Titel: | Verbesserte Rollmange; von Dr. Mohr in Coblenz. |
Autor: | Dr. Karl Friedrich Mohr [GND] |
Fundstelle: | Band 81, Jahrgang 1841, Nr. XXVIII., S. 96 |
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XXVIII.
Verbesserte Rollmange; von
Dr. Mohr in Coblenz.
Mit Abbildungen auf Tab. II.
Mohr's Rollmange.
Die Rollmangen, welche zum Glätten der Wäsche in den
Haushaltungen benuzt werden, haben alle den großen Fehler, daß
die Bewegung des Rollkastens eine gleichförmige ist, wobei das
Umkehren desselben erst durch Vernichtung der ihm noch
inwohnenden Kraft, und dann durch Anbringen einer neuen der
vorigen gleichen Kraft aber in entgegengesezter Richtung,
bewirkt wird.
Wenn nämlich der Kasten durch den Stoß mehr Kraft empfangen hat,
als zur Zurüklegung seiner Bahn nothwendig ist, so muß, um das
Herunterrollen des Kastens vom Tisch zu verhüten, derselbe durch
Gegendruk gehemmt werden. Die in ihm noch vorhandene Kraft ist
also nicht nur unnüz geworden, sondern sie nahm noch einen
gleichen Antheil Kraft des Arbeiters in Anspruch, um als Kraft
vernichtet zu werden. Erst nachdem der Kasten zur Ruhe gekommen,
kann ihm durch noch mehr Kraft die entgegengesezte Bewegung
ertheilt werden. Da aber nun zu einem raschen Arbeiten erfordert
wird, daß der Kasten mit einer gewissen Geschwindigkeit rolle,
so tritt bei jedem Hin- und Hergange desselben dieses
nuzlose Verschwenden von Kraft ein, welche im ungünstigen Falle
mehr betragen kann, als diejenige, welche zur Leistung der
Arbeit unentbehrlich ist.
Dieser Kraftverlust kann vermieden werden, wenn man den
Rollkasten durch irgend eine Vorrichtung zu einer pendelartig
oscillirenden Bewegung auf der vorgeschriebenen ebenen Bahn
zwingt, d.h. wenn man macht, daß die Bewegung des Kastens in der
lezten Hälfte seiner Bahn eine allmählich verzögerte ist, welche
von der größten Bewegung durch alle Grade von Verzögerung
endlich zur Ruhe kommt.
Dieser Zwek wird am leichtesten dadurch erreicht, daß man den
Rollkasten mit einer elastischen federnden Vorrichtung in
Verbindung bringt, welche sich spannt, sobald er einen gewissen
Theil seiner Bahn zurückgelegt hat.
Einen besonderen Fall von der Anwendung dieses Principes sieht
man in Fig.
46 abgebildet.
Unter der Tischplatte der Mange sind zwei Stüke von Faßreifen
(a und b), die in der Mitte mit Striken in Form eines x zusammengebunden sind, so
angebracht, daß beide Reifen gleich stark gebeugt werden, wenn
der Rollkasten nach einer oder der andern Seite an das Ende
seiner Bahn gelangt.
Die Reifen sind nach Art eines Bozens mit Striken bezogen, und
mitten an dem Strike ziehen die beiden an den Enden der
Rollplatte durch einen Knoten befestigten Strike c und d.
Wenn der Rollkasten gerade über der Tischplatte steht, so hängen
die beiden Strike c und d schlaff herab, und die Reifen
würden auf den Boden fallen, wenn sie nicht durch einen dünnen
Strik schwebend gehalten würden, welches übrigens keinen andern
Zwek hat, als das Aufspringen und Anschlagen derselben zu
verhüten. An dem Rand des Tisches und der Zarche sind breite
hölzerne Rollen angebracht, welche das Spannseil vor dem
Zerschneiden an der scharfen Kante schüzen sollen.
Wenn eine so vorgerichtete Mange in Bewegung gesezt wird, so wird
alle in dem Rollkasten am Ende der Bahn noch vorhandene Kraft
nach und nach zu dem Spannen der elastischen Reife benuzt, und
da nun die Spannung und die dieser gleiche rükwirkende Kraft der
Reife steigt, in dem Verhältniß als sie mehr gebogen werden, die
Kraft des Rollkastens aber in dem Verhältniß abnimmt, als er die
Reife mehr gespannt hat, so ist klar, daß ein Moment eintreten
muß, worin die Reife so gespannt sind, daß sie den Rollkasten
still halten.
Im nächsten Momente fangen die Reife aber an ihre natürliche Form
zu erlangen, und müssen den Rollkasten in der entgegengesezten
Bewegung zurükziehen. Dadurch ist also bewirkt worden, daß die
bei irgend einem Zuge angewendete überflüssige Kraft nicht
verloren geht, sondern noch zur nächsten Bewegung nuzbar in der
Maschine bleibt. Ein fernerer Vortheil besteht darin, daß der
Kasten nicht mehr unvorhergesehen von der Tischplatte
herabrollen kann, und daß sein Umkehren keinen Stoß oder
Erschütterung der Maschine und des Hauses veranlaßt. Alle diese
vorherzusehenden Vortheile haben sich bei der wirklichen
Ausführung auch vollkommen herausgestellt. Die Arbeiter ermüden
weniger und fördern ein bedeutend größeres Tagewerk.
Man hat es noch vortheilhafter gefunden, die beiden Seile c und d
durch ein schlaffes Seil zu verbinden, welches nur in dem Falle
zur Thätigkeit kommt, wenn einer der beiden Reife zerbrechen
sollte, woraus ohne eine vorhandene mechanische Hemmung des
Rollkastens ein Unglük entstehen könnte.
Es ist leicht einzusehen, daß jede andere elastische Vorrichtung
denselben Dienst leisten wird. Man kann statt mit zwei Reifen
mit einem ausreichen, nur läßt er nicht diese Länge des Auszuges
zu.
Fig. 47 stellt die elastische Hemmvorrichtung aus
geraden dünnen Lättchen von Nußbaumholz dar, die man nach Art
der Kinderbogen mit starkem Bindfaden gedoppelt aufeinander
bindet.
Eine schraubenförmige Feder aus Stahldraht, welche durch das
Ziehen der Strike verkürzt (oder verlängert) wird (Fig. 48), dient zu demselben Zwek. Abgängige
Wagenfedern können ebenfalls mit Vortheil benuzt werden. In
jedem Falle ist es nöthig, der Feder einen langen Zug zu geben,
damit auch kleine Kräfte elastisch conservirt und zurük gegeben
werden können.
Ein großer Vorzug dieser einfachen Zuthat zu der Rollmange ist,
daß sie sich an allen Arten von Mangen nachträglich anbringen
läßt, weil sie einen immer unbenuzten Theil der Mange einnimmt
und gar keine Vorrichtung zu ihrer Befestigung bedarf, da sie in
sich selbst geschlossen ist.
Sie ist sogar eine wesentliche Zuthat zu der englischen
Rollmange, bei welcher die Bewegung von selbst in die umgekehrte
verwandelt wird. Der Fehler dieser Mange besteht in nichts
anderm, als daß die Bewegung des Kastens eine gleichförmige ist,
daß sein Umkehren also mit Kraftvernichtung verbunden ist.
Diese Mangen sind alle mit einem Schwungrade versehen, um den
Verlust von Kraft momentan weniger fühlbar zu machen und auf
eine längere Zeit zu vertheilen; er findet darum nicht weniger
statt.
Die einfachste Mange, ohne allen Anhang von Maschinentheilen,
erscheint mit diesem Zusaze als die allerbeste, da diese Räder,
Kurbeln, Riemen, Schwungräder, Triebe u.s.w. nur Kraft
verzehren.