Titel: | Bericht der HHrn. Coriolis, Gambey und Savary über die Pumpe des Hrn. Milch. |
Fundstelle: | Band 80, Jahrgang 1841, Nr. XLI., S. 163 |
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XLI.
Bericht der HHrn. Coriolis, Gambey und Savary uͤber die Pumpe des Hrn. Milch.
Aus den Comptes rendus, 2me Semestre 1840, No.
26.
Coriolis, Gambey und Savary, uͤber Milch's
Pumpe.
Die Einrichtung der Pumpen ist schon auf so vielfältige Weise abgeändert worden, daß
man bei diesen Apparaten selten etwas Neues antreffen wird, und es wird schwerlich
eine neue Construction möglich seyn, ohne daß etwas Aehnliches schon vorher da
gewesen wäre. Dessen ungeachtet glauben wir nicht, daß man der sinnreichen
Zusammenstellung bereits bekannter Elemente, aus welchen die Pumpe des Hrn. Milch besteht, schon anderswo begegnen wird.
Dieselbe wirft einen ununterbrochenen Strahl aus; sie hat nur einen Stiefel und einen
Kolben. In dieser Hinsicht stimmt sie mit der von Lahire
schon vor einem Jahrhundert erfundenen doppeltwirkenden Pumpe überein. Der Kolben
ist ein langer abgedrehter Cylinder, dessen Durchmesser kleiner als der innere
Durchmesser des Stiefels oder Pumpenkörpers ist: die Liederung dieser Pumpe besteht
aus Lederkappen, wie man sie bei der Bramah'schen
hydraulischen Presse anwendet und wie man sie auch schon bei einfach wirkenden
Pumpen angebracht hat. Das Verdienst, dieses System der Pumpe von Lahire angepaßt zu haben, scheint dem Hrn. Milch anzugehören.
Der Körper der Pumpe besteht aus zwei gleichen cylindrischen Theilen, welche an einem Ende
verschlossen, an dem anderen aber offen sind; jedes offene Ende ist mit einem
flachen runden Rande versehen; diese Ränder sind genau auf einander gepaßt und
zusammengeschraubt. Zwischen diesen Rändern wird der äußere Umfang zweier
Lederscheiben festgehalten und stark zusammengepreßt; der innere freie Rand
derselben ist in entgegengesezter Richtung umgebogen, in der Art, daß sie sich gegen
die zwei entgegengesezten Bodenflächen des Pumpenkörpers krümmen. Ein Seilring
trennt diese beiden Lederumbiegungen, welche gegen den cylindrischen Kolben drüken,
jedoch nur in einer sehr geringen Ausdehnung, weil der Reibungswiderstand der
Berührungsfläche proportional ist. Uebrigens ist es sehr leicht, die Anordnung auf
eine passende Art zu reguliren, so daß man eine vollkommene Trennung der zwei
Hälften des Pumpenkörpers in der Richtung erhält, in welcher der Kolben drükt und
saugt. Bei dieser Einrichtung ist der Lauf des Kolbens nur durch die Grundflächen
des Pumpenkörpers selbst begränzt; der Hauptvortheil dieser Pumpe liegt übrigens in
ihrer leichten Ausführung, Unterhaltung und Aufstellung. Statt des hohlen Cylinders,
welchen man auszubohren und auszubessern, wenn er gelitten hat, nicht überall die
Mittel besizt, braucht man bei dem neuen System nur einen Cylinder außerhalb auf der
Drehbank abzudrehen.
Die Röhren und Ventile der Pumpe des Hrn. Milch sind weit,
und verursachen daher in Folge der Zusammenziehung der Flüssigkeitssäule nur einen
geringen Verlust an Nuzeffect. Den vollen Nuzeffect genau zu bestimmen würde schwer
seyn, obwohl wir die Pumpe auf befriedigende Art arbeiten sahen. Die Kraftäußerungen
der Menschen sind zu unbestimmt, die Widerstände je nach der Sorgfalt, womit die
Pumpe zusammengestellt ist, zu veränderlich, als daß ein einziger Versuch von kurzer
Dauer mit Genauigkeit zu Grunde gelegt werden könnte. Die Untersuchung der
Einrichtung der Maschine selbst gewährt da, wo alle Ursachen des Kraftverlustes wohl
bekannt sind, eine bessere Bürgschaft, und in dieser Hinsicht scheint uns die Pumpe
des Hrn. Milch von sehr guter Beschaffenheit zu seyn.
Zusaz.
Bekanntlich wandern viele Erfindungen und Verbesserungen, welche deutschen Ursprunges
sind, nach England und Frankreich und werden dort als Erfindungen dieser Länder
patentirt, ohne daß ihres Ursprunges erwähnt wird. Die meisten dieser Erfindungen
kommen in Deutschland auch erst in Ansehen und Anwendung, nachdem sie als fremde
wieder zu uns zurükkehrten.
Die in obenstehendem Berichte beurtheilte Pumpe ist ebenfalls deutschen Ursprungs.
Hr. Franz Anton Huber in Absam bei Hall in Tyrol
construirte schon vor mehr als 12 Jahren eine Pumpe von derselben Einrichtung. Am
23. Jan. 1829 erhielten Hr. F. A. Huber und Hr. T. v. Ertel
Zu dieser war in dem Institute des Hrn. v. Ertel
ein junger Mensch Namens Milch in der Lehre,
welcher wahrscheinlich derselbe ist, der die Pumpe in Paris verfertigte und
sie der Akademie der Wissenschaften vorzeigte. in München ein bayerisches Privilegium für 5 Jahre auf die Verfertigung
dieser Pumpen, von welchen im X. Bde. des Kunst- und Gewerbeblattes, 1832, S.
416 eine Beschreibung und Abbildung erschien.
In dem mathematisch-mechanischen Institute von T. v. Ertel und Sohn in München wurden seit jener Zeit über 100 Pumpen nach
dieser Construction von verschiedenen Größen erbaut. Dieselben wurden auch durch
Hrn. v. Ertel so verbessert, daß sie nichts mehr zu
wünschen übrig lassen; da sie in ihrer jezigen Gestalt
wesentlich von den früheren, im Kunst- und Gewerbeblatt beschriebenen
abweichen, so möchte eine Zeichnung und Beschreibung davon hier nicht am unrechten
Orte seyn.
Die Red. des polyt. Journals.