Titel: | Leichtes Verfahren Barometer ohne Auskochen luftleer zu machen; von Dr. Mohr in Coblenz. |
Autor: | Dr. Karl Friedrich Mohr [GND] |
Fundstelle: | Band 79, Jahrgang 1841, Nr. XLI., S. 194 |
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XLI.
Leichtes Verfahren Barometer ohne Auskochen
luftleer zu machen; von Dr. Mohr
in Coblenz.
Mit Abbildungen auf Tab.
III.
Mohr's Verfahren Barometer ohne Auskochen luftleer zu
machen.
Obschon das Auskochen der Barometer in geübten Händen keine sehr gefährliche Arbeit
ist, so bleibt es doch immer eine sehr unangenehme und zeitraubende. Gegen Ende der
Operation verbreiten sich immer Queksilberdämpfe, und endlich können sehr weite
Barometer gar nicht ausgekocht werden. Das Auskochen einer zehn Linien diken
Queksilbersäule ist wegen der Nähe des Feuers, des Gewichtes der Röhre und der
ängstlichen Spannung, in der man sich ungeachtet aller Uebung befindet, eine überaus
erschöpfende und unangenehme Arbeit. Dikere Röhren als 10 Linien würde ich nicht
unternehmen auszukochen.
Das folgende Verfahren vermeidet alle diese Schwierigkeiten und liefert in wenig
Minuten ein so luftleeres Barometer, als solches durch Auskochen nur dargestellt
werden kann. Es sezt nur den Gebrauch einer kleinen Handluftpumpe oder einer anderen
Luftpumpe voraus. Man wird hieraus schon leicht errathen können, daß durch Wegnahme
des atmosphärischen Drukes dieselbe Erscheinung hervorgebracht wird, als wenn man
durch Hinzubringung von Wärme den Queksilberdämpfen eine dem atmosphärischen Druke
gleiche Spannung ertheilt, und in der That beruht hierin das neue Verfahren.
Auf den Teller der Luftpumpe seze ich vermittelst eines gut geschliffenen Trichters
den in Fig.
13 abgebildeten, sehr einfachen Apparat, den man in kurzer Zeit aus
Glasröhren und Korkstöpseln zusammenstellt. Ich kann nebenbei bemerken, daß ich alle
nicht gloken-förmigen Apparate, die zur Luftpumpe gehören, wie die
Magdeburgischen Halbkugeln, Ballons, elektrische Röhren und ähnliche nur auf diese Weise mit der
Luftpumpe in Verbindung seze. Man ist dadurch von dem Gewinde in dem Teller der
Luftpumpe unabhängig, und kann demnach jeden dieser Apparate auf jede andere
Luftpumpe, die einen Teller hat, aufsezen. Der Trichter in Fig. 13 ist mit einer
guten Kautschukröhre an die Bleiröhre b befestigt, diese
mit einem Korke in die etwa 14 Linien weite und 5 bis 6 Zoll lange Glasröhre, welche
von irgend einem Stative getragen wird, und leztere mittelst eines Korks an die
kleine Röhre d, an welche nun mit Kautschukröhren die
auszukochenden Barometer befestigt werden.
Nehmen wir an, man habe zu einem Gefäßbarometer eine ganz gerade Röhre mit Queksilber
zu füllen. Zuerst macht man die Röhre vollkommen troken, indem man sie erwärmt und
mit dem Vacuum in Verbindung sezt; man wiederholt diese Operation einigemal, welches
sehr rasch geht. Nun gießt man das Queksilber, welches ebenfalls in einer
Porzellanschale erwärmt wurde, durch einen unten sehr engen Papiertrichter in die
Röhre, befestigt diese an den Apparat und pumpt die Luft aus. Die Barometerröhre
liegt sehr flach auf dem Tische. Beim Entziehen der Luft schwellen alle im
Queksilber gebliebenen Luftblasen stark an und die meisten gehen von selbst nach
Oben, ohne daß man etwas weiteres zu thun nöthig hätte. Man stellt nun, wenn keine
Luftblasen mehr aufsteigen, ein möglichst vollkommenes Vacuum dar, und fängt an die
Barometerröhre leise schüttelnd zu bewegen, gerade wie man bei dem Auskochen auf
Feuer zu thun pflegt. Die beiden Kautschukröhren erlauben eine schon heftige
Erschütterung, ohne daß der Apparat dadurch auseinander käme. Man bemerkt in der
Barometerröhre ein hartes Prellen und Kliken des Queksilbers gegen das Glas,
ebenfalls wie beim Auskochen, und große Luftblasen erscheinen an allen Stellen, wo
die kleinsten Luftbläschen sizen geblieben sind.
Durch die schüttelnde Bewegung wird momentan der schwache Druk des Queksilbers in der
geneigten Röhre aufgehoben, die Luftblasen vergrößern sich, und in diesem Augenblike
steigen sie, weil sie ein größeres Volumen einnehmen, aufwärts. Durch wiederholtes
Schütteln bringt man so die kleinsten Luftbläschen zum Aufwärtssteigen. Man kann
auch das Aufwärtssteigen der Blasen beschleunigen, wenn man die Röhre über den Rand
des Tisches etwas hinabhält, wodurch sie steiler zu liegen kommt. Einzelne sehr
kleine Bläschen, welche allein nicht Steigkraft genug besizen, weiter zu rüken,
vereinigt man zu einer größeren Blase, indem man die Röhre aufrichtet. Das
Queksilber ergießt sich in die weite Röhre c, und in der
Barometerröhre entsteht ein Vacuum, welches nun alle jene Luftbläschen aufnimmt. Beugt man
nun die Röhre wieder vorsichtig hinab, so bringt man durch dieselbe Manipulation
auch diese in der Spize gesammelte Luftblase heraus. Es ist eine bekannte Erfahrung,
daß frisch ausgekochte Barometer von Neuem ein Luftbläschen zeigen, wenn man sie
durch Aufrichten hat spielen lassen. Alle einzelnen noch so kleinen Luftspuren
sammeln sich alsdann im leeren Raume und werden beim Wiederanlaufenlassen sichtbar.
Die allerschärfste Probe eines luftleeren Barometers ist immer das sichtbar
bleibende Luftbläschen beim Volllaufen der Röhre. Beim Auskochen kann man diese
Probe erst nach dem Erkalten machen, bei unserem Apparate in jedem Augenblike
wiederholen. Das oben erwähnte 10 Linien weite Barometer war innerhalb 10 Minuten so
vollkommen luftleer, daß es ein kaum sichtbares Luftbläschen zeigte. Besondere
Schwierigkeiten machen Röhren, die durch Anschmelzen einer engeren Röhre eine
Verdünnung des Kalibers haben.
Die kleinen Luftbläschen gehen nur durch heftiges Schütteln der sehr steilen Röhre
über jene Einschnürung hinweg. Schmuz an der inneren Seite der Röhre hält ebenfalls
leicht Luftbläschen zurük.
Heberbarometer und gewöhnliche Barometer befestigt man ebenfalls mit einer
Kautschukröhre auf die in Fig. 14 angedeutete Art
an den Apparat. Man füllt die Röhre nur bis an ihre Biegung und läßt alles übrige
Queksilber auslaufen; die fernere Behandlung wie oben. Auf diese Art habe ich
mehrere Barometer auf ihren Scalen ausgekocht; dieß Verfahren ist sogar das
sicherste, weil die Röhre mehr gegen mechanische Verlezung geschüzt ist.
Es ist übrigens auch gut, die Barometer erst halb mit Queksilber zu füllen und
alsdann luftleer zu machen, weil man bei dem geringeren Druke des Queksilbers desto
stärker erschüttern kann, um gerade die äußerste Spize des Barometers, auf die es
doch besonders ankömmt, luftleer zu machen. Man füllt zulezt die ganze Röhre voll
und wiederholt die Operation mit dem nachgefüllten Theile. Es geschieht auch wohl
zuweilen, besonders in nicht sehr glatten Röhren, daß eine Luftblase beim Aufsteigen
in mehrere kleinere zerfällt, welche schwierig aufsteigen. Man muß alsdann durch
wiederholtes Tummeln und Entleeren dieselben herauszuschaffen suchen.