Titel: | Ueber die Darstellung abdrukbarer Metallplatten mittelst Galvanismus, ohne Beihülfe des Gravirens, von M. P. Moyle, Esq. |
Fundstelle: | Band 80, Jahrgang 1841, Nr. CX., S. 431 |
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CX.
Ueber die Darstellung abdrukbarer Metallplatten
mittelst Galvanismus, ohne Beihuͤlfe des Gravirens, von M. P. Moyle,
Esq.
Aus Sturgeon's Annales of Electricity, Febr. 1841, S.
112.
Mit einer Abbildung auf Tab. VIII.
Moyle, uͤber die Darstellung abdrukbarer Metallplatten
mittelst Galvanismus.
Indem ich Ihnen einige auf galvanischem Wege gewonnene abdrukbare Metallplatten (electro-type plates) mit der Ansicht des St.
Michaels-Bergs in Cornwallis u.s.w. zusende, durfte es wünschenswerth
erscheinen, eine kurze Beschreibung des Apparats und Anweisung zum richtigen
Verfahren bei ihrer Darstellung beizulegen.
Ich skizzirte im vorliegenden Fall die Ansicht auf eine höchst fein polirte
Messingplatte von der gehörigen Größe mit einer gewöhnlichen Stahlfeder und
einfacher schwarzer Oehlfarbe, ließ die Zeichnung vollkommen troken und hart werden,
und polirte hierauf mit etwas präparirter Kreide und der Hand, um besonders alle in
der Messingplatte durch die Finger, den Hauch u.s.w. entstandenen Fleken
hinwegzuschaffen. Hierauf wurde sie auf eine, um ungefähr einen Zoll breitere
Kupferplatte gelegt und am Rande ringsherum mit Wachs an das Kupfer geklebt. Die
Kupferplatte hatte zwei im rechten Winkel nach Oben gebogene Handhaben, siehe A (Fig. 101*) von einem
Zoll in der Breite, um mit den (unten beschriebenen) Trommeln zu communiciren. Die
mit der bemalten Messingplatte verbundene Kupferplatte wird hierauf in ein irdenes,
glasirtes Gefäß gelegt (bei mir ein Fußkübel) und eine vollkommen klare und
gesättigte Kupfervitriol-Auflösung von 3 bis 4 Zoll Höhe darüber gebildet.
Ein dreiekiger hölzerner Rahmen mit daran gekitteten Glasfüßen B wird dann über die Kupferplatte gestellt. Man braucht
ferner zwei Trommeln, die bloß durch Aufspannen von Pergament oder Blasen über Reife
gefertigt und dann auf den dreiekigen Rahmen gelegt werden. In diese legt man ein
Stük amalgamirtes Zink, welches von dem Pergament durch einige Stükchen Glasröhren
getrennt wird, und auf das Zink, und zwar dasselbe berührend, wird wieder ein Stük
Kupfer mit einer ebenfalls im rechten Winkel aufgebogenen Handhabe gelegt, welche
mit jener der zuerst erwähnten Kupferplatte in directe Berührung gebracht und
mittelst einer Daumenschraube mit ihr verbunden wird; in jede dieser Trommeln wird
mit einem Procent Schwefelsäure angesäuertes Wasser gebracht. Sogleich beginnt die
galvanische Action und das Kupfer sezt sich aus seiner Auflösung alsbald auf die
Messingplatte und auf alle, nicht durch Wachs oder einen sonstigen Ueberzug
beschüzte Flächen ab. Ein Musselinsäkchen mit Kupfervitriol-Krystallen muß in
die Auflösung gehängt werden, um den durch die Zersezung entstehenden Abgang zu
ersezen; wenn dieß nicht sorgfältig beachtet wird, so wird das Kupfer in grobem,
braunem, unkrystallinischem, auf den Proceß sehr nachtheilig einwirkenden Zustande
abgesezt.
Je vollkommener die Verbindung der Rükseite der Messingplatte mit der Kupferplatte
ist, auf welcher sie befestigt wird, desto regelmäßiger wirb der Ansaz auf der
elektrotypischen Platte seyn; und diese erforderliche Regelmäßigkeit des Absezens
wird durch die oben erwähnten zwei Handhaben an der Kupferplatte und durch die zwei
Trommeln zur Erzeugung der galvanischen Thätigkeit sehr befördert, indem hiedurch
zwei elektrische Ströme statt, wie gewöhnlich, eines einzigen, gebildet werden; und
eben im leztern Fall sind die beiden Handhaben vom größten Nuzen, um eine
Regelmäßigkeit in die Ablagerung zu bringen, indem sie wechselsweise mit den
Trommeln, wie man es eben nothwendig findet, in Verbindung gesezt werden können.
Je feiner die Politur der die Ablagerung aufnehmenden Platte und je freier sie ist
von Oehl, Wachs u. dergl., desto leichter fand ich die Trennung der beiden Platten.
Die verdünnte Säure in den Trommeln muß täglich erneuert werden, und sechs bis acht
Tage sind vollkommen hinreichend für die Ablagerung einer 1/8 Zoll diken
Kupferplatte.
Diese Methode fand ich bei weitem besser als das perpendiculäre Aufhängen der Platte
in der Auflösung, um sie dem galvanischen Strome irgend einer andern Art von
Batterie zu unterziehen, wenn es gleich nicht in Abrede gestellt werden kann, daß
die Ablagerung auf leztere Weise viel schneller vor sich gehen mag.
Ich habe auch viele Gegenstände, wie Vasen, Theekessel, Schalen, Flaschen u. dgl., so
wie auch feine Röhren und eine Menge andere Dinge in feinkrystallisirtem Kupfer
dargestellt, indem ich den Gegenstand zuerst in Wachs formte, dann mit unächtem
Blattgold überzog, um ihm eine metallische Oberfläche zu geben und hierauf das Wachs
durch Auflegen von Eisendrähten u.s.f. herausschmolz. Aehnliche Artikel habe ich
auch in Silber mittelst der Auflösung des salpetersauren Silbers ausgeführt, und der
schönsten getriebenen Arbeit ähnliche Gegenstände erhalten; offenbar können auch
Gold, Platin, Zinn u.s.f. auf ähnliche Weise aus ihren respectiven Auflösungen so
erhalten werden.
Um dem Gegenstand das schöne Ansehen der getriebenen Arbeit zu erhalten, muß derselbe
in einer concentrirten Auflösung von Weinstein wohl ausgewaschen werden, wodurch die ihm anhängende Säure
entfernt wird.
Die hiemit übersandten Proben überzeugen mich, und wie ich hoffe auch Andere, daß die
feinsten Producte der Kupferstechern auf diese Weise ausgeführt werden können. Ich
stelle jezt den Apparat in größerem Maaßstabe und mit einer anders bereiteten Farbe
her, mit welcher ich es möglich finde, weit feinere Linien auf die Platte zu
zeichnen, als ich bisher machen konnte. Die Messingplatte wird dabei zuerst mit
etwas Mandelöhl abgerieben, worauf sie in zwei oder drei Tagen die Farbe sehr gerne
annimmt.Hr. Moyle hat zwei
seiner elektrotypischen Platten Hrn. Sturgeon überschikt, von welchen Abdrüke
dem Hefte des Originals beigelegt sind. Hr. Professor v. Kobell in München erzeugt deren schon
längst auf ähnliche Weist. A. d. R.