Titel: | Beschreibung der von Hrn. Pecqueur, Mechaniker in Paris (rue Neuve-Popincourt No. 11), erfundenen rotirenden Dampfmaschine. |
Fundstelle: | Band 79, Jahrgang 1841, Nr. LXIV., S. 321 |
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LXIV.
Beschreibung der von Hrn. Pecqueur, Mechaniker in Paris (rue Neuve-Popincourt No. 11), erfundenen rotirenden
Dampfmaschine.
Aus dem Bulletin de la Société
d'encouragement, Mai 1840, S. 167.
Mit Abbildungen auf Tab.
V.
Pecqueur's rotirende Dampfmaschine.
Unter den zahlreichen Dampfmaschinen, welche seit zwanzig Jahren besonders in England
erfunden wurden, um die abwechselnde Bewegung des Kolbens der
Cylinder-Maschinen durch eine directe Kreisbewegung zu ersezen, zeichnet sich
diejenige aus, welche man den beharrlichen Anstrengungen des Hrn. Pecqueur zu verdanken hat, und von deren Erfolg man jezt
versichert zu seyn scheint.
Im Jahre 1825 erhielt dieser geschikte Mechaniker ein Privilegium für 15 Jahre auf
seine Erfindung einer rotirenden Maschine, welche auf einem Dampfschiff der Seine
angewendet wurdeSie ist beschrieben im polytechn. Journal Bd. XXIX. S. 338.; aber die Schwierigkeiten ihrer Ausführung, welche eine außerordentliche
Genauigkeit erforderte, widersezten sich ihrer allgemeinen Einführung. Die Maschine,
welche hier beschrieben werden soll, ist eine Abänderung der ersten; sie ist von
einfacherer Construction, nimmt wenig Plaz ein, und paßt hauptsächlich für
Locomotive und Dampfschiffe.
Die Abbildungen zeigen diese Maschine von verschiedenen Seiten.
Fig. 1 ist
eine Längenansicht der Maschine.
Fig. 2 die
Seitenansicht derselben, wo das Excentricum angebracht ist.
Fig. 3 ein
verticaler Durchschnitt der Speisepumpe.
Fig. 4 ein
horizontaler Querschnitt der Maschine, in welchem die obere Hälfte des Hauptkörpers
abgenommen ist, um die Stellung des Kolbens und das Innere des Mechanismus zu
zeigen.
Fig. 5 zeigt
die Maschine von Oben angesehen.
Fig. 6 ist ein
verticaler Querschnitt der Schale; man sieht daran die Einrichtung des Kolbens und
der Schieber.
Fig. 7
Durchschnitt des Vierweg-Hahnes, der bestimmt ist, die Maschine in einer oder
in der andern Richtung umzudrehen.
Dieselben Buchstaben bezeichnen dieselben Stüke in allen Figuren.
Die Maschine steht auf einem Gerüste von Holz Q, Q, auf
welchem das eiserne, aus
einem Stüke gegossene Gestell E¹, E² befestiget ist. Dieses Gestell trägt den
Hauptkörper der Maschine, der auf den zwei Trägern E¹, E¹ festgeschraubt ist; ein
dritter Träger E'' nimmt die Bewegungsachse auf, die
sich in einem Lager dreht. Die vier Lager P, P,
P¹, P¹, deren Bestimmung später
erklärt wird, sind auch Theile des eisernen Gestelles.
Der hohle Körper, in welchem sich der Kolben dreht, ersezt den Cylinder der
gewöhnlichen Dampfmaschinen; er besteht aus sechs Stäken von Gußeisen oder Bronze
A, A, A, A und B, B, und
aus sechs Verbindungen C, C, C und C', C', C'. Die äußern Schalen A,
A sind einander gleich und nach demselben Modelle gegossen; sie bilden die
Dekplatten des Hauptkörpers und enthalten die Büchsen, worin sich die Bewegungsachse
dreht. Die innern Schalen B, B ebenfalls einander
gleich, sind zwischen die Stüke A, A gesezt, um den
innern Raum der Maschine zu vergrößern; alle diese Stüke sind unter einander durch
Schrauben mit Muttern verbunden. Der Querschnitt des innern hohlen Raumes, welchen
der Kolben ausfüllen soll, hat eine herzförmige Gestalt, welche angenommen wurde,
weil sie eine große Geschwindigkeit der Bewegung verschafft und eine Vermehrung der
Kraft, wenn man eine verhältnißmäßig kleine Maschine anwendet.
Die Bewegungsachse F dreht sich durch die unmittelbare
Wirkung des Dampfes; ihre Verstärkung g und das
Untertheil h des Kolbens sind mit ihr aus einem Stük
geschmiedet. Diese Achse ist in ihrer Längenrichtung, von dem Ende der Seite des
Excentricums k, bis an die Verstärkung g, mit einem Canal durchbohrt, welcher an dieser
cylindrischen Verstärkung, ein wenig vor dem Kolben auf die Oberfläche bei u', Fig. 6, austritt; sie ist
überdieß von dem andern Ende bis an dieselbe Verstärkung g mit einem zweiten Canal durchbohrt, welcher sich krümmend, wie der
erste, auf der cylindrischen Oberfläche der Verstärkung, aber hinter dem Cylinder in
v' austritt.
Der Kolben, wenn man ihn so nennen will, welchen man in Fig. 6 von der Seite und
in Fig. 4 von
der Fläche sieht, besteht: 1) aus dem festen Unterteile h; 2) aus einer Metallliederung d, welche aus
zwei Lagen Segmenten und Keilen besteht, die von Innen nach Außen durch Federn
gedrükt werden, ähnlich der Einrichtung an den Metallkolben gewöhnlicher Maschinen;
3) aus einer Gegenplatte c, welche mit dem Untertheile
h fest verbunden ist, und zwar in der Art, daß
zwischen beiden der nöthige Raum bleibt, um die Metallliederung aufzunehmen, von
welcher jede Lage eine hinreichende Dike besizt, damit der Kolben an den Spalten,
welche zwischen der obern und untern Schale angebracht sind, um die Schieber G, G¹ aufzunehmen, vorbeigeht, ohne aufzuhören
den Durchgang des Dampfes Vollkommen zu verhindern, und ohne an diesen Zwischenräumen ein Hinderniß zu
finden.
H, H zwei Stöpsel, welche die Bestimmung haben, die
Hanfstopfung gegen den Ansaz g des Wellbaums zu dritten;
diese Hanfstopfung hat den Zwek, an der Mitte der Maschine jede Entweichung des
Dampfes zu hindern.
Um diesen Zwek noch vollständiger zu erreichen, hat Hr. Pecqueur noch eine Metallliederung angebracht; sie besteht aus einem Ringe
y, Fig. 4, welcher zwischen
einer in den Schalen angebrachten Rinne festgehalten wird. Federn drüken von einer
Seite gegen diesen Ring und von der andern Seite gegen einen zweiten Ring z, der auf den Ansaz g
aufgeschliffen ist. Der durch die Federn ausgeübte Druk macht jede Dampfentweichung
unmöglich.
D, D Kegel, welche in die konischen Vertiefungen der
Stöpsel eingepaßt sind; sie können längs der Bewegungsachse gleiten, sind aber
genöthigt, ihrer Kreisbewegung zu folgen, durch die Wirkung des Halsringes i und des Stükes k und deren
Schrauben, welche mit ihren Enden in die Basis des Kegels nahe an seinem Rande
eindringen. Man vermeidet durch diese Einrichtung, daß die Kegel zu viel Spielraum
auf der Welle erhalten; die Bewegungsachse wird nicht allein durch die Kegel D, D, sondern auch durch den Träger E'' in der Mitte der Schalen erhalten, welch lezterer
sie auch dem Seitendruke widerstehen macht, der durch die Uebertragung der Bewegung
von Seite des Bewegungsrades entsteht.
J, J zwei Scheiben von ungleichem Durchmesser, wovon die
eine auf der Bewegungsachse festsizt, die andere aber auf der Nabe der ersteren
beweglich ist. Zwischen diesen Scheiben wird das Bewegungsrad I, I mittelst der Schrauben a, a festgehalten;
siehe Fig. 4,
wo dieses Rad durch punktirte Linien angedeutet ist. Der Durchmesser desselben
ändert sich je nach der Geschwindigkeit, die man dem zu bewegenden Wellbaume geben
will. Bei kleinen Maschinen genügt eine Rolle, um mittelst eines Riemens die
Bewegung fortzupflanzen.
G, G¹ Schieber, welche abwechselnd die hohlen
Schalen verschließen und dem Dampfe als Stüzpunkt dienen, der durch die Mitte des
Wellbaumes F zwischen den Kolben und den geschlossenen
Schieber eintritt, während der andere von diesen beiden Schiebern zurükgezogen ist,
um den Kolben durchzulassen; er nimmt aber sogleich seine erste Stellung wieder ein,
so wie der Kolben vorübergegangen ist; während dieser Zeit ist der entgegengesezte
Schieber zurükgezogen, und so wechselt es ab. Diese Schieber, deren Fläche ein wenig
größer als die des Kolbens ist, damit sie sich gegen die Ränder der Schalen stüzen
können, um jeden Verlust des Dampfes, der auf sie drükt, zu verhindern, haben an der Stelle,
welche sich gegen die Verstärkung der Welle anlegt, eine bewegliche Platte e, die in der Dike der Schieber eingefügt ist und durch
eine Feder nach Außen gedrükt wird. Wie man in Fig. 6 sieht, ist auf
diese Art jede Communication zwischen dem Ein- und Ausgang des Dampfes,
während er seine Wirkung hervorbringt, unterbrochen.
Jeder dieser Schieber trägt zwei parallele Stangen k, k,
welche nach Außen über die Maschine hervorragen, nachdem sie zuvor durch
Stopfbüchsen gegangen sind; sie sind an Querstüken L, L
befestigt, welche durch die Lenkstangen m, m mit den
Armen der Hebel n, n vereiniget sind, die mit der Welle
N, welche sich in den Lagern P, P bewegt, aus einem Stük bestehen. Leitrollen o,
o, welche mit den Armen der Hebel n, n
verbunden sind, laufen in dem Excentricum K, dessen Spur
sie folgen und so die Bewegung auf die Lenkstangen, auf das Querstük L und dadurch folglich auf die Schieber übertragen.
Das Excentricum K, K besteht aus einem Sterne, welcher
auf der Bewegungsachse festsizt und aus zwei eigenthümlich geformten Stüken, welche
unter sich gleichlaufend auf dem Sterne befestigt sind; siehe Fig. 2. Ein wenig über der
Hälfte dieser gekrümmten Stüke ist ein Theil eines Kreises, der concentrisch mit der
Bewegungsachse läuft, während der übrige ovalförmig gekrümmte Theil die
entsprechende Excentricität besizt, um das Zurükschieben der Schieber zu bewirken,
damit der Kolben, indem er sich dreht, an jedem vorüber gehen kann, ohne ihn zu
berühren. Diese gekrümmten Stüke, welche die Rollen o, o
in ihrem Zwischenräume, der sie von einander trennt, einschließen, nöthigen die
Schieber eine abwechselnd hin- und hergehende Bewegung anzunehmen, wenn die
Achse und der Kolben sich drehen. Aus der Gestalt des Excentricums geht hervor, daß
die Schieber ein wenig mehr als die Hälfte der Zeit geschlossen bleiben, das heißt,
daß der eine sich zu öffnen anfängt, wenn der andere schon eine gewisse Zeit
vollkommen geschlossen ist, und sich wieder eine eben so lauge Zeit vorher schließt,
ehe der zweite Schieber sich zu öffnen anfängt.
Die Oeffnungen u¹ und v¹, in Fig. 6 durch punktirte
Linien angezeigt, durch welche der Dampf in die Maschine ein- und wieder
austritt, sind in gleichen Entfernungen von einer geraden Linie gebohrt, die von der
Mitte der Achse ausgehend durch die Mitte der Kolbendike gezogen würde; sie befinden
sich alle zwei auf der einen Hälfte der Achsenverstärkung, so daß auf der andern
Hälfte kein Loch ist; gegen diese lezte volle Hälfte der Verstärkung werden die
Enden der Schieber angedrükt und verhindern so den Durchgang des Dampfes während seiner Wirkung, welche
beständig auf den Kolben, aber nur abwechselnd auf die Schieber stattfindet.
Durch diese Einrichtung erhält man nachstehende Resultate: 1) der eine von den
Schiebern befindet sich immer zwischen der Oeffnung, durch welche der Dampf
einströmt, und derjenigen, durch die er austritt, so daß der einmal eingeführte
Dampf nicht eher die Maschine verlassen kann, als bis er seine dynamische Wirkung
vollbracht hat; 2) die Schieber werden, während sie sich bewegen, durch den Dampf
niemals mehr nach Oben als nach Unten gedrükt, weil während der Zeit ihres Schlusses
die Oeffnungen u¹ oder v¹, je nach der Richtung, in welcher sich die Maschine dreht, sich
gerade dem Schieber gegenüber befinden, welcher sich am ersten öffnen soll; der
Dampf, welcher ihn noch drükt, obgleich er schon durch den zulezt geschlossenen
Schieber von demjenigen getrennt ist, der erst in die Maschine eintritt, entweicht
sogleich und der Schieber fängt erst an sich zu öffnen nach der Entleerung, das
heißt, nachdem das Gleichgewicht des Drukes über und unter ihm wieder hergestellt
ist; durch diese Einrichtung bewegen sich die Schieber mit größter Leichtigkeit und
bieten keinen andern Widerstand als den ihres eigenen Gewichtes, welches nicht
bedeutend ist, dar.
Diese vollkommene Freiheit der Bewegung der Schieber, welche selbst bei Anwendung von
Dampf mit einer hohen Spannung stattfindet, ist von großer Wichtigkeit, 1) weil alle
Stufe, welche die Schieber feststellen und in Bewegung sezen, möglichst leicht
gemacht werden können; dieses gestattet der Maschine sich mit einer größern
Geschwindigkeit zu bewegen, und folglich bedarf es einer kleinern Maschine, um eine
gegebene Kraft hervorzubringen; 2) da alle diese Stüke die einzigen an der Maschine
sind, welche sich hin- und her- bewegen, dabei aber wenig Reibung
erleiden, so besizen sie die möglich beste Beschaffenheit für die Dauer der
Maschine, nehmen wenig Kraft weg und arbeiten sehr genau; diese Bedingungen würden
sie ebenfalls erfüllen troz der Stöße, welche die Maschine erleiden würde, wenn sie
bei einer Locomotive angebracht würde, welche auf gewöhnlichen Straßen zu fahren
bestimmt wäre, und daher noch mit weit größerer Bestimmtheit auf Eisenbahnen, auf
Dampfschiffen und bei stehenden Maschinen, wo diese Erschütterungen nicht
stattfinden.
U und V, Fig. 1, 4 und 5, sind Röhren für den
Ein- und Ausgang des Dampfes; sie sind an einem Ende mit der Bewegungsachse,
an dem andern mit einem Vierweg-Hahn R in
Verbindung (Fig.
5 und 7), durch welchen man den Eingang des Dampfes abwechselnd verändern kann,
indem man mit dem Schlüssel eine Vierteldrehung macht.
Die Stopfbüchsen f, f, wovon die eine an der Scheibe J, die andere an dem Excentricum K angebracht ist, und durch welche die Hanfstopfung gegen die Enden des
Wellbaums und die Röhren U und V angepreßt wird, gestatten dem Wellbaum sich um diese Röhren, welche
unbeweglich sind, zu drehen, ohne daß ein Dampfverlust stattfinden kann. Allein
diese Röhren erleiden einen innern Druk, der sie von der Achse, mit welcher sie
vereinigt bleiben sollen, zu entfernen strebt; man verhindert diesen Uebelstand,
indem man auf dem Wellbaum die Stüke r, r' anbringt,
welche aus einem Ring und zwei Schraubenbolzen bestehen, welch leztere durch die
Flantschen der Röhren U und V gehen und durch Muttern angezogen werden; ferner aus einem Ringe x, Fig. 4, dessen
vorspringender Rand ins Innere der Stopfbüchse eingepaßt ist und dessen anderer
Theil in dem Ring r durch eine Schraube festgehalten
wirb; dadurch können sich die Röhren nicht zurükziehen, sondern werden an ihrer
Stelle troz des Dampfdrukes erhalten.
Der Hahn R, dessen Büchse mit vier Oeffnungen oder mit
vier Röhren s, t, u, v versehen ist, ist von zwei
gekrümmten Löchern durchbohrt, um den Eingang und den Austritt des Dampfes
verwechseln zu können, und um die Maschine sich nach der einen oder andern Richtung
umdrehen zu lassen, je nachdem man sie anwenden will. Fig. 7 zeigt den Hahn im
Durchschnitt. Es sey S die Röhre, durch welche der Dampf
vom Kessel kömmt, so kann derselbe je nach der Stellung des Hahnes durch die
Oeffnungen u oder v gehen,
und durch die Röhren U oder V in die Maschine eintreten.
Wenn der Dampf durch das Rohr U ankömmt, so dringt er
durch die Oeffnung u¹, und indem er auf den
geschlossenen Schiebers, Fig. 6, und auf den Kolben
drükt, bewegt er den leztern in der durch den Pfeil angezeigten Richtung. Je weiter
der Kolben vorrükt, desto mehr schließt sich der Schieber G' und er kommt am Ende feines Laufes an, wenn die Oeffnung u¹ sich ihm gegenüber befindet; aber der Dampf
ist noch oben und unten mit dem Schieber in Verbindung und kann ihn deßhalb weder
von der einen noch von der andern Seite mehr drüken; er behält seinen Stüzpunkt auf
den andern Schiebern bei, bis die Oeffnung u¹ an
dem Schieber G¹ vorüber ist, welcher sich dann
schließt; dieser fängt nun seinerseits an, dem eintretenden Dampfe als Stüzpunkt zu
dienen, und zugleich befindet sich die Oeffnung v' dem
Schieber G gegenüber; der Dampf, welcher seine Wirkung
vollbracht hat, befindet sich nun zwischen zwei geschlossenen Schiebern eingesperrt
und zwar in dem Theile der Maschine, wo sich der Kolben nicht befindet, und
entweicht endlich durch die Oeffnung v'. Das
Gleichgewicht des Drukes ist nun über und unter dem Schieber hergestellt, worauf er sich dann
zurükzieht, um dem Kolben den Durchgang zu gestatten. Was hier von dem Schieber G gesagt wurde, ist auch auf den Schieber G¹ anzuwenden; dieselbe Wirkung fängt dann wieder
von Neuem an.
Aus dieser Einrichtung folgt, daß ein beständiger Druk des Dampfes auf den Kolben
stattfindet, welcher ihn fortwährend in der Richtung des Pfeiles dreht, so lange als
der Dampf durch die Oeffnung u' eintritt und durch die
Oeffnung v' entweicht; der Ein- und Austritt
hängt von der Stellung des Hahnes R ab. Um diese
Erklärung zu vervollständigen, fügen wir noch hinzu, daß der Dampf, wenn er durch
die Oeffnung v' austritt, sich durch das Rohr V nach dem Hahne begibt, der mit dem Rohre t communicirt; von da geht der Dampf entweder in den
Verdichtungsapparat oder in die Luft, oder auch in eine andere größere Maschine, wo
er noch durch seine Ausdehnung wirkt.
Wenn man den Hahn R um eine Viertelwendung dreht, so
findet alles umgekehrt statt. Das Eingangsrohr S des
Dampfes wird dadurch mit dem Rohre V in Verbindung
gesezt, und das Austrittsrohr T mit dem Rohre U. Der Dampf dringt in die Maschine durch die Oeffnung
v' und entweicht durch die Oeffnung u'; der Kolben wird durch den Dampf auf seiner andern
Fläche gedrükt, und dreht sich in entgegengesezter Richtung. Die Bewegungen der
Schieber finden statt wie es oben angegeben wurde, aber in umgekehrter Richtung.
Die beschriebene Maschine kann mit einer Geschwindigkeit von 80 bis 100 Umdrehungen
per Minute gehen, und entwikelt mit Dampf von vier
Atmosphären eine Kraft von 13 bis 16 Pferden.
Der Erfinder versichert, daß das geringe Volumen und Gewicht (ungefähr 60 Pfd. auf
die Pferdekraft) seiner Maschine, die Leichtigkeit und Pünktlichkeit, womit sie die
Richtung ihrer Bewegung ändern kann, die Gleichheit der Wirkung in allen Punkten des
Kreises, welchen der Kolben durchläuft, die Schnelligkeit und Ruhe ihres Ganges, die
Festigkeit aller ihrer Theile, die geringe Abnuzung und Zerrüttung, deren sie fähig
ist, sie vorzüglich zu Locomotiven auf Eisenbahnen anwendbar machen.
Ueberdieß ist ihre Unterhaltung weniger kostspielig als die der Cylindermaschinen,
welche einer beträchtlichen Reibung in Folge der Geschwindigkeit ihrer Bewegung
unterworfen sind; diese macht aber die Theile des Mechanismus nach und nach
dienstunfähig, so daß häufig Reparaturen nothwendig werden.
Die Maschine mit directer Kreisbewegung besizt keinen dieser Fehler; es genügt
nämlich, den leichten Schiebern die hin- und hergehende Bewegung mitzuteilen,
welche übrigens nur einen sehr kurzen Weg zu durchlaufen haben; die Erfahrung hat überdieß
gezeigt daß dieses System einen weit größern Nuzeffect entwikelt, als die
gewöhnlichen Maschinen. Diese schäzbare Eigenschaft trägt zur Ersparnis an
Brennmaterial bei und vermindert die Dimensionen der Kessel.
Wenn man dieses System unter Umständen anwendet, wo die Gleichheit der Wirkung des
Dampfes auf den Kolben nicht gerade Erforderniß ist, wie bei Locomotiven, so kann
man den Dampf auch expansiv benüzen, entweder indem man den Dampf durch eine eigene
Vorrichtung während eines Theiles des Kolbenlaufes absperrt, oder indem man zwei
Maschinen anwendet, von welchen die eine eine doppelt so große Capacität der hohlen
Schalen haben würde, als die andere. Um von dem leztern Mittel Gebrauch zu machen,
müßte man die zwei Maschinen an die Bewegungsachse anspannen, so daß sie beide
gleich viele Umdrehungen machen würden. Man würde den Dampf aus dem Kessel zuerst in
die kleine Maschine leiten und aus dieser ihn in die größere einströmen lassen.
Die Speisepumpe, in Fig. 1, 2 und 3 dargestellt, ist deßhalb bemerkenswerth, weil bei ihr die Ventile und
Klappen der gewöhnlichen Pumpen durch einen Schieber ersezt sind, ähnlich den
Dampfschiebventilen; derselbe öffnet der Flüssigkeit den Durchgang, indem man seine
Stellung an jedem Ende des Kolbenhubes verwechselt.
Das Getriebe 1, befestigt auf der Bewegungsachse, ist mit dem Rade 2 in Eingriff,
welches mittelst des Zapfens 3, der nicht weit von seinem Mittelpunkte
festgeschraubt ist und eine Kurbel bildet, den cylindrischen Kolben 5 der Pumpe
durch die Verbindungsstange 4 in Thätigkeit sezt. Die Gabelstüze 6 dient dem Kolben
als Führung; die Kolbenstange gleitet in einem Auge dieser Stüze und wird dadurch in
der Achsenrichtung des Pumpenkörpers 7 erhalten. Die Schraube, welche die
Verbindungsstange 4 mit dem Kolben wie durch ein Charnier vereinigt, ist nach Vorn
verlängert und endigt in einen Ring, durch welchen die Führungsstange 8 des
Schiebers 9 geht. Diese Stange hat zwei Ansäze, welche dazu dienen, dem Schieber
eine kleine Bewegung nach Oben zu ertheilen, wenn der Kolben am obern Ende seines
Laufes angekommen ist, und eine entgegengesezte Bewegung, wenn er unten angelangt
ist.
Der Pumpenträger hat drei Oeffnungen, welche horizontal und parallel unter einander
stehen; die unterste steht mit dem Innern des Stiefels in Verbindung, die mittlere
durch die Saugröhre 10 mit dem Wasserreservoir, die oberste endlich mit dem
Dampfkessel durch das Rohr 11.
Durch diese Einrichtung macht der Kolben den Schieber in die Höhe steigen, wenn er am
obern Ende seines Laufes angekommen ist; der Schieber bedekt nun die Saugöffnung nur noch allein,
wie man in Fig.
3 sieht, und das Wasser wird durch das Niedersteigen des Kolbens
ausgetrieben und geht durch das Rohr 11, welches mit dem Innern des Stiefels in
Verbindung steht, nach dem Kessel; wenn der Kolben am untern Ende seines Laufes
angekommen ist, steigt der Schieber nieder, bedekt nun die zwei untersten Oeffnungen
und stellt dadurch die Verbindung zwischen dem Innern des Stiefels und dem Saugrohre
10 her; der Stiefel füllt sich mit Wasser, und wenn der Kolben aufs Neue oben
angelangt ist, hebt er den Schieber, welcher sich dann wieder in der Lage befindet,
wo durch das Niedersteigen des Kolbens das Wasser in den Dampfkessel getrieben wird,
und so wechselt es ab.
Die Verrichtungen dieser Pumpe können auf keine Weise durch fremde Körper, welche mit
der Flüssigkeit eindringen, gestört werden, denn, statt den Schieber in seiner
Bewegung zu hindern, würden sie durch ihn entfernt oder zerrieben werden, wodurch
das Hinderniß verschwindet.