Titel: | Ueber die Ventilation der Gegenminen; vom Ingenieur-Hauptmann Trancart. |
Fundstelle: | Band 80, Jahrgang 1841, Nr. LXXIX., S. 311 |
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LXXIX.
Ueber die Ventilation der Gegenminen; vom
Ingenieur-Hauptmann Trancart.
Aus den Comptes rendus, 1841, No. 8.
Trancart, uͤber die Ventilation der Gegenminen.
Durch die Appellherde eine wichtige Aufgabe der Kriegskunst, nämlich die Ventilation
der Gegenminen, zu lösen bemüht, wurde ich auf eine neue Anwendung der den Luftzug
hervorbringenden Kraft geleitet, und es gelang mir, die doppelte Wirkung der
Einziehung der verdorbenen und der Zuführung reiner Luft zu gleicher Zeit zu
erlangen, indem die verdorbene Luft nämlich in einem engbegränzten Raum
zusammengehalten, die reine Luft aber auf einen gewissen Punkt mit solcher
Geschwindigkeit hingeblasen wurde, daß der Mineur nach der Explosion eines
Minenofens wieder an seine Arbeit kann, ohne Asphyxie oder sonst den geringsten
Unfall befürchten zu müssen.
Wenn ein mit einem Appellherde in Verbindung geseztes Rohr in einen Minengang mündet,
so zieht sich die Luft dieses Ganges hinein und nimmt eine, in ihren Ursachen zu
erklären unnöthige, Geschwindigkeit an; es braucht hier, bei übrigens gleichen
Umständen, nur auf die Differenz der Durchschnitte des Zugrohrs und des Ganges
aufmerksam gemacht zu werden; bekanntlich verhält sich die Geschwindigkeit im Rohre
zu der im Gange ungefähr umgekehrt wie deren Durchschnitte. Daher kommt es, daß bei
der gewöhnlichen Anwendung der Appellherde, je geräumiger der Gang, desto mehr Zeit
erforderlich ist, um den (z.B. durch die Verbrennung des Pulvers beim Sprengen
entstandenen) Rauch zu zerstreuen und es dem Mineur möglich zu machen, sich wieder
in das Innerste des Ganges zu begeben. Zudem hat auch die Erfahrung bis jezt immer
gelehrt, daß wenn der Mineur an einer mit mephitischer Luft erfüllten Stelle
arbeiten soll, die Luft des Ganges sich viel zu langsam erneuert, als daß die
schädlichen Wirkungen jener dadurch aufgehoben würden. Auf folgende Weise nun gelang
es mir, die reine Luft unmittelbar in das Innerste eines Ganges, und zwar offenbar
mit einer und derselben Geschwindigkeit, zu blasen, wie sich auch der Durchschnitt
desselben zu einem constanten Durchschnitt des Zugrohrs verhalten mag. Man denke
sich, um die Vorstellung an ein Beispiel zu knüpfen, eine den Durchschnitt des
Ganges in einer Entfernung von 4 Metern von dessen Ende schließende Scheidewand; und
daß dann ein Zugrohr von 0,5 Quadratmeter Durchschnitt mit diesen 4 Metern des
Ganges in Verbindung gesezt werde, so wird sich die in diesen enthaltene Luft in das
Rohr ziehen, während von Außen die Luft des Ganges gegen die Scheidewand hindrängen muß;
wird nun also ein Rohr von 0,03 Quadratmeter Durchschnitt vom Ende des Ganges bis
zur Scheidewand und durch dieselbe geführt, um mit der Luft des Ganges, d.h. mit der
äußern Luft, zu communiciren, so wird sich leztere, nach dem Geseze über den
verschiedenen Druk in den beiden Schenkeln eines Hebers, hinein stürzen und gegen
den Hintergrund des Ganges strömen. Mit den oben angegebenen
Durchschnitts-Dimensionen erhielt ich bei einer Temperatur von 80 bis
100° R. in der Höhe des Zugrohrs, und auf eine Entfernung von 50 bis 70 Meter
vom Appellherde eine Geschwindigkeit von 4 bis 5 Meter für die Secunde, welche
mittelst eines Combes'chen Anemometers gemessen wurde. In
Folge gemachter Erfahrungen seze ich noch hinzu, daß der Mineur sein Licht vor der
Heftigkeit des gegen den Hintergrund des Ganges anströmenden Windes zu verwahren
hat.
Man führe also diese einfache, tragbare Scheidewand aus und passe ein Rohr an
dieselbe zur Zuführung reiner Luft (bei meinen Versuchen verrichtete ein einziger
Mann diese zweifache Operation in weniger als einer halben Minute) und man wird
unmittelbar auf den Punkt, wo der Mineur zu arbeiten hat, Luft hinbringen; er wird
durch die zwischen der Scheidewand und dem Hintergründe des Ganges befindlichen Gase
hindurch zu diesem Punkte gelangen und hier eine Atmosphäre von reiner Luft
antreffen. Die ungesunden Dämpfe endlich werden nach mehr oder minder kurzer Zeit
durch das Zugrohr, mit welchem sie hinter der Scheidewand communiciren,
hinweggeführt. Unter den oben angeführten Verhältnissen der Temperatur und der
Dimensionen geschah die Hinwegführung der hinter der Scheidewand befindlichen Gase
zu ungefähr einem Kubikmeter in der Minute.
Ich bemerke schließlich, daß dieses Verfahren nicht den Uebelstand der bloß blasenden
Maschinen theilt, die schädlichen Gase durch den Gang selbst zu treiben, wo sie sich
dann beständig mit der einzuathmenden Luft mengen.
Auch beim Bergbau kann diese Erfindung angewandt werden, wie z.B. beim Sprengen eines
Stollens und zum Löschen eines Bergwerkbrandes, wenn man in der Richtung des Herdes
durchfährt und sich tödliche Gase entwikeln.