Titel: | Verfahren erhabene oder hervorstehende Buchstaben, Formen, Figuren und andere Zierrathen aus Thon etc. zum Behuf der äußeren Decoration von Gebäuden und zu anderen Zweken zu verfertigen, woraus sich James Yates, Eisengießer und Töpferwaaren-Fabrikant in Rotherham in der Grafschaft York, am 3. Jul. 1839 ein Patent ertheilen ließ. |
Fundstelle: | Band 79, Jahrgang 1841, Nr. XL., S. 188 |
Download: | XML |
XL.
Verfahren erhabene oder hervorstehende
Buchstaben, Formen, Figuren und andere Zierrathen aus Thon etc. zum Behuf der
aͤußeren Decoration von Gebaͤuden und zu anderen Zweken zu verfertigen,
woraus sich James Yates,
Eisengießer und Toͤpferwaaren-Fabrikant in Rotherham in der Grafschaft
York, am 3. Jul. 1839 ein Patent ertheilen
ließ.
Aus dem London Journal of arts. Okt. 1840, S.
80.
Mit Abbildungen auf Tab.
III.
Yates, Verfahren Buchstaben aus Thon zu Aushaͤngeschilden
etc zu verfertigen.
Vorliegende Erfindung bezieht sich zunächst auf eine neue oder verbesserte Methode,
separate, erhabene oder hervorstehende Buchstaben oder Figuren zu erzeugen, welche
in England block letters genannt werden. Sie dienen zur
äußeren Decoration als Aufschriften an Kaufläden, zu Schildern, Aufschrifttafeln,
Namen für Straßen und Pläze, eben so auch zu Tafeln im Innern von Gebäuden,
Aushängeschilden etc. Unter Anderem lassen sie sich auch anwenden als Typen oder
verkehrte Buchstaben zum Druken u.s.w., wozu gegenwärtig Holz- oder
Metalltypen genommen werden. Meine Erfindung betrifft ferner ein verbessertes
Verfahren Figuren, Devisen oder erhabene Formen, z.B. Rosetten und sonstige
dergleichen Zierrathen darzustellen. Dieses Verfahren besteht erstens in dem Pressen separater erhabener
Buchstaben, Figuren oder Typen aus Töpfergut, Thon, Porzellan, Steingut, Glas oder
Thonmischungen, zum Unterschied von den gewöhnlichen aus Metall durch Gießen in
Formen erhaltenen Artikeln, oder es besteht in dem Ausschlagen der Buchstabenformen
aus Metallplatten mittelst Stempel und Matrizen, oder auch in dem Schneiden der
Formen solcher Buchstaben, Figuren oder Typen in Holz. Zweitens besteht mein
Verfahren in der Darstellung erhabener Formen, Rosetten, Platten, Schilder und
anderer Verzierungen auf eine neue Art, nämlich unter Anwendung eines
außerordentlichen Drukes.
In Betreff des ersten Theiles meiner Verbesserungen bemerke ich hier, daß mir wohl
bekannt ist, daß irdene Buchstaben vorher schon verfertigt wurden, indem man sie aus
Platten von Thon oder sonstigem erdigem Material ausschnitt. Solche Buchstaben waren
jedoch aus mancherlei Ursachen unvollkommen, einmal wegen der Rauhigkeit der Ränder,
da wo die Trennung von der Platte erfolgt war, wegen des unvollkommnen Troknens, des
Einschrumpfens und der Zerbrechlichkeit des Materials, dann auch wegen der
Schwierigkeit, sie vor dem Brennen in der verlangten Gestalt zu erhalten u.s.w. Auch
stehen die Seiten der so ausgeschnittenen irdenen Buchstaben nothwendiger Weise
gerade oder rechtwinklich zu ihren Ebenen, wogegen die Seiten meiner Buchstaben,
Figuren oder Schriftzüge unter einen beliebigen Winkel gegen ihre Ebenen oder
Vorderflächen gestellt seyn können, und an allen Rändern so fehlerlos gestaltet
sind, daß man mit Sicherheit auf die correcte Form der Buchstaben oder Figuren
rechnen darf. In die Vorderfläche der Buchstaben und Schriftzüge können außerdem
eingefurchte oder erhabene Dessins gearbeitet seyn, um zur Erhöhung des äußeren
Glanzes ein prismatisches Farbenspiel und verschiedene Licht- oder
Schatteneffecte in Farben, Gold und Silber hervorzubringen; oder sie können mit
aufgemalten Mustern oder Devisen verziert seyn. Solche Dessins werden in die irdene
Waare oder ins Porzellan eingeschmolzen oder eingebrannt, wie dieß bei dem
gewöhnlichen Fabricationsproceß irdener oder Porzellanwaaren der Fall ist.
Es versteht sich, daß diese Buchstaben, sie mögen aus Thon, Porzellan, Glas oder
Thonmischungen verfertigt seyn, wenn sie auch dem Wasser und dem Wechsel der
Witterung ausgesezt sind, keinen Nachtheil erleiden, wie dieses bei Metall-
oder Holzbuchstaben mit gemalter oder lakirter Oberfläche vorkommt.
In Betreff des zweiten Theiles meiner Erfindung bemerke ich ferner, daß ich wohl
weiß, daß erhabene Formen, Rosetten und sonstige Zierrathen aus Thon und erdigem Material
überhaupt seither dargestellt wurden. Solche Verzierungen wurden jedoch nur auf die
gewöhnliche, in der Töpferei und Steingutmanufactur übliche Weise im nassen,
feuchten oder weichen Zustande geformt. Die auf solchem Wege verfertigten Artikel
unterliegen allen oben namhaft gemachten Mißständen, welche die aus Platten oder
Schichten des Materials ausgeschnittenen Buchstaben oder Figuren betreffen. Dagegen
bin ich mit meiner verbesserten Methode, erdiges Material zuzubereiten und zu
bearbeiten, im Stande, eine weit bessere, jenen Uebelständen nicht unterliegende
Waare zu produciren. Die fraglichen Verbesserungen bestehen in der Darstellung
irdener oder gläserner Buchstaben, erhabener Gegenstände, Rosetten u.s.w. durch
Pressen und mit Hülfe geeigneter und passend gestalteter Stempel und Matrizen, oder
Gesenke aus Metall oder sonst einem tauglichen Stoff. In diese Form oder Matrize
wird der feuchte Thon, oder was für erdiges Material man anwenden möge, gewaltsam
hineingepreßt und genöthigt, in den Gesenken die verlangte Gestalt der Buchstaben
oder Figuren anzunehmen.
Die Werkzeuge, Stempel und Matrizen können aus freier Hand oder durch Maschinen in
Thätigkeit gesezt werden, und ich gehe nun zur Beschreibung der Procedur und des
Verfahrens über, welches ich bei der Fabrication der verbesserten Artikel befolge,
und zur Erläuterung einiger Modificationen und Anordnungen des Mechanismus, welche
mit der praktischen Ausführung meiner Erfindung verbunden sind.
Die Mischungen der erdigen Stoffe können nach der gewöhnlichen Methode der Töpferei
zubereitet und auf die unten beschriebene Weise verarbeitet werden. Um jedoch eine
compactere Masse zu erhalten, ziehe ich es vor, dieselben in einem weit trokneren
Zustande als die gewöhnliche Consistenz des zu den Töpferwaaren genommenen
Töpferthons zu verwenden. Um ferner dem Einschrumpfen, Werfen und Brechen in Folge
der Zusammenziehung vorzubeugen, nehme ich gebrannten Thon,
„Biscuit“ oder Scherben und Feuersteine oder anderes
Kieselsteinpulver, leicht befeuchtet mit Thonschlamm oder einer Mischung von
geschlemmtem Thon und „Reiswasser“. Diese Stoffe werden unter
großer Pressung den in der Fabrication begriffenen Artikeln beigegeben, um die
Theilchen in innige Berührung miteinander zu bringen. Nachdem das Material gehörig
zubereitet worden ist, wirb es so zurecht gelegt, daß der Arbeiter eine hinreichende
Quantität bequem in die bereit stehenden Formen füllen kann, in welche dann das
Material gewaltsam hineingepreßt wird.
Fig. 22 ist
der Frontaufriß einer zu vorliegendem Zweke vorgerichteten Presse; Fig. 23 die
Seitenansicht; Fig.
24 ein Grundriß derselben, wobei der obere Theil des Gestelles
hinweggenommen ist, um von der sich drehenden Tafel oder Scheibe eine Ansicht geben
zu können. a, a ist das hölzerne oder metallene Gestell,
welchem auf irgend eine passende Weise mit Hülfe von Schrauben oder Bolzen ein
fester Standpunkt gegeben ist; b die Preßspindel, welche
sich in Uebereinstimmung mit der anzuwendenden Triebkraft mittelst einer
Vater- oder Mutterschraube, eines Hebels oder anderer Vorrichtungen heben
oder niederdrüken läßt, um die verlangte Pressung auszuüben;
c ist die Tafel oder Scheibe, welcher auf irgend eine taugliche Weise eine
unterbrochen rotirende Bewegung ertheilt wird. Diese Tafel dreht sich auf dem
Querstük oder Lager d, und kann in mehrere Abtheilungen
getheilt seyn, deren jede ein Behältniß für eine Form enthält. Die unterbrochen
rotirende Bewegung der Tafel muß so eingerichtet seyn, daß die Formen in den
gehörigen Intervallen und in der geeigneten Lage unter dem Preßstempel k stillstehen, und zwar so lange, als man Zeit braucht,
um die Masse in die Formen zu pressen. In den Zeichnungen besizt die Tafel zur
Aufnahme der Formen vier Behältnisse e, e, e, e, von
denen eines mit einer Form f versehen ist. Die
Behältnisse sind im gegenwärtigen Beispiele schwalbenschwanzartige oder keilförmige,
in die Tafel gearbeitete Vertiefungen, in welche correspondirende, an den Formen
befindliche und gleichfalls schwalbenschwanzartige Stüke dergestalt passen, daß sie
leicht eingesezt und entfernt werden können, so oft ein Buchstabe oder eine Figur
überhaupt gepreßt worden ist.
Das in den Abbildungen dargestellte Verfahren, wodurch die unterbrochen rotirende
Bewegung erzielt wird, ist folgendes. Die Tafel oder Scheibe ist rings von einem
verzahnten Rad g, g umgeben, welches mit einem
verzahnten Segment oder einem halbverzahnten Rade h in
Eingriff steht. Lezteres sizt an einer Welle i und dreht
sich in passenden Lagern. Die Welle i empfängt von
irgend einer ursprünglichen Triebkraft aus mit Hülfe von Riemen ohne Ende oder
Räderwerk eine continuirlich drehende Bewegung. Der Durchmesser des Rades h ist nur halb so groß als derjenige des Rades g, und da nur sein halber Umfang mit Zähnen versehen
ist, so wird es durch seine Umdrehung der Tafel jene verlangte unterbrochen
rotirende Bewegung ertheilen. Bei jeder Pause hält die Tafel mit einer Form unter
dem Preßstempel; gleichzeitig steigt lezterer in Folge der Thätigkeit der Presse
nieder, und preßt das Material in die Form. Diese Operation geht vor sich, während
der glatte Theil des Rades h sich an der Tafel vorüber
bewegt. Um nun aber der Platte einen sichern Halt zu geben und sie mit der Form
genau in derjenigen
Stellung zu erhalten, welche erforderlich ist, damit die Form direct unter den
Preßstempel zu liegen komme, ist nachstehende Anordnung getroffen.
l ist ein Bolzen oder Zapfen, welcher an dem Querstük
d des Gestelles in Lagern gleitet. Das obere Ende
dieses Bolzens geht aufwärts und paßt auf flache Löcher oder Vertiefungen, welche
auf der unteren Seite der Tafel unter den Behältnissen e,
e angebracht sind. In diese Löcher wird der Bolzen, sobald die Form in die
ihr angewiesene Stellung gelangt, durch den belasteten Hebel m getrieben, wodurch die Tafel in Stillstand kommt. Um die Tafel nach
erfolgter Bildung eines Buchstabens wieder frei zu machen, bedient man sich
folgenden Mittels.
Beim Niederdrüken des Stempels k passirte ein an der
Spindel b angebrachter Vorsprung n an dem Ende des Hebels o vorüber, was wohl
anging, da er mit dem im Gestell bleibenden Aufhälter l
in Verbindung steht. Der Hebel o ist nämlich durch eine
Stange p mit dem belasteten Hebel m verbunden; so wie nun die Spindel b sich
aufwärts bewegt, kommt der Vorsprung n mit dem Hebelende
in Berührung und hebt es folglich mit in die Höhe. Vermöge der Verbindung mit dem
Hebel m wird nun der Bolzen l herausgezogen, die Tafel wird frei, und kann sich aus Veranlassung des
in diesem Momente erfolgenden Eingriffs des gezahnten Segmentes h mit dem Rade g ungehindert
umdrehen. Wenn nun die Tafel in Bewegung ist, so bringt ein Theil der Drehung das
nächste Behältniß mit der Form unter die Presse. Der Maschinenwärter hatte nämlich
vorher eine mit der geeigneten Menge Materiale gefüllte Form in ein auf der einen
Seite befindliches Behältniß eingesezt und auf der anderen Seite dasjenige entfernt,
welches der Operation bereits unterlegen war. Die Form wird nach erfolgtem Pressen
weggenommen, eine andere eingesezt u.s.w.
Nachdem ich nun die verschiedenen Figuren in den Abbildungen beschrieben habe,
bemerke ich, daß ich nicht beabsichtige, mich auf die Art der in denselben
dargestellten Presse zu beschränken; eben so wenig auf die Anwendung einer sich
drehenden runden Tafel, indem eine oblonge Tafel, welcher eine unterbrochene
horizontal hin- und hergehende Bewegung ertheilt wird, dieselben Dienste
leisten mag. Die Bewegung muß nur so beschaffen seyn, daß sie die Behältnisse und
Formen abwechselnd unter den Preßapparat bringt; die Formen müssen auf der einen
Seite der Presse mit der Masse gefüllt und auf der anderen Seite nach erfolgter
Operation weggenommen werden.
Figuren und Buchstaben aus Glas werden auf dieselbe Weise, wie die aus Thon dargestellt,
nämlich durch Pressen des Materials in Formen, nur mit dem Unterschiede, daß das
Glas vorher bis zum flüssigen Zustande erhizt und dann in die Formen und Matrizen
gebracht wird. Indem nun der Preßstempel niedersteigt, preßt er die Masse in die
Vertiefung oder Form und drängt die überflüssigen Theile bei Seite. Das
Mischungsverhältniß der verschiedenen in den Glasmassen enthaltenen Stoffe ändert
sich, je nach der den Buchstaben oder Figuren zu gebenden Farbe. Nachdem die
Buchstaben u.s.w. oder andere Artikel mit ebenen Oberflächen in der Presse
gefertigt, dann getroknet und in dem gewöhnlichen Brennofen gebrannt worden sind,
schleife ich ihre Flächen auf Stein- oder Metallplatten mit Sand, Schmirgel
oder andern Polirmitteln, beseitige dadurch die etwaigen Unebenheiten der
Oberfläche, und bringe eine feine Ebene zu Stande, welche sich zur Aufnahme der
Farbstoffe, der Substanzen zum Vergolden der Glasur und sonstiger Verzierungen
eignet. Kommen verkehrte Buchstaben als Typen zum Druken in Anwendung, so kann man
ihnen eine glatte Grundfläche lassen, ohne weitere Glasur und sonstige
Zubereitung.
Die Formen oder Matrizen, Fig. 3 und 4, worin die Lettern,
Figuren, erhabene Formen u.s.w. gebildet werden, können aus irgend einem passenden
Metall oder aus einer Metallcomposition bestehen, oder sie können aus Töpferwaare
und andern hartgebrannten erdigen Materialien, oder auch aus Gypsmörtel oder andern
plastischen Compositionen gefertigt seyn. Die lezteren Stoffe müssen übrigens in
metallene Rahmen eingefaßt werden, um dem Bersten der Formen unter dem zum Pressen
des Materials in dieselben erforderlichen Druke zuvorzukommen.
Wenn die Buchstaben, Verzierungen u.s.w. fertig sind, so können sie in der ihnen
angewiesenen Lage mit Hülfe von Cement, oder mit Metallstiften befestigt werden.
Leztere treibt man durch Löcher, die vor dem Brennen der Buchstaben in schiefer
Richtung seitwärts durchgestochen wurden. Den Buchstaben können übrigens auch oben
und unten Leisten oder Henkel gelassen werden, womit sie in die Nuten eines Rahmens
sich einschieben lassen, oder sie können sonst auf eine passende Weise angebracht
und befestigt werden.
Nachdem ich somit meine Verbesserungen beschrieben und festgestellt habe, erkläre ich
schließlich als meine durch das oben erwähnte Patent mir zugesicherte Erfindung: die
Fabrication erhabener Buchstaben, Formen, Devisen, Platten und anderer Zierrathen
zum Behuf der äußeren Decoration von Gebäuden u.s.w. aus erdigen oder in der
Töpferei und Fabrication irdener Waaren überhaupt gebräuchlichen Stoffen, oder aus
irgend einer Mischung erdiger Bestandtheile, welche das Pressen, Troknen, Brennen, Grundiren, Bemalen,
Glasiren u.s.w. der fraglichen Artikel gestatten, und sich dem Zweke gemäß, zu dem
sie bestimmt sind, behandeln lassen. Ferner mache ich Anspruch auf die Verfertigung
verkehrter Buchstaben, Figuren oder Druklettern aus Töpferthon; deßgleichen auf die
Darstellung separater Buchstaben, Devisen oder Schriftzüge aus Glas oder
Glasmischung u.s.w., und zwar je nach Verlangen entweder dunkel oder farbig. Alle
dergleichen erdige Materialien oder Glasmassen werden gewaltsam in geeignete Formen
gepreßt, um ihnen die verlangte Gestalt zu ertheilen, welcher nachher noch auf die
oben erläuterte Weise die Vollendung zu geben ist.