Titel: | Ueber den Sonnenregulator des Hrn. von Saulcy. |
Fundstelle: | Band 79, Jahrgang 1841, Nr. XXX., S. 128 |
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XXX.
Ueber den Sonnenregulator des Hrn. von Saulcy.
Aus den Comptes rendus, 1840, No. 15.
Ueber Saulcy's Sonnenregulator.
Herr von Saulcy hat sich mit der Construction eines
tragbaren Mechanismus, den er Sonnenregulator nennt,
beschäftigt, um die mittlere Zeit direct unter irgend einer geographischen Breite zu
erhalten, worüber die HHrn. Mathieu, Bouvard, Puissant
und Savary der französischen Akademie der Wissenschaften
folgenden Bericht erstatteten.
Eine wohl orientirte Sonnenuhr gibt an jedem Tage die wahre Zeit Mittags und zu jeder
Stunde an, und man erhält daraus die mittlere Zeit, indem man den Unterschied
zwischen der wahren und Mittlern Zeit berüksichtigt. Allein dieses Verfahren
verlangt, daß man in einer astronomischen Ephemeride die Zeitgleichung nehme und sie
genau auf die wahre Zeit anwende, entweder durch Addition oder Subtraction. Zur
Umgehung dieses Verfahrens hat Hr. von Saulcy einen
Apparat ersonnen, mittelst dessen man jeden Tag die Sonnenuhr in jene Lage bringen
kann, in der sie die mittlere Zeit stets angibt, wobei man, wenn nur der Tag des
Jahres bekannt ist, keine Ephemeriden zu Hülfe zu nehmen braucht.
Dreht man eine Sonnenuhr um ihren Zeiger, so wird die Sonne in den neuen
Stundenebenen früher oder später ankommen, als wenn die Uhr unbeweglich geblieben
wäre, je nachdem nämlich die Bewegung gegen Osten oder Westen gerichtet war. Man
sieht daraus, daß, wenn man dem Systeme eine geeignete Drehung gibt, der Schatten
des Zeigers auf der Uhr die mittlere Zeit statt der wahren angeben kann. Dazu muß
man jeden Tag den Meridian der Sonnenuhr gegen den Meridian des Ortes neigen, rechts
oder links, um den Winkel der Zeitgleichung, die Zeit ausgedrillt durch den Bogen.
An jenem Tage, an welchem die Zeitgleichung Null ist, gibt die Sonnenuhr wahre und
mittlere Zeit zugleich, was im Jahre viermal der Fall ist.Für 1841 sind diese Tage, an denen die Zeitgleichung zwar nicht Null ist,
doch den kleinsten Werth hat:15. April+ 2''
15. Juni+ 4''
1. September– 8''
24. December– 6''
d.h. wenn es am 15. April eben Mittag nach wahrer Zeit ist, müssen die Uhren
12h 0'
2'' und am 1. September 11h 59' 52'' zeigen.A. d. R.
Ist z.B. die Sonnenuhr gegen Osten geneigt, so gibt sie die wahre Zeit für einen Punkt der
unter der nämlichen Breite liegt, aber unter einem Meridian, der um den Winkel der
Zeitgleichung entfernt ist. Die Sonne, welche im Meridian der Uhr angekommen ist,
muß sich dann, um in den Meridian des Orts zu treten, durch eine Zeit hindurch
fortbewegen, die durch die Zeitgleichung für jeden Tag gegeben ist; sie bestimmt
daher dann den wahren Mittag jenes Punktes und den mittleren für den Ort der
Beobachtung.
Diese Eigenschaften der um den Zeiger beweglichen Sonnenuhr bleiben die nämlichen
noch, wenn man sie sich um denselben Winkel um eine mit dem Zeiger oder der Erdachse
parallele Linie drehen läßt.
Nun erübrigt noch die Construction der Sonnenuhr des Hrn. von Saulcy und die Mittel, sie zu bewegen, anzugeben.
Derselbe verzeichnet auf eine Porcellanplatte von etwa 2 Decimeter (7 1/2 Zoll) Länge
und Breite eine horizontale Sonnenuhr für die Breite von 45°. Dieselbe ist an
einem rechtwinkligen gleichschenkligen Dreieke sellette,
Sattel genannt) befestigt. Durch diese Anordnung ist die Hypothenuse parallel dem
Zeiger, mithin auch parallel der Erdachse, wenn die Uhr gut orientirt ist. Um diese
Hypothenuse erfolgt die Bewegung mit Hülfe zweier Zapfen, die an einem Lager
angebracht sind. Dieses Lager ist eine Art Pult und besteht aus einem dreiseitigen
geraden Prisma, dessen große Fläche auf einer horizontalen Ebene liegt, während die
beiden anderen gleichen und aufeinander senkrechtstehenden um 45° gegen den
Horizont geneigt sind. An der mit der Erdachse parallelen Fläche befinden sich die
zwei Zapfen, um welche sich der Sattel dreht. An der mit dem Aequator parallelen
Fläche des Prisma sizt ein Zahnrad, das in 365 gleiche Theile für die Tage des
Jahres getheilt ist. An den Mittelpunkt dieses Rades befestigt man eine
Messingplatte, die von einer Curve begränzt ist, deren Krümmungs-Halbmesser
sich wie die Zeitgleichung ändern. Ein Stengelchen (gouvernail genannt) mit einem Knopfe, der sich beständig gegen die
excentrische Curve der Zeitgleichung stemmt, ist in der Aequatorebene geneigt, und
bestimmt die Winkelbewegung des Dreieks, das die Sonnenuhr trägt, wenn man das
Zahnrad mit einem Trieb dreht, und den Tag des Jahrs unter einem paffend
angebrachten Inder stellt.
Die nämliche Uhr kann auch auf die vermale Seite des beweglichen Dreieks gebracht,
und so eine verticale Sonnenuhr werden.
Ist die Breite des Ortes größer oder kleiner als 45°, so legt man, statt das
Lager auf eine horizontale Ebene zu bringen, dasselbe auf eine Ebene, die um die
Differenz von 45° und der Breite des Ortes geneigt ist, so daß immer der
Zeiger parallel der Erdachse ist. Dann gibt die Uhr, die weder horizontal noch vertical
ist, die mittlere Zeit, wie für die Breite von 45°.
Dieser Apparat, für die Nordhälfte der Erde hergerichtet, kann auch in Ländern
südlich vom Aequator gelegen dienen, wenn man sie in umgekehrter Richtung aufstellt.
Morgen wird Abend, und die excentrische Curve muß in verkehrter Richtung gezogen
werden.