Titel: | Bericht über die Leistungen der auf der London-Birmingham-Eisenbahn seit dem Jahre 1839 in Betrieb befindlichen Locomotiven; von Edward Bury. |
Fundstelle: | Band 79, Jahrgang 1841, Nr. XXXIII., S. 162 |
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XXXIII.
Bericht uͤber die Leistungen der auf der
London-Birmingham-Eisenbahn seit dem Jahre 1839 in Betrieb befindlichen
Locomotiven; von Edward
Bury.
Aus dem London Journal of arts. Okt. 1840, S.
108.
Bury's Bericht uͤber die Leistungen von
Locomotiven.
Die auf der London-Birmingham-Eisenbahn im Betrieb befindlichen
Locomotive sind in Beziehung auf die Haupttheile alle nach demselben Princip gebaut,
indem sie auf 4 Rädern stehen und nur in einigen kleinern Details von einander
abweichen. Die zum Passagiertransport verwendeten Maschinen haben Cylinder von 12
Zoll Durchmesser mit 18zölligem Kolbenhub, und unterscheiden sich von den andern
dadurch, daß alle ihre Räder 5 Fuß im Durchmesser haben und zusammengekuppelt sind.
Das schmiedeiserne Gestell sizt an der Seite der Räder, um es bequem mit dem
Dampfkessel in Verbindung bringen zu können. Die Cylinder sind mittelst zweier
starker schmiedeiserner Stangen an das Gestell befestigt. Diese Stangen gehen unter
dem untern Halbmesser hinweg und sind mit Hülfe von Bolzen an die den Cylindern
angegossenen Lappen befestigt. Kurbeln und Vorderachsen sind gleichfalls mit dem
Gestell fest verbunden. Bei dieser Anordnung wird eine etwaige Erschütterung direct
von demjenigen Maschinentheil aufgefangen, welcher sich am besten dazu eignet; und
die Kraft der Maschine mag zum Schieben oder Ziehen verwendet werden, so geschieht
dieß immer direct in der Linie des Gestells. Deßhalb wird jeder Ruk von dem
Dampfkessel oder überhaupt von denjenigen Theilen der Maschine abgelenkt, welche
Beschädigungen leicht unterliegen können. Es sind nur zwei Achsenlager vorhanden,
und diese befinden sich an der Seite der Räder. Jedes von der Last herrührende
Bestreben einer Depression gegen das Centrum wird durch einen beständig aufwärts
gerichteten Druk aufgehoben; dieser rührt von den Stößen her, welche durch die an
Krümmungen gegen die Schienen streifenden oder Durchkreuzungsstellen passirenden
Spurkränze der Räder erzeugt werden. Die Naben, worin die Achsen laufen, sind in das
Gestell so eingelassen, daß sie den Federn einen verticalen Spielraum gestatten,
besizen übrigens Ränder, welche dem etwaigen aus den Unregelmäßigkeiten der Bahn
entspringenden Bestreben zu einer Seitenbewegung mehr als nöthig ist, begegnen, und
haben eine solche Länge, daß sie im Stande sind, die Maschine für den Fall des Brechens einer der
Achsen aufzuhalten. Der Bruch der Achse ist offenbar ein sehr seltenes Ereigniß, und
wenn es auch einmal eintraf, so haben doch immer die Maschinen den Rest der Streke
vollends zurükgelegt, und den Train mit einer nur unbedeutend verminderten
Geschwindigkeit an den Ort der Bestimmung gebracht. In Beziehung auf das Gewicht
unterscheiden sich die Maschinen der betreffenden Classe gemäß. Eine Maschine zum
Passagiertransport wiegt, mit Kohks und Wasser in der Heizkammer und im Dampfkessel
9 Tonnen 13 Centner 1 Ar.
Tonnen
Centner
Ar.
das vordere Ende
3
19
1
das Hintere Ende
5
17
2
Eine für den Waarentransport bestimmte Locomotive wiegt sammt
Kohks und Wasser 11 Tonnen 13 Centner 1 Ar. und zwar:
Tonnen
Centner
Ar.
das vordere Ende
5
4
1
das Hintere Ende
6
12
3
Diese Form der Maschine wurde von dem Erbauer im Jahr 1829 angenommen, wo er den
„Liverpool“ mit horizontalen Cylindern und Kurbelachsen
baute, welcher im Julius 1830 auf der Liverpool-Manchester-Eisenbahn
in Betrieb gesezt wurde. Dieses Maschinensystem wurde auf der
London-Birmingham-Eisenbahn seit ihrer Eröffnung unverändert
beibehalten.
Dem Berichte sind vollständige Maschinenzeichnungen beigefügt, nebst statistischen
Tabellen über ihre Leistungen während des Jahres 1839, welche die durch jede
Maschine zurükgelegte Meilenzahl, das transportirte Gewicht, mit den Detailkosten an
Kohks, Oehl, Werkzeugen, Arbeitslohn, Reparaturen etc. angegeben.
Die Leistungen der Maschinen erstreken sich auf eine Ausdehnung von 700,000 Meilen
und eine Periode von 12 Monaten, und es hat sich gezeigt, daß mit den für den
Passagiertransport bestimmten Locomotiven die durchschnittlichen Totalkosten des
Transports:
in den ersten 6 Monaten
352/1000 Penny die Tonne per Meile,
in den leztern 6 Monaten
380/1000 „
„
„
„
„
betrugen, während mit den für den Waarentransport bestimmten Maschinen die
Durchschnittskosten
in den ersten 6 Monaten auf
203/1000 Penny die Tonne per Meile,
in den leztern 6 Monaten auf
227/1000 „
„
„
„
„
sich beliefen.