Titel: | Hancock's und Pettit's selbstthätiger Hemmungsapparat für Eisenbahnen. |
Fundstelle: | Band 81, Jahrgang 1841, Nr. XXIV., S. 87 |
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XXIV.
Hancock's und Pettit's
selbstthätiger Hemmungsapparat für Eisenbahnen.
Aus dem Civil engineer
and architects' Journal. Mai 1841, S.
159.
Mit Abbildungen auf Tab. II.
Hancock's und Pettit's selbstthätiger
Hemmungsapparat für Eisenbahnen.
Vorliegende Erfindung besteht in gewissen mechanischen
Vorrichtungen und Anordnungen, durch welche die auf Eisenbahnen
gewöhnlicher Construction rollenden Wagenzüge zu jeder Zeit
unabhängig von dem Willen des Locomotivführers oder sonstiger
Personen in Stillstand gebracht werden können, und zwar in einer
gegebenen Entfernung von einer Station, oder an
irgend einer Stelle der Bahnlinie, wo es rathsam seyn dürfte,
dergleichen unabhängige Hemmungsmittel zur Hand zu haben.
Die mechanischen Einrichtungen theilen sich in zwei Abtheilungen,
wovon die erste den auf die Maschinen und Wagen, der zweite den
auf die Eisenbahn Bezug habenden Apparat in sich schließt.
I. Der den Locomotiven beizufügende Apparat ist in den Figuren 1, 2,
3 und
4
dargestellt.
Fig. 1 ist die Endansicht einer Locomotive mit dem
daran befestigten Apparate, und Fig. 2
eine Seitenansicht derselben; Fig. 3
der Grundriß einer der Bahnschienen und des am Boden befestigten
Apparates; Fig. 4
eine Seitenansicht desselben. A ist
die zum Dampfregulator und B die zur
Dampfpfeife gehörige Handhabe. Diese Handhaben sind mit lokeren
Hälsen versehen, jedoch so, daß dadurch dem gewöhnlichen
Handgebrauche derselben kein Eintrag geschieht. Jeder Hals
besizt eine Hervorragung, an welche die Enden der Ketten D und E
beziehungsweise befestigt sind. F
ist ein horizontaler, an der Achse G
fest sizender Hebel, woran die Stifte a und b angebracht sind;
mit dem an den lezteren lose sizenden Hälsen sind die anderen
Kettenenden verbunden. Die verticale Welle G läuft oben in einem Lager c, unten in einem an der
Führungsplatte der Radachse befestigten Auge d, auf welchem sie mittelst eines
Halses ruht. H ist ein an dem
unteren Ende der genannten Welle sizender kurbelartiger
Hebel.
Wenn die Maschine dahinrollt und die Pfeift abgesperrt ist, so
befinden sich sämmtliche beschriebene Theile in der in den
Abbildungen dargestellten Lage, d.h. beide Ketten D und E
sind straff angespannt und der Kurbelarm H steht unter einem rechten Winkel seitwärts von der
Maschine ab.
Es ist nun einleuchtend, daß, wenn man irgend einen Apparat
außerhalb der Schienen an der Bahn befestigt, durch welchen der
Hebelarm H beim Vorüberrollen der
Maschine ungefähr um eine Viertelsdrehung zurükgedrängt wird,
auch die beiden Ketten D und E sich mit bewegen müssen. Die Folge
davon wird seyn, daß der Dampf von beiden Cylindern abgesperrt
wird, und in demselben Moment durch die Pfeife seinen Weg
nimmt.
Es ist indessen zu bemerken, daß die Handhaben A und B
des Dampfregulators und der Alarmpfeife, obgleich sie durch
Ketten mit dem Hebel F in Verbindung
stehen, dennoch unabhängig mit der Hand in Thätigkeit gesezt
werden können, sey es um den Dampf abzusperren oder zuzufassen,
oder die Pfeife auf die übliche Weise in Wirksamkeit
zu sezen. Der Kurbelhebel bleibt dabei in der Fig. 1
angegebenen Stellung.
II. Der Apparat, welcher dem Vorschlage gemäß an der Eisenbahn
befestigt werden soll, um auf die oben beschriebene Combination
von Hebeln zu wirken, ist in den Figuren
1, 2 und
3,
ferner im Detail in den Figuren
5, 6,
7 und
8
dargestellt.
Vier Schwellen von hinreichender Länge laufen unier der
Schienenlinie hinweg, um den auf die Fig. 3
dargestellte Weise zu befestigenden Apparat aufzunehmen. Auf die
zwei äußeren sind die Blöke T, T
genagelt, wovon Fig. 5
die Endansicht und Fig. 6
die Seitenansicht liefert. Die beiden mittleren Schwellen sind
in einem Abstande von ungefähr 1 Fuß durch ein Querstük mit
einander verbunden und bilden mit Platten beschlagene
Unterlagen, worauf der Schlitten N
gleitet. Die Figuren
7 und 8
stellen diesen Schlitten in der Seiten- und Endansicht
dar; zwei Leisten oder Rippen, welche in den Raum zwischen die
Unterlagen passen, sind an den Boden des Schlittens gegossen, um
ihn während seiner rük- und vorwärtsgehenden Bewegung in
der ihm angewiesenen Lage zu erhalten. L,
L sind zwei starke eiserne Schienen, welche sich um
Zapfen drehen, die auf den Blöken T,
T festsizen, während ihre anderen Enden auf dem Ende
des Schlittens N ruhen, an den sie
durch die Gelenke O, O gekuppelt
sind. Leztere drehen sich um feste Zapfen, die auf dem hinteren
Theile des Schlittens angebracht sind. Mit ihrem einen Ende
bewegt sich die Stange P frei um
einen Zapfen zwischen Baken, welche an den Schlitten N gegossen sind; das andere Ende
derselben ist gabelförmig und bildet mit der von dem Rande des
Hebels R hervorspringenden Zunge ein
Scharnier. Der Stüzpunkt dieses Hebels befindet sich auf dem in
die Schwellen Fig. 3
eingesezten Querblok. In Folge der Vereinigung der
Verbindungsstange P mit dem vom
Rande des Hebels R hervorspringenden
Stüke nehmen Hebel und Stange, wenn ersterer niedergedrükt wird,
die in Fig. 3
durch punktirte Linien bezeichnete Lage an.
Bei der in Fig. 3
sichtbaren Stellung des Apparates sind die Schienen L, L parallel zu der Schiene S, folglich außer Bereich des an der
Maschine Fig. 1
befindlichen Kurbelarmes H. Ist es
jedoch nöthig, den Hebel H in
Thätigkeit zu sezen, um den Train zu sperren, so muß der Hebel
R niedergedrükt werden. Dieser
wirkt durch Vermittlung der Stange P
auf den Schlitten N und bringt ihn
mit den Enden der Schienen L, L der
Bahnschiene S näher, wie die
punktirten Linien Fig. 3
andeuten. In dieser Stellung nun kann der Apparat auf den
Kurbelarm H wirken, wenn dieserdurch
die Annäherung der Maschine mit ihm in Berührung kommt.
Der Bremshebel K, Fig. 1
und 2,
bewegt sich auf der inneren Seite eines an der verticalen
Spindel G herausstehenden Stiftes
und wird, wenn er außer Thätigkeit ist, in diesen Stift
eingehängt. Zur Erhöhung seiner Kraft dient ein Gewicht W; eine auf den Hebel drükende Feder
könnte indessen zu demselben Zwek verwendet werden. Dieser Hebel
nun sizt an einer kurzen, horizontal durchgehenden Spindel, und
ist in zwei Platten gelagert, welche, die eine innerhalb, die
andere außerhalb, an das Maschinengestell festgenagelt sind. Von
diesen Platten ist nur die äußere k
in Fig. 2
sichtbar; auf dem inneren Ende der Spindel ist ein kurzer
Querhebel befestigt, dessen Lage und Gestalt in Fig. 9
und 10
ersichtlich ist. Wenn der Hebel frei ist und herabsinkt, so
drüken seine Enden auf die Bremsbaken h,
h. Leztere kommen in Thätigkeit, sobald der an der
verticalen Welle G befindliche
Tragstift beseitigt wird, und dieses ist der Fall, wenn die
Welle G dadurch umgedreht wird, daß
der Kurbelarm H mit den schräg
stehenden Schienen L, L auf die oben
erläuterte Weise in Berührung kommt.
Der zulezt beschriebene Mechanismus läßt sich auf Bremsen, welche
an verschiedenen Wagen des Trains befestigt sind, anwenden. Der
den stationären Apparat in Wirksamkeit sezende Hebel R kann durch irgend einen auf der
Linie stationirten Bahnwärter oder eine andere für den
vorliegenden Zwek angewiesene Person gehandhabt werden.
Als seine Erfindung nimmt der Patentträger in Anspruch, die
Verbindung eines Hebelsystems mit den Dampfcylindern,
Lärmpfeifen und Bremsen an Locomotiven und Eisenbahnwagen,
welche in der Richtung der Bewegungslinie in Thätigkeit gesezt,
gleichzeitig oder beinahe gleichzeitig den Dampf absperren, die
Alarmpfeife ertönen lassen und die Bremsbaken gegen die Räder
andrüken; ferner die Aufstellung eines Apparates neben der Bahn,
welcher in der Richtung der Bewegungslinie auf die erwähnten
Hebel wirken kann, ohne Zuthun und unabhängig von dem Willen des
Maschinisten oder anderer auf dem zu hemmenden Dampfwagen oder
Train befindlicher Personen.