampfboot auf dem Rhein z.B. nur bis
Koblenz hinaufkommen koͤnnte – so muͤssen wir uns desto mehr
beeilen, die neue Erfindung fuͤr unsere transatlantischen Verbindungen zu
benuzen.
Ueber Clegg's Luft-Eisenbahn.
Die Luft-Eisenbahn des Hrn. Clegg, wovon im vorhergehenden Bande des polytechnischen Journals S.
264 und 411 eine ziemlich ausfuͤhrliche Beschreibung mitgetheilt wurde,
liefert wohl den evidentesten Beweis, daß der englische Mechaniker der
bewunderungswuͤrdigsten Ausdauer faͤhig ist und auch vor den
groͤßten praktischen Schwierigkeiten nicht zuruͤkschrikt, wenn es sich
um die Anwendung eines Princips auf die Industrie handelt, wovon man sich nach der
Theorie Vortheile versprechen darf. Es konnte nicht fehlen, daß uͤber die
Anwendbarkeit der Luft-Eisenbahn im Großen bald bedeutende Zweifel, deren
sich mehrere auf den ersten Blik darbieten, erhoben und in oͤffentlichen
Blaͤttern besprochen wurden. In dem bayerischen Kunst- und Gewerbeblatt, August 1840 S.
516 sind die wesentlichsten folgendermaßen zusammengestellt:
„Dr. Garthe
bemerkt, daß, wenn die Roͤhrenleitung der Clegg'schen Construction ihrem Zweke entsprechen soll, die Achsen
aller einzelnen aneinander gefuͤgten Roͤhrenstuͤke zusammen
genommen in einer geraden Linie liegen muͤssen. – Wer es nun weiß,
was dieß schon fuͤr Schwierigkeit auf kleinere Distanzen hat, der wird
begreifen, daß diese Aufgabe aus eine Laͤnge von 1 engl. Meile (549 1/6
bayer. Ruthen) auszufuͤhren zu den groͤßten Hindernissen
gehoͤrt. Hiezu kommt noch, daß die aneinander gefuͤgten
Stuͤke in ihrer Verbindung stets luftdicht schließen muͤssen, weil
ohne dieß der Hauptzwek verfehlt wird. Aus diesem Grunde ist die aufgestellte
Behauptung, daß Luft-Eisenbahnen bei weitem keine so feste und
kostspielige Unterlage beduͤrften, als die gewoͤhnlichen
Eisenbahnen sie bedingen, durchaus irrig. Denn mehr als je ist diese sowohl
fuͤr die Schienen, als auch fuͤr die die Roͤhren tragenden
Stuͤhle erforderlich. Durch die Senkung der Bahn wuͤrde eine
Senkung der schweren Roͤhren herbeigefuͤhrt, eine Bogenlinie
entstehen, diese das Undichtwerden bedingen und somit die Geschwindigkeit des
Wagenzugs vermindern, wenn nicht gar unterbrechen. Ist die Achse aller
Roͤhren keine gerade Linie, so muß da, wo die Biegung eintritt, der
Kolben eine andere Richtung seiner Bewegung erhalten, er wird
Erschuͤtterung auf den Wagen veranlassen, und diese zum Ruin der
Roͤhrenleitung wesentlich und bald beitragen.
Aber angenommen, daß die geruͤgten Maͤngel durch zwekmaͤßige
Mittel zu beseitigen waͤren, so ist nach der Meinung des Hrn. Dr. Garthe der nun weiter
zu beruͤhrende groͤßere Uebelstand nie hinwegzuraͤumen, und
wenn man dieß zugibt, die praktische Unbrauchbarkeit der Luft-Eisenbahn
dadurch begruͤndet. – Nach den bekannt gewordenen Mittheilungen
soll naͤmlich die Roͤhre der Laͤnge nach einen Einschnitt
haben, und an dem Kolben soll, auf irgend eine, selbst die zwekmaͤßigste
Art, eine senkrechte Stange, an welcher sich der Wagenzug befindet, befestigt
seyn. In jedem nur gedenkbaren Falle ist hiedurch Druk oder Zug nicht senkrecht
auf den Mittelpunkt der Flaͤche des Kolbens, sondern unter einem um so
groͤßern Winkel dagegen gerichtet, als der Befestigungspunkt des
Wagenzuges sich naͤher beim Kolben befindet. Hiedurch wird einmal die
Friction des Kolbens ungemein vermehrt, aber auch der ungleich wichtigere
Uebelstand herbeigerufen, daß die Roͤhre sich am obern und untern Ende
mehr abschleift, dadurch der Kolben bald undicht und so der ganze Zwek verfehlt
wird.
Was nun den zusammengesezten Mechanismus der einen Fuß langen 5124 Klappen
betrifft, welche auf einer englischen Meile angebracht werden sollen, und die
durch die klebrige, durch gluͤhendes Eisen weich zu machende Masse stets
luftdicht schließen sollen, so ist Dr. Garthe der Meinung, daß dieß, andauernd zu erreichen,
zu Behauptungen gehoͤrt, die der bedaͤchtige Deutsche kaum
auszusprechen wagt.
Endlich ist noch, der veraͤndernden Einwirkung der Atmosphaͤrilien
nicht zu gedenken, der großen Schwierigkeit zu erwaͤhnen, mit welcher es
die praktische Mechanik zu thun haben wird, um aufgeschlizte Roͤhren als
voͤllig cylindrisch rund im Innern herzustellen. Es gehoͤrt zu den
ganz bekannten Erfahrungen, daß es schon sehr schwer haͤlt, cylindrisch
hohle Roͤhren dampfdicht, und noch schwerer luftdicht zu verfertigen,
wenn sich darin ein Kolben bewegen soll. Sind diese auf der Drehbank auf irgend
eine Art befestigt, und nach allen Regeln der Kunst innen ausgedreht, so
ereignet es sich gewoͤhnlich, daß sie, von der Drehbank losgemacht, einer
Spannung folgen, und nun nicht mehr kreisrund sind. Was nun die Theorie
uͤber dieß Phaͤnomen an die Hand gibt, so folgt zum mindesten
daraus, daß eine innere vollkommen cylindrisch ausgedrehte Roͤhre beim
Aufschneiden ihre Figur dergestalt aͤndert, daß sie unter keiner Bedingung ein Cylinder
bleibt. Ja, was mit Sicherheit voraus zu bestimmen seyn wird, ist, daß jedes
Individuum einer Roͤhre eine andere Gestalt annehmen wird. Alle
koͤnnen also nicht zu einem Ganzen vereinigt werden. Auch steigt die
Schwierigkeit mit einer groͤßeren zu erzielenden Kraft, d.h. mit
zunehmender Weite der Roͤhren. Haͤtte nun auch die praktische
Mechanik Mittel, die cylindrischen Roͤhren aufgeschlizt auszudrehen, so
ist dieß schwer zu erzielen, und wird dann jedenfalls die Roͤhren
ungemein kostbar machen.
Ueber die Leistungsfaͤhigkeit dieser Maschinen fuͤhrt ferner der
Ingenieur-Premier-Lieutenant Beyse an:
1) Ein Haupthinderniß fuͤr die Anlage im Großen ist die Menge stehender
Maschinen, naͤmlich per Meile von 2000
Ruthen, wenigstens 4, wenn die Angabe richtig ist, daß Hr. Clegg alle engl. Meilen (549 1/6 bayer.
Ruthen) eine solche stellen will. Wir behaupten ferner, daß auf jeder Station
der Sicherheit des Gelingens wegen wenigstens 2 stehen muͤssen, um
moͤgliche Unterbrechungen zu vermeiden. Denn eine Luftpumpe von solcher
Kraft ist an und fuͤr sich keine ganz einfache Maschine, und einzelne
Theile derselben dem Zerbrechen ausgesezt; und im Falle eine
Beschaͤdigung des Kolbens oder der Ventile vorkommen sollte, muß doch
immer ein Reserveapparat vorhanden seyn, um die Zuͤge nicht stillstehen
zu lassen. Dieß bedingt von Hause aus gleich die Doppelbahn, waͤhrend man
bei vielen gewoͤhnlichen Bahnen mit einfachen Schienen ausreichen kann.
Es sind folglich per Meile à 2000 Ruthen
wenigstens 8 Maschinen und 2 Schienenstraͤnge erforderlich, und es ist
die große Frage, ob unter diesen Umstaͤnden auch Brennstoffersparniß
eintreten koͤnne? Wenn auf gewoͤhnlichen Eisenbahnen
Beschaͤdigungen an der Zugmaschine oder Locomotive vorkommen, so kann
eine Reserve-Locomotive benuzt werden, um Reisende und Guͤter
weiter zu schaffen; wuͤrde aber an einer einfachen Luftroͤhre des
Hrn. Clegg eine bedeutende
Beschaͤdigung eintreten, die außerdem an dem Ventil sowohl als am Kolben
der Luftpumpe und der stehenden Maschine moͤglich gedacht werden muß, wie
ist dieser Uebelstand schnell zu heben, ohne eine Doppelbahn und
Doppelroͤhre?
2) Die groͤßte Kraft, welche Hr. Clegg auf die Fortbewegung seiner
Wagenzuͤge verwenden kann, ist nur der Druk der Atmosphaͤre, wenn
es ihm jemals gelingen sollte, seine Roͤhren voͤllig luftleer zu
machen. Alle Physiker wissen aber, welche Schwierigkeiten dieß bei großen
Retorten mit sich bringt. Es ist nur eine sehr große Verduͤnnung und
wahrscheinlich nie ein voͤllig leerer Raum
hervorzubringen. Wir wollen unsere Ansicht durch einige Beispiele
erlaͤutern:
a) Auf horizontaler Bahn,
mit 10zoͤlligen Roͤhren und 4 bis 6fuͤßigen Raͤdern.
– Hier ist die Reibung des Kolbens in der Roͤhre noch durch
naͤhere Versuche zu ermitteln; ferner die Reibung des stumpfen Messers
und der senkrechten Stange an den Ventilen. Eben so muß die unvollkommene Leere
in großen Roͤhren auch noch naͤher durch Versuche ermittelt
werden.
Wir wagen daher wohl nicht zu viel, wenn wir behaupten, daß bei guͤnstigen
Umstaͤnden wenigstens 1/4 Atmosphaͤrendruk abzuziehen seyn
moͤchte. Gesezt nun, Hr. Clegg haͤtte einen Apparat mit 10'' im Lichten weiten
Roͤhren (man gibt an, seine Roͤhren sollen 9 Zoll im Durchmesser
halten), so hat eine solche Roͤhre 5 × 5 × 3,14 = 78,50
Quadratzoll Durchschnittsflaͤche. Bei vollkommener Leere ist der Druk der
Luft auf dem Horizonte der Meeresflaͤche = 15 Pfd. preußisch circa, gibt
= 1177,5 Pfd. Kraft, davon aus obigen Gruͤnden 1/4 subtrahirt, bleibt
circa 930 Pfd. Zugkraft uͤbrig; zieht nun jedes Pfund der Zugkraft 250
Pfd. der Last, wie dieß auf guten Schienen mit guten Wagen der Fall ist, so ist
die ganze fortzuschaffende Last auf der Luft-Eisenbahn = 930 × 250
Pfd. bei 10 Zoll Roͤhrenweite = 232,500 Pfd. = 2113 1/2 Cntr. circa, oder
circa 105 1/2 Tonnen inclus. Wagen; davon ab 1/3
fuͤr die Wagen, bleiben 70 Ton. fuͤr Personen = 1050 Personen auf
einmal. Eine starke Locomotive bewegt dieselbe Last.
b) Fuͤr eine geneigte
Ebene von 1/100 muß beim Ersteigen derselben noch 1/100 der Last an
Zugkraft mehr vorhanden seyn, aus Gruͤnden der Statik, folglich
fuͤr 105 Tonnen noch circa 1 Tonne = 20 Cntr. = 2200 Pfd., oder die
Maschinerie ist nicht im Stande, diese Last die geneigte Ebene hinauf zu
schaffen.
Fuͤr 50 Tonnen ist der Mehrbedarf an Zugkraft = 1/2 Tonne = 1100 Pfd.,
oder die Maschinerie kann solche nicht die Ebene hinauf schaffen.
Fuͤr 30 Tonnen ist der Mehrbedarf an Zugkraft = 3/10 Tonne = 660 Pfd.,
oder es ist moͤglich, diese Last auf einmal den Berg hinauf zu schaffen.
Starke Locomotiven
schaffen groͤßere Lasten eine solche Rampe hinaus. 32 Tonnen
moͤchten daher wohl das Maximum seyn, welches der Apparat des Hrn.
Clegg mit 10'' im
Lichten weiten Roͤhren, eine Steigung von 1/100 hinauf schaffen kann.
c) Fuͤr eine geneigte
Ebene von 1/30 muß 1/30 des Gewichts fuͤr die Zugkraft mehr
vorhanden seyn, als auf der Horizontalebene; das Maximum der Last, die eine
solche steile Bahn in die Hoͤhe geschafft werden moͤchte, ist
folglich auf hoͤchstens 12 Tonnen zu sezen, so daß auch hier stehende
Maschinen mehr leisten. Aus Obigem ersieht man, daß der Nuzeffect bei steilen
Ebenen viel geringer ausfaͤllt, als bei gewoͤhnlichen stehenden
Maschinen, wobei noch in Betrachtung zu ziehen ist, daß in groͤßern
Erhebungen uͤber der Meeresflache, folglich in hohen Gebirgen, der Druk
der Atmosphaͤre geringer ist, als 15 Pfd. per
Quadratzoll preußisch. Hieraus sieht man, welche Hoffnung auf diese neue
Erfindung zu sezen ist, und welche nicht! Fuͤr große militaͤrische
Zweke moͤchte diese Erfindung gar nicht anwendbar seyn, weil da, wo sie
den groͤßten Nuzen gewaͤhren konnte, d.h. auf steilen
Abhaͤngen und in gebirgigem Terrain, zu wenig Personen auf einmal
fortgeschafft werden koͤnnen, und Huͤlfsmaschinen bei
gewoͤhnlichen Bahnen daselbst viel mehr leisten. Der groͤßte Nuzen
wird immer die große Geschwindigkeit seyn, mit welcher man transportirt, weil
dabei die Gefahr nicht stattfinden kann, die auf gewoͤhnlichen Bahnen mit
steigender Geschwindigkeit zunimmt. Ob die Vorrichtung aber wirklich ganz
gefahrlos sey, wird die Zukunft lehren, weil ein Senken einzelner Theile der
langen Roͤhre auch wohl ein ploͤzliches Festsizen des Kolbens und
folglich einen bedeutenden Stoß etc. verursachen koͤnnte. Vor allen
Dingen ist jedoch noͤthig, daß wirklich eine groͤßere Bahn mit
weiten Roͤhren versehen ausgefuͤhrt ist, bis man voͤlliges
Vertrauen in diese Erfindung sezen kann; denn 1/2 engl. Meile mit 3 1/2
zoͤlligen Roͤhren ist nur als ein Modell zu betrachten, welches
viel verheißt, und im Großen doch nie die erwarteten Vortheile gewaͤhren
moͤchte.“
Franchot's neue Luftmaschine.
Die der Beurtheilung der Akademie unterstellte Luftmaschine hat folgende Zweke:
1) In einer konstanten Masse Luft oder irgend eines Gases in geschlossenem
Gefaͤße raschen Temperaturwechsel
hervorzubringen,
2) die abwechselnde Ausdehnung und Zusammenziehung dieser Luftmasse als bewegende
Kraft anzuwenden.
Wir erhalten in der Oekonomie eben so schnelle als vollstaͤndige
Temperaturveraͤnderungen in der gasartigen Fluͤssigkeit, indem wir sie
durch einen Canal, dem eine mit der Menge des bewegten Gases in Verhaͤltniß
stehende Oberflaͤche gegeben wird, aufeinanderfolgend von einem warmen Zimmer
in ein kaltes, und umgekehrt, treten lassen. Es geht hieraus hervor, daß die warme
Luft, nach ihrer Ausbreitung im warmen Zimmer, ihren Waͤrmestoff in den
Canal, der sie in das kalte Zimmer leitet, nach und nach absezt, gleichsam ausladet,
und nachdem sie. sich in diesem zweiten Raume vermoͤge der Erkaltung und des
Spieles der Maschine wieder zusammengezogen, den in dem zwischen beiden
Raͤumen befindlichen Canal abgesezten Waͤrmestoff auf ihrem
Ruͤkwege in das warme Zimmer wieder aufnimmt.
Unser Verdraͤngungs- (deplacement)
Verfahren, welches leicht begreifliche Wortheile darbietet, kann bei den
Dampfmaschinen nicht angewandt werden, deßhalb laͤßt man den Dampf in die
Luft oder in das Verdichtungswasser rein verloren gehen, waͤhrend er noch
nuzbare Mengen Waͤrme in sich schließt. – Der Verbrauch an
Brennmaterial, welcher bei Anwendung der Luft als bewegende Kraft unter den so eben
im Allgemeinen angegebenen Verhaͤltnissen stattfindet, kann a posteriori berechnet werden; wir haben ihn aber jezt
schon in der Annahme, daß durch unser Verfahren eine Absezung (emmagasinement) und eine vollstaͤndige
Ruͤkkehr alles nicht verbrauchten Waͤrmestoffs stattfindet, und nach
Abzug des Verlustes durch Ausstrahlung u.s.w. a priori
zu berechnen gesucht.
Es ist offenbar, daß nach dieser Hypothese der Verbrauch sich auf die durch die
Ausdehnung des angewandten Gases bestimmte Verschlukung von Waͤrme reducirt,
mit anderen Worten: daß die erste Bedingung des Maximums der Nuzbarmachung des
Brennstoffs erfuͤllt waͤre. Wir sagen die erste Bedingung des
Maximums, weil man auch den Unterschied der Temperatur des Gases waͤhrend
seiner Ausdehnung und waͤhrend seiner Zusammenziehung in Rechnung bringen
muß, und weil bei einem
gleichen Verbrauch an Waͤrme der hervorgebrachte dynamische Erfolg um so viel
betraͤchtlicher ist, als dieser Unterschied ausmacht, d.h. als man den
Waͤrmestoff in einer jener des Herdes, von welchem er ausstroͤmt,
naͤheren Temperatur genommen hat, um ihn durch Vermittelung des bewegenden
Gases zur Abkuͤhlung zu bringen. Dieses scheint S. Carnot in einem kleinen: „Reflexions sur
la puissance motrice du feu“ betitelten Werkchen dargethan
zu haben, in welchem er uͤberdieß beweist, daß die bewegende Kraft der
Waͤrme von den, um sie ins Werk zu sezen, angewandten Agentien, Gasen oder
Daͤmpfen unabhaͤngig sey.
Von diesem Gesichtspunkte aus betrachtet verwendet der Wasserdampf in den
gewoͤhnlichen Maschinen von hohem oder niederem Druk nur
Temperaturdifferenzen von 60 bis 70 Graden; und da die Absperrung oder Expansion des
Dampfs in diesen Maschinen immer sehr unvollstaͤndig ist (was mit anderen
Worten sagt, daß sie eine viel groͤßere Menge Waͤrme verzehren, als
die durch die Ausdehnung verschlukte), so ist es begreiflich, daß die Dampfmaschinen
nur einen kleinsten Theil der absoluten motorischen Kraft des Brennmaterials in
Wirksamkeit zu sezen gestatten.
Da wir nun mit unseren Apparaten Temperaturdifferenzen von 300 Graden nuzbar machen
koͤnnen und uͤberdieß der ersten Bedingung des von uns aufgestellten
Maximums nahehin genuͤgen koͤnnen, so hoffen wir, Watt's Dampfmaschine durch unsere
vervollkommnete Luftmaschine ersezend, eine Ersparung an Brennmaterial zu gewahren,
welche neun Zehntheile erreichen duͤrfte, aber unseren bisher noch sehr
unvollstaͤndigen Versuchen zufolge schon auf drei Viertheile angegeben werden
darf.
Um einigen Einwuͤrfen zu begegnen, muͤssen wir bemerken, daß wir bei
Errichtung unserer Apparate die Beruͤhrung der warmen Luft mit irgend einer
schwebenden, sich hin und her bewegenden oder angepaßten Oberflaͤche u.
dergl. vermeiden; denn diese Beruͤhrung war die Klippe, an welcher die vor
uns auszufuͤhren versuchten Luftmaschinen scheiterten.
Ferner machen wir darauf aufmerksam, daß, wenn die Luft weit weniger Volum als das in
Dampf verwandelte Wasser einnimmt, um auf gleich hohe Temperatur zu steigen, wir
durch ihre vorgaͤngige Compression und durch die Geschwindigkeit, mit welcher
sie in unserer Maschine die Temperatur wechselt (was eine aus unseren Versuchen
hervorgegangene Thatsache ist), mit geringeren Raum einnehmenden Apparaten einen
jenem des Wasserdampfes gleichkommenden Krafteffect hervorbringen; denn am Ende ist
die Kraft einer Maschine zu bestimmen durch den Druk p,
unter welchem sich das Volum v waͤhrend der Zeit
t erzeugt, d.h. durch pv/t (Comptes rendus 1840, 2me Sem., No. 6.)
Vorrichtung zur Erhellung der zum Vorzeigen bei öffentlichen
Vorlesungen bestimmten Mikroskope.
Hr. Donné schikte diesen
kleinen Apparat an die franzoͤsische Akademie, mittelst welchem er die
mikroskopischen Gegenstaͤnde in einem Amphitheater eben so leicht betrachten
lassen kann, wie ein Lehrer der Botanik ein Blatt von Hand zu Hand gehen
laͤßt, waͤhrend er es beschreibt, ohne daß von den Zuhoͤrern,
seyen deren noch so viele, etwas beschaͤdigt werden kann. Diese Mikroskope
fuͤhren ihr Licht mit sich. Ein kleines Laͤmpchen ist in einer Art
Blendlaterne angebracht, welche unmittelbar mit dem Mikroskop so verbunden ist, um
den Reflexionsspiegel gehoͤrig beleuchten zu koͤnnen. Im Uebrigen ist
an diesem Instrumente alles fest und unbeweglich, d.h. der Gegenstand wird auf der
Unterlage durch einen kleinen Andruͤker festgehalten. Ist einmal der Focus
gefunden, so wird diese Stellung mittelst einer Drukschraube befestigt, so daß das
Mikroskop nun von Hand zu Hand gehen kann, und die Zuhoͤrer nur ihr Auge an
das Ocularglas zu bringen haben, um das Object zu sehen. – Eine weitere
nuͤzliche Anwendung dieser Vorrichtung ist die in Spitaͤlern, bei der
Klinik, bei welcher das Mikroskop jezt mit so vielem Interesse angewandt wird. (Comptes rendus 1840, 2e
Sem., No. 3.)
Solly's
Verfahren das Wachs zu bleichen.
Hr. Solly hat der in Glasgow
versammelten British Association eine Methode das
vegetabilische Wachs zu bleichen mitgetheilt, wodurch dasselbe in wenigen Minuten
vollstaͤndig und besser entfaͤrbt wird, als wenn man eine halbe Stunde
lang Chlorgas hindurchleitet. Sie besteht darin, das Wachs zu schmelzen, etwas
verduͤnnte Schwefelsaͤure zuzugießen (wozu man einen Theil
Vitrioloͤhl mit zwei Theilen Wasser verduͤnnt), sodann einige
Krystalle von salpetersaurem Natron zuzusezen, das Ganze mit einem
Holzstaͤbchen umzuruͤhren und heiß zu erhalten. Es entwikelt sich
hiebei eine betraͤchtliche Menge reiner Salpetersaͤure von einer
großen Oberflaͤche aus und zwar in der Art, daß alle entbundene Saͤure
nothwendig durch das geschmolzene Wachs dringen muß. Dieses Verfahren entspricht dem
Zweke vollkommen, ist wohlfeil und es bleibt mit dem Wachs nur eine
Aufloͤsung von schwefelsaurem Natron zuruͤk, welche leicht zu
beseitigen ist. (Literary Gazette, No. 1236)
Swindell's Verfahren eisenblausaures Kali und Natron als Nebenproduct
bei der Fabrication künstlicher Potasche und Soda zu gewinnen.
Bei der Fabrication von Potasche und Soda erhizt man gewoͤhnlich ein Gemenge
von schwefelsaurem Kali oder Natron mit kohlensaurem Kalk und Kohlenpulver in einem
Reverberirofen, wobei die schwefelsauren Salze zersezt werden, und kohlensaures Kali
oder Natron entsteht. Swindell laͤßt den
kohlensauren Kalk weg und vermengt die schwefelsauren Salze mit feingemahlener
Steinkohle der besten Art (welche bekanntlich Stikstoff enthaͤlt), nebst
etwas Eisenfeile. Nachdem das schwefelsaure Salz im Reverberirofen in Fluß gebracht
ist, sezt er nach und nach das Gemenge von Steinkohlenpulver und Eisenfeile (1 Th.
Eisenfeile auf 8 Kohle) zu, bis dem geschmolzenen schwefelsauren Salze die
Haͤlfte seines Gewichts Kohlenpulver oder daruͤber einverleibt worden
ist; waͤhrend des Zusezens von Kohlenpulver wird die Masse umgeruͤhrt
und dieses auch 10–15 Minuten lang nachher noch fortgesezt, worauf man die
Masse aus dem Ofen nehmen und abkuͤhlen lassen kann. Sie wird nach dem
Erkalten in Wasser aufgeloͤst und die Fluͤssigkeit, nachdem sie sich
abgesezt hat, bis auf ein spec. Gewicht von 1,320 kochend abgedampft; man bringt sie
hierauf in Kuͤhlgefaͤße, worin das eisenblausaure Kali oder Natron
nach 4–5 Tagen auskrystallisirt; die Aufloͤsung besteht nun aus
kohlensaurem Kali oder Natron nebst Schwefelkalium oder Schwefelnatrium, von welchem
lezteren sie auf gewoͤhnliche Art gereinigt wird. Das eisenblausaure Kali
oder Natron muß noch einmal aufgeloͤst und umkrystallisirt werden, worauf man
es in den Handel bringen kann. (London Journal of arts,
Sept. 1840, S. 32.)
Unveränderliche und unverbrennliche Composition für die
Daͤcher der Gebaͤude.
Man brennt sehr harten und reinen Kalkstein, am besten weißen Marmor in einem
Reverberirofen, pulverisirt und siebt ihn dann. Ferner pulverisirt und siebt man gut
gebrannten Thon und vermengt sorgfaͤltig zwei Theile desselben mit einem
Theil Kalkpulver. Andererseits vermengt man einen Theil gebrannten und gepulverten
Gyps mit zwei Theilen gebranntem und gepulvertem Thon, mengt hierauf die beiden
Pulver unter einander und bewahrt sie an einem trokenen Orte gegen den Zutritt der
Luft geschuͤzt auf. Wenn man diese Composition anwenden will, macht man
daraus mit beilaͤufig dem vierten Theile ihres Gewichts Wasser einen diken
Teig, womit man die Latten, Sparren und Balten der Gebaͤude
uͤberzieht, welche dadurch vollkommen unverbrennlich werden.
Diese Composition wird mit der Zeit so hart wie Stein, laͤßt keine
Feuchtigkeit durchdringen, bekommt in der Hize keine Risse, und ist von langer
Dauer; auch lassen sich darauf Farben aller Art auftragen. (Echo du monde savant, No. 577.)