Titel: | Ueber die von den Spenglern Benkler und Ruhl in Wiesbaden erfundene Oehlgaslampe. Mitgetheilt von Dr. Adolph Poppe jun. |
Fundstelle: | Band 78, Jahrgang 1840, Nr. LXXXV., S. 423 |
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LXXXV.
Ueber die von den Spenglern Benkler und Ruhl in
Wiesbaden erfundene Oehlgaslampe. Mitgetheilt von Dr.
Adolph Poppe
jun.
Mit Abbildungen auf Tab.
VI.
Benkler's und Ruhl's Oehlgaslampe.
Viel Aufsehen erregt gegenwärtig eine von den Spenglern Benkler und Ruhl in Wiesbaden an gewöhnlichen
Argand'schen Lampen angebrachte Verbesserung, deren
überraschender Erfolg dieser Lampe innerhalb weniger Tage allgemeinen Eingang in der
Umgegend verschafft hat. Durch Hinzufügung eines einfachen Theiles kann jede
gewöhnliche Oehllampe mit kreisförmigem Docht ohne wesentliche Veränderung mit
geringen Kosten in eine „Oehlgaslampe“, wie die Erfinder die
Lampe wegen ihres der schönsten Gasflamme an Glanz und Leuchtkraft gleichkommenden
Lichts nennen, umgewandelt werden.
Das Princip, worauf diese Verbesserung sich gründet, besteht darin, daß man die
Flamme der Argand'schen Lampe nöthigt, durch die Oeffnung
eines über den kreisförmigen Docht gestürzten trichter- oder
halbkugelförmigen Aufsazes zu brennen, deren Durchmesser so groß oder etwas kleiner
als der des Dochtes ist, daß man einen lebhaften doppelten Luftzug herstellt, durch
welchen die Flamme verdichtet wird, und daß man den Zutritt der Luft zu dem aus der
Trichteröffnung hervorbrennenden Theil der Flamme von der Seite her gänzlich
absperrt. – Stekt man den Docht an, und dekt den trichterförmigen Aufsaz
darüber, so brennt die Flamme aus der Oeffnung desselben flakernd und rauchgebend
hervor; sobald man aber die gläserne Rauchröhre aufsezt, so daß der Zutritt der Luft
zur Flamme von der Seite her abgeschlossen ist, brennt die Flamme augenbliklich
unter vollständiger Rauchverzehrung mit einem intensiven, der schönsten Gasflamme an
Weiße und Glanz gleichkommenden Lichte.
Die beigefügten Zeichnungen mögen diese verbesserte Lampeneinrichtung näher
erläutern. Fig.
8 stellt den Durchschnitt des oberen Theiles meiner Studierlampe, welche
ich nach dieser Verbesserung umändern ließ, in natürlicher Größe vor. a, a, a, a ist der gewöhnliche, in dem äußeren Cylinder
A, A befindliche ringförmige Canal, welcher den
kreisförmigen Docht enthält und mit dem Oehlbehälter auf die bekannte Weise durch
die Röhre B in Communication steht. Auf den Cylinder A, A läßt sich der Fig. 9 in der
Seitenansicht dargestellte cylindrische Aufsaz bb,
cc
,
dd steken, welcher bei bb erweitert ist, und einen zur Aufnahme der
Rauchröhre C, C bestimmten Rand
cc besizt. Auf dem inneren Rand des cylindrischen
Aufsazes ruht lose das trichterförmige Hütchen D, D, aus
dessen Oeffnung die Dochtflamme F hervorbrennt. Fig. 10 zeigt
das Hütchen in der perspectivischen Ansicht.
Nachdem der Docht angestekt worden ist, dekt man das Hütchen D, D, dessen Oeffnung von der Mündung des Brenners ungefähr 6 Linien
entfernt ist, darüber und sezt die Rauchröhre auf. Alsbald bildet sich in der
lezteren ein sehr erhizter luftverdünnter Raum, welcher von der Seite her keinen
Ersaz findet. Dagegen streben von Unten herauf zwei Luftströmungen in den erhizten
Raum in der Rauchröhre zu dringen, welche aber nicht anders als mit der Flamme
zugleich durch die Oeffnung g, g in die Rauchröhre
gelangen können. Der eine Luftzug tritt durch den Canal H,
H in das Innere der Flamme, der zweite in dem ringförmigen Canal
aufströmende Luftzug umgibt die Flamme ringsherum, und preßt sie bei seinem
Durchgang durch die Oeffnung g, g dergestalt zusammen,
daß sie den Rand dieser Oeffnung nicht berühren kann. Der Erfolg dieser lebhaften,
mit der Flamme in innigen Contact kommenden Luftströmung, jener Verdichtung der
Flamme so wie auch des Umstandes, daß die Flamme von der Seite her nicht abgekühlt
wird, ist ein außerordentlich weißes, mit ungemeiner Hize brennendes Licht und die
vollständigste Rauchverzehrung.
Daß die Consumtion an Oehl bei dieser Art Lampe größer ist, als bei gewöhnlichen Argand'schen Lampen, läßt sich leicht denken, sie steigt
jedoch keineswegs in dem Verhältnisse, als die Beleuchtung zunimmt.