Titel: | Miszellen. |
Fundstelle: | Band 78, Jahrgang 1840, Nr. XCII., S. 447 |
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XCII.
Miszellen.
Miszellen.
Neue Sicherheitslampe.
Die koͤnigl. Akademie in Bruͤssel veroͤffentlicht mehrere in
Folge der von ihr gestellten Preisfrage: wegen der Mittel, um die Arbeiten bei
Ausbeutung der Steinkohlengruben den Gefahren der Explosion zu entziehen,
eingelaufene Abhandlungen, aus welchen wir die Angabe einer neuen, von Hrn.
Lemielle in Namur
erfundenen Sicherheitslampe unseren Lesern mittheilen zu muͤssen glauben.
Diese Lampe ist von den zu demselben Zweke von den HHrn. Roberts und Dumesnil vorgeschlagenen (polytechnisches
Journal Bd. LXXVI. S. 466) verschieden. Die
den Docht tragende Roͤhre ist an jene, welche als Oehlreservoir dient,
geloͤthet, und leztere wird von einer zweiten Roͤhre, in welcher eine
gestielte Klappe eingeschlossen ist, und die in dem Behaͤlter uͤber
sie gestuͤrzt wird, bestaͤndig gespeist. Die aͤußere Luft kann
erst dann zum Dochte dringen, wenn sie durch mehrere Metallgewebe hindurchgegangen
ist, welche horizontal uͤber ein ganz kupfernes Plateau so ausgespannt sind,
daß sie eine zweite Flaͤche bilden, die groß genug ist, um einer
hinlaͤnglichen Quantitaͤt Luft den Zutritt zu gestatten. Statt den
unteren Theil der Lampe aus einer Glasroͤhre bestehen zu lassen, in welche
ein Cylinder von Metallgewebe eingelassen ist, wie dieß Roberts in seiner Lampe machte, oder statt einer Glasroͤhre, welche
aͤußerlich von einem eisernen Staͤngelchen geschuͤzt ist, wie
bei Dumesnil's Lampe, sezt der
Verf. die Glasroͤhre in den Cylinder von Metallgewebe, bringt einen zweiten
Cylinder von starkem Eisenblech daruͤber und befestigt uͤber diesen
einen Cylinder von Metallgewebe. Durch diese Anordnung kann er seinen Glascylinder
enger machen, und hiedurch die Intensitaͤt des Lichts vermehren, welche bei
der ersten jener Lampen, mit welcher hier die des Verf. verglichen wird, sehr
geschwaͤcht war. Auch wurde, sagt er, das Glas, wenn es Spruͤnge oder
kleine Risse durch daran gekommenes kaltes Wasser erhalten hatte, in seiner
Huͤlle von Metallgewebe erhalten, so daß es nach wie vor seinen Dienst that.
Endlich beschuͤzt er alle Theile seiner Vorrichtung durch ein geschikt
angebrachtes System eiserner Huͤllen, so daß seine Lampe so leicht wie die
Davy'sche geschlossen werden kann, und er sie nach
Belieben bewegen, auf den Boden werfen und nach allen Richtungen rollen lassen
konnte, ohne daß sie erlosch oder Spruͤnge bekam. (Echo du monde savant 1840, No. 579.)
Guigo's
mechanische Seidenweberei.
Hrn. Guigo ist es gelungen, auf
seinem Webestuhle Seide mit der aͤußersten Regelmaͤßigkeit zu weben,
ohne daß ein an den Webestuhl gebannter Arbeiter mit seinem Fuße das Pedal trete, um
die Schaͤfte zu heben, die Laden schlage und das Schiffchen bald mit der
einen, bald mit der anderen Hand durchwerfe. Diese drei Hauptbewegungen geschehen
hier mit einer die Schnelligkeit nicht ausschließenden Puͤnktlichkeit. Bei
wiederholtem Zaͤhlen der Durchwuͤrfe des Schiffchens ergaben sich ein
wenig mehr als hundert fuͤr die Minute, was fuͤr die Stunde mehr als
einen Meter des Gewebes fertig zu machen und Tagwerke von 10, 12, 15 Meter und mehr
zu bestimmen moͤglich macht, je nach dem zu fabricirenden Artikel und auch
nach der Schoͤnheit der zu verarbeitenden Seide.
Man sieht in seiner Werkstatt, in welcher 25 bis 30 Webestuͤhle durch eine
sehr kleine Kraft in Bewegung gesezt werden, zu Parapluis bestimmten Taffet mit
Borduͤren, Sarsche oder croisirtem Zeug zu Futter, und sehr schoͤnen
Atlaß von allen Farben und Qualitaͤten. Die gewebten Stuͤke haben 2800
bis 6400 Kettenfaͤden auf die Breite des Zeuges, welche einen halben Meter
betraͤgt, deren Abstaͤnde also zwischen 56 und 128 Faden auf den
Centimeter variiren. Diese Stoffe sind von außerordentlich regelmaͤßiger
Textur und großer Frische, namentlich die Atlasse von weißer, rosenrother und
anderen zarten Farben, was sehr leicht begreiflich ist, da der das Schiffchen in
Bewegung sezende Mechanismus niemals so ausduͤnstet, wie die menschliche
Hand.
Das Wort mechanische Weberei darf nicht zu dem Glauben verfuͤhren, daß diese
Webestuͤhle ohne alle Beihuͤlfe arbeiten koͤnnen; man braucht
wegen der Beschaffenheit der Seidenfasern eine Person zur Beaufsichtigung, und wird,
wenn auch nicht immer, doch noch lange Zeit, fuͤr jeden Webestuhl eine solche
brauchen, welche alle fuͤnf bis sechs Minuten die Roͤhre zu wechseln
hat, auf welcher der Einschlag in dem Schiffchen aufgewikelt ist, die mangelhaften
Kettenfaͤden wegnimmt und die gerissenen wieder zurechtbringt. Der große
Vortheil dieser neuen Weberei, die Hauptverbesserung, zu welcher sich die Freunde
der arbeitenden Classe Gluͤk wuͤnschen werden, ist, daß der Arbeiter
nicht mehr der ungluͤkliche, an den Stuhl hin gekauerte zu seyn braucht, von
welchem er einen Theil auszumachen scheint, und wo er von Morgens bis Abends seine
Arme zu einer rein maschinenmaͤßigen Bewegung hergeben muß. (Echo du monde savant 1840, No. 582.)
Die Wollenmanufacturen, ein Mittel zur Erhaltung und
Befestigung der Gesundheit.
Die gute Gesundheit, welche unter den Arbeitern der Wollenspinnereien und
Manufacturen herrscht, ist ein Gegenstand von hoher Wichtigkeit, wenn es sich darum
handelt, den Einfluß der von einer gewissen Classe verrichteten Arbeiten zu
betrachten. Die Aufmerksamkeit sowohl der Aerzte als des Publicums auf diesen
Gegenstand ist sicher noch nicht in dem Grade, wie es solcher verdient, demselben
zugewendet worden. Dr. Thomson sagt, daß waͤhrend seines mehrjaͤhrigen Aufenthalts
in einem Districte, wo die Bevoͤlkerung sehr viel in Wollenmanufacturen
beschaͤftigt ist, keine mit der medicinischen Topographie verbundene
Thatsache auf ihn so viel Eindruk gemacht habe als das gute und gesunde Aussehen und
das allgemeine Wohlbefinden der Kinder, welche in den Spinnereien
beschaͤftigt sind. Diese Thatsache ist so merkwuͤrdig, daß sie ganz
spruͤchwoͤrtlich geworden ist und schwaͤchliche, uͤbel
aussehende Kinder zeigen schon in wenig Wochen nach ihrem Eintritte in diese
Fabriken eine auffallende Besserung in ihrem physischen Aussehen. In Yorkshire
herrscht dieselbe Ansicht und man kennt sogar Beispiele, daß aus den hoͤhern
Massen Familien schwaͤchliche Individuen, ihrer Gesundheit wegen, in
Wollenfabriken gesendet haben; wovon die Folge eine auffallende Besserung ihrer
Constitution gewesen ist. Die zutraͤgliche Natur dieser Beschaͤftigung
wird von der arbeitenden Classe mit großer Wahrscheinlichkeit dem Umstande
zugeschrieben, daß der Koͤrper gewissermaßen von dem Oehle durchdrungen
werde, welches bei diesen Fabricaten Anwendung findet. Daß dieses Wohlverhalten und
die gute Gesundheit, selbst in dem Alter der Koͤrperentwiklung und bei
gaͤnzlicher Entziehung der Bewegung waͤhrend mehrerer Stunden,
andauernd ist, macht die Sache nur noch auffallender. Obgleich nach den
Fabrikgesezen die Kinder dieselbe Zahl von Stunden hindurch arbeiten, so bilden doch
diese glatthaarigen rothbaͤkigen Knaben und Maͤdchen einen
voͤlligen Contrast mit jenen blaß aussehenden, kraͤnklichen
Geschoͤpfen der Baumwollenfabriken, welche das Gepraͤge von
vorzeitiger Hinfaͤlligkeit und Abmagerung an der Stirne tragen.
Dr. Thomson ist sehr geneigt,
die in den Wollenmanufacturen herrschende gute Gesundheit vorzuͤglich der
Quantitaͤt Oehl zuzuschreiben, die darin verbraucht wird; denn beim Eintritt
in die Spinnmuͤhlen sehen die Knaben und Maͤdchen so aus, als wenn sie
buchstaͤblich in Oehl getaucht worden waͤren. Die Anwendung obiger
Substanzen auf die Oberflaͤche des menschlichen Koͤrpers ist schon
lange im Gebrauch gewesen und war den aͤltesten Praktikern der Heilkunst
bekannt.
Heutzutage ist Oehl als Localmittel fuͤr medicinische Zweke hoch
geschaͤzt, und es verdient gewiß als allgemeines Mittel zur Erhaltung und
Befestigung der Gesundheit mehr Aufmerksamkeit als bisher. Der beruͤhmte Bacon sagt: „Ante omnia
igitur usum olei vel olivarum vel amygdali dulcis, ad cutem ab extra
unguendum ad longevitatem conducere existimamus.“ –
Als Beweis, daß diese Ansicht die richtige sey, kann hier angefuͤhrt werden,
was von Reisenden aus oͤstlichen Laͤndern berichtet wird, wo auf den
aͤußerlichen Gebrauch des Oehls wunderbare Wirkungen beobachtet worden sind.
Es ist bekannt, daß die in Oehlfactoreien Angestellten, Oehlmaͤnner, Fischer,
Lichterzieher, Gerber, Fleischer und Andere, die viel mit fettigen Substanzen
umgehen, auffallend frei bleiben von epidemischen Krankheiten, und daß solche selbst der Anstekung durch
die Pest widerstanden haben, wenn Alles um sie herum hinweggerafft worden war.
In Schriften unserer Zeit wird oͤfter von Faͤllen der Schwindsucht und
Atrophie geredet, welche durch Einreibungen von Oehl und Fett geheilt worden sind.
Das gesunde Aussehen der Kinder in Wollenfabriken scheint die Beweise fuͤr
die heilsame und staͤrkende Wirkung der auf die Oberflaͤche der Haut
gebrachten Oehle zu liefern und muͤßte Veranlassung geben, diese Anwendung
haͤufiger zu versuchen und zu Versuchen aufzumuntern.
Was nun die rationelle Erklaͤrung der heilsamen
Wirkung, welche durch Oehle und Salben herbeigefuͤhrt wird, anlangt, so ist
es nicht unwahrscheinlich, daß eine Absorption durch die Haut stattfindet. Die
fortwaͤhrende Einoͤhlung der Haut moͤchte wahrscheinlich eine
reichliche Ausduͤnstung vermitteln. Nach den Erfahrungen neuerer Physiologen
ist es außer Zweifel gesezt, daß Fluͤssigkeiten durch die Haut aufgesaugt
werden, selbst wenn leztere ganz unverlezt ist.
Es ist daher eben sowohl moͤglich, daß Oehl absorbirt werde, als andere
Fluͤssigkeiten, und daß solches auf diesem Wege der Gesundheit derjenigen
Personen zutraͤglich wird, welche demselben vermoͤge ihrer
taͤglichen Beschaͤftigungen ausgesezt sind.
In dem Klima allein, oder in anderen Eigenthuͤmlichkeiten der bezogenen
Fabrikdistricte findet sich nichts, was diese Erscheinungen genuͤgend
erklaͤren koͤnnte. Der jaͤhrliche durchschnittliche Zustand von
Krankheit und Sterblichkeit ist groß unter der Bevoͤlkerung im Allgemeinen,
und dieselbe wird von den meisten Krankheiten heimgesucht, denen das menschliche
Geschlecht unterworfen ist; haͤufig werden Doͤrfer durch Epidemien
ganz veroͤdet. Wenn man auch sagen wollte, daß es eine angeborene in der
Constitution liegende Kraft sey, auf welche das Aussehen der Factoreikinder
zuruͤkgefuͤhrt werden koͤnne, so antwortet hierauf die
Beobachtung, daß selbst schwaͤchliche Kinder schnell zunehmen, wenn sie in
einer Wollenwaarenfabrik verwendet werden. Eben so wenig kann ihre Gesundheit einer
besseren Nahrung und Kleidung zugeschrieben werden, welche sie sich durch ihren Lohn
verschaffen koͤnnen, da im Allgemeinen in dem District keine solche Armuth
herrscht, daß die Gesundheit durch schlechte Kost und Kleidung leiden
koͤnnte. Aus allen diesen Beobachtungen kann demnach der Schluß gezogen
werden, daß in den Wollenmanufacturen selbst etwas seyn muͤsse, was einen
directen Einfluß auf die Gesundheit der Arbeiter, insbesondere aber der Kinder
ausuͤbe, welche bei ihren Arbeiten meist mit Oehl beschaͤftigt
sind.
Ein anderer Umstand faͤllt jedoch den Wollenmanufacturen zur Last, da man
naͤmlich die Beobachtung gemacht haben will, daß nirgend so viele
Kraͤzfaͤlle vorkommen als unter Wollenarbeitern; diesem koͤnnte
jedoch durch groͤßere Reinlichkeit abgeholfen werden.
Moͤchten doch erfahrene Aerzte veranlaßt werden, diese Beobachtungen weiter zu
verfolgen und ihre Erfahrungen oͤffentlich mitzutheilen! (Verhandlungen des
Gewerbvereines zu Koͤln.)
Redmann's Verfahren Kupferstiche auf Zinkplatten zu übertragen.
Man macht zuerst auf gewoͤhnliche Art einen Abdruk der Kupferplatte und zwar
mit einer Schwaͤrze von folgender Zusammensezung:
9 1/5
Loth
Gummilak,
3
–
Harz,
4 3/5
–
gelbes Wachs,
1 1/2
–
Talg,
12 3/10
–
harter Seife, nebst der zum Faͤrben
erforderlichen Menge Kienruß.
Nachdem man diese Substanzen gut gemengt und zusammengerieben hat, brennt man sie
zehn Minuten lang unter bestaͤndigem Umruͤhren. Der Ruͤkstand
zieht an der Luft Feuchtigkeit an, so daß er sich beim Zerreiben in einem
Moͤrser in einen sehr festen Teig verwandelt.
Ein Theil dieser Schwaͤrze mit zwei Theilen gewoͤhnlicher
lithographischer Drukfarbe zusammengerieben, bildet die
Uebertragungsschwaͤrze; die Kupferplatte liefert damit einen sehr reinen
Abdruk auf Papier, welches folgendermaßen vorbereitet worden ist:
12 1/5 Loth bestes Mehl werden mit so viel Bier angeruͤhrt, daß sie beim
Kochen damit einen durchsichtigen Kleister von ganz gleichfoͤrmiger
Consistenz bilden, womit
man chinesisches Papier moͤglichst gleichfoͤrmig uͤberzieht und
es dann langsam troknen laͤßt.
Den auf so vorbereitetem Papier erhaltenen Abdruk uͤbertragt man nun auf
gewoͤhnliche Art auf eine gut polirte Zinkplatte und uͤberzieht
dieselbe dann mit einem Gallaͤpfelabsud (um lezteren darzustellen, kocht man
2 Loth Gallaͤpfel zehn Minuten lang mit 18 Loth Wasser). Die
Fluͤssigkeit muß fuͤnf bis zehn Minuten lang auf der Platte bleiben,
denn ihr Zwek ist, das Alkali der Uebertragungsschwaͤrze zu neutralisiren,
dieselbe hart zu machen und zu bewirken, daß sie nicht austreten kann, wenn sie vor
dem Druken mit Wasser abgewischt wird. (Transactions of the
Society of arts, Bd. LII.)
Dr. Clark's Verfahren das käufliche Zinn und Zink
auf einen Arsenikgehalt zu prüfen.
Alles Zinn aus Cornwallis, welches Dr. Clark untersuchte, enthielt etwas Arsenik, was auch bei
allen Proben kaͤuflichen Zinks der Fall war. Die beste Methode jene Metalle
auf einen Arsenikgehalt zu pruͤfen ist, sie mit verduͤnnter reiner
Salzsaͤure zu uͤbergießen und das sich entbindende Wasserstoffgas
zuerst durch eine Aufloͤsung von salpetersaurem Blei und dann durch eine
Aufloͤsung von salpetersaurem Silber zu leiten. Auf das salpetersaure Blei
scheint das Arsenikwasserstoffgas, wenigstens wenn es nur in geringer Menge
vorhanden ist, gar nicht zu wirken; enthielt das angewandte Metall aber Schwefel und
entwikelte sich folglich auch Schwefelwasserstoffgas, so muͤßte die
Bleiaufloͤsung geschwaͤrzt werden, was jedoch bei Clark's Versuchen nie der Fall war.
Das salpetersaure Silber scheint augenbliklich selbst auf die geringsten Spuren von
Arsenikwasserstoffgas zu wirken, welches darin einen
blaͤulich-schwarzen Niederschlag hervorbringt, der wohl aus
Arseniksilber besteht. Dieser blaͤulichschwarze Niederschlag kann sehr leicht
gesammelt werden, weil er schnell zu Boden faͤllt. Erhizt man ihn in einer
engen Roͤhre in Beruͤhrung mit der Luft, so entwikelt er arsenige
Saͤure, die dann mit Reagentien untersucht und genuͤgend nachgewiesen
werden kann. Das Antimonwasserstoffgas liefert einen aͤhnlichen Niederschlag,
welcher jedoch von dem durch Arsenik hervorgebrachten mittelst der Reagentien leicht
zu unterscheiden ist. (The Athenaeum, No. 677.)
Ueber die Präexistenz des Farbstoffes in der Krappwurzel von
Robiquet.
Hr. Robiquet hatte sich seit
einiger Zeit mit Untersuchungen uͤber die Krappwurzel beschaͤftigt,
als der Tod ihn mitten unter seinen Arbeiten uͤberraschte und ihn den
Wissenschaften raubte. In einer von ihm vorliegenden Notiz widerstreitet er mehrere
von Hrn. Decaisne aufgestellte
Behauptungen in Betreff der Praͤexistenz des Alizarins (rothen Farbstoffs) in der Krappwurzel. Nach diesem Botaniker
naͤmlich waͤre der Farbstoff dieser Wurzel urspruͤnglich gelb,
und wuͤrde erst in Folge einer Oxydation an der Luft roth. Diesem sezt Hr. R.
entgegen, daß man diesen Farbstoff leicht vom Rothen ins Gelbe, und umgekehrt,
uͤbergehen machen kann, ohne andere Einwirkung als die einer Saͤure.
Die Verschiedenheit der Farbennuance, welche man an dem Safte verschiedener Wurzeln
beobachtet, ruͤhrt nur von der Gegenwart gewisser fremdartiger Stoffe her. So
ist die Elsaͤß'sche Krappwurzel, welche saurer ist als andere, sehr gelb,
sogar im Pulverzustande, und um sie roth zu machen, braucht man sie nur mit kaltem
Wasser auszuwaschen, welches alle aufloͤslichen Stoffe und unter Anderm auch
die Saͤure mit fortnimmt. – Folgende Versuche sprechen ebenfalls gegen
die Ansicht des Hrn. Decaisne.
Wenn man einige duͤnne Scheiben der frischen Wurzel unter eine uͤber
Queksilber befindliche und mit trokenem Sauerstoffgas gefuͤllte kleine Gloke
bringt, so findet keine Veraͤnderung statt. Auch in oxygenirtes Wasser
getaucht erfahren diese Scheiben keine Farbenveraͤnderung.
Die Fixirung des Farbstoffes auf die Holzfaser veraͤndert ebenfalls seine
Farbe. So lange die Krappwurzel in ihrer natuͤrlichen Organisation verbleibt,
und ihr Farbstoff sich noch in den ihn enthaltenden Zellen befindet, kann sich die
Holzfaser des Meditulliums (der Mitte des Durchschnitts) nicht mit ihm verbinden.
Sobald aber diese
Gefaͤße geoͤffnet werden, und der in Freiheit gesezte Farbstoff in
einem waͤsserigen Vehikel verbreitet wird, findet eine Verbindung, d.h. eine
Faͤrbung statt, und zwar eine um so dauerhaftere, als der Farbstoff von in
der Fluͤssigkeit enthaltenen Kalksalzen gebunden wird. Diese Salze dienen als
Mordant (Beizstoff). Keinem Faͤrber ist die große Verwandtschaft des
Faͤrbestoffs zur Holzfaser unbekannt; denn jeder weiß, daß wenn man die
Krappflotte kalt werden laͤßt, sie im Ton etwas nachlaͤßt, weil der
Faͤrbestoff sich zum Theil auf die Holzfaser wieder uͤbertragt.
Hr. Robiquet hat daher die
feste Ueberzeugung, daß der Hauptfarbstoff der Krappwurzel, das Alizarin, durch den
Vegetationsact gerade so hervorgebracht wird, wie er sich mit den verschiedenen
Mordants zu den mannichfaltigen Farben verbindet, welche der Faͤrber mit
diesen schaͤzbaren Wurzeln darzustellen weiß. (Echo du
monde savant) 1840, No. 582, S. 624.)
Feuriges Violett auf Baumwolle aus Blauholz.
Gewoͤhnlich bedient man sich als Beize des Zinnsalzes, welches aber bei der
Loͤsung in Wasser sich in zwei Salze scheidet, wovon das eine beim
Durchnehmen der Baumwolle in der Beize nur mechanisch auf der Faser sizen bleibt,
und zwar wenn nicht immerwaͤhrend geruͤhrt wird, nur stellenweise.
Dieses basische Chlorzinn faͤllt beim Ausfaͤrben ab, und die Baumwolle
wird dadurch leicht stetig. Diesem Uebel beugt man vor, wenn man essigsalzsaures
Zinnoxydul anwendet, welches erhalten wird, wenn man 1 Pfd. Zinnsalz in Wasser
loͤst, und 1/4 Pfd. Bleizuker zusezt. Die Fluͤssigkeit truͤbt
sich, und die oben stehende klare essigsalzsaure Zinnloͤsung dient als Beize.
Die damit gebeizten Garne koͤnnen getroknet werden, ohne daß die Faser
angegriffen wird. Nach dem wenigstens dreistuͤndigen Troknen an freier Luft
waͤscht man sie gut aus, und faͤrbt, in einem ganz frischen, erst abgekochten Blauholzbade, zu dem man, wenn es seyn
kann, moͤglichst frisches und frisch geraspeltes Blauholz waͤhlt.
(Leuch's p. Ztg.)
Ueber den Bastardklee (Trifolium
hybridum).
Der in Frankreich einheimische Bastardklee wurde da niemals angebaut; in Schweden
aber, wo er ebenfalls wild waͤchst, wird er seit vielleicht 40 Jahren zum
kuͤnstlichen Anbau der Wiesen angewendet. Folgendes findet sich
daruͤber in den Annalen der Akademie der Agricultur in Stockholm. Hr.
Kruus hat den Bastardklee
haͤufig zur Herstellung kuͤnstlicher Wiesen auf seinem Landgute bei
Orebro angewandt. Er fuhr so wohl dabei, daß sein Klee eine Hoͤhe von 3 bis 5
Fuß erreichte und seit 15 bis 20 Jahren eine betraͤchtliche Ernte von oft
mehr als 10,000 Pfd. per Tunnland (ungefaͤhr 1/2
Hektare) und die ersten 10 Jahre immer mehr als 5000 Pfd. gab. – Hr.
Kruus empfiehlt die
Aussaat im Herbste mit dem Roggen, oder auch im Fruͤhjahr auf den
gruͤnen Roggen oder mit dem Sommergetreide. In Frankreich, wo der Schnee
nicht wie in Schweden das junge Gewaͤchs bedekt, ist gewiß der
Fruͤhling die vorzuziehende Jahreszeit. Nicht als ob der Bastardklee nicht
die strengste Kaͤlte aushalten koͤnnte; sein Zuhauseseyn in Schweden
beweist dieß hinlaͤnglich, und bei (in Frankreich angestellten) Versuchen
ging er im Winter 1838 beinahe eben so gruͤn auf, als wenn es gar keinen
Frost gegeben haͤtte; allein der unsern Wintern eigene Wechsel von Frost und
Thauwetter, oft ohne allen Schnee, koͤnnte die junge Pflanze sehr leicht
aufgehen machen und dann vernichten.
Der Bastardklee laͤßt nur einmaliges Schneiden zu, wie sowohl die schwedischen
Aufzeichnungen, als des Verf. Erfahrungen darthun. Jedoch ist diese einmalige Ernte
sehr reich. Hr. Kruus kann auf
den fuͤr die Sense bestimmten Feldstuͤken das Weidenlassen nicht
empfehlen, indem er die Ernte des naͤchsten Jahres dadurch sehr vermindert
fand. Er ist nach ihm vorzuͤglich geeignet, gemaͤht zu werden, wie
dieß wahrscheinlich auch bei uns der Fall ist; doch wird er in Schweden auch stark
zur Weide benuͤzt. – Fette und feuchte Erde sind am geeignetsten
fuͤr ihn; nichtsdestoweniger waͤchst er aber auch in
gewoͤhnlichem, selbst trokenem Boden, wenn er in gutem Zustande ist. Hr. K. gibt 100 Kilogr.
rohen oder unmundirten Samen (wie er in Schweden gewoͤhnlich verwendet wird)
fuͤr die Hektare zur Saat an, oder an mundirtem Samen die Haͤlfte
dessen, was man von gewoͤhnlichen Kleesamen braucht, naͤmlich 6 bis 7
Kilogr.
Man sieht aus dem Gesagten, daß der Bastardklee die meisten Eigenschaften der
geschaͤztesten Futterkraͤuter besizt, naͤmlich viel Kraft,
große Ausbeute und lange Dauer. Er scheint sich in unserer Landwirtschaft
einzubuͤrgern und ihr eine neue und wichtige Huͤlfsquelle zu bieten.
Die Englaͤnder haben dasselbe Urtheil uͤber ihn gefaͤllt; die
Akerbaugesellschaft in Hochschottland hat Hrn. Stephans fuͤr die Einfuͤhrung
dieser Pflanze in das Land eine Medaille zuerkannt. (Echo du
monde savant 1840, No. 584.)
Ueber die verschiedenen Methoden der Aufbewahrung animalischer
und vegetabilischer Substanzen zu naturhistorischen Zweken.
Hr. Henslow theilt seine
Untersuchungen hieruͤber mit. Nachdem er mit einer großen Reihe von
Aufloͤsungen in verschiedenen Saͤttigungsgraden Versuche angestellt
hatte, kam er zu folgenden Resultaten: drei Kalisalze, das einfachkohlensaure, das
doppeltkohlensaure und das arseniksaure thun sehr vorzuͤgliche Dienste. Die
Bicarbonatloͤsung gibt einen flokigen Niederschlag; am besten ist die nur
halb gesaͤttigte Loͤsung. Die hierauf folgenden, zum Conserviren
geeigneten Substanzen sind das schwefelsaure Zink, die salzsaure Magnesia, die
arsenige Saͤure; dann kommen die schwefelsaure Magnesia, der Alaun, der
Salmiak und das schwefelsaure Kali. Der Queksilbersublimat conservirt die
animalischen Koͤrper sehr gut; allein er erhaͤrtet sie und macht sie
zum Studium ungeeignet; doch thut er, anderen Loͤsungen zugesezt, gute
Dienste. Ein Theil Naphtha auf 7 Theile Wasser hat auch guten Erfolg; in
groͤßerem Verhaͤltniß aber beigemischt, macht sie die Koͤrper
lederartig. Die Essigsaͤure und Kleesaͤure zersezen die Haut und das
Zellgewebe der Fische, greifen aber die Muskeln nicht an. Einige Tropfen Kreosot
unter dem Wasser erhalten zwar die Koͤrper gut, allein sie werden
dunkelbraun. Folgende Substanzen sind durchaus unfaͤhig, Koͤrper zu
conserviren: kohlensaures Ammoniak, salzsaures Kali, salzsaurer Baryt, salzsaurer
Kalk, die Nitrate von Ammoniak, Strontian, Baryt, Natron, Ammoniak, Magnesia,
phosphorsaures Natron, schwefelsaures Natron und Kali, so wie schwefelsaures Eisen
und Kupfer, und die Holzsaͤure. In Betreff vegetabilischer Substanzen waren
die Versuche des Verf. nur von geringem Erfolge. Salze scheinen im Allgemeinen nicht
zu ihrer Conservirung geeignet zu seyn, mit Ausnahme vielleicht des einfach-
und des doppeltkohlensauren Kali's. Naphtha und Essigsaͤure conserviren gut;
aber die Farben leiden darunter. – Die im Handel vorkommende Potasche,
fuͤgt der Verf. hinzu, conservirt thierische Substanzen sehr gut. –
Hr. Balfour ruͤhmt das
arseniksaure Kali wegen seines conservativen Einflusses auf die Farbe der Blumen; er
fuͤgt hinzu, daß er eine Sammlung von Fruͤchten hierin aufbewahre.
Salze, welche keinen Sauerstoff enthalten, glaubt er als zum Aufbewahren nicht
brauchbar betrachten zu duͤrfen. – Hr. Brodie glaubt, daß die Entfaͤrbung der
Pflanzen von ihrem Gerbestoff oder anderen Stoffen herruͤhrt, welche auf die
Aufbewahrungsfluͤssigkeiten wirken. Eichen- und Ulmenholz werden in
Aufloͤsungen schwarz, in welchen Tannen und andere Hoͤlzer noch an
Weiße zunehmen. (Echo du monde savant 1840, No. 580.)