Titel: | Verbesserungen in der Construction der Bettstellen, insbesondere zum Gebrauch für Invaliden, worauf sich James William Thompson, Tapezierer in Turnstile-alley, Long Acre in der City of Westminster, am 16. Decbr. 1839 ein Patent ertheilen ließ. |
Fundstelle: | Band 80, Jahrgang 1841, Nr. CII., S. 406 |
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CII.
Verbesserungen in der Construction der
Bettstellen, insbesondere zum Gebrauch fuͤr Invaliden, worauf sich James William Thompson,
Tapezierer in Turnstile-alley, Long Acre in der City of Westminster, am 16. Decbr. 1839 ein Patent ertheilen
ließ.
Aus dem London Journal of arts. Maͤrz 1841, S.
1.
Mit Abbildungen auf Tab.
VIII.
Thompson's Verbesserungen in der Construction der
Bettstellen.
Gegenwärtige Verbesserungen in der Construction der Bettstellen, insbesondere zum
Gebrauch für Invaliden, bestehen in der Anordnung articulirender Stangen, welche
sich mit Hülfe verzahnter Stangen und Getriebe oder eines sonst geeigneten
Mechanismus einzeln oder zusammen heben und senken lassen, wodurch der Körper des
Patienten auf eine sanfte und bequeme Weise und ohne Anstrengung oder eine demselben
wahrnehmbare Bewegung in jede erforderliche Lage gebracht werden kann.
Die Abbildungen Fig.
58–71 enthalten mehrere Ansichten meiner verbesserten Bettstelle, und zeigen
die Lagen, welche der Patient nach gewissen Bewegungen des Apparates annimmt, z.B.
wenn ein Theil des lezteren allein in Bewegung gesezt wird; man bemerkt aber auch
die Vorrichtungen, wodurch gewisse Theile des Gestells in die Höhe gehoben werden,
während andere Theile außer Eingriff, mithin bewegungslos bleiben. Ich habe auch die
Stellungen angedeutet, welche der Patient einnimmt, wenn alle Theile des Mechanismus
im Eingriff sich befinden.
Fig. 58 ist
ein Grundriß der vollständigen Bettstelle, wobei alle Theile des Apparates in ihrer
gewöhnlichen Lage sich befinden; Fig. 59 ein horizontaler
Durchschnitt, wobei das obere bewegliche Gestell mit Strohsak und Linnen entfernt
ist, um die wirksamen Theile und mechanischen Vorrichtungen zum theilweisen oder
vollständigen Heben des Gestells sichtbar zu machen. Fig. 60 ist ein
Längendurchschnitt, Fig. 61 ein Querschnitt durch die Mitte der Bettstelle. Fig. 62 ist ein
seitlicher Aufriß, welcher das Verfahren zeigt, wie man den Oberkörper des Patienten
aufrichtet. Fig.
63 zeigt die Gelenkstüke, durch welche das Bett die Gestalt einer
Hängematte erhält, um das Herausfallen der Person zu verhüten. Fig. 64 stellt die
Verbindungsstangen mit dem Gestell dar, so wie dieses mit Hülfe der Zahnstangen und
Getriebe etwas über die Ebene der Matraze erhoben ist, wenn das Bett gemacht werden
soll.
In allen diesen Figuren dienen gleiche Buchstaben zur Bezeichnung der correspondirenden Theile.
a, a, a, a ist das Bettgerüste, b, b, b, b sind die Gelenk- oder
Scharnierstangen. Diese Stangen werden mittelst verschiebbarer Röhren c, c, c, c in gestrekter Form erhalten, wenn sie nicht
absichtlich gebogen werden sollen. Mit den Stangen b, b, b,
b stehen andere Gelenkstangen d, d, d, d mit
correspondirenden Scharnieren in fester Verbindung und lassen sich im erforderlichen
Falle mit denselben bewegen oder biegen. An diese Stangen d,
d wird der Strohsak, die dünne Matraze oder das Traglinnen auf die
gewöhnliche Weise mittelst Striken befestigt. Die Stangen d,
d sind mit den Gelenkstangen b, b durch die
metallenen Zwischenstüke f, f in Verbindung gebracht.
Die Gelenkstangen sind mit Hülfe der Fig. 65 und 66 abgesondert
dargestellten Universalgelenke h, h, h, h an die vier
senkrechten Zahnstangen g, g, g, g befestigt. Diese
Zahnstangen sind an den vier Ekpfosten des Bettes angebracht und in Röhren i, i, Fig. 60, 61, 62 und 63 eingeschlossen.
Die auf- und niedersteigende Bewegung der Zahnstangen wird mit Hülfe der an
den Achsen k, k sizenden Getriebe j, j, j, j bewerkstelligt. Auf den Achsen k, k
sizen die Getriebe l, l, und diese werden durch die an
der Welle n befindlichen, rechts und links gewundenen
Schrauben m, m umgetrieben. Die Welle n, welche der Länge des Bettes nach sich erstrekt, wird
durch eine Kurbel umgedreht. Die Getriebe j, j, j, j
sizen lose auf den Achsen k, k, so daß sie, zu dem unten
zu erläuternden Zwek, längs dieser Achsen sich verschieben lassen.
Am Ende der Achse befindet sich ein hervorstehender Theil o, Fig.
67 und 68, welcher in eine entsprechende Vertiefung des Getriebes greift. Wenn
daher die Achse sich umdreht, so nöthigt dieser Vorsprung das Getriebe, sich mit der
Achse zu drehen. Schiebt man nun die Handgriffe p, p, p,
p, welche durch kurze Arme mit den Getrieben in Verbindung stehen, heraus
oder hinein, so kommen dadurch die Getriebe in oder außer Eingriff.
Soll irgend ein einzelner Theil des beweglichen Gestells gehoben werden, so braucht
man nur denjenigen Handgriff, welcher zu dem auf diesen einzelnen Theil wirkenden
Getriebe gehört, herauszuschieben, um das Getriebe mit der senkrechten Zahnstange in
Eingriff zu bringen. Soll im Gegentheil irgend ein Theil des Gestells unbeweglich
bleiben, so schiebt man den Handgriff hinein, und bringt dadurch das Getriebe außer
Eingriff; wird nun die Welle n umgedreht, so dreht sich
das genannte Getriebe mit seiner Achse, ohne auf die Zahnstange zu wirken. Dieser
Theil der Erfindung wirb unter Beziehung auf Fig. 67 und 68, welche die
Zahnstange und das Getriebe vom Apparate getrennt darstellen, deutlicher werden.
Fig. 67
gibt eine vordere Ansicht des außer Eingriff befindlichen Getriebes und der mithin
bewegungslosen Zahnstange, Fig. 68 einen
Grundriß.
In dem horizontalen Durchschnitt Fig. 59 ist das Getriebe
als im Eingriff befindlich dargestellt; die Zahnstange geht also in die Höhe, sobald
die Welle n in Bewegung gesezt wird.
Aus der vorangehenden Beschreibung wird es nun klar, daß irgend ein Theil des mit
Scharnieren beweglichen Gestells, je nachdem man die diesem Theil entsprechenden
Getriebe in oder außer Eingriff bringt, in die Hohe gerichtet werden kann, während
andere Theile stationär an ihrer Stelle bleiben. Um z.B. den Oberkörper des
Patienten aufzurichten, dürfte es nöthig seyn, folgendes Verfahren zu beobachten,
welches unter Bezugnahme auf Fig. 62 deutlicher werden
wird.
Man entfernt zunächst die an den longitudinalen Scharnierstäben befindlichen
Schieberröhren c von den Scharnieren, schiebt dagegen
die an den oberen und unteren Querstangen befindlichen Röhren über die Scharniere
der lezteren, wie Fig. 58 zeigt. Die an dem unteren Ende der Bettstelle befindlichen, in
Fig. 62
mit * bezeichneten Handgriffe werden darauf in der Fig. 67 und 68
dargestellten Weise einwärts geschoben, so daß dadurch die betreffenden Getriebe mit
den Zahnstangen außer Eingriff kommen; die an dem oberen Ende der Bettstelle
befindlichen Handhaben dagegen werden herausgeschoben, um die Getriebe mit den
Zahnstangen in Eingriff zu bringen. Die Haken q, q
dienen zu dem Zwek, zu verhindern, daß die Getriebe aus dem Eingriff treten, wenn
die Handhaben zufällig einwärts gestoßen werden sollten.
Wird nun die Welle n durch die Kurbel in Umdrehung
gesezt, so theilen die an dieser Welle befindlichen, rechts und links gewundenen
Schrauben die Bewegung den Getrieben l, l mit, und
versezen dadurch die Achsen k, k mit ihren vier kleinen
Getrieben j, j, j, j in Umdrehung; da aber nur zwei von
diesen Getrieben mit den Zahnstangen in Eingriff sind, so folgt, daß auch nur zwei
Zahnstangen in die Höhe gehen, während die anderen zwei an ihrer Stelle bleiben; und
da die Scharnierstangen in ihren Gelenken frei sich biegen lassen, so werden sie die
in der Figur sichtbare Lage annehmen.
Soll der Patient gänzlich von der Matraze in die Höhe gehoben werden, um das Bett
machen zu können, so sind sämmtliche Scharniere der Stangen mit den Schiebröhren c, c, wie Fig. 58 zeigt, zu
bedeken, und sämmtliche Getriebe durch Herausziehen der Handgriffe, siehe Fig. 59, in
Eingriff zu bringen. Dreht man jezt die Welle n um, so
bringen die Getriebe alle Zahnstangen gleichzeitig zum Steigen, bis das
Scharniergestell die in Fig. 64 dargestellte Lage
einnimmt.
In den Abbildungen habe ich nur vier verschiedene Lagen, in welche der Patient
gebracht werden kann, dargestellt. Man kann indessen noch manche andere erhalten,
indem man eine oder zwei Zahnstangen in die Höhe richtet, und die übrigen an ihrer
Stelle läßt; ferner, indem man die Schiebröhren von gewissen Scharnierfugen entfernt
und dagegen andere Scharniere mit solchen Röhren bedekt, so daß sie dadurch
unbiegsam werden.
Da nach der vorhergehenden Beschreibung Jedermann im Stande seyn wird, den Apparat so
herzustellen, daß der Körper eine jede verlangte Stellung annehmen kann, so halte
ich es nicht für nöthig, in eine nähere Beschreibung der Methode, meine Erfindung
praktisch auszuführen, einzugehen.
In Fig. 58 ist
das Traglinnen, in der Wirklichkeit eine sehr dünne Matraze, mit Hülfe von Striken
an die Stangen d, d befestigt. Hie und da binde ich
indessen die besagte Matraze mit Hülfe von Bändern, die an der unteren Seite
derselben befestigt sind, an die Stangen d, d. Fig. 69 ist
ein Durchschnitt des Gestells, welcher die Befestigungsweise der Matraze zeigt. Mit
der dünnen Matraze kann man nach Erforderniß noch ein Federbett in Verbindung
bringen oder nicht. Der Patient kann von dem Bett aus zu jeder beliebigen Höhe,
welche die Zahnstangen zulassen, erhoben werden. Sollte man es für nöthig erachten,
so könnte an jede Zahnstange noch ein besonderes Stük mittelst Scharnieren in der
Art, wie Fig.
70 zeigt, befestigt werden.
Um Verwirrung in den Zeichnungen zu vermeiden, habe ich meine Verbesserungen in
Verbindung mit einer gewöhnlichen eisernen Bettstelle dargestellt; sie können
indessen mit ganz geringen Aenderungen an jeder Art von Bettstellen so angebracht
werden, daß kein Theil des Mechanismus sichtbar ist, wodurch der ganze Apparat das
Aussehen einer gewöhnlichen Bettlade gewinnt.
Fig. 70 und
71 zeigt
das Verfahren, welches ich befolge, um meine Verbesserungen auf eine Bettstelle mit
vier Pfosten in Anwendung zu bringen. Fig. 70 ist eine
Seitenansicht, und Fig. 71 ein Grundriß. a ist der Pfosten einer
gewöhnlichen Bettlade und i die hohle Röhre, in welcher
die Zahnstange eingeschlossen ist. Die Röhre ist mittelst eiserner Bänder r, r und Schrauben oder auf eine sonstige Weise an den
Holzpfosten befestigt. Die horizontalen Achsen k, k (s.
die vorhergehenden Figuren) ruhen in Lagern, die an den hölzernen Seitenstangen der
Bettlade befestigt sind; der longitudinalen Schraubenwelle n dienen ähnliche Lager als Stüze.
In Fig. 70
bemerkt man, daß ich das obere oder drehbare Gelenk der Zahnstangen um ein
Bedeutendes länger als in den anderen Figuren gemacht, und mit dem unteren Ende der
Zahnstange noch ein besonderes Stük scharnierartig verbunden habe. Ein Theil des
unteren Röhrenendes ist ausgeschnitten, damit das Extragelenk in die Fig. 70 dargestellte Lage
gelangen kann. Hiedurch erreiche ich den Erfolg, daß, wenn der Apparat in die Höhe
gewunden wird, der Patient in eine weit mehr sizende Lage gebracht werden kann.
Schließlich bemerke ich, daß ich nicht beabsichtige, mich auf die Anordnung des
Mechanismus genau so, wie ich ihn oben beschrieben habe, noch auf die Anzahl der an
den Gelenkstangen anzubringenden Scharniere zu beschränken, indem sich mancherlei
Veränderungen vornehmen lassen, ohne im Wesentlichen von meinen Verbesserungen
abzuweichen. Als meine Erfindung jedoch erkläre ich die Construction der
insbesondere für Invaliden brauchbaren Bettstellen, in welchen der Patient mittelst
Zahnstangen und Getrieben, in Verbindung mit Scharnierstangen in jede beliebige Lage
gebracht werden kann.
––––––––––
Mit Vergnügen bestätigen wir, daß Hrn. Thompson's patentirte Invaliden-Bettstelle bei einigen
unserer ausgezeichnetsten Chirurgen entschiedenen Beifall gefunden hat. Die
Leichtigkeit, womit ein auf derselben ruhender Patient bewegt und in jede beliebige
Lage gebracht werden kann, ist ein für Invaliden nicht unwesentliches Moment.
Wie wir hören, haben einige Spitäler Londons den Auftrag für eins oder zwei derselben
gegeben. Entsprechen sie den Erwartungen der an diesen Anstalten fungirenden Aerzte,
so zweifeln wir nicht, daß diese Bettstellen allgemein in Gebrauch kommen werden.
Ganz besonders eignen sie sich auch für Entbindungen. (Die Red. des London Journal of arts.)