Titel: | Ueber die Elektricität und Explosionskraft des Wasserdampfes, nebst Bemerkungen über die Hohofengebläse mit heißer Luft; von Henry Meikle, Esq. |
Fundstelle: | Band 80, Jahrgang 1841, Nr. XXXIV., S. 140 |
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XXXIV.
Ueber die Elektricitaͤt und
Explosionskraft des Wasserdampfes, nebst Bemerkungen uͤber die
Hohofengeblaͤse mit heißer Luft; von Henry Meikle, Esq.
Aus dem Edinburgh new philosophical Journal. Jan. 1841, S.
55.
Meikle, uͤber die Elektricitaͤt und Explosionskraft
des Wasserdampfes.
Sehr große Aufmerksamkeit zog kürzlich das elektrische Phänomen auf sich, welches bei
der Condensation des einem Hochdrukkessel unweit Newcastle entströmenden Dampfes
beobachtet wurde; es bestand in Kurzem darin: wenn der Maschinenwärter gerade da
stund, wo der Dampf bei seinem Austritt aus einer leken Fuge sich um seine Beine zu
einer Wolke condensiren konnte und er die Hand an den Hebel des Sicherheitsventils
legte, so empfand er augenbliklich einen elektrischen Schlag. Gelehrte fanden bei
Untersuchung dieser Erscheinung die so entwikelte Elektricität positiv; es ist aber
auffallend, wie ungenau sie sich in anderer Hinsicht über dieses Phänomen ausgedrükt
haben, indem sie es „die schnelle Erzeugung von Elektricität, welche die
Dampferzeugung zu begleiten scheint,“
„die Elektricitätentwikelung durch Verdampfung“ und
„die Elektricitätentwikelung während der Verwandlung des Wassers in
Dampf“ benannten, während doch die Elektricität gerade durch den
entgegengesezten Proceß, nämlich die plözliche Verwandlung des durchsichtigen
Dampfes in Wasser, entwikelt wurde; denn eine Wolke besteht ja aus feinen
Wassertröpfchen. Das Neue in dem vorliegenden Falle scheint nach Allem lediglich in
der Intensität der Elektricität zu liegen; denn die Entwikelung positiver
Elektricität, wenn durchsichtiger Wasserdampf plözlich Wolkengestalt annimmt, wurde
vorher schon so oft beobachtet, daß kaum zu zweifeln ist, daß man dieselbe als
allgemein annehmen kann, wenn einst die passenden Mittel gefunden seyn werden, um
sie wahrzunehmen; und daß umgekehrt der Dampf, statt bei seiner Bildung Elektricität
zu entwikeln, dieselbe als einen nothwendigen und
constituirenden Bestandtheil absorbiren muß.
Das Wasser erfordert eine höhere Temperatur, um es in einem Glasgefäß zum Sieden zu
bringen, als in einem metallenen; in dem erstern siedet es auch weil stärker,
wahrscheinlich weil das Glas ein schlechter Leiter ist, und die Elektricität zur
Dampfbildung nicht so gut herbeischaffen kann. Wenn daher der untere Theil eines Dampfkessels sich mit einem
schlechten Elektricitätleiter überzieht, kann die Temperatur so hoch steigen, daß
das Wasser so stark kocht, namentlich bei dem schwachen Druke des unvollkommen
gebildeten Dampfes, daß es den obern Theil des Kessels erreicht, welcher, da er nur
eine unbedeutende, oder gar keine Kruste hat, das schon auf einer so hohen
Temperatur befindliche Wasser und den Dampf so plözlich mit Elektricität versehen
kann, daß die Gewalt des Dampfes hoch genug steigt, um eine heftige Explosion zu
veranlassen, ehe das Sicherheitsventil Zeit hat, sich zu heben, oder dem Dampf
gehörig Luft zu machen. Ich erwähne dessen nur als eine der
verschiedenen Ursachen, welchen die Explosionen zugeschrieben werden
können.
Da die Luft, wenn sie sich bei Erhöhung ihrer Temperatur unter constantem Druke
ausdehnt, eine beträchtliche Menge latenter Wärme, und bei Abnahme des Druks noch
mehr absorbirt, so nimmt sie wahrscheinlich, wie der Dampf, zugleich eine
entsprechende Menge Elektricität auf. Hierin ist nun, wie ich glaube, die Erklärung
des Vortheils zu suchen, welchen Hohofengebläse mit heißer Luft gewähren. Wenn kalte
und comprimirte Luft in das Feuer getrieben wird, so können das Brennmaterial und
die Baksteine, welche gewöhnlich schlechte Elektricitätleiter sind, die Elektricität
nicht schnell genug und in solcher Menge liefern, wie sie zur Expansion der Luft und
zur Bildung der gasförmigen Verbrennungsproducte nöthig ist. Deßwegen geht der
Proceß schwächer vor sich, als wenn die Luft vorher erwärmt, und mit der
entsprechenden Menge Elektricität versehen worden ist.