Titel: | Verbesserungen an Chronometern, Taschen- und Standuhren, worauf sich George Philcox, Kleinuhrmacher in Southwark-square, am 6. Jul. 1839 ein Patent ertheilen ließ. |
Fundstelle: | Band 78, Jahrgang 1840, Nr. XL., S. 199 |
Download: | XML |
XL.
Verbesserungen an Chronometern, Taschen-
und Standuhren, worauf sich George
Philcox, Kleinuhrmacher in Southwark-square, am 6. Jul. 1839 ein Patent ertheilen
ließ.
Aus dem London Journal of arts. August 1840, S.
359.
Mit Abbildungen auf Tab.
III.
Philcox's verbesserte Chronometer etc.
Meine Erfindung gewisser Verbesserungen an Chronometern, Taschen- und
Standuhren betrifft die Constructionsmethode der Hemmung und besteht in der neuen
Construction und Anwendung eigenthümlich gestalteter Hebel oder Stifte zum
Fortstoßen und Hemmen, mit deren Hülfe ich eine einfachere und minder kostspielige
Hemmung, als die bisher gebräuchliche, herstelle.
Meine verbesserte Hemmung besteht aus zwei Theilen oder Hebeln, nämlich dem
Stoßhebel, welcher seine Triebkraft von der Hauptfeder der Uhr erhält, und dem
Hemmungs- und Unruhehebel, welcher von dem Stoßhebel seinen Impuls erhält.
Den lezteren nenne ich seiner eigenthümlichen Form wegen den
„Diamanthebel“; und um meine Patenthemmung von den andern
zu unterscheiden, so bin ich Willens, sie mit der Benennung „Patentirte
Diamanthebel-Hemmung“ zu bezeichnen. Zur bessern Erläuterung
meiner Erfindung werde ich mich auf die beigefügten Abbildungen beziehen.
Fig. 51
stellt, abgesondert von dem übrigen Mechanismus der Uhr, einen Aufriß meiner
verbesserten Hemmung in vergrößertem Maaßstab dar. Die Unruhe und die kleinen
Triebhebel sind in dieser Abbildung sichtbar, und zwar, um sie besser erklären zu
können, getrennt von einander, indem es sich von selbst versteht, daß wenn sie in
Thätigkeit sind, sie sich berühren.
Fig. 52 ist
der Grundriß von Fig. 51. Die entsprechenden Buchstaben bezeichnen die correspondirenden
Theile in allen Figuren. a ist die auf der Spindel b sizende Unruhe; unter dieser befindet sich der
Unruhehebel, d.h. derjenige Hebel, welcher den Impuls empfängt. Den Stoßhebel,
welchem seine Triebkraft auf die gewöhnliche Weise von der Uhrfeder mitgetheilt
wird, stellt d dar; er sizt an der Achse e, an deren unterem Theile noch der kleine Hemmungshebel
f sich befindet, welcher in Fig. 52 am deutlichsten
sichtbar ist.
Indem sich die Spindel e um ihre Achse dreht, stößt eines
von den Enden des Hemmungshebels f vermöge der
Federkraft gegen einen Rubinvorsprung oder einen kleinen an der Unruhespindel b hervorspringenden Aufhälter g, Fig.
51, wodurch das Anhalten der Hemmung bewirkt wird. Anstatt des erwähnten Vorsprungs
kann auch eine kleine Vertiefung an der Spindel b
angebracht seyn. Ich spreche indessen keinen Theil der eigentlichen Hemmung oder
ihres Mechanismus als meine Erfindung an, indem jeder andere zwekmäßige
Hemmungsapparat mit meinem verbesserten Hemmungshebel in Verbindung gesezt werden
kann; deßwegen halte ich es nicht für nöthig, sie weiter ins Einzelne zu
beschreiben.
Unter dem Hemmungshebel f ist ein kleines Getriebe h, Fig. 51, befestigt,
welches mit dem gewöhnlichen von der bewegenden Kraft ausgehenden Räderwerk in
Verbindung steht, wie dem Uhrmacher wohl bekannt ist.
Die punktirten Linien i, j, k haben den Zwek, die
Berührungspunkte zwischen den zwei Hebelchen c und d zu zeigen, wenn sie während ihres Ganges durch die
Hemmung in Thätigkeit sind. Der erste Punkt der Wirkung liegt in i, wo der Unruhebel den ersten Impuls vom Stoßhebel
erhält; der zweite liegt in j und der dritte in k.
Die oben beschriebene Hemmung ist für Chronometer und Taschenuhren bestimmt, sie kann
aber auch auf Schlag- und Standuhren überhaupt angewendet werden, in welchem
Falle ich indessen die Einrichtung, wie sie Fig. 53 zeigt, vorziehe.
Ich bemerke, daß bei dieser Modification meiner verbesserten Hemmung zwei Hebelchen
zum Fortstoßen und zwei zum Anhalten angebracht sind. Diese Anordnung doppelter
Stoßhebel hat den Zwek, mit dem in einer gewöhnlichen Standuhr eingeführten System
von drei Rädern eine hinreichende Zahl von Schlägen oder Schwingungen innerhalb
einer Stunde zu erhalten.
Die in Fig. 51
u. 52
sichtbare Anordnung dürfte wohl geeignet seyn, bei Standuhren eingeführt zu werden.
Um indessen die nöthige Zahl von Schwingungen zu gewinnen, muß noch ein Rad und ein
Getriebe beigefügt werden; ich ziehe daher die in Fig. 53 dargestellte
Einrichtung vor, indem sie in ihrer Construction einfach ist, und, wie jeder
Uhrmacher leicht einsehen wird, dem gewöhnlichen System von drei Rädern angepaßt
werden kann.
Die Figuren
54, 55
und 56 zeigen
in vergrößertem Maaßstabe den kleinen Unruhehebel und den Stoßhebel in drei
verschiedenen Lagen ihrer Bewegung, d.h. in ihren drei Berührungslagen, so wie sie
in den Gang der Hemmung wirken. Fig. 54 stellt die erste,
Fig. 55
die zweite und Fig.
56 die dritte oder lezte Berührungslage dar, in welcher der den Impuls
ertheilende Hebel den an der Unruhe sizenden Hebel verläßt.
Nachdem ich in Vorliegendem meine Verbesserungen und die Art und Weise, wie sie
praktisch anzuwenden sind, beschrieben habe, erkläre ich als die durch das Patent mir
zugesicherte Erfindung, die Anordnung und Construction des kleinen Stoßhebels und
des Unruhehebels auf Uhrenhemmung in der oben beschriebenen Weise.