Titel: | Ueber die Gewinnung des Indigo's aus dem Polygonum tinctorium. Auszug eines der Industriegesellschaft in Wien im November 1840 erstatteten Berichts. |
Fundstelle: | Band 81, Jahrgang 1841, Nr. XVIII., S. 69 |
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XVIII.
Ueber die Gewinnung des
Indigo's aus dem Polygonum tinctorium.
Auszug eines der Industriegesellschaft in Wien im November 1840
erstatteten Berichts.
Aus dem Bulletin de la
Soc. industr. de Mulhausen, No.
67.
Ueber die Gewinnung des Indigo's aus dem
Polygonum tinctorium.
Die Versuche über Ausziehung des Indigo's aus den Blättern des
Polygonum wurden in diesem Jahre
mit vor und nach der Blüthezeit gesammelten Blättern nach
folgendem Verfahren wiederholt.
Die abgeschnittenen frischen Blätter wurden mit Wasser von 40 bis
44° R. infundirt und der nach 4 bis 6 Stunden Ruhe
abgegossene Aufguß innerhalb 3 bis 4 Tagen häufig gerührt und
umgeschüttelt. Um in den Blättern in ungefärbtem Zustand
enthaltenen Indigo durch den Sauerstoff der Luft zu oxydiren,
muß die Flüssigkeit fleißig in Bewegung gesezt werden. Der
oxydirte oder blaue Indigo fällt nieder; man decantirt und
bringt ihn auf das Filter, preßt ihn aus und troknet ihn. 96
Pfd. vor der Blüthe gesammelte grüne
Blätter gaben 5 3/8 Unzen Indigo von etwas schwärzlicher Farbe
und Glasglanz, der fett anzufühlen war, beim Reiben aber
Metallglanz annahm, Nr. 1; 200 Pfd. während der Blüthe gesammelte Blätter gaben 10 3/4
Unzen sehr schönen Indigo, Nr. 2. Das Product aus anderen 200
Pfd. ebenfalls während der Blüthe
gesammelter Blätter wurde vor dem Troknen mit siedendem Wasser
behandelt. Dieser Indigo von lebhaft blauer Farbe wog 11 3/8
Unzen, Nr. 3. Der Aufguß endlich von 80 Pfd. Blätter wurde mit
Kalk gefällt; dieser Indigo, 5 1/8 Unzen wiegend, war von
grünlicher Farbe und von keinem guten Ansehen, nahm aber
ebenfalls Metallglanz an, Nr. 4.
Aus diesen Versuchen geht hervor: 1) daß die grünen Blätter der
blühenden Pflanze den schönsten Indigo geben; 2) daß das
einfache Infusionsverfahren der Fällung mit Kalk vorzuziehen
ist, weil bei dieser lezteren zu viel Chlorophyll mit
niederfällt, welches dem Indigo die grünliche Färbung gibt; 3)
daß dem Indigo durch Kochen mit Wasser ein Theil seines
Chlorophylls und Indigobrauns entzogen wird, wodurch er ein
schöneres Ansehen erhält, weßhalb diese Maßregel als ein
leichtes Mittel seiner Verfeinerung zu betrachten ist; 4) daß
dieses Jahr das Product an Indigo nur 1/4 bis 1/3 Proc. betrug,
während im verflossenen Jahre 1 Proc. erhalten wurde, die
Witterung dieses Jahres also der Indigoproduction nicht günstig
war. Das Polygonum blühte dieses
Jahr erst gegen den 8. Sept., während im vorigen Jahre Ende
Julius die Blüthen schon erschienen.
Man geht jezt damit um, Versuche im Großen in einer Färberei
anzustellen, um den Färbewerth des Indigo's festzustellen und
die Frage zu lösen, ob der Anbau dieser Pflanze dem Landmann
günstige Aussichten gewähren würde.