Titel: | Beschreibung der verbesserten doppeltwirkenden Saug- und Drukpumpe der HHrn. Ritter v. Ertel und Sohn in München; von L. Seelinger. |
Autor: | L. Seelinger |
Fundstelle: | Band 80, Jahrgang 1841, Nr. XLII., S. 164 |
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XLII.
Beschreibung der verbesserten doppeltwirkenden
Saug- und Drukpumpe der HHrn. Ritter v. Ertel und Sohn in Muͤnchen;
von L.
Seelinger.
Mit Abbildungen auf Tab.
V.
Seelinger's Beschreibung der Ertel'schen doppeltwirkenden
Saug- und Drukpumpe.
Fig. 1 ist
eine obere Ansicht der Pumpe.
Fig. 2 ein
Durchschnitt derselben nach der Linie X, Y der Fig. 1.
Fig. 3 eine
Seitenansicht mit einem Durchschnitte der Kammer, worin sich das eine Drukventil
befindet.
Der Körper dieser Pumpen besteht aus einem hohlen Cylinder A, an welchen zu beiden Seiten eine nur halb so hohe cylindrische Kammer
B und C angegossen
ist.
D ist das Saugrohr; es ist mit den beiden cylindrischen
Stüken a, a', welche zur Aufnahme der Saugventile
dienen, aus einem Stük gegossen; die obere Platte b des
Saugrohres dient dem Pumpenkörper als Boden. Der untere Theil des Pumpenkörpers ist
mit einem vorspringenden Rande versehen, welcher die Platte b in sich aufnimmt; beide werden, nachdem zwischen die sich berührenden
Theile Kitt gebracht worden ist, mit den Schrauben c, c
fest zusammengeschraubt.
In der halben Höhe des Cylinders A ist inwendig ein
ringsum gehender Vorsprung d angegossen, welcher zwei
Lederkappen zu tragen hat, die durch einen Lederring von einander getrennt sind.
E ist der Kolben; er besteht aus einem genau abgedrehten
und der Länge nach abgeschliffenen Cylinder von Messing, welcher durch zwei
eingeschraubte Eisenplatten e, e oben und unten
geschlossen ist.
F ein gußeisernes dünnes Rohr, welches durch den
schmiedeisernen Ring f, der in den Pumpenkörper
eingeschraubt ist, niedergedrükt wird, wodurch die Lederkappen, auf denen es
aufsizt, stark zusammengepreßt werden. Der umgebogene Rand der oberen Lederkappe ist
aufwärts, derjenige der unteren abwärts gebogen; durch den Druk des Wassers selbst
werden diese Ränder beständig an den Cylinder angedrükt, so daß der obere Theil des
Cylinders von dem unteren stets vollkommen wasserdicht abgeschlossen ist.
G ist die Dekplatte des Cylinders; sie greift mit ihrem
umgebogenen Rand über den Rand des Cylinders vor, und wird durch Schrauben g, g, nachdem vorher zwischen beide Flächen ein
Leder- oder Bleiring gelegt wurde, wasserdicht zusammengeschraubt. Im Herz
dieser Dekplatte befindet sich die messingene Stopfbüchse H der Kolbenstange J, deren Liederung
ebenfalls aus gepreßten Lederkappen besteht, durch welche das Durchdringen des
Wassers während der Bewegung des Kolbens vollkommen verhindert wird.
K und L sind zwei gebogene
Röhren, welche mit ihren vierekigen Flantschen an die Kammern B und C mittelst vier Schrauben seitwärts
wasserdicht aufgeschraubt werden. Zu diesem Zwei ist an den Kammern ebenfalls eine
vierekige Verstärkung i angegossen, in welcher die
Gewinde der Schrauben Plaz finden.
Nach Oben sind an diese gebogenen Rohre K, L kurze Stuzen
M, N seitwärts angegossen, welche ebenfalls mit dem
Pumpenkörper durch Schrauben wasserdicht verbunden werden.
Die Rohre K, L endigen oben in runde Flantschen k, k', auf welche ein anderes gebogenes, horizontal
liegendes Rohr O aufgeschraubt wird. Dieses Rohr O hat zwei runde Kammern l,
l', in deren Boden die messingenen Drukventile m ihren Siz haben, und in der Mitte desselben ist ein Aufsazrohr P angegossen.
Die Flantsche n des vorstehenden Endes der Saugröhre D dient zur Befestigung einer Röhre, welche bis in den
Brunnen hinabreicht, oder mit einem Reservoir, aus welchem die Flüssigkeit geschöpft
werden soll, in Verbindung steht.
Das Aufsazrohr P dient zur Befestigung der Drukröhren,
wenn das Wasser aus einen hohen Ort gehoben werden soll, oder man bringt eine kurze gekrümmte
Ausflußröhre darauf an, wenn die Pumpe als gewöhnlicher Brunnen dienen soll.
Die vier Kammern B, C und l,
l' sind oben offen und werden durch längliche Dekel o, o, p, p mit zwei Schrauben, nachdem vorher eine Lederscheibe
untergelegt worden ist, wasserdicht verschlossen. Die Stiele x der beiden Dekel o verhindern das zu weite
Oeffnen der Ventile u, v.
Q ist der Hebel zum Bewegen des Kolbens, der mit dem
Bogen R versehen ist, um ihn mit den Händen bequem
anfassen zu können. Hat man einen Motor, so kann dieser Bogen entbehrt und der Hebel
auf passende Art damit verbunden werden, oder die Kraft kann unmittelbar am oberen
Ende der Kolbenstange wirken.
S ist eine um den Punkt q
bewegliche Stüze, welche bei r dem Hebel als Drehpunkt
dient.
T ist eine Gabelstüze zur Führung des Hebels.
Die untere Kammer B steht in Verbindung mit dem Raume
unter dem Kolben; bei s mündet eine Oeffnung in das Rohr
K, wodurch die Kammer B
mit dem Rohre O communicirt, wenn das Ventil m geöffnet ist; der Stuzen M
hat keine Oeffnung. Die andere Kammer C ist von dem
Raume unter dem Kolben ganz abgesperrt, steht aber durch das Rohr L, den Stuzen N und durch
die Oeffnung t mit dem Raume über dem Kolben in
Verbindung, und durch das Ventil in l auch mit dem Rohre
O.
Das Spiel der Pumpe ist nun folgendes: beim Aufgang des Kolbens öffnet sich das
Ventil u und das Wasser aus der Saugröhre tritt in den
Raum unter dem Kolben; zu gleicher Zeit wird aber das über dem Kolben befindliche
Wasser durch die Oeffnung t in dem Stuzen N ausgetrieben, und weil dadurch das Ventil v geschlossen, dasjenige in l aber geöffnet wird, so steigt das Wasser in das Rohr O und wird durch die Steigröhre P fortgeführt.
Beim Niedergange des Kolbens hebt sich das Ventil v und
das Wasser aus der Saugröhre steigt durch die Oeffnung y
in das Rohr L, und durch t
über den Kolben. Das unter dem Kolben befindliche Wasser aber wird bei s ausgetrieben, und steigt, da jezt das Ventil u geschlossen, m aber
geöffnet ist, durch das Rohr K nach dem Rohre O, so daß sich also in dem Rohre O das Wasser beider Ventile in l und l' sammelt, und wenn die Kolbenhube hinlänglich rasch
auf einander folgen, so wird das Wasser in einem ununterbrochenen Strahle bei P ausgetrieben.
Soll die Pumpe als Feuersprize oder zu einem anderen Zwek dienen, wo der Strahl beim
Austreten sich vollkommen gleich bleiben muß, ohne daß man den Wechsel des
Kolbenhubes merkt, so wird auf das Aufsazrohr P ein
Windkessel geschraubt, und erst mit diesem das Steig- oder das Sprizenrohr
verbunden.
Die wesentlichen Vortheile dieser Pumpe bestehen in Folgendem:
1) Sind die Anschaffungskosten verhältnißmäßig gering;
2) können sie in der kürzesten Zeit und ohne viele Umstände an jedem Orte leicht
aufgestellt und wieder abgenommen werden, welcher Umstand sie besonders bei
Entwässerungen von Grundbauten etc. sehr anwendbar macht;
3) kann nicht leicht eine Unterbrechung des Spiels eintreten, weil jedes Hinderniß
sogleich beseitigt werden kann. Die Hauptliederung kann Jahrelang gehen, ohne daß
sie untauglich würde; ich kenne mehrere solche Pumpen, die bereits über sechs Jahre
fast ununterbrochen im Gange sind, ohne daß es bis jezt nöthig gewesen wäre, neue
Lederkappen einzusezen, und ohne daß ein merkliches Abschleifen des Kolbens
stattgefunden hätte. Kömmt von den Unreinigkeiten des Wassers etwas zwischen die
Ventile, was bei jeder Pumpe leicht Störungen verursachen kann, und bemerkt man, daß
in Folge hievon eines der Ventile seinen Dienst versagt, so braucht man nur die zwei
Schrauben eines der Dekel o, o, p, p zu lösen, den Dekel
abzunehmen, das Hinderniß zu entfernen und in 5 Minuten kann alles wieder in Ordnung
seyn; eben so leicht ist es, Sand oder andere Unreinigkeiten, die sich über oder
unter dem Kolben angesammelt haben, auf demselben Wege zu entfernen;
4) kann jede solche Pumpe, die als Hauspumpe verwendet wird, mit geringen Kosten so
eingerichtet werden, daß sie das Wasser in alle Stokwerke liefert; sie kann zugleich
als Sprize verwendet werden, um mittelst eines Schlauches das Wasser in alle Theile
des Hauses zu treiben. Deßhalb werden diese Pumpen besonders in Fabriken gute
Dienste thun;
5) erspart man bei Drukwerken, die eine große Wassermenge liefern sollen, mehrere
Stiefel, indem man den Kolben hier leicht so groß machen kann, daß ein einziger im
Stande ist, eine sehr bedeutende Wassermenge zu liefern;
6) ein Hauptvortheil dieser Pumpen liegt noch in der leichten Anfertigung derselben,
indem jeder Mechaniker, welcher eine Drehbank besizt, um den Kolben abzudrehen, sie
bauen kann, und das schon eine größere Einrichtung erfordernde Ausbohren des
Stiefels dabei ganz beseitigt ist. Eben so einfach ist ihre Behandlung; jeder
Arbeiter kann dazu abgerichtet werden, weil man, ohne den Hauptkörper auseinander zu
nehmen, zu allen ihren Theilen gelangen kann, wenn etwas fehlt;
7) da die ganze Reibung nur an den schmalen Streifen der Lederkappen der Hauptliederung
und der Stopfbüchse stattfindet, so ist dieselbe höchst unbedeutend. Die Röhren und
alle Oeffnungen, durch welche das Wasser gehen muß, können hinlänglich weit gemacht
werden, damit sich das Wasser nicht zwängen muß. Die Pumpe gewährt aus diesen
Gründen einen bedeutenden Nuzeffect.
Die Preise dieser Pumpen sind folgende:
1 Pumpe
per Hub
1 bayer.
Maaß
Wasser
gebend
100 fl.
–
–
2 –
–
–
–
150 –
–
–
3 –
–
–
–
200 –
–
–
4 –
–
–
–
270 –
–
–
5 –
–
–
–
320 –
–
–
6 –
–
–
–
400 –
–
–
7 –
–
–
–
488 –
–
–
8 –
–
–
–
550 –
u.s.f.
–
–
20 –
–
–
–
2500 –
–
–
1 –
–
–
–
jedoch nur einfach wirkend
88 –
1 Pumpe
per Hub
2 bayer.
Maaß
Wasser
gebend deßgl.
110 –
–
–
3 –
–
–
–
140 –
im 24 fl. Fuße.
Solche Pumpen wurden in der Werkstätte des Hrn. v. Ertel schon in jeder Größe zu den verschiedensten Zweken
gefertigt; am häufigsten bedient man sich derselben für Haus- und öffentliche
Brunnen, und besonders in Fabriken. Auch wurden schon mehrere solche Drukwerke in
kleineren Städten eingerichtet, unter anderen erst kürzlich eines, welches das
Wasser auf 200 Fuß senkrechte Höhe und auf 3/4 Stunden Entfernung treibt.
Vortreffliche Dienste stiften sie als Feuersprizen und als Wasserzubringer.
Bei der München-Augsburger-Eisenbahn werden sie angewendet, um die
Wasserbehälter zum Füllen des Tenders zu speisen; ein amerikanischer
Eisenbahn-Ingenieur fand dieselben so zwekmäßig, daß er sogleich zwei Stüke
als Modelle nach Amerika sandte. Die Zeichnung stellt eine Pumpe vor, welche per Hub 2 Maaß Wasser gibt.