Titel: | Ueber die Bereitung der Schlichte aus Kartoffelstärke; Bericht des Hrn. Emil Dollfuß über eine von Hrn. Fries aus Guebwiller der Société industrielle in Mülhausen gemachte Mittheilung. |
Fundstelle: | Band 80, Jahrgang 1841, Nr. LII., S. 206 |
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LII.
Ueber die Bereitung der Schlichte aus
Kartoffelstaͤrke; Bericht des Hrn. Emil Dollfuß uͤber eine von Hrn.
Fries aus
Guebwiller der Société industrielle in
Muͤlhausen gemachte Mittheilung.
Aus dem Bulletin de la Société industrielle de
Mulhausen, No. 66.
E. Dollfuß, uͤber Bereitung der Schlichte aus
Kartoffelstaͤrke.
Hr. Fries hat in einer Mitteilung über die Bereitung der
Schlichte aus Kartoffelstärke zum mechanischen Schlichten der
Baumwollen-Kettenfäden Ihre Aufmerksamkeit auf die aus der Gegenwart von
Metallsalzen, welche man derselben zuzusezen pflegt, hervorgehenden Uebelstände
hingelenkt, und Sie zugleich von dem Resultate der Versuche in Kenntniß gesezt,
welche er behufs der Weglassung dieser Salze anstellte, wobei jedoch die Schlichte
die ihr zukommenden Eigenschaften nicht verliert.
Sie haben diese Mittheilung Ihrem Comité für mechanische Gegenstände, welchem
die HHrn. Daniel Köchlin-Schuch, Heinrich Schlumberger und Eduard Schwartz als Mitglieder des Comité's für chemische Gegenstände
beigesellt wurden, zur Untersuchung übergeben, und im Namen dieser gemischten
Commission erstatte ich Ihnen über die von ihr zur Bestätigung der Angaben des Hrn.
Fries angestellten Versuche Bericht, und beginne mit
dem Verf. über den Zwek und die Art seiner Nachforschungen.
Hr. Fries behauptet zuvörderst, daß der Zusaz von
Metallsalzen zur Stärkeschlichte, z.B. schwefelsaurem Kupfer und Zink, welche man
gewöhnlich hiezu benuzt, aus dem Grunde stattfindet, weil die Erfahrung lehrte, daß
diese Körper die Schlichte flüssiger, schleimiger und geeigneter machen, in den
Faden zu dringen und demselben anzuhängen, vorzüglich aber, weil sie das Eintroknen
der Schlichte erleichtern, welche ohne diesen Zusaz, wenn sie auch eben so lange
gekocht wird, gallertartig bleibt, nach dem Erkalten gerinnt, und sich nach dem
Auftragen auf den Faden leicht abblättert. Er beweist aber zugleich, daß die
Gegenwart dieser Salze andererseits den Uebelstand herbeiführt, daß das Bleichen des
Zeuges erschwert wird und daß sie für den zum Druk bestimmten Zeug von schlimmer
Folge seyn könne. Diese schwefelsauren Salze werden nämlich bei dem Bleichen zersezt, die ihnen zur
Basis dienenden Oxyde werden frei, verbinden sich mit den (vom Talg, Oehl, von der
grünen Seife herrührenden) Fettsäuren, womit der Zeug zufällig an gewissen Stellen
in größerer oder kleinerer Quantität imprägnirt seyn kann, und bilden mit ihnen
Metallseifen, die oft sehr schwer dem Gewebe zu entziehen sind und, wenn dieß nicht
geschieht, beim Färben Fleken verursachen. Dieß ist der Grund, welcher schon längst
den Wunsch nach einem Mittel erregte, die Metallsalze bei der Bereitung der
Schlichte hinweglassen oder durch etwas anderes ersezen zu können.
Wenn man die Wirkung dieser Salze auf das Stärkmehl untersucht (fährt Hr. Fries fort), findet man, daß durch längeres Kochen ein
Theil der in ihnen enthaltenen Säure auf die Stärke einwirkt, indem er sie entweder
theilweise in Dextrin umwandelt, oder das Plazen ihrer Körnchen oder Kügelchen
befördert und dadurch den auflöslichen Theil derselben befreit.
Dieses angenommen, daß nämlich die schwefelsauren Salze nur vermöge des während des
Kochens abgegebenen Antheils Säure wirken, dachte Hr. Fries, daß dieselbe Wirkung auch müßte hervorgebracht werden können, indem
man die freie Säure in ganz geringer Menge anwendet, und dieselbe, nachdem sie ihre
Wirkung auf die Stärke ausgeübt hat, mit einem Alkali sättigt, um zu vermeiden, daß
sie, selbst in sehr verdünntem Zustande, nicht in die Länge mehr auf das Gewebe
einwirken kann.
Davon ausgehend machte er zuvörderst einige Versuche im Kleinen. Nachdem diese
gelungen waren, entschloß er sich erst, sie auch im Großen vorzunehmen, wobei er von
dem Resultat eben so befriedigt ward. Folgender Composition bediente er sich
zuerst:
268 Liter Wasser,
26 Kilogr. Staͤrke,
90 Gramme Schwefelsaͤure,
292 Gramme (krystallisirtes) einfachkohlensaures Natron.
Man zerrührt nach Hrn. Fries die
Stärke mit einem Theil des kalten Wassers, und läßt dieses Gemenge, um es von
Unreinigkeiten zu befreien, durch ein enges Sieb in den Kessel ablaufen, sezt dann
das übrige Wasser, hierauf die Schwefelsäure hinzu und erhizt. Nach 30 bis 40
Minuten langem Sieden, d.h. wenn die Masse von ihrer anfänglich diken und
gallertartigen Consistenz in einen gummiartigen, durchsichtigen und fadenziehenden
Zustand übergegangen ist, ohne daß sie jedoch zu flüssig geworden wäre, sezt man das
kohlensaure Natron zu, welches vorher in 2 Liter Wasser aufgelöst wird, und rührt
wohl um, damit die Mischung recht innig vor sich gehe. Man läßt noch 5 Minuten
kochen, worauf dann die Schlichte zur Anwendung fertig ist.
Um das langwierige Abwägen bei jeder Portion, so wie auch Versehen der Arbeiter zu
vermeiden, räth Hr. Fries, eine Mischung von
Schwefelsäure und Wasser in solchem Verhältniß zu bereiten, daß 1 Liter der Mischung
90 Gramme Säure enthält. Zu diesem Ende schüttet man z.B. 50 Liter Wasser in einen
steinernen Hafen, macht an der Höhe des Wassers ein Zeichen, nimmt wieder 3 bis 4
Liter davon heraus und schüttet nach und nach unter Umrühren 4 1/2 Kilogr.
Schwefelsäure hinein; zulezt füllt man das Gefäß mit so viel Wasser an, daß man im
Ganzen 50 Liter Mischung hat; ebenso verfährt man mit dem kohlensauren Natron, wobei
man Acht gibt, daß man die 292 Gramme in 2 Litern der Lösung hat, damit nicht ein
Theil des Salzes sich nach dem Erkalten in Krystallen absezt. Man schüttet also 100
Liter lauwarmen Wassers in ein Gefäß, allenfalls in eine hölzerne Kufe, macht ein
Zeichen, nimmt ungefähr 10 Liter wieder heraus und sezt dem Zurükbleibenden 14,600
Gr. krystallisirte Soda zu; nachdem das Salz aufgelöst ist, sezt man dann noch so
viel Wasser zu, bis das Ganze das Zeichen von 100 Litern erreicht. Mittelst dieser
beiden Auflösungen wird die Schichte folgendermaßen zusammengesezt:
267 Liter Wasser,
26 Kilogr. Staͤrke,
1 Liter angesaͤuertes
Wasser, und nach dem Verkochen
2 Liter
Sodaaufloͤsung.
Nicht lange nach seiner ersten Mittheilung benachrichtigte Hr. Fries die Commission, er habe durch neue Versuche gefunden, daß die zuerst
von ihm angewandte Menge Säure reducirt werden könne, so daß eine Schlichte mit nur
65 Grammen Schwefelsäure und nur 210 Gr. des Natronsalzes auf eben so viel Stärke
als bei der ersten Vorschrift ihm treffliche Dienste leistete. Später ging er sogar
noch weiter und wendete nur 5 Gr. Säure und 16 Gr. Soda auf 5 Kilogr. Stärke an,
wobei er dann aber der Mischung eine kleine Menge, etwa 200 Gr. Leiokom (geröstete
Stärke) zusezte. Bei anderen Versuchen, wo er kein Leiokom anwandte, nahm er 10
statt 5 Gramme Schwefelsäure mit entsprechender Vermehrung des Natronsalzes.
– Wir werden weiter unten unser Ergebniß mit diesen verschiedenen Mischungen
mittheilen.
Hr. Fries räth an, das Kochen 30 bis 40 Minuten dauern zu
lassen, weil, wie er sehr richtig bemerkt, gewisse Sorten von Kartoffelstärke
(namentlich die sehr seinkörnigen) etwas weniger Zeit zum Plazen ihrer Kügelchen
bedürfen, als die grobkörnigeren. Diese Verschiedenheit in der Größe kann nur mit dem Mikroskop
gut wahrgenommen werden, und ist Folge entweder des Bodens, oder der besondern
Kartoffelsorte, aus welcher sie gewonnen wurde. Gewisse Stärkearten bedürfen nach
Hrn. Fries weniger Säure als andere, um sich in einer
gewissen Zeit gehörig umzuwandeln; 9, manchmal nur 8 Deciliter angesäuerten Wassers
reichen für diese schon hin. Es versteht sich, daß dann die Alkalilösung ebenfalls
in verhältnißmäßig geringerer Menge angewendet werden muß.
Hr. Fries bemerkt ferner, daß das Verhältniß der Säure bei
allen Stärkesorten vermindert werden kann, wenn man dagegen die Dauer des Kochens
verlängert; wegen der größeren Kosten ist das Verhältniß, wobei ein Sieden von
gewöhnlicher Dauer, nämlich 30 bis 40 Minuten, hinreicht, jedoch vorzuziehen.
Bei anderen Versuchen hat sich Hr. Fries überzeugt, daß
durch ein sehr langes Kochen der Stärke mit Wasser von z.B. 6 bis 8 Stunden und ohne
allen anderen Zusaz die Tegumente (Hüllen) sich so gut öffnen, daß auf diese Weise
eine sehr gute, nur etwas weniger gummöse, Schlichte erhalten wird. Es ist übrigens
klar, daß dieses Verfahren, so wie das vorhergehende, unbequem und kostspielig wäre,
vorzüglich wegen des größeren Verbrauches an Brennmaterial, so wie auch wegen der
vermehrten Arbeit. Wenn man hingegen statt der Schwefelsäure 10 Gramme
einfachkohlensaures Natron auf jedes Kilogramm Stärke zusezt und 1 1/2 bis 2 Stunden
kochen läßt, erhält man eine vollkommen gummöse Schlichte, welche sich sehr lange
aufbewahren läßt und nach dem Verf. um so tauglicher seyn müßte, weil sie
wahrscheinlich den Vorzug hätte, weniger leicht zu schimmeln.
Die Commission hat diese lezteren Versuche und den unten folgenden wegen der
Kostspieligkeit dieser Bereitungen der Schlichte im Großen nicht nachgemacht; doch
sollten sie hier angegeben werden, um sich ihrer nöthigenfalls bedienen zu
können.
Der erwähnte weitere Versuch des Hrn. Fries bestand darin,
einen Theil der Stärke getrennt in Dextrin umzuwandeln und dann dieses auf die
übrige Masse wirken zu lassen. Er mischte zu diesem Behufe 2 Gramme Schwefelsäure,
200 Gr. Stärke und 2 Liter Wasser, ließ dieß alles bis zur vollkommenen Auflösung
der Stärke kochen und sättigte hierauf mit einer hinlänglichen Menge Soda (6 1/2
Grammen), ersezte das verdampfte Wasser und fügte noch überdieß 6246 Gr. Wasser und
600 Gr. Stärke hinzu; er ließ kochen, bis Alles gut in Faden lief und gummös war.
Der Erfolg (sagt Hr. Fries) war gut; doch zieht er das
andere Verfahren vor, weil es leichter ausführbar ist, obwohl man zur Noth den
Dextrinsyrup kaufen oder
eine Quantität desselben auf einmal im Voraus bereiten kann.
Hr. Fries hat, wie man sieht, diesen Gegenstand
umständlich und von allen Seiten untersucht und durch seine klaren Vorarbeiten der
Commission ihre Aufgabe sehr erleichtert. Es blieb derselben nichts mehr übrig, als
die von Hrn. Fries erhaltenen Resultate zu bestätigen,
d.h. sich zu versichern, ob seine Schlichte wirklich alle Eigenschaften vereinigt,
um die nach den bisherigen Vorschriften bereitete ersezen zu können. Der
Berichterstatter und Hr. Heinrich Schlumberger wurden mit
dieser Prüfung speciell beauftragt, welche sie in der Fabrik der HHrn. Dollfuß-Mieg und Comp. vornahmen.
Den ersten Versuch stellten wir mit der ersten Mischung (siehe oben) an. Diese
Schlichte, von sehr gutem Aussehen, gab anfänglich sehr gute Resultate; allein
öfters trat der Fall ein, daß das, was vom vorigen Tage übrig geblieben war, am
anderen Tage wässerig war und weggeworfen werden mußte, indem es keiner Anwendung
mehr fähig war. Dieser Uebelstand wiederholte sich in der Folge unter Tags und
während die Schlichte noch warm war (bekanntlich muß sie so warm wie möglich
angewandt werden). Als wir dieß Hrn. Fries mittheilten,
rieth er uns, die zweite Vorschrift in Anwendung zu bringen (siehe ebenfalls oben),
und schrieb übrigens diesen Umstand der Mittelmäßigkeit der angewandten Stärke zu.
Wirklich besteht ein großer Unterschied in Bezug auf die Güte, zwischen den
verschiedenen, im Handel vorkommenden Stärkesorten, indem die geringeren Sorten an
gummigen Theilen schlechter ausgeben, weßhalb man mehr von ihnen nehmen muß, um der
Schlichte denselben Grad von Dike zu geben. Dieser Unterschied in der Qualität kann
bei dem bloßen Ansehen der Stärke nicht wahrgenommen werden; sie muß, wenn man sich
davon überzeugen will, in Wasser aufgelöst und gekocht werden. Wir fanden die
Voraussagen des Hrn. Fries bis zu einem gewissen Punkt
gegründet, indem wir bessere Resultate als vorher erhielten, und die so bereitete
Schlichte auch gummöser war als die vorige. Doch kann ihre Neigung, wässerig zu
werden, ungeachtet der nach dem Rathe des Hrn. Fries auch
reducirten Zeit des Kochens nicht unterdrükt werden.Wir müssen hier bemerken, daß alle unsere Proben über freiem Feuer gekocht
wurden, während sich Hr. Fries hiezu des Dampfes bediente. Diesem Umstande
kann jedoch die Verschiedenheit der Resultate nicht zugeschrieben werden,
weil offenbar das eine wie das andere Verfahren, so wie es auch bei der
gewöhnlichen Schlichte der Fall ist, gleiche Resultate geben muß, wenn man
nur darauf Acht hat, je nach dem Verfahren die Dauer des Kochens
einzurichten, worauf wir sahen, und was die Praxis bald lehrt. Diese Dauer
muß nothwendig nach der Menge der auf einmal bereiteten Schlichte verschieden und bei
geringerer Quantität etwas kürzer seyn, als bei größerer. Wenn angegeben
wird, daß 30–40 Minuten lang gekocht werden soll, so bezieht sich
dieß auf Quantitäten, welche von der oben angegebenen nicht zu sehr
abweichen, d.h. auf eine Mischung, wozu ungefähr 300 Liter Wasser kommen.
Die Uebung wird immer den Punkt am besten lehren, wo man einzuhalten hat,
und welcher durch die gehörige Dike der Schlichte zu erkennen ist. Wir mußten
mehreremale diese Schlichte wegwerfen, wie uns dieß auch mit der anderen, und zwar
aus demselben Grunde, geschah.
Wir nahmen hierauf unsere Zuflucht zu einem Zusaze von Leiokom, wie dieß schon seit
ziemlich langer Zeit bei Bereitung der gewöhnlichen Schlichte geschieht, welches wir
aber bisher nicht zu den zu unseren Versuchen dienenden Mischungen nehmen zu sollen
glaubten. Wir thaten dieß auf Aufforderung des Hrn. Fries
unter gleichzeitiger Verminderung der Säure von 65 Grammen auf nur 5 Gramme für 5
Kilogr. Stärke, also auf 1/1000. Der Sodazusaz wurde in demselben Verhältniß
reducirt. Vom Leiokom wurden gleich Anfangs 200 Gr. auf 5 Kilogr. Stärke genommen
und nach und nach bis auf 500 Gr. gesteigert.
Mehrere Wochen lang gab dieser dritte Versuch vortreffliche Resultate; wir schrieben
sie (und zwar, wie man sich unten überzeugen wird, mit Recht) der Gegenwart des
Leiokoms zu. Als indessen nach dieser Zeit mit der Stärke gewechselt wurde, trat der
oben erwähnte Uebelstand (des Wässerigwerdens) wieder von Neuem ein, und zwar in
hohem Grade. Von einer so schnellen Veränderung in der Qualität unserer Schlichte
überrascht, schrieben wir dieß zuerst irgend einem Zufall oder einer Nachlässigkeit
des Arbeiters zu; nachdem wir aber mehrere Tage lang alle Operationen aufs Genaueste
verfolgt hatten und immer gleichen Erfolg sahen, so konnten wir nicht mehr zweifeln,
daß nur die Anwendung der Schwefelsäure daran Schuld sey, und in der That hatte die
mit schwefelsaurem Zink bereitete Schichte, deren wir uns während aller dieser
Versuche auf einigen Maschinen zu bedienen fortfuhren, um beständig einen genauen
Vergleich anstellen zu können, in keiner Weise den erwähnten Fehler, obwohl sie mit
derselben Stärkesorte bereitet worden war. Auch bei Anwendung von nur 1/2000 Säure
nach dem Rathe des Hrn. Fries war der Erfolg nicht
besser.
Wir wußten wohl, daß die hiezu angewandte Stärke von schlechter Qualität war; es lag
aber in unserer Aufgabe, schlechte Sorten sowohl als gute auf ihr Verhalten zu
freier Säure zu prüfen, um unser Urtheil für alle in der Praxis vorkommenden Fälle
aussprechen zu können. Wir beobachteten hiebei, daß, je geringer die Sorte der
Stärke wurde, um desto mehr auch das Verhältniß der Säure verringert werden mußte, um das
Wässerigwerden der Schlichte zu verhindern. Die zulezt geprüften Sorten konnten
deren gar keine mehr vertragen, ohne diesen Fehler zu bekommen; während andere,
bessere, auch mit einem viel beträchtlicheren Säurezusaz die befriedigendsten
Resultate gaben. Daraus scheint uns hervorzugehen, daß allerdings das schwefelsaure
Zink und Kupfer auf die Stärke nur vermöge der geringen Quantität Säure wirken,
welche sie während des Kochens abtreten, und daß von da an ihre Wirkung in dieser
Beziehung derjenigen der im freien Zustande angewandten Säure gleich geachtet werden
muß, daß aber nichtsdestoweniger die Oxyde oder basischen Salze, welche sich durch
die Zersezung dieser schwefelsauren Salze bilden können, später auf eine andere
Weise auf die Stärke einwirken, nachdem diese einmal in Schlichte umgewandelt ist;
indem unter übrigens gleichen Umständen wir uns überzeugten, daß, wenn die
Schlichte, wozu diese schwefelsauren Salze verwendet wurden, sich auch zersezt und
wässerig wird, dieß doch nur sehr selten geschieht (ein einzigesmal nur kam es bei
unseren Versuchen vor, und früher im Jahre nur ein- oder zweimal), während
mit freier Säure bereitete Schlichte, sobald die dazu benuzte Stärke in gewissem
Grade mittelmäßig ist, immer diese Erscheinung darbietet.
Während diese verschiedenen Versuche auf einem Theil unserer disponiblen
Schlichtmaschinen ausgeführt wurden, stellten wir auch Versuche mit einer Mischung
von unserer Erfindung an, welche bloß aus in Wasser aufgelöster Stärke und Leiokom
bestand, ohne allen Zusaz weder eines Metallsalzes noch einer Säure. Allerdings
brachte uns eine Angabe des Hrn. Fries auf den Gedanken
zu dieser Mischung, indem derselbe beobachtete, daß Stärke allein in Wasser
aufgelöst und mehrere Stunden lang gekocht, auch eine gute Schlichte gebe. Wir
hofften daher, ein ähnliches Resultat zu erhalten, indem wir uns begnügten, das
Kochen nur ungefähr so lange wie gewöhnlich dauern zu lassen, aber Leiokom der
Stärke zusezten. Wir fanden bald, daß wir uns nicht geirrt hatten und daß ein
Kochen, welches höchstens eine Stunde dauerte, auf diese Weise eine Schlichte
lieferte, welche in keiner Beziehung etwas zu wünschen übrig ließ. Wir probirten
dieselbe zuerst mit großer Vorsicht und nur auf einer einzigen Maschine, und erst
nachdem wir ein ganz treffliches Resultat erhalten hatten, wendeten wir sie mehr im
Großen und zulezt bei allen Maschinen der Fabrik an. Während die säurehaltige
Schlichte wässerig wurde und weggeworfen werden mußte, blieb diese gummig und
behielt alle ihre Eigenschaften bei. Es war kein Unterschied zwischen den auf diese
Weise geschlichteten Ketten und jenen mit Zusaz von schwefelsaurem Zink, so wie auch
den mit Hrn. Fries' Composition geschlichteten wahrzunehmen. Unsere
Schlichte zersezte sich nie und erlitt auch sonst keine nachtheilige Veränderung.
Die einzige bei ihrer Bereitung nöthige Vorsicht war eine geringe Vermehrung des
Verhältnisses des zuzusezenden Leiokoms in dem Grade, als die Stärke von geringerer
Qualität war, um immer den gehörigen Grad von Dike herauszubringen. Doch müssen wir
hinzufügen, daß diese Vermehrung oder Verminderung des zuzusezenden Leiokoms gar
nicht nothwendig ist, wenn man sich sogleich und ein- für allemal
entschließt, dasselbe in dem für die geringsten Sorten der Stärke passenden
Verhältnisse, etwa zu 1/10 ihres Gewichts, anzuwenden, wie wir es zulezt gemacht
haben. Der Kostenpreis dieser Schlichte wird durch diese gleichbleibende und
constante Vorschrift nicht sehr erhöht werden, weil er im äußersten Fall nur um
einige Procente differiren und man am Ende noch eine Ersparniß darin finden wird,
selbst wenn man den geringen Mehrverbrauch an Brennmaterial in Folge der
verlängerten Dauer des Kochens noch in Rechnung zieht; denn man erspart andererseits
Zink- oder Kupfervitriol, oder Schwefelsäure und Soda. Bei folgender
Vorschrift sind wir am Ende verblieben.
Kartoffelstärke 5 Kilogr. (10 Pfd.); Leiokom 500 Gramme (1 Pfd.); Wasser 50 Liter
(100 Pfd.). Die gewöhnliche Dauer des Kochens ist 60 Minuten über freiem Feuer für
eine Mischung, welche 5 Hektoliter (1000 Pfd.) Wasser enthält.
So weit gekommen, glaubte die Commission, ihre vier Monate lang fortgesezten Versuche
nicht mehr weiter verfolgen zu müssen, um sichere Schlüsse aus denselben ziehen zu
können. Es scheint sowohl durch das Vorausgehende, als durch constante Resultate in
der Fabrikanstalt, wo diese Versuche angestellt wurden, erwiesenDie Fabrik hat nämlich jezt für alle ihre Schlichtmaschinen die bloß aus
Kartoffelstärke und Leiokom bereitete Schlichte eingeführt., daß die Anwendung der freien Schwefelsäure zur Bereitung der Schlichte aus
Kartoffelstärke, obwohl sie später beim Bleichen die Bildung schwer zu entfernender
Metallseifen aus dem Zeuge verhindert, doch, selbst in kleiner Menge, nicht ohne
Nachtheil stattfinden könne, außer wenn man ganz besonders gute Stärke anwendet,
indem die Säure die Zersezung der Schlichte begünstigt, also ihre Anwendung im
Großen nicht empfohlen werden kann; daß aber, wenn man in Berüksichtigung dessen,
was vom Bleichen gesagt worden ist, keine Metallsalze anwendet, welche bis jezt
allein als tauglich betrachtet wurden, um der Schlichte die nothwendigen
Eigenschaften zum Gelingen dieser Operation zu ertheilen, man seinen Zwek vollkommen
erreicht, wenn man bloß Leiokom mit der Stärke gemischt anwendet,
selbst wenn leztere von geringer Qualität ist. Wir getrauen uns sogar zu behaupten,
daß unter allen Umständen, indem es so schwer hält, sich immer Stärke von gleicher
Qualität zu verschaffen, diese leztere Schlichte den Vorzug vor den bisher
angewandten verdient, wofür wir die Gründe und was über das Verhältniß zu beobachten
ist, oben schon angeführt haben. Die Kosten kommen nicht höher. Auch die mit
Metallsalzen bereiteten Schlichten sind vor dem Uebelstande, wässerig zu werden,
nicht ganz sicher, und die Bildung von Metallseifen bei dem Bleichen ist durch diese
neue Vorschrift ganz vermieden.
Wir glauben noch hinzufügen zu müssen, daß, was die schwefelsauren Salze betrifft,
das Zinksalz weniger schadet als das Kupfersalz; daß hingegen der Alaun, dessen sich
in neuerer Zeit mehrere Weber aus Gründen der Ersparniß zu bedienen scheinen, beim
Bleichen noch schädlicher wirken muß, da es wirklich vorkommen kann, daß die
Thonerde beim Bleichen nicht mehr ganz aus dem Zeuge entfernt wird, so daß derselbe
beim Färben nothwendig Fleken bekommen muß.