Titel: | Ueber die Zersezung der Oehle in geschlossenen Gefäßen, nebst Bemerkungen über die Leuchtgasbereitung; von Hrn. Blondeau de Carolles. |
Fundstelle: | Band 80, Jahrgang 1841, Nr. XXX., S. 118 |
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XXX.
Ueber die Zersezung der Oehle in geschlossenen
Gefaͤßen, nebst Bemerkungen uͤber die Leuchtgasbereitung; von Hrn.
Blondeau de
Carolles.
Aus den Comptes rendus, 1841, No. 7.
Blondeau de Carolles, uͤber Leuchtgasbereitung.
Bei der Zersezung vegetabilischer oder mineralischer Oehle in geschlossenen Gefäßen
sezt sich immer eine schwarze Substanz in reichlicher Menge ab; man hielt dieselbe
bisher für sehr zertheilte Kohle, welche durch Zersezung der
Kohlenwasserstoffverbindungen in hoher Temperatur abgeschieden wird. Bei der
Bereitung des Selligue'schen Leuchtgases (welches
bekanntlich aus einem durch gleichzeitige Zersezung von Wasser und Schieferöhlen
entstehenden Gasgemisch besteht) beobachtet man jedoch diese Erscheinung nicht;
folgende Versuche erklären diese Thatsache.
Wenn man öhlbildendes Kohlenwasserstoffgas oder Steinöhl durch eine fast weißglühende
eiserne Röhre leitet, so sezt sich in ihrem Inneren ein schwarzes Pulver ab, welches
jedoch nicht aus Kohle, sondern aus Kohlenstoffeisen besteht. Leitet man aber
in diese Röhre das flüchtige Oehl zugleich mit Wasserdampf, wo sich also beide
Substanzen zugleich in Gasarten zersezen, so entsteht kein kohliger Niederschlag
mehr.
Die Erklärung dieser Thatsachen ist einfach: das Eisen kann bei der Rothglühhize die
Kohlenwasserstoffarten und das Wasser zersezen; da es aber zum Sauerstoff eine
größere Verwandtschaft hat als zum Kohlenstoff, welche beide mit ihm in Berührung
sind, so verbindet es sich vorzugsweise mit dem Sauerstoff und wirkt gar nicht auf
den Kohlenwasserstoff.
Hienach ist es klar, daß bei Selligue's Verfahren alles
Oehl in Kohlenwasserstoffarten verwandelt wird, welche nichts von ihrem
Kohlenstoffgehalt verloren haben und folglich eine größere Leuchtkraft besizen
müssen, als wenn das Schieferöhl für sich allein ohne Wasser zersezt worden
wäre.
Bei Anwendung von Harzöhl sezt sich so viel Kohlenstoffeisen ab, daß man alle 12 Stunden die Kohks, worauf die
Zersezung stattfindet, erneuern muß; wenn man es sammeln will, kann man es in großer
Menge statt Kienruß in den Handel bringen.
Ich habe dieses Kohlenstoffeisen mehrmals analysirt und gefunden, daß es aus 90,17
Kohlenstoff und 9,83 Eisen besteht. Diese Zusammensezung schrieb man früher dem
Graphit zu, welchen man später als reinen Kohlenstoff betrachtete.
Aus den angeführten Thatsachen ziehe ich folgende Schlüsse:
1) Graphit bildet sich sehr leicht, wenn man rothglühendes
Eisen mit Kohlenwasserstoffgas, Steinöhldampf etc. in Berührung bringt; er entsteht
in großer Menge bei der Fabrication von Harzgas;
2) man kann die Entstehung dieser Substanz dadurch verhindern, daß man mit dem zu
zersezenden Oehle zugleich Wasserdampf in den Apparat leitet.
Leztere Beobachtung ist für die Praxis wichtig; wenn man nämlich in den
Destillirapparat ein wenig Wasserdampf leitet, um die Erzeugung von Graphit zu
verhindern, so begegnet man dadurch auch der inneren Zerstörung der Gefäße,
verhindert die Verstopfungen, und erhält dem Gase seinen ganzen Kohlenstoffgehalt,
folglich auch seine ganze Leuchtkraft.