Titel: | Bericht der HHrn. Poncelet, Gambey und Séguier über eine von Hrn. Carville erfundene Maschine zur Fabrication von Baksteinen und Ziegeln. |
Fundstelle: | Band 79, Jahrgang 1841, Nr. LXXXIX., S. 427 |
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LXXXIX.
Bericht der HHrn. Poncelet, Gambey und Séguier uͤber eine von Hrn. Carville erfundene Maschine zur
Fabrication von Baksteinen und Ziegeln.
Aus den Comptes rendus 1840, 2me Sem., No. 23.
Carville's Maschine zur Ziegelfabrication.
Um die Einrichtung einer solchen Maschine leichter begreiflich zu machen, wollen wir
die verschiedenen Arbeiten, welche sie zu verrichten hat, nacheinander betrachten.
Wir sprechen daher nacheinander von dem Zerreiben der Erde, von dem Abformen der
Steine und von dem Herausnehmen aus der Form.
Das Zerreiben der Erde, welches eine sehr wichtige Arbeit ist, weil sie allein die
Güte der Waare sichert, wird in einem verticalen Cylinder ausgeführt, worin sich
eine eiserne Achse bewegt, an welcher mit Messer besezte Arme stufenweise
übereinander angebracht sind. Ein Pferd theilt mit Hülfe eines Hebels dieser Achse
eine drehende Bewegung mit. Die Erde, welche am oberen Ende des Cylinders
eingebracht wird, wird so unaufhörlich zertheilt, geknetet und wieder zertheilt. Die
gut erweichte Masse wird durch eine nicht weit von Boden des Cylinders seitwärts
angebrachte Oeffnung in die Formen getrieben.
Schienen, nach Art der Windmühlenflügel geneigt, sind mit dem unteren Ende der
verticalen Achse verbunden. Der Druk, welcher durch die Neigung dieser Schienen
entsteht, wirkt während der Kreisbewegung beständig auf die Erde und nöthigt sie,
durch die Oeffnung zu entweichen; ein kleiner Schieber aus Blech regulirt und
beschränkt den Ausgang.
Eine Kette ohne Ende, bestehend aus gußeisernen Rahmen, welche unter einander durch
Scharniere verbunden sind, geht unter dem Boden des Cylinders hin, und füllt sich
mit der zubereiteten Materie.
Eine schwere Walze von Gußeisen gibt der Masse den ersten Druk, der dann vollendet
wird, indem die gefüllten Formen durch eine Art von Zieheisen gezogen werden,
welches aus zwei Blechplatten besteht, deren Oberflächen nicht ganz parallel zu
einander stehen.
Das Entleeren der Formen folgt unmittelbar auf das Zusammenpressen durch einen
Sezkolben, der von Oben nach Unten wirkt; indem man den Sezkolben während des
Entleerens an der fortschreitenden Bewegung der Formenkette Theil nehmen läßt,
erhält man eine fortdauernde Wirkung durch einen sehr einfachen Mechanismus. Der
genaue Zeitpunkt für die Wirkung des Sezkolbens wird auf eine sehr sinnreiche Weise durch
eine Vorrichtung, die an den Formen selbst angebracht ist, bestimmt; seine Bewegung
wird auf diese Art von der Bewegung der Kette selbst erzeugt, und mittelst
Bewegungsmitteln, welche in einem unveränderlichen Zusammenhange mit den Formen
bleiben und so jede Störung vermeiden, die aus der Verlängerung der Kette, in Folge
der unvermeidlichen Abnüzung der Scharniere, entstehen würde.
Das Anhängen der Erde an die Seitenwände der Formen oder Rahmen wird durch das
Untertauchen derselben, während eines halben Umganges, in einen mit Wasser gefüllten
und unter die Maschine gesezten Trog vermieden.
Mit dem Mechanismus sind zwei Trichter verbunden; der eine davon ist vor, der andere
hinter dem Behälter, worin die Erde zubereitet wird, angebracht; sie streuen zu
passenden Zeiten mittelst eines cannelirten Cylinders den Sand aus, womit sie immer
versehen sind. Der eine streut den Sand vor dem Füllen der Formen auf Blechplatten
aus, die in Form einer Kette unter einander verbunden sind, und mit den Formen,
denen sie als Boden dienen, sich zugleich vorwärts bewegen; der andere Trichter
überstreut die Oberfläche der Steine, ehe sie gepreßt werden. Dadurch wird noch das
Anhängen der Masse sowohl an die Walze, welche den ersten Druk gibt, als an das
Zieheisen, welches die Pressung vollendet, und an den Sezkolben, der den Stein aus
der Form drükt, vermieden.
Zu größerer Vorsicht, und um die Oberflächen glätter zu erhalten, wird die Drukwalze
beständig schwach befeuchtet. Die Steine werden, so wie sie die Form verlassen, von
einem Tuch ohne Ende aufgenommen, welches sie bis an den Trokenplaz fortführen
könnte.
Dieses ist die allgemeine Einrichtung der Mechanismen, aus welchen die Maschine
besteht, deren Arbeiten vollkommen befriedigen. Ein Pferd, im Schritte gehend, hat
ungefähr 1500 Steine in der Stunde, in Gegenwart der Commission, zubereitet und
geformt. Die Commission zerbrach eine große Anzahl fertiger Steine, und überzeugte
sich dabei von der vollkommen guten Beschaffenheit derselben.
Um die ökonomischen Vortheile dieser Maschine gehörig würdigen zu können, fehlt es an
hinreichenden Daten. Hr. Carville gedenkt den Preis für
das Formen von 1000 Steinen auf 2 Fr. zu bringen, während er gewöhnlich höher steht;
dieser Preis kann sich übrigens durch Umstände, die nicht von der Maschine abhängen,
verändern.