Titel: | Verbesserungen im Spinnen und Dubliren der Wolle, Baumwolle, Seide und anderer Faserstoffe, worauf sich John Leberecht Steinhäuser, in Islington in der Grafschaft Middlesex, am 31. Septbr. 1840 ein Patent ertheilen ließ. |
Fundstelle: | Band 80, Jahrgang 1841, Nr. CI., S. 402 |
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CI.
Verbesserungen im Spinnen und Dubliren der Wolle,
Baumwolle, Seide und anderer Faserstoffe, worauf sich John Leberecht Steinhaͤuser, in
Islington in der Grafschaft Middlesex, am 31. Septbr. 1840 ein Patent ertheilen
ließ.
Aus dem Repertory of Patent-Inventions. April 1841,
S. 206.
Mit Abbildungen auf Tab.
VIII.
Steinhaͤuser's Verbesserungen im Spinnen und Dubliren der
Wolle, etc.
Meine Erfindung besteht ihrem Wesen nach in einer verbesserten Einrichtung der
Spindel, des Fliegers und der zur Hervorbringung eines schleifenden Widerstandes an
der Spule befindlichen Theile, in Anwendung auf Vorspinn- und
Dublirmaschinen. In Folge dieser Einrichtung wird der Bildungsproceß des
Vorgespinnstes und die darauf folgende Verwandlung des lezteren in Feingarn oder
Twist, eben so das Dubliren des Feingarns auf eine gleichmäßigere und ökonomischere
Weise, als bisher, bewerkstelligt.
Fig. 72 gibt
den Aufriß einer Spindel mit ihrem Zugehör, in Anwendung auf eine Flachs-
oder Wergspinnmaschine, oder auf die gewöhnliche Baumwollen-Drosselmaschine.
Die Spindel liegt vor der Lieferungswalze, von welcher aus das Garn auf die
gewöhnliche Weise durch das Oehr g läuft. Es ist zu
bemerken, daß die Spindel a bei vorliegender Einrichtung
aus unten zu erläuternden Gründen horizontal, anstatt, wie dieß sonst gewöhnlich
ist, vertical liegt. Fig. 84 ist ein
Durchschnitt derselben, wobei jedoch einige kleinere Theile weggelassen sind, um
ihre innere Construction zu zeigen.
Fig. 74, 75, 76 und 77 sind die
von Fig. 72
getrennten Theile, wobei a eine feste, horizontal in der
Spindelschiene b ruhende Spindel darstellt. Auf diese
Spindel läßt sich ein Rohr c schieben, welches durch ein
um den Würtel d geschlagenes Band getrieben sich frei
dreht; der Würtel empfängt seine Bewegung von einer gewöhnlichen Trommel. Die genaue
Construction der Spindel a läßt sich am besten aus Fig. 77 und
das Rohr c mit seinem Würtel d aus dem Aufriß und Grundriß Fig. 76 abnehmen. Das
nächst dem Würtel d liegende Ende des Rohrs c lehnt sich an einen von der Spindel a hervorstehenden, in Fig. 77 am besten
sichtbaren Rand, und wird durch einen kleinen, Fig. 84 und 79 am
deutlichsten bemerkbaren
Ring q verhindert, aus seiner Lage auf der Spindel zu
gleiten. Das Rohr c kann auf verschiedene Weise
verfertigt seyn; ist es aus Eisen, so nehme ich in der Regel Messing für die mit
demselben in Berührung kommenden Hälse. Die auf dem Rohre c befindlichen Flieger f, f sizen an der
Büchse e, welche sich nach einer zur Spindel a parallelen Richtung frei bewegen läßt und an dem
Umlauf der Röhre c Theil nimmt. Mit dieser ist die
Büchse durch einen Stift oder eine Schraube o, welcher
in einen in der Röhre c befindlichen Schliz hineinragt,
verbunden, wie Fig.
72 und 76 zeigt. Diese Anordnung gewährt dem Flieger einen hinreichenden
Spielraum längs der Spindel, um das Garn auf der Oberfläche der Spule h, welche, wie Fig. 72 zeigt, auf dem
oberen Theile der stationären Spindel a stekt,
gleichförmig zu vertheilen. Die Einrichtung des Fliegers wird wohl am deutlichsten
aus Fig. 74
und 75, wo
die Theile einzeln dargestellt sind, und aus dem Durchschnitt Fig. 84 erhellen, welcher
sie in ihrer Verbindung mit einander zeigt. Die zur gleichmäßigen Vertheilung des
Gespinnstes auf der Spule nöthige transversale Bewegung wird durch irgend eine
Vorrichtung gewöhnlicher Art erreicht, welche ihre Bewegung auf den Flieger
überträgt. Lezteres geschieht durch den Hebel p, welcher
in die Rinne e greift (Fig. 72 und 83). Den Weg
des Gespinnstes von dem Oehr g nach dem Arm des Fliegers
f kann man in Fig. 72 verfolgen.
Zwischen dem Ende a der Spindel und dem Oehr g muß übrigens ein hinreichender Zwischenraum bleiben,
damit die Spule, wenn sie voll ist, abgenommen werden könne.
Fig. 78 gibt
eine separate Ansicht derjenigen Theile, wodurch der zum Aufwinden des Gespinnstes
nöthige Widerstand hervorgebracht wird. Der oben erwähnte kleine Ring q, welcher dazu dient, die Röhre c in ihrer Lage zu erhalten, wird mittelst einer kleinen Stellschraube t auf der Spindel a
festgehalten. l ist ein durch die Schraube x mit dem Ring q fest
verbundenes Stük. Dieses Stük besizt zwei Löcher, durch welche parallele Stangen
gestekt sind, woran das Gewicht m hängt. An das
entgegengesezte Ende dieser Stangen ist der Sattel k
befestigt, an welchem eine kleine Rolle n angebracht
ist. In Fig.
72 sind die Fig. 78 dargestellten
Theile in ihrer Wirksamkeit zu sehen. Die Rolle n läuft
in der an der Spule befindlichen Rinne h mit einem Druk,
welcher durch das Gewicht m regulirt werden kann. Dieses
läßt sich je nach dem zur Aufnahme des Gespinnstes erforderlichen Widerstand ändern,
und der Widerstand selbst kann dadurch erhöht werden, daß man die Rolle n hinwegnimmt, und sich einer ledernen Fläche Fig. 82
bedient. Wenn auf der anderen Seite der Widerstand für feine Nummern vermindert werden soll, so reichen
das Gewicht des Sattels und die parallelen Stangen hin, die Bewegung der Spule zu
verzögern und das gelieferte Gespinnst aufzunehmen.
Aus der so eben gegebenen Erklärung des Verzögerungsapparates leuchtet die
Nothwendigkeit ein, die Spindel horizontal zu stellen, damit das Gewicht m in Wirksamkeit kommen könne; und ich glaube, daß, wenn
die horizontale Stellung der Spindel realisirt werden kann, gegenwärtige Einrichtung
einen äußerst gleichförmigen Widerstand hervorbringt. Steht dagegen die Spindel senkrecht, so läßt sich derselbe Erfolg mit Hülfe einer
Fig. 73,
80 und
81
dargestellten Feder erreichen. Hier stellt q den oben
erwähnten, an die Spindel a befestigten Ring und r einen krummen, um einen festen Stüzpunkt sich
drehenden Hebel dar, dessen eines Ende mit einer Lederfläche versehen ist, welche in
dieselbe Spulenrinne h greift, worin die Rolle n, Fig. 72, läuft, während
das andere Ende durch eine an der Schraube z angebrachte
Spiralfeder von der Spindel hinweggedrängt wird. Der Hebel r besizt einen Schliz (Fig. 81), durch welchen
die Schraube z frei geht. Von der Stellung der Schraube
z und der Spiralfeder, ob sie so wie in Fig. 80, oder
dem Stüzpunkt des Hebels r näher liege, z.B. bei w, hängt der an dem anderen Ende des Hebels r ausgeübte Druk, folglich auch die Verzögerung der
Spule ab.
Ich komme nun zur Beschreibung der Anwendung meiner Erfindung auf die Spindelbank (bobbin and
fly-frame) oder auf die Vorspinnmaschine. Fig. 85 zeigt eine
feststehende Grobspindel mit der Spule und dem zugehörigen Apparat zum Aufwikeln des
Vorgespinnstes, welcher dem Fig. 72 dargestellten
ganz ähnlich ist, nur daß in gegenwärtiger Figur die Spindel perpendikulär anstatt
horizontal liegt. n ist ein am Fuß der Spindel
befindliches Oehlbehälterchen; d der in den Schliz der
sich drehenden Röhre hineinragende Stift; b und c die Büchse des Fliegers, der die senkrecht hin-
und hergehende Bewegung von der Stange (copping rail)
a mitgetheilt wird. Die Construction der von der
Stange a aufgenommenen Theile ist in Fig. 86 getrennt
dargestellt. Fig.
87 zeigt eine andere Anordnung, um die transversale Bewegung der Stange
dem Flieger mitzutheilen, wobei der Theil c den Flieger
auf- und niederführt.
Fig. 88 zeigt
den auf der regelmäßig auf- und niedersteigenden Stange a ruhenden Flieger b. Mit
Hülfe eines Hebels f, welcher durch eine Schraube g sich richten läßt, ist der Arbeiter im Stande, die
Umdrehungen des Fliegers augenbliklich einzuhalten, wenn ein Faden reißen oder sonst
ein Umstand eintreten sollte, welcher das Stillstellen des Fliegers nöthig macht. In Fig. 85 wird die zögernde
Thätigkeit der Spule durch die Frictionsscheibe h, auf
welcher die Spule ruht, hervorgebracht. Diese Scheibe ist an die stationäre Spindel
festgeschraubt, und der Grad der Reibung zwischen der Spule und Scheibe läßt sich
durch Veränderung des Durchmessers der lezteren ändern; m, Fig.
90, zeigt eine solche Scheibe von geringerem Durchmesser.
Fig. 89
stellt eine weitere Modification des Verzögerungsapparates dar. h ist die an die Spindel zu schraubende
Frictionsscheibe; l ein kleiner Krummhebel, der sich
frei um seinen Stüzpunkt bei k dreht, und durch eine
Feder o gegen die Spule gedrükt wird. Der punktirte
Kreis deutet den Boden der Spule an, gegen welchen dieser Druk gerichtet ist. Der
Druk läßt sich dadurch ändern, daß man den Abstand des Stüzpunktes k von der Feder o ändert,
indem man denselben in ein anderes Loch der verzeichneten Löcherreihe verlegt.
Nachdem ich hiemit meine Erfindung und die Art ihrer Anwendung auf die Vor-
und Feinspinnmaschine erläutert habe, ist ihre Anwendung auf eine Dublirmaschine zu
einleuchtend, um einer näheren Erklärung zu bedürfen. Den mit dem Mechanismus
Vertrauten zähle ich nur einige in Folge der Annahme dieser Erfindung erprobte
Vortheile auf; dahin gehört die Genauigkeit, womit die Verzögerung der Spule sich
ändern und reguliren läßt, die Leichtigkeit, womit die Spulen abgenommen werden
können; das in Folge der gleichförmigeren Bewegung und der größeren Stetigkeit der
Spule seltenere Reißen der Fäden, und endlich der Vortheil, die Spindel horizontal
oder nach Erforderniß unter einem beliebigen Winkel zu stellen.
Als meine Erfindung nehme ich in Anspruch: die Anordnung und Construction der unter
Beziehung auf Fig.
78 beschriebenen und auseinander gesezten Theile, wodurch jene zögernde
Bewegung der Spule erzielt wirb, eben so auch die verschiedenen Modificationen
derselben; ferner die eigenthümliche in Fig. 76 und 72
dargestellte Construction der Röhre c.