Titel: | Ueber die Cultur der Rosen und die Bereitung des Rosenwassers und des Attars zu Ghazeepore; von Dr. Jackson. |
Fundstelle: | Band 79, Jahrgang 1841, Nr. XCIX., S. 458 |
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XCIX.
Ueber die Cultur der Rosen und die Bereitung des
Rosenwassers und des Attars zu Ghazeepore; von Dr. Jackson.
Aus dem Edinburgh new
philosophical Journal. Jan. – April 1840, S. 326.Dieser für ein gegenwärtig erscheinendes Werk „Indian Materia medica“ bestimmte Bericht ist dem Journal of the Asiatic Society of Bengal, Mai 1839
entnommen.
Jackson, uͤber die Cultur der Rosen und die Bereitung des
Rosenwassers.
Ghazeepore scheint wegen seines Attars (Rosenöhls) und feines Rosenwassers schon
lange berühmt zu seyn und sich alle Mühe gegeben zu haben, seinen deßhalb erlangten
Ruf zu bewahren. Die Cultur des Rosenstrauches reicht hin, um den Bedarf zu
befriedigen, und da der durchschnittliche Preis gerade nur genügt für die
Mühseligkeiten des Anbaues schadlos zu halten, so ist von den anliegenden Districten
keine Concurrenz zu befürchten. Um den Ort Ghazeepore herum sind bei 300 Beegah,
oder 150 Morgen, in kleine Felder eingetheilten Landes, lauter Rosengärten, welche
auf allen Seiten sehr sorgfältig durch Lehmwände und stachelige Helen zur Abhaltung
des Viehs geschüzt sind. Diese Grundstüke, welche den Zemindars (Generalpächtern)
gehören, sind mit Rosenstauden bepflanzt, und werden jährlich für so und so viel für
das Beegah Grund, und wieder so und so viel für die Stauden – gewöhnlich 5
Rupien (ungefähr 2 Shil.) für das Beegah, und 25 Rupien für die Rosensträucher,
deren in jedem Beegah 1000 sind, verpachtet. Die weiteren Kosten des Anbaues
belaufen sich auf 8 Shill. 8 Den. Wenn die Saison gut ist, soll dieses Beegah von
1000 Rosenstauden einen Lak Rosen liefern. Die Rosen werden immer per Lak gekauft. Der Preis wechselt gewöhnlich nach dem
Jahrgang zwischen 40 und 70 Rupien.
Sobald die Rosen in Blüthe kommen, versammeln sich die Zemindars und Rosenbauer
sowohl als die Kauflustigen in der Stadt, wo dem Bedarf und dem erwarteten Producte
gemäß ein Nerick festgesezt wird, und die Käufer gehen
dann mit den Bauern einen Vertrag auf so viele Lak Rosen zu einem gewissen Preise
ein. Dieser Vertrag wird als bindend betrachtet und der Bauer ist verpflichtet, die
bestimmte Quantität zu dem abgeschlossenen Preise abzuliefern; wenn dieser erfüllt ist, kann noch
ein zweiter abgeschlossen werden, welcher aber immer zu einem höhern Preis
festgestellt wird. Die Rosen kommen mit dem Anfang März in Flor und derselbe dauert
den April durch fort. Die Blumen werden früh Morgens von einer Anzahl Männer, Weiber
und Kinder gepflükt und in großen Säken an die einzelnen Contrahenten zur
Destillation verschikt. Die Anbauer selbst verarbeiten sie nur selten.
Der ursprüngliche Apparat zur Destillation des Rosenwassers ist höchst einfach. Er
besteht aus einem großen kupfernen oder eisernen, wohl verzinnten Kessel
(Destillirblase), welcher 8 bis 12 Gallons faßt (von der Form der irdenen Hoondahs,
in welchen die Gomastahs ihr Opium verschiken), mit weitem Bauche, sehr engem Hals
und einer ungefähr 8 Zoll weiten Mündung. Diesem Kessel wird der Helm aufgesezt, der
nichts als ein altes Kochgefäß ist mit einem Loch in der Mitte, welches die
Kühl- oder Schlangenröhre aufnimmt.
Diese Röhre ist aus zwei Bambusröhren zusammengesezt, die im spizen Winkel an
einander befestigt und der ganzen Länge nach mit Bändern stark umwunden sind, welche
mit (Lehm-) Erde, um die Entweichung des Dampfes zu verhindern, lutirt
werden. Das kleinere Ende derselben, welches ungefähr 2 Fuß lang ist, wird in ein in
der Mitte des Helms befindliches Loch gestekt und mit Mehl und Wasser wohl verklebt.
Der untere Arm der Röhre reicht in ein langhalsiges Vorleggefäß, das in einem Kübel
mit Wasser steht, welches man, wenn es heiß wird, durch frisches ersezt. Der Helm
des Apparats wird an die Blase gekittet, und der lange Arm der Röhre ebenfalls, wo
er in die Vorlage eintritt, mit einer diken Lage Leinwand umgeben, damit kein Dampf
austreten kann. Die Blase ruht in einem irdenen Ofen. So ist das Ganze zur Operation
hergerichtet.
Es herrscht eine solche Verschiedenheit unter dem im Bazar bereiteten Rosenwasser,
und so vieles wird mit diesem Namen belegt, was nichts anderes ist, als eine
Mischung mit Sandelöhl, daß man unmöglich ein Verfahren mit Bestimmtheit als das
richtige angeben kann. Doch mag als das beste Rosenwasser
im Bazar dasjenige angesehen werden, wo 1000 Rosen auf 1 Seer (12 Unzen Markgewicht)
Wasser kommen. Am häufigsten werden von 1000 Rosen 1 1/2 Seer Rosenwasser destillirt
und vielleicht sogar von diesem noch das Attar abgenommen.
Die Destillirblase faßt von 8 bis 12 oder 16,000 Rosen. An 8000 Rosen werden 10 bis
11 Seers Wasser geschüttet und 8 Seers Rosenwasser abdestillirt. Dieses kömmt nach
der Destillation in eine große Glasstasche und wird einige Tage der Sonne ausgesezt (wodurch es zu Puckah
wird); hierauf wird sie mit Baumwolle verstopft und mit feuchtem Lehm bedekt,
welcher, indem er erhärtet, verhindert, daß der Geruch entweiche. Der Preis dieses
Products ist 12 bis 16 Rupien, und es ist das beste, welches man erhalten kann.
Um das Attar zu erhalten, werden die Rosen in die
Destillirblase gebracht, und das Wasser geht nach und nach über, wie bei der
Rosenwasser-Bereitung. Wenn Alles übergegangen ist, wird das Rosenwasser in
ein großes metallenes Beten gestellt, welches mit befeuchtetem Musselin bedekt wird,
der darüber gebunden wird, um es vor Insecten oder Staub zu schüzen. Dieses Gefäß
stekt man 2 Fuß tief in die vorher mit Wasser befeuchtete Erde, worin man es die
ganze Nacht läßt. Das Attar wird schon beim Beginnen der Saison, wenn die Nächte
noch kühl sind, bereitet. Früh Morgens wird die dünne Haut von Attar, welche sich
während der Nacht auf der Oberfläche des Rosenwassers gebildet hat, mit einer Feder
weggenommen und sorgfältig in ein kleines Fläschchen gebracht; und Tag für Tag wird
es, wenn die Sammlung vorüber ist, kurze Zeit in die Sonne gestellt, und wenn eine
hinreichende Menge gesammelt ist, klar und ambrafärbig abgegossen. Reines Attar hat,
nachdem es erst drei oder vier Tage abgenommen ist, eine blaßgrünliche Farbe, die es
aber beim Aufbewahren verliert; nach ein paar Wochen wird es blaßgelb. In den ersten
paar Tagen liefert die Destillation kein so feines Attar, wie später, woran der in
dem Destillirapparat und der Röhre enthaltene Staub oder Schmuz, welcher sich ihm
beimengt, Schuld ist. Uebrigens ist er leicht davon zu trennen, da er in dem Attar
zu Boden sinkt, welches bei 23° R. schmilzt. Von einem Lak Rosen erhält man,
wie gewöhnlich angenommen wird, 180 Gran (1 Tolah) Attar; mehr als dieß kann noch
erhalten werden, wenn die Rosen recht ausgewachsen und die Nächte kalt sind, um das
Erstarren zu begünstigen. Das Attar, welches man im Bazar kauft, ist gewöhnlich
verfälscht und mit Sandelöhl oder Baumöhl vermischt. Auch der reichste Eingeborne
zahlt den Preis nicht, um welchen allein das reinste Attar erhalten werden kann, und
das reinste Attar, das producirt wird, verkauft man nur an Europäer. Während des
vergangenen Jahres wurde es zu 80 bis 90 Rupien per
Tolah verkauft; ein Jahr vorher kaufte man es für 50 Rupien. Die
Destillirgeräthschaften der Eingebornen werden zu einem gewissen Preis für den Tag
oder die Woche vermiethet, und es ist oft der Fall, daß die Residenten einiges
Rosenwasser zu ihrem eigenen Gebrauche, als Geschenk für ihre Freunde, bereiten, um
sie zu versichern, daß sie mit dem besten versehen werden. Die Eingebornen nehmen nie die
Kelche von den Rosen ab, sondern bringen sie ganz, wie sie aus den Gärten kommen, in
den Brennapparat. Mir scheint es, daß man besser thun würde, diese zu entfernen,
indem dann das Rosenwasser längere Zeit aufbewahrt werden kann und nicht durch den,
dem Rosenwasser der Eingebornen oft eigenen säuerlichen Geruch verdorben wird. Man
rechnet gewöhnlich 100 Flaschen auf ein Lak Rosen. Das Rosenwasser sollte immer
zweimal destillirt werden. Ueber 10,000 Rosen darf Wasser geschüttet werden, um 16
bis 20 Flaschen davon zu erhalten. Den Tag darauf werden diese 20 Flaschen über
weitere 8000 Rosen geschüttet und 18 Flaschen Rosenwasser destillirt. Dieses kann
dann als das beste betrachtet werden, welches zu haben ist. Das Attar ist um so viel
leichter, als das Rosenwasser, daß man dieses vor dem Gebrauche am besten einige
Tage der Sonne aussezt, damit sie sich gut mischen; und Rosenwasser, welches 6
Monate aufbewahrt wurde, ist jederzeit besser als frischbereitetes.
Am Anfange der Rosen-Saison kommen Leute überall her, um ihre Einkäufe zu
machen, und es werden sehr große Quantitäten bereitet und verkauft. Es sind bei 36
Stellen in der Stadt Ghazeepore, wo Rosenwasser destillirt wird. Diese Leute bringen
gewöhnlich eine große Menge Sandelöhl in die Vorlage; das Oehl wird nachher
sorgfältig gesammelt und als Sandel-Attar verkauft, das Wasser aber in große
Flaschen gebracht und als Rosenwasser behandelt. Zur Verkaufszeit werden einige
Tropfen Sandelöhls auf den Hals der großen Flasche gebracht, um ihr einen frischen
Geruch zu ertheilen, und vielen Eingebornen ist es ganz gleichgültig, ob der Geruch
nur von Sandel oder von Rosen kömmt. Große Quantitäten Sandelöhls kommen jährlich
aus dem Süden und werden auf diese Weise verbraucht.
Der vorzüglichste Gebrauch, welchen die Eingebornen von dem Rosenwasser, oder dem
Sandel-Attar, wie sie es nennen, zu machen scheinen, ist bei ihren Festen und
Hochzeiten. Es wird hiebei reichlich unter den ankommenden Gästen ausgetheilt und in
Menge in den Gemächern ausgesprengt. Eine große Menge Rosenwassers wird nach Benares
verkauft, und viele eingeborne Rajahs schiken nach Ghazeepore wegen seines Einkaufs.
Mit dem meisten Rosenwasser wird sogleich nach der Destillation aufgeräumt und sechs
Monate nach der Bereitung ist nur an vier oder fünf Pläzen noch welches zu
haben.
Man kann den Werth der zur Bereitung des Rosenwassers verlausten Rosen auf jährlich
15,000 bis 20,000 Rupien anschlagen; und der für das Rosenwasser gewöhnlich begehrte
und dafür bezahlte Preis wirst einen auf 40,000 Rupien anzuschlagenden Profit ab.
Die Eingebornen
gebrauchen das Rosenwasser sehr gern als Arznei, oder als Vehikel für andere
Arzneistoffe und verwenden einen großen Theil der Blumenblätter zu der Rosenconserve
(Goolcund nach ihrer Benennung).