Titel: | Ueber ein einfaches Hebelwerk, mittelst dessen sich das Abspannen des Wagenzugs bei Unfällen der Locomotive auf Eisenbahnen leicht bewerkstelligen läßt, nebst einer zwekmäßigen Vorrichtung zum Selbstaushängen der Locomotive. Von Clemens Reifert jun., Wagenfabrikanten in Bockenheim bei Frankfurt a. M. |
Fundstelle: | Band 78, Jahrgang 1840, Nr. XXXIV., S. 166 |
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XXXIV.
Ueber ein einfaches Hebelwerk, mittelst dessen
sich das Abspannen des Wagenzugs bei Unfällen der Locomotive auf Eisenbahnen leicht
bewerkstelligen läßt, nebst einer zwekmäßigen Vorrichtung zum Selbstaushängen der
Locomotive. Von Clemens
Reifert
jun., Wagenfabrikanten in Bockenheim bei Frankfurt a.
M.Nachdem diese Vorrichtung ihre Zwekmäßigkeit, wie zu erwarten war, nun auch im
Großen vollkommen bewährt hat, ermangeln wir nicht sie unsern Lesern aus dem
Frankfurter
Gewerbfreund 1840 Nr. 23 mitzutheilen. A. d. R.
Mit Abbildungen auf Tab.
III.
Reifert's Vorrichtung zum Abspannen des Wagenzuges von
Locomotiven.
Der nun bereits schon zum drittenmale in gleicher Weise auf unserer
Taunus-Eisenbahn erfolgte Unfall, wo durch das Zerspringen eines Radreifs die
Locomotive die Schienen verließ und den Wagenzug mit sich riß, so daß lezterer im
neuesten Falle dieser Art durch den theilweis erfolgten Umsturz stark beschädigt
wurde, veranlaßte mich ernstlich an eine Vorrichtung zu denken, wodurch es möglich
würde, den Wagenzug vor solchen Unfällen zu schüzen. Ich entschloß mich daher, nach
reiflicher Ueberlegung jenes Projectes, zur leichtern Verständigung desselben, ein
Modell hierüber anzufertigen.
Der Hauptzwek, den ich bei dem Entwurf jener Vorrichtung besonders im Auge hielt, war
zuvörderst, durch ein am Tender angebrachtes einfaches Hebelwerk es dem
Locomotivführer oder dessen Gehülfen möglich zu machen, daß er, ohne seinen
gewöhnlichen Plaz zu verlassen, durch einen schnellen, leichten Zug oder Druk den
Wagenzug hinter dem Tender abspannen könne, was ihm in gefährlichen Momenten bei der
jezigen Art und Weise, wie der Verbindungsnagel des Tenders herausgezogen wird,
augenbliklich zu bewerkstelligen nicht möglich ist. Damit aber diese Vorrichtung
nicht einzig von der Geistesgegenwart des Locomotivführers oder dessen Gehülfen
abhängt, so wäre es zwekmäßig, dieselbe Mechanik außer an dem Tender, auch noch an
einem geschlossenen Bagagewagen anzubringen, welcher vor den Personenwagen und
hinter dem Tender folgte und oben auf der Deke mit einem Siz und einer doppelten
Hemmmaschine versehen wäre. Auch müßte alsdann immer einer der mitfahrenden
Conducteurs beauftragt seyn, oben auf dem Verdek zu sizen, um nötigenfalls das
Aushängen und das hiemit in Verbindung gebrachte gleichzeitige Hemmen des Wagenzugs
zu besorgen, welches um so leichter ausgeführt werden kann, als er dasselbe in einer
Secunde, ohne seinen Plaz zu verlassen, mit einem einzigen Druk zu bewerkstelligen
vermag. Da es aber geschehen könnte, daß sich ein Unfall so schnell ereignete, wo
auch die größte Geistesgegenwart ohne Nuzen wäre, namentlich dann, wenn eine
gleichzeitige Beschädigung der mit der Handhabung dieser Vorrichtung beauftragten
Personen erfolgt, so habe ich den Haken des erwähnten Hebelwerks, welcher zum
Zusammenhängen der Wagen dient, so eingerichtet, daß sich derselbe, sobald die
Locomotive die Schienen überspringt und demnach in etwas schiefer Richtung den
Wagenzug mit sich zieht, von selbst aushängt (was jedoch,
so lange die Locomotive in den Schienen bleibt, nie zu befürchten steht).
Gleichzeitig wird durch ein mit dieser Vorrichtung in Verbindung stehendes Hemmwerk
der Wagenzug von selbst aufgehalten, und somit die Locomotive allein mit dem Tender
ihrem fernern Schiksal überlassen. Hiedurch wird gewiß in den meisten Fällen
verhindert, daß dem Wagenzug ein bedeutendes Unglük widerfährt. Zu lezterm Zweke hat
nun mein Vater eine noch einfachere Beschaffenheit dieses Hakens nach gleicher
Theorie vorgeschlagen, wonach ich ein Modell in wirklicher Größe und Stärke von Holz
verfertigte, und ist dasselbe wegen seiner sehr soliden und einfachen Art im hohen
Grabe als praktisch zu empfehlen.
Auf Tab. III sieht man nebst dem Tender einen geschlossenen Bagagewagen (in 1/20 der
natürlichen Größe, im Metermaaß abgebildet), wie solche, das obere Hebelwerk
abgerechnet, gegenwärtig auf der hiesigen Taunusbahn im Gebrauch sind. Die Bauart
dieser Wagen eignet sich ganz besonders zur Anbringung jener Vorrichtung, indem
diese Wagen mit einem Siz für den Conducteur und mit einem Hemmwerk versehen sind,
wodurch die Vereinigung des doppelten Hebelwerks auf das leichteste bewerkstelligt
werden kann. Es bedarf nämlich hiezu keiner weitern Veränderung, als die jezige
obere Drehkurbel des Hemmwerks, womit die an der innern Thürensäule herunterlaufende
Zugstange (die in der Zeichnung mit punktirten Linien angedeutet ist) bei dem Hemmen
hinaufgeschraubt wird, in eine Hebelstange zu verwandeln, welche vermittelst einer
Gabel an ihrem äußern Ende unter den vordern langen Hebel geht, der beim
Niederdrüken den Verbindungsnagel (welcher den Wagenzug zusammenhält) aus dem
Anzughaken herauszieht, und bei noch tieferm Niederdrüken gleichzeitig das Hemmwerk
gegen die beiden Räder spannt. Damit aber die Kraft bei dem Niederdrüken des obern
Hebels nicht getheilt werde, muß durch ein richtiges Längenmaaß das Hebelwerk so
justirt seyn, daß sich die Verbindungsstange etwas früher herauszieht, als das
Hemmen stattfindet, damit sich durch einen leichten Druk das erstere bewerkstelligen
läßt, und alsdann die volle Kraft bei dem tiefern Niederdrüken zum Hemmen
verwendet werden kann. Auch hat dieß den Vortheil, daß man (wie dieß öfters in
Bahnhöfen zu geschehen pflegt) die Locomotive, ohne hemmen zu müssen, von dem
Wagenzug abhängen kann. Da außerdem die beiden Drukhebel nicht fest miteinander
verbunden sind, sondern nur in einer Gabel aufeinander ruhen, so kann man auch, ohne
auszuhängen, durch alleiniges Niederdrüken des untern Hebels hemmen. Beide Hebel
werden nach jedesmaligem Gebrauch vermittelst der Abdrukfedern x, x von selbst wieder in die Höhe gedrükt, und muß der
obere, wegen seiner großen Länge, nach seinem Griffende zu, auf einem Lager ruhen,
welches in einer geschlizten Spange eingefeilt ist, wodurch der Hebel geht, und die
zugleich verhindert, daß die Hebelstange bei der durch das Fahren entstehenden
Erschütterung weder auf die Seite schwanken, noch höher als erforderlich ist,
gedrükt werden kann (siehe die vordere Ansicht der geschlizten Lagerspange Fig. 29). Bei
dem Aushängen muß alsdann der obere Hebel ein wenig aufgehoben, und damit er von
seinem Lager abgleite, bei dem Niederdrüken etwas nach der äußern Seite gezwängt
werden.
Die vordere Verbindungsstange muß sowohl oben, wie unten am Einsteknagel mit einem
Charnier versehen seyn, damit, wenn die Wagen angezogen werden (wobei sich der
Anzughaken, welcher mit der Pufferfeder in fester Verbindung steht, jedesmal bald
mehr, bald weniger herauszieht, je nachdem die Kraft des Anzuges, so wie die
Schnelligkeit derselben darauf einwirkt), keine Spannung verursacht wird. Der Zwek
der Pufferfedern ist nämlich, alle Stöße bei dem Aufhalten des Wagenzugs, so wie die
gewaltsame Einwirkung des Anziehens, durch ihre Elasticität zu mildern, und stehen
daher die Pufferstangen mit den beiden Enden der Pufferfeder, so wie der Anzughaken
in der Mitte mit dieser leztern in fester Verbindung.
Die in der Zeichnung durch Punkte angedeutete Anzugstange, welche das mittlere
Hemmwerk hinaufzieht, muß an ihrem untern Ende mit einem entsprechend langen Gewinde
versehen seyn, um bei erfolgendem Abnuzen der Holzschuhe, welche beim Hemmen gegen
die Radreife gedrükt werden, diese Schuhe nachschrauben und gleichmäßig justiren zu
können, damit sie nie entfernter als etwa 3 bis 4 Linien oder 1 Centimeter breit vom
Rade zu stehen kommen.
Die ganze, eben erwähnte Vorrichtung läßt sich aber auch außer an dem Bagagewagen,
eben so gut an irgend einem Personenwagen, vorausgesezt, daß derselbe mit einem Siz
für den Conducteur und einem Hemmwerke versehen ist, anbringen. Soll indeß diese
Vorrichtung mit doppeltem Hebel an dem Tender der
Locomotive angebracht werden, so bedarf es nur, wie bei dem Bagagewagen, einer Umgestaltung der
Hemmwerks-Drehkurbel in eine Hebelstange, die, wie bei dem leztern, unter den
langen obern Hebel der Verbindungsstange geht, um sowohl jedes einzeln, so wie beides zugleich, nach Bedarf
benuzen zu können.
Ein einfaches Hebelwerk zum bloßen Aushängen der
Locomotive haben wir bereits in Eisen angefertigt und an dem Tender der hiesigen
Locomotive „der Bliz“ angebracht,
und hat sich diese Vorrichtung bereits in jeder Beziehung als sehr zwekmäßig
erwiesen. Nur müßte zur größern Vervollkommnung derselben notwendigerweise noch eine
Veränderung des bisherigen Einhängehakens am Tender vorgenommen werden, welcher bis
jezt noch nicht, wie es an meinem Modelle der Fall ist, steif mit der Pufferfeder
verbunden ist, sondern, wegen ungleicher Höhe des Standpunktes der Haken zu jener
der Personenwagen, vorn am Verbindungsmaul beweglich ist, was sich indeß eben so
wenig wie die ungleiche Höhe der Haken (von den Schienen gemessen) empfehlen läßt,
indem durch die schiefe Richtung, welche hiedurch die Kuppelkette abwärts nach dem
tiefer stehenden Tenderhaken annimmt, ein nachtheiliger Zug, und hieraus für den
nach dem Tender folgenden Waggon eine vermehrte Friction der Räder gegen die
Schienen entstehen muß. Der Haken oder das Verbindungsmaul des Tenders sollte daher
steifstehend angeschweißt und so viel über sich gekräpft werden, daß es in möglichst
gerader Richtung mit dem Haken der Personenwagen zu stehen kommt. Zum alleinigen
Gebrauch des Aushängens ließe sich auch statt des langen liegenden Hebels ein kurzer
aufrechtstehender Hebel anbringen, welcher vermittelst eines Zuges, nach dem Plaz
des Locomotivführers zu befestigt, denselben Zwek erfüllte, wie denn überhaupt
derselbe Zwek auf gar mannichfache Weise zu erreichen seyn dürfte.
So lange nun die mit der Handhabung des beschriebenen Hebelwerks beauftragten
Personen Geistesgegenwart genug besizen, um in gefahrdrohenden Momenten den
schnellsten Gebrauch von dieser Vorrichtung zu machen, mag jenes Hebelwerk dem
gewünschten Zweke vollkommen entsprechen; da jedoch die Erfahrung genügend gelehrt
hat, daß die Zeit jene Leute mit der Gefahr so sehr vertraut macht, daß sie die
Möglichkeit eines Unglüks oft ganz vergessen, so ist es in jeder Beziehung
rathsamer, mit dem beschriebenen Hebelwerk auch noch eine Vorrichtung zum Selbstaushängen und gleichzeitigen Selbsthemmen zu verbinden, was auf folgende einfache Weise wird
bewerkstelligt werden können. Es wird nämlich zu diesem Zweke, anstatt direct die
Kuppelkette in den Anzughaken einzuhängen, in dem leztern erst ein mobiler Haken
(siehe Randfigur 17), auf gleiche Weise wie die Kuppelkette, vermittelst der
Verbindungsstange befestigt, und kann derselbe daher eben so gut wie die Kuppelkette allein
zum gewöhnlichen Aushängen im Bahnhof benuzt werden. Nur darf sich der Haken selbst
nicht seitwärts bewegen und muß, sobald die Verbindungsstange (welche bei Randfigur
17 durch Punkte angedeutet ist) hindurchgeht, geschlossen in dem Anzughaken
befestigt seyn.
Bei dem Einhängen der Kuppelkette in diesen Haken muß dessen bewegliche Charniernase
a auf die Seite gedreht werden, wodurch sie von
ihrem keilförmigen Ansaz vorn abgleitet und durch die Drukfeder b niedergedrükt wird. Der Theil der Kuppelkette c, welcher in die Charniernase a eingehängt wird, muß von Innen so breit, wie die leztere in der Mitte
dik ist, rechtwinklig und leicht anschließend gearbeitet seyn, damit bei einem
schiefen Anzug der Kuppelkette die Charniernase seitwärts gedreht wird, und sobald
sie den vordern Ansaz verläßt, niederfällt und somit sich die Kuppelkette aushängt.
Der untere Theil der Charniernase, welcher das einfache Charniertheil bildet, hat
unter lezterm eine Aufsazscheibe, unter welcher die Abdrukfeder b mit vier Nieten befestigt wird, damit diese Feder sich
mit der Charniernase drehe und in jeder Richtung leztere gegen den vordern Ansaz
oder nach Außen hin drüke. Ferner hat dieses einfache Charniertheil einen Zapfen e, welcher sich behebt in dem untern Theil des Hakens
(siehe Fig.
17) drehen läßt und unten mit einer Mutter und Unterlagsscheibe versehen
ist. Dieser Zapfen bildet den Reynagel für die Charniernase und muß einen
Durchmesser von entsprechender Stärke haben. Damit bei dem Niederfallen der
Charniernase ein leichtes Abgleiten der Kuppelkette eintrete, muß erstere nach Oben
zu etwas schmäler, und leztere nach Innen zu breiter geöffnet seyn, wie solches aus
Fig. 20
und 22
ersichtlich ist. Der Grad des schiefen Winkels, in welchem die Charniernase sich
öffnen soll, läßt sich genau bei der Bearbeitung des Hakens vorher bestimmen, indem
man durch willkürliche Verlängerung der Charniernase bis zum Hakenansaz d, so wie durch die vordere Breite der Nase und des
Ansazes den Winkelgrad des Selbstöffnens größer oder kleiner erzielen kann.
Fig. 18
stellt von dem obern Hakentheil die innere Seite des Mittlern Durchschnitts dar; a ist die bewegliche Charniernase, welche von dem festen
Haken d abgleitet, sobald sie in die mit Punkten
angedeutete Richtung hingedreht wird; f ist das Loch,
wodurch der Verbindungsnagel geht.
Fig. 19
stellt von dem untern Hakentheil die innere Seite des Mittlern Durchschnitts
dar.
Fig. 20 ist
die vordere Ansicht des Hakens. (Vergleiche zur leichtern Verständigung die
gleichlautenden Buchstaben der verschiedenen Ansichten.)
Fig. 21 ist
die obere Ansicht der Abdrukfeder b.
Fig. 22 die
obere Ansicht des einen Theils der Kuppelkette c,
welcher in die Charniernase a eingehängt wird.
Fig. 23 die
Seitenansicht eines von meinem Vater angegebenen vereinfachten Hakens, in gleicher
Theorie, ohne Charnier mit doppelter Keilnase und doppelten Ansäzen.
Fig. 24 zeigt
die bewegliche Doppelnase a von der Seite, mit ihrem
durchgehenden Reynagel b und doppeltem Ansaz c.
Fig. 25 ist
die Seitenansicht des leeren Hakens mit seinen doppelten Ansäzen d, hinter welchen die doppelte Keilnase zu hängen kommt;
e, e sind Beidrukfedern, welche zur Verhinderung des
allzu leichten Aushängens der doppelten Keilnase dienen.
Fig. 26 ist
die obere Ansicht der doppelten Keilnase a, worin die
Kuppelkette befestigt wird; b ist der Reynagel; c, c der doppelte Aufsaz, welcher der Keilnase als
Auflage dient.
Fig. 27 ist
die innere Ansicht des Hakens im Mittlern Durchschnitt; d ist der Ansaz, hinter welchem die doppelte Keilnase zu stehen kommt; b ist das Lager oder die Gabel für den Reynagel, welcher
sammt der Keilnase, womit er fest verbunden ist, bei dem Verdrehen herausgleitet;
e, e sind die Beidrukfedern.
Fig. 28 ist
die vordere Ansicht des leeren Hakens mit den doppelten Ansäzen d, d.
Wird nun ein solcher Haken, der bei solider Bearbeitung den gewöhnlichen bisher
angewandten Haken nicht im geringsten an Haltbarkeit nachsteht, entweder mit dem
Eingangs beschriebenen Hebelwerke verbunden, oder, was noch vorzuziehen ist, fest an
die Pufferfeder-Zugstüze des Tenders geschweißt, so wird sich dessen
Kuppeltheil stets in dem Momente, wo die Locomotive aus den Schienen springt und
dadurch eine Richtung annimmt, die nie in dem Schienengeleise selbst vorkommen kann,
von selbst aushängen.
Um den Haken mit doppelter Keilnase Fig. 23 zum willkürlichen
Aushängen zu gebrauchen, wenn derselbe fest an die Anzugstüze des Tenders geschweißt
ist, müßte man eine Vorrichtung zum Verdrehen anbringen, welche in einer eisernen
Stange bestände, die vorn, in der Mitte am Tender herunterginge, und sich oben wie
unten in einer Hülse drehte. An dem untern Ende dieser Stange müßte rechtwinklich
nach Vorn zu ein kurzer Arm mit drei ausgefeilten Zähnen angebracht seyn, in welche
der Reynagel b bei Fig. 23, der gleichfalls
ritten kurzen Arm nach Rükwärts gebogen mit zwei kammartigen Zähnen erhält, leicht
gehend eingriffe. Der obere Theil der Drehstange müßte in diesem Falle einen starken
über die Hülse vorstehenden Zapfen haben, worin entweder ein gerader langer Griff
befestigt, der oben der Länge nach durch die Mitte des Tenders ginge und bis an das Hintere Ende reiche,
oder, da lezterer in der Mitte mannichfach genirt, in eine Stange verwandelt werden,
die mit der Vorderwand des Kastens in horizontaler Richtung stände und an den Enden
ihrer zwei gleich langen Seiten mit einem Zuge verbunden wäre, der von beiden Seiten
des Wasserbehälters mit seinem Griff bis hinten an den Plaz des Locomotivführers
oder dessen Gehülfen reiche (siehe die obere Ansicht des Tenders). Zwei Stüzen, die
nahe an den Enden der obern Stange auf der Deke des Tenders befestigt werden, dienen
dann als Arrêtpunkte der Drehstange, damit solche nicht weiter als zum
Aushängen nöthig ist, gedreht werden können. Auch bilden diese Stüzen zugleich die
Befestigungsfüße für die Schlußfedern, welche das allzu leichte Aushängen der
doppelten Keilnase verhindern.
Wollte man die Vereinfachung der erwähnten Haken noch weiter treiben, so könnte man
die Stüzen der Anzugfedern, woran die Verbindungshaken jezt befestigt sind, so
construiren, daß sie die Kuppelkette und die Haken zugleich bildeten, indem man die
äußern Enden jener Stüzen (welche dann verhältnißmäßig länger seyn müßten) in
einfache keilförmige Haken verwandelte, welche wie bei Fig. 26 und 27, jedoch
weit breiter und in einem stärkern Verhältnisse ineinander griffen, und dann bei
jeder ungewöhnlich schiefen Richtung, wie die übrigen Haken, von einander abgleiten
würden (siehe Fig.
30 und deren obere Ansicht in Fig. 31). Der eine dieser
Haken müßte alsdann nach Oben vermittelst eines Gewindes beweglich seyn, um die
Wagen bequem aneinander hängen zu können. Eben so müßte der bewegliche Haken durch
eine Beidrukfeder immer auf den feststehenden Haken aufgedrükt werden. Bei dem
Zusammenstoßen der Pufferstangen (wie dieß jedesmal bei dem Anhalten der Wagen
geschieht) müßten sich beide Haken so weit als erforderlich ist, übereinander
schieben, damit der Zwek der Pufferfedern nicht verfehlt würde; und zum
willkürlichen Aushängen des Tenders müßte an dem beweglichen Haken des leztern ein
Zug angebracht werden, welcher vermittelst eines aufrechtstehenden an dem obern Ende
des Tenders befestigten Hebels von diesem nach dem Plaze des Locomotivführers
geleitet würde.
Was nun noch das Selbsthemmen des Wagenzugs betrifft, das
immer gleichzeitig mit dem Selbstaushängen geschehen muß, so dachte ich mir unter
verschiedenen hiezu möglichen Arten die einfachste als die sicherste und beste, und
schlage zu dem Ende vor, an dem einen Theil des Bagage- oder Personenwagens,
der mit einem Siz für den Conducteur und der Eingangs erwähnten Vorrichtung versehen
ist, ein zweites Hemmwerk vor die Räder anzubringen, was in zwei Hebelstangen
besteht, die an ihrem hintern Ende in einem rechten Winkel abwärts gebogen sind, woran die hölzernen
Hemmschuhe befestigt werden (siehe die Abbildung des Bagagewagens, an welchem das
vordere Hemmwerk mit einem Stern (*) bezeichnet ist). An dem Knie dieser Hebel
bewegen sich dieselben in einer Gabelstüze, die an dem Untergestell befestigt ist,
und können so lang gemacht werden, als man es im Verhältniß zu ihrer Schwere für
nöthig erachtet, um bei dem Niederfallen durch ihr eigenes Gewicht die Räder, gegen
welche sie wirken sollen, hinreichend zu hemmen. Die äußern Enden dieser Hebel,
welche nach dem Tender zu, von Oben gesehen, birnförmig, spiz rundlich
zusammenlaufen (siehe die obere Ansicht des Bagagewagens), und in der Mitte
übereinander geschraubt sind, ruhen, sobald die Wagen zusammengehängt sind, auf
einer eisernen Spange, die unten am Tender, so breit wie dieser selbst ist, in einer
Höhe befestigt wird, daß bei dem Aufliegen der Hebel auf genannter Spange die
Holzschuhe nicht an die Räder, von denen sie nur wenig entfernt sind, streifen
können. Wird nun die Locomotive bei einem eintretenden Unfall willkürlich oder von
selbst ausgehängt, so fallen durch die augenblikliche Trennung der Wagen die
Hebelstangen von ihrem Lager herunter und hemmen so den Wagenzug durch ihr eigenes
Gewicht. Um dieses Gewicht theilweis noch zu vermehren, so wie dem Hemmwerk noch
mehr Verbindung und Haltbarkeit zu geben, muß in der Richtung der vordem Kastenseite
eine starke eiserne Traversspange angebracht werden, die beide Hebel miteinander
verbindet, und die zugleich den Zwek hat, daß man vermittelst einer eisernen Stange,
die an der vordern äußern oder innern Kastenseite heruntergeht und oben auf der Deke
mit einem Griff, so wie unten unter dem Kastenboden mit einem Winkelhaken versehen
ist, durch das Herumdrehen derselben das Hemmwerk feststellen kann, damit bei dem
Aushängen der Locomotive im Bahnhof (wo leztere in ein anderes Schienengeleis
geleitet und der Wagenzug nicht eher aufgehalten wird, als bis er die Einsteighalle
erreicht hat) dasselbe nicht herunterfällt, und kann das nöthige Hemmen im Bahnhof
mit den gewöhnlichen Hemmmaschinen verrichtet werden.
Der Grund, warum die beiden Hemmstangen nach Vorn zu, von Oben gesehen, birnförmig
zusammenlaufen, liegt hauptsächlich darin, daß bei dem Ueberspringen oder
Abwärtswenden der Locomotive kein Verzwängen und Verfangen der Hemmstangen möglich
wird.
Es läßt sich nun wohl mit Gewißheit voraussezen, daß nach anzustellenden Versuchen
der hier beschriebenen Vorrichtungen sich noch gar manche zwekmäßige Abänderung bei
der wirklichen Ausführung im Großen wird anbringen lassen, und wäre es deßhalb sehr
erwünscht, wenn recht bald verschiedene Proben hiemit auf Eisenbahnen gemacht würden, um das Beste in
jeder Beziehung herauszufinden. So viel in meinen Kräften steht, werde ich stets
alles aufbieten, um das mir in dieser Beziehung vorgestekte Ziel auf das möglichst
Einfachste und Vollkommenste zu erreichen.