Titel: | Neuer Treibapparat für Schiffe, worauf sich Georg Rennie, Civilingenieur in Holland Street, Blackfriars, in der Grafschaft Surrey, am 26. Novbr. 1839 ein Patent ertheilen ließ. |
Fundstelle: | Band 79, Jahrgang 1841, Nr. II., S. 2 |
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II.
Neuer Treibapparat fuͤr Schiffe, worauf
sich Georg Rennie,
Civilingenieur in Holland Street, Blackfriars, in der Grafschaft Surrey, am 26. Novbr. 1839 ein Patent ertheilen
ließ.
Aus dem Repertory of Patent-Inventions. Novbr.
1840, S. 269.
Mit Abbildungen auf Tab.
I.
Rennie's Treibapparat fuͤr Schiffe.
Gewöhnliche Schaufelräder mit ihren rechtwinkeligen Schaufeln haben bekanntlich wegen
der großen Breite und Masse, welche ihnen gegeben werden muß, damit sie einen
hinreichenden Stüzpunkt im Wasser finden, und wegen der ihnen nothwendig
anzuweisenden Stellung an den Seiten des Schiffs, eine große Neigung, das Schlenkern
des Schiffs bei stürmischer See zu befördern; dabei bieten sie dem Winde eine sehr
ungeeignete breite Oberfläche dar. Trifft es sich nun, daß sie sich tief eingetaucht
haben, so gewähren sie einen von den Maschinen schwer zu überwältigenden Widerstand.
Gewöhnliche Schaufelräder veranlassen ferner, wegen des Anschlagens der
Schaufelkanten gegen das Wasser eine starke Schwankung des Schiffs und der
Maschinen, folglich eine erhöhte Abnuzung des Bootes. Meine Verbesserung nun besteht
dem Wesen nach: 1) in der Anwendung einer Schaufel neuer Construction auf das
gewöhnliche Schaufelrad, wodurch den verschiedenen oben erwähnten Mängeln begegnet
oder ihr störender Einfluß wenigstens bedeutend vermindert wird; zweitens darin, daß
dem gemeinen Schaufelrade ein neuer Treibapparat von durchaus verschiedenem Bau
substituirt wird, welcher sich ohne Stoß im Wasser umdreht und an dem Vordertheil,
dem Stern oder in der Mitte des Schiffs eben so gut als an den Seiten desselben
angebracht und eben so gut in Bewegung gesezt werden kann, wobei er entweder nicht
weiter, als bis er ganz mit Wasser bedekt ist, oder auf irgend eine größere Tiefe
eingetaucht werden kann. Die Methode, worauf meine Verbesserungen beruhen, ist in
den beigefügten Zeichnungen, so wie in nachfolgender Beschreibung vollständig
dargestellt.
Fig. 14 ist
ein seitlicher Durchschnitt eines mit den Schaufeln meiner neuen Construction
ausgestatteten Schaufelrades.
Fig. 15 die
Seitenansicht des ganzen Rades. Die Schaufeln haben eine trapezoidale anstatt der
rectangulären Form. Ich gebe der in Fig. 14 dargestellten
Trapezoidform, worin die Diagonalen im Verhältniß von 1 zu 1 1/2 zu einander stehen,
den Vorzug, und befestige sie so, daß die größte dieser Diagonalen, wie die genannte
Figur zeigt, senkrecht
steht. Die Schaufel kann übrigens irgend eine andere Gestalt haben, welche sich aus
der Theilung eines Kegels in zwei gleiche Theile ergibt. Ihre Oberfläche mag eben
oder convex oder concav seyn, so ist nicht nur die Triebkraft, welche durch
Schaufeln von dieser trapezoidalen Gestalt erreicht werden kann, größer als
diejenige, welche von gleichem Flächeninhalt einer rectangulären Form zu erzielen
ist, sondern sie treten auch in das Wasser und aus dem Wasser sanfter und mehr
stufenweise.
Fig. 16 ist
eine Seitenansicht, und
Fig. 17 ein
Querschnitt des neuen Treibapparates, durch welchen ich die gewöhnlichen
Schaufelräder entbehrlich zu machen beabsichtige. Er besteht aus zwei oder mehreren
krummlinigen Flügeln von nachfolgender Gestalt, welche an eine Welle oder Achse
befestigt sind. Die Curven, nach welchen die Flügel oder Segler gestaltet seyn
sollten, erhält man, indem man die Oberfläche eines Kegels oder Conoids hinab,
welches man um seine Achse sich drehen läßt, eine Linie zieht. Die solcher Weise
erlangten Krümmungen haben eine fortwährend sich ändernde Neigung gegen ihre Achsen,
und Versuche haben gelehrt, daß eine Welle mit Schaufeln von solcher Krümmung bei
ihrer Umdrehung im Wasser eine größere Treibkraft entwikelt, als eine Welle mit
irgend einer andern Gattung krummer Flügel oder krummer Flächen. Die conoidale Form,
nach welcher die Linien zulaufen, kann einen beliebigen Neigungsgrad von der Spize
gegen die Basis haben, ich gebe indessen einer solchen Anordnung den Vorzug, wonach
die Abscissen der Krümmung in arithmetischer Progression,
während ihre Ordinaten in geometrischer Progression
zu- oder abnehmen. Schon in alten Zeiten wurde die Schraube von Archimedes zum Heben des Wassers, und in neueren Zeiten
wird sie als Mittel zum Forttreiben der Schiffe angewendet; allein diese Schrauben
unterscheiden sich ganz und gar von einer Welle, auf welcher Schaufeln oder
Ruderwerkzeuge von der eigenthümlichen krummlinigen Gestalt, wie ich sie beschrieben
habe, befestigt sind, insofern nämlich die Krümmung der Archimed'schen Schraube durch die Windung einer Linie um einen Cylinder
entsteht, während die Krümmung meines Treibapparates durch diejenige Linie bestimmt
wird, welche man über die Oberfläche eines um seine Achse sich drehenden Kegels
hinabzieht. Der wesentliche Unterschied aber besteht darin, daß die rükwirkende
Kraft der Krümmungen im ersten Falle weit größer und folglich die forttreibende
Kraft weit geringer als im leztern Falle ist. Um meinen Treibapparat von dem Archimed'schen Schraubenapparat, so wie überhaupt von
allen übrigen zu unterscheiden, nenne ich ihn Conoidal-Treibapparat, ein Name, welcher zugleich die eigenthümliche
Beschaffenheit, von welcher seine hohe Wirksamkeit sich herleitet, bezeichnet.
Nachdem ich hiemit das Princip meiner Erfindung beschrieben und die Art und Weise,
wie sie auszuführen ist, auseinandergesezt habe, erkläre ich, daß ich in Betreff des
ersten Theils meiner Erfindung keinen von denjenigen Theilen, woraus das Schaufelrad
besteht, in Anspruch nehme, die oben beschriebenen trapezoidal gestalteten Schaufeln
ausgenommen. Was den zweiten Theil meiner Erfindung betrifft, so erkläre ich als neu
und mache Anspruch auf den oben beschriebenen conoidalen Treiber in allen seinen
Varietäten, dessen Gestalt durch Tracirung einer Linie, die Oberfläche eines um
seine Achse sich drehenden Kegels oder Conoids hinab, erhalten wird, ob nun die
Fläche der Flügel oder Schaufeln einer solchen conoidalen Treibvorrichtung in ihren
Varietäten eben, convex oder concav sey.