Titel: | Ueber die Schweißbarkeit der Metalle und das Damasciren in Gold und in Silber; von Hrn. J. Fournet. |
Fundstelle: | Band 79, Jahrgang 1841, Nr. XCVIII., S. 455 |
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XCVIII.
Ueber die Schweißbarkeit der Metalle und das
Damasciren in Gold und in Silber; von Hrn. J. Fournet.
Aus den Annales de Chimie et de Physique. Dec. 1840, S.
435.
Fournet, uͤber die Schweißbarkeit der Metalle und das
Damasciren in Gold und Silber.
Es ist ein in der Chemie waltendes Vorurtheil, daß unter allen Metallen nur das Eisen
und das Platin die Eigenschaft besizen, sich ohne vorhergehende Schmelzung an sich
selbst anschweißen zu können. Wenn man jedoch zwei ganz fein polirte Bleiplatten
durch bloßen Druk so aneinander haften sieht, daß man, troz der nur unvollkommenen
Berührung, doch eines Gewichtes von mehreren Pfunden bedarf, um sie zu trennen, und
daß nach dieser Trennung die Oberflächen wahrhafte Hervorragungen zeigen, dann muß
man zugeben, daß auch das Blei in die Reihe der schweißbaren Metalle zu stellen ist,
mit dem einzigen Unterschiede, daß es, statt einer mehr oder weniger erhöhten
Temperatur zu bedürfen, schon unter den gewöhnlichen Umständen zum Schweißen weich
genug ist.
Diese Betrachtung führte mich auf den Gedanken, daß es wohl möglich wäre,
verschiedene Metallstaube in den Zustand einer vollkommenen Agglomeration,
Dehnbarkeit und Cohäsion zu versezen, ohne dieß durch eine Schmelzung zu vermitteln.
Doch nahm ich von diesen Metallen die spröden und zerbrechlichen aus, indem der
Schlag des Hammers und der Druk ihre Vereinigung statt zu befördern, vielmehr
aufheben würde. Es könnten aber vielleicht für die Cohäsion einiger unter ihnen
begünstigende Umstände ausgemittelt werden, da der Zink z.B. sich bei einer dem
Siedepunkt des Wassers nahen Temperatur sehr gut am Zieheisen streken läßt, und ich
auch einmal zufälligerweise sehr reines und sehr dehnbares Wismuth durch eine Art von Schmelzung
erhalten habe, indem ich die theilweise Schwefelung einer Masse dieses Metalls
vornahm; auch hätte, wenn mich mein Gedächtniß nicht trügt, Hr. Chaudet dasselbe erreicht, wenn er einen andern Weg
eingeschlagen haben würde.Chaudet hat die Beobachtung gemacht, daß ganz
reines, besonders arsenikfreies Wismuth weich und
dehnbar ist.A. d. R.
Es versteht sich, daß bei diesen Operationen die Zwischenlagerung fremdartigen
Staubes auf das zu schweißende Metall vermieden werden mußte, weil dieser der
Anlegung seiner feinen Theilchen hindernd entgegentritt; folglich mußte auch die
Entstehung von Oxyden bei dieser Arbeit vermieden werden, welche eben so wirken wie
anderer Staub. Das Eisen z.B. kann wieder an Eisen geschweißt werden, weil es, ohne
zu schmelzen, eine starke Weißglühhize ertragen kann, welche das Schmelzen des
Hammerschlagoxyds, das durch die Schläge des Hammers außerhalb der in Berührung
gesezten Oberflächen springt, bewerkstelligt. Aus der entgegengesezten Ursache ist
auch dasselbe Eisen, wenn es bloß mittelst eines Walzwerks gestrekt wird, wobei es
einen Theil seines Oxydes innerhalb seiner Poren behält, oft nichts anderes, als ein
Bündel Fasern ohne innige Verbindung, zwischen welchen man mittelst der Loupe einen
graulichen Staub wahrnimmt, der nichts als dazwischenliegendes Oxyd ist, dessen
Gegenwart den Zusammenhang des Ganzen aufhebt.
Ich begann meine Versuche mit Silberstaub, welcher aus dem Chlorsilber (Hornsilber)
mittelst Schwefelsäure und Zink reducirt worden war. Dieses Pulver wurde in einen
Schmelztiegel geschüttet und bloß ausgeglüht, was seine Theilchen schon so näherte,
daß sie, ohne Risse zu bekommen, gelinde Hammerschläge aushalten konnten. Nach
dieser ersten Operation erhizte ich noch einmal, und hämmerte wieder u.s.f., so daß
ich nach einigen Wiederholungen eine vollkommen zusammenhängende, strekbare und
gleichartige Masse erhielt, welche ich plättete und aus der ich in getriebener Arbeit eine Vase machen ließ, deren Politur
ihre vollkommene Homogenität außer Zweifel sezte. Man sieht, daß diese Behandlung
genau dieselbe ist, wie die beim Platin gebräuchliche.
Ich machte hierauf Versuche mit Goldstaub, welchen ich bei der Scheidung durch die
Quart mit Salpetersäure erhalten hatte und bekam genau dieselben Resultate wie beim
Silber.
Vom Kupfer war anzunehmen, daß es sich eben so verhalten würde, wenn es gelänge, die
Bildung von Oxyd zu verhindern; ich verwandte zu meinen Versuchen das aus Kupferoxyd
mittelst Wasserstoffgas erhaltene Metallpulver. Doch stellten sich mir viele
Schwierigkeiten entgegen, weil sich so leicht Spuren von Oxydul erzeugen, selbst als ich unter
Kohle operirte. Die Methode, womit ich noch am besten fuhr, war folgende. Ich suche
in der Röhre, welche zum. Reduciren diente, ein kaum zusammenhängendes Klümpchen von
der Größe einer Haselnuß aus, tränke dasselbe mit Oehl und erhize es bis zum
Rothglühen im Reductionsfeuer des Löthrohrs; dann hämmere ich es mit der größten
Vorsicht, tränke es wieder mit Oehl u.s.f., so daß mir endlich nach beträchtlicher
Abnahme der Masse ein kleines Prisma von strekbarem, rothem Kupfer zurükbleibt,
welches ich dann hämmern und plätten kann wie Gold und Silber.
Offenbar würde das Nikeloxyd, welches sich bei der geringsten Berührung
kohlenstoffhaltiger Dämpfe reducirt, und in der Reductionsflamme des Löthrohrs
augenbliklich als metallisches Pulver niedergeschlagen wird, selbst auch wenn es von
Borax umgeben ist, sich wie obige Metalle verhalten, so daß man Platten von diesem
bis jezt so ungeschmeidigen Metall erhalten könnte.
Das so leichte Gelingen meiner Versuche mit Gold und Silber überzeugte mich
jedenfalls von der Möglichkeit, in diesen beiden Metallen zu damasciren, welche
damascirte Arbeit durch Schmelzung nicht gemacht werden kann. Ich brachte zu diesem
Zweke in einen Schmelztiegel wechselsweise Lagen von Silber- und von
Goldpulver, und die Operation gelang ganz nach Wunsch, indem ich gerade so verfuhr
wie bei den einzelnen Metallen; jedoch ist das von mir hier beschriebene, noch
unvollkommene, Verfahren natürlich noch vieler Verbesserungen fähig. Man könnte z.B.
mittelst einer hydraulischen Presse eine Platte von Silberpulver erzeugen, welche
hinlänglich zusammenhielte, um sich selbst zu tragen. Diese Platte würde mittelst
eines Durchschlags ausgeschnitten und die leeren Räume mit ebenfalls
zusammengeballtem Goldpulver ausgefüllt. Hieraus entstünde eine Art eingelegte
Arbeit, welche noch durch Ausglühen und dann durch Hämmern u.s.f. verdichtet würde,
bis die Masse metallische Dichtigkeit und Cohäsion erlangt hätte. Man wird einsehen,
daß es bei Darstellung solcher Arbeit wesentlich nothwendig ist, die
Zusammenziehbarkeit der Metalle in Anschlag zu bringen, weil es sonst Oeffnungen in
der Oberfläche, mithin Risse gäbe. Indessen darf man über einig kleine Rißchen,
welche sich am Anfange der Operation zeigen könnten, nicht zu sehr erschreken, denn
die Erfahrung hat mich gelehrt, daß sie unter dem Hammer und durch die Annäherung
ihrer Theilchen wieder verschwinden. Man könnte auf solche Weise Buchstaben,
Devisen, Marmorzeichnungen, mit einem Worte alle Arten eingelegter oder damascirter
Zeichnungen von Gold in einer Silberplatte, und umgekehrt, verfertigen. Auch wäre es
möglich, dem Silber das Gold aufzulegen und durch dieses Verfahren unmittelbar eine
nach Belieben dike und die Feuervergoldung sowohl als die gewöhnliche Plattirung an
Dauerhaftigkeit übertreffende Vergoldung darzustellen.
Dieser damascirten Arbeit kann auch allerlei Abwechslung gegeben werden, durch
Poliren der Gold- oder Silberoberfläche, oder durch Mattmachen, entweder nur
des Silbers mittelst Scheidewasser, oder des Goldes durch Ueberziehen seiner
Oberfläche mit Queksilber, welches dann wieder verdampft wird. Noch eine
Modification der Arbeit gibt es, indem man durch Nielliren des Silbers Färbungen hervorbringt. Dieß gelang mir sehr wohl,
indem ich eine Silberplatte mit schwefelwasserstoffsaurem Ammoniak überzog und
dieselbe in einer Muffel dem zur Verbindung des Schwefels mit dem Silber eben
nothwendigen Hizgrade aussezte. Man muß sie dann gleich wieder aus dem Feuer ziehen,
sonst würde die ungleiche Ausdehnung des Schwefelsilbers und des Metalls ein, durch
das Verknistern des Schwefelmetalls sich ankündigendes, Abbrennen veranlassen. Die
so geschwefelte Masse ist anfangs matt und schwarz; aber das Plätten (Walzen), wobei
das Schwefelsilber strekbar ist, nähert seine Theilchen einander hinlänglich, damit
sein Metallglanz und seine stahlblaue Farbe hervortreten.
Ich muß noch hinzufügen, daß man des angenehmeren Effects wegen das Gold nicht in zu
kleinen Massen in das Silber einlegen sollte; denn sonst bildet sich eine dem
englischen Gold gleiche Legirung dieser zwei Metalle, welche wegen ihrer Blässe
nicht sehr lebhaft auf der Silberplatte hervorspringt.
Aus demselben Grunde muß man sich auch in Acht nehmen, daß man die Plättung nicht zu
weit treibt, weil sonst die durch Berührung legirten Gold- und
Silbertheilchen sich zu sehr streken und mehr oder weniger breite zwischenliegende
Zonen von nicht sehr angenehmer Nuance geben. Jedoch kann man, wenn man die gehörige
Vorsicht anwendet, auch diese Eigenschaft der beiden Metalle, sich ohne Schmelzung
zu verbinden, benüzen; denn wenn man hierauf die damascirten Platten durch sehr
verdünnte Schwefelsäure zieht, erhält man erstens eine Reihe matter Zonen oder
Marmorzeichnungen, aus reinem Silber bestehend; dann eine zweite Reihe weißer oder
blaßgelber Zonen, welche, da sie von einer unangreifbaren Legirung aus Gold und
Silber gebildet werden, ihre Politur beibehalten; zwischen diesen endlich sind
glänzende gelbe Bänder, das reine Gold. – Ich muß mich übrigens damit
begnügen, diese Andeutungen gegeben zu haben, welche hinlänglich sind, um unsere
Künstler auf den Weg der Vervollkommnung zu leiten, wenn sie glauben, daß die hiemit der
Oeffentlichkeit übergebene Entdekung eine Anwendung gestattet.