Titel: | Bericht des Hrn. Francoeur über einen Gasmesser, welcher vom Hrn. Eude, Uhrmacher in Offranville, Dept. de la Seine-inférieure erfunden wurde. |
Fundstelle: | Band 80, Jahrgang 1841, Nr. LXVI., S. 252 |
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LXVI.
Bericht des Hrn. Francoeur uͤber einen Gasmesser, welcher
vom Hrn. Eude,
Uhrmacher in Offranville, Dept. de la
Seine-inférieure erfunden wurde.
Aus dem Bulletin de la Société
d'encouragement. Febr. 1841, S. 37.
Mit Abbildungen auf Tab.
VI.
Eude's Gasmesser.
Hr. Eude, Erfinder eines Uhrwerkes zum Messen der Zeit,
während welcher die Gasbrenner gebrannt haben, übergab diesen Apparat zuerst der Société libre d'emulation zu Ronen,
welche, nachdem sie ihn geprüft hatte, dem Erfinder ihre silberne Medaille
zuerkannte.
Um seiner Erfindung mehr Oeffentlichkeit zu geben, hat Hr. Eude dasselbe Instrument auch der Société d'Encouragement überschikt, um deren Ansicht über
die Einrichtung und den Nuzen desselben zu erfahren.
Hr. Eude bringt seinen Apparat an der Ausflußröhre des
Gases an; und wenn man die Brenner anzünden will, dreht man einen Hahn um, worauf
das Gas ausströmt. Dieser mechanische Zähler wird durch ein Uhrwerk mit einem Pendel
bewegt; er ist in ein Gehäuse von Bronze in Gestalt eines rechtwinkligen
Parallelopipedum eingeschlossen. Das Gas geht durch eine Röhre, und strömt aus oder
wird zurükgehalten, je nachdem der Hahn offen oder geschlossen ist. Das Werk hat
eine Ankerhemmung und der Pendel fängt zu schwingen an oder steht still, je nach der
Richtung, in welcher man den Hahn dreht. Ein Zifferblatt mit Decimalabtheilungen
zeigt durch seine Zeiger an, wie viele Stunden das Gas ausströmte, und folglich auch
das Volumen des verbrauchten Gases, welches unter einem gleichbleibenden Druk, der
von dem Gewichte des Gasometers abhängt, ausströmte. Da man die Zeiger nicht
berühren kann, ohne daß ein Aufseher der Gascompagnie zugegen ist, so hat diese die
Gewißheit, daß die Bezahlung ihrer Gebühren genau im Verhältniß zu dem Verbrauch,
nach der Anzahl der gespeisten Brenner ist. Das Instrument kann einen Monat
gehen, ohne daß man es aufzuziehen braucht.
Der Apparat wird gewöhnlich nur beim Gebrauche von vier Brennern (z.B. bei
Beleuchtung von Billards) benuzt, denn es wäre zu schwierig und zu kostspielig, ihn
für jeden einzelnen Brenner anzuwenden; das Instrument kostet nämlich 100
Franken.
Hr. Eude hat jedoch auch noch ein ähnliches Instrument
construirt, welches mit vier Zifferblättern versehen ist, wovon nur eines beständig
in Gang ist; die Zeiger der drei anderen arbeiten bloß, wenn der Hahn der Röhre,
welche die anderen Brenner besonders speist, offen ist. Hemmt man das Ausströmen des
Gases, so kommt das Vorgelege außer Eingriff und die Zeiger stehen still; man
erfährt dadurch die Menge des verbrauchten Gases, obschon nicht alle Brenner, welche
zehn an der Zahl seyn können, das Gas auf einmal verbraucht haben. Der Preis dieses
zweiten Apparates ist 250 Fr.
Uebrigens wird dieser Preis von 100 und von 250 Fr. eine Verminderung erleiden, wenn
der Absaz beträchtlicher wird; in Paris ist schon eine ziemlich große Zahl von
Etablissements mit dem mechanischen Zähler des Hrn. Eude
versehen, und es ist noch kein Nachtheil desselben beobachtet worden.
Was dieses Instrument auszeichnet, ist, daß der Consument des Gases bloß das Gas
bezahlt, welches er verbrauchte, und daß er nicht genöthigt ist, mehr zu verbrennen,
als er bedarf, indem er nach Belieben jeden Augenblik, alle oder einen Theil seiner
Brenner, auslöschen oder anzünden kann. Sehr zwekmäßig ist es deßhalb für die
Beleuchtung der Billards und anderer Einrichtungen, welche man nicht immer
beleuchten will, und wo man mitunter Dunkelheit nöthig hat; man riskirt dabei nicht,
mehr Gas zu verbrauchen als man will, oder mehr zu bezahlen, als man verbrannt
hat.
Der mechanische Zähler eignet sich auch zum Messen des unter einem gegebenen Druk
ausströmenden Wassers; denn er mißt die Dauer, so daß man aus dem Druk und der Größe
der Oeffnung des Hahnes auf das ausströmende Volumen schließen kann, sey es nun
Wasser, oder jede andere Flüssigkeit; er ließe sich daher auch bei der täglichen
Vertheilung des Wassers in Paris für die Badehäuser und selbst für den häuslichen
Gebrauch benuzen.
Die Administration, welche das Gas liefert, wird volle Sicherheit bei der Anwendung
dieses Zählers finden, weil nicht mehr Gas verbraucht werden kann, als der Zeiger
anzeigt, vorausgesezt, daß der Druk sich gleich bleibt. Der Consument des Gases hat
allerdings keine Gewißheit, ob der Druk desselben sich nicht vermindert hat, so daß
also die Gasanstalt das Licht schwächen konnte, indem sie die Menge des in derselben Zeit
ausströmenden Gases verminderte. In dieser Hinsicht würde der von Hrn. Clegg erfundene GasmesserMan vergl. polyt. Journal Bd. XLI. S.
402 u. Bd. LXXVII. S.
453. eine weit sicherere gegenseitige Garantie bieten, weil er das wahre Maaß der
ausströmenden Gasmenge angibt. Keines dieser Instrumente eignet sich jedoch um die
Leuchtkraft des Gases zu messen, was für die Consumenten desselben sehr
wünschenswerth wäre.
Erklärung der Abbildungen.
Fig. 19 zeigt
den mechanischen Zähler von der Vorderseite; die vordere Dekplatte ist abgenommen,
um den Mechanismus sehen zu können.
Fig. 20
derselbe von der Seite.
Fig. 21
derselbe von der hinteren offenen Seite.
Fig. 22 und
23 das
Zifferblatt von Vorne und von der Seite.
A der Hahn, durch welchen das Gas geht; der Schlüssel
desselben ist mit Zähnen versehen, und kann nicht gedreht werden, ohne auch zugleich
das Stük B mitzudrehen.
B ein gezahnter Sector, der mit den Zähnen des Hahnes im
Eingriff ist; auf der anderen Seite der Achse, Fig. 21, befindet sich
ein vorspringendes Stük D, welches auf den Vorfall C einwirken kann. Auf dem Vorsprung D befindet sich ein Stift a,
welcher sich an das untere Ende des Pendels stüzt, wenn der Hahn geschlossen ist;
die dadurch hervorgebrachte Wirkung hört auf, wenn der Hahn geöffnet wird, weil
alsdann dieser Stift niedergedrükt ist.
C ein gekrümmter Vorfall, welcher durch seinen Hebel E mittelst des Vorsprungs D
im Augenblik bewegt wird, wo man den Hahn öffnet. Sein Zwek ist, das Pendel in
Bewegung zu sezen, was mit Hülfe des Stiftes b
geschieht, welcher das Pendel aus seiner verticalen Stellung bringt; wenn hierauf
der Vorsprung D aufhört mit dem Hebel E in Eingriff zu seyn, so wird dieser Hebel plözlich
durch die Feder C an seinen Plaz, den er vorher
eingenommen hatte, zurükgedrükt, und das Pendel F, sich
selbst überlassen, sezt sich in Bewegung.
G Federhaus. H Bewegungsrad.
I Mittelrad. J zweites
Mittelrad. K Hemmrad. L
Hemmung.
M das Vorgelege, welches so eingerichtet ist, daß der
eine Zeiger einen Umgang in 10 Stunden macht, und der andere auf der in 50 Theile
getheilten Scheibe nur bei jedem Umgang des ersten von einem Punkt zum andern
springt.
Es ist zu bemerken, daß das Werk in Gang kömmt, ehe das Gas austritt, und daß der
Austritt erst erfolgt, wenn der Consument den Hahn ganz geöffnet hat; eben so hört
die Gasausströmung auf, ehe das Werk stillsteht, was erst eintritt, wenn der Hahn
vollständig geschlossen ist.