Titel: | Ueber die chemischen Eigenschaften des Catechus und seine Anwendung zum Färben; von Hrn. C. Heckmann in Cosmanos (Böhmen). |
Fundstelle: | Band 81, Jahrgang 1841, Nr. XL., S. 139 |
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XL.
Ueber die chemischen
Eigenschaften des Catechus und seine Anwendung zum Färben; von Hrn.
C.
Heckmann in Cosmanos
(Böhmen).
Aus dem Bulletin de la
Société industrielle de Mulhausen No.
67.
Heckmann, über den Farbstoff des
Catechus.
Ich sehe mich veranlaßt, auf den Bericht, welchen das chemische
Comité der Société
industrielle über das Catechu erstattete (Bulletin No. 64, polytechn. Journal
Bd. LXXVIII S. 129),
zurükzukommen und muß gegen die darin aufgestellte Behauptung,
daß das Catechu einen gelben Farbstoff enthält, protestiren. Es
gelang mir nie, einen solchen Stoff daraus abzuscheiden, was
nicht schwer seyn dürfte, wenn er wirklich vorhanden wäre. Ich
kann mich daher mit den Resultaten der HHrn. Eduard Schwartz und Karl Risler, sofern sie
das Vorkommen dieses gelben Farbstoffs im Catechu betreffen,
nicht einverstanden erklären und schreibe ihre Behauptung einem
Beobachtungsfehler zu.
Wenn man Stükchen Baumwollzeug, welche mit essigsaurer Thonerde
gebeizt sind, in einem Catechuabsud färbt (es mag daraus der
Gerbstoff vorher niedergeschlagen worden seyn oder nicht), indem
man die Temperatur von 30° Reaumur nach und nach bis auf
60° R. erhöht, so erhält man ein schmuziges Gelb. Treibt man die Wärme auf 80°
R., so bräunt sich diese gelbe Farbe
etwas, und wenn man das Bad eine halbe Stunde lang im Kochen
erhält, so bekommt man endlich eine dunkle
Zimmetfarbe. Wascht man das Catechu mehrmals aus und
färbt Zeugstükchen in den verschiedenen Waschwassern, so erhält
man ganz analoge Farbenabstufungen. Im ersten Falle hatte sich
nur eine geringe Menge Catechusäure mit der Thonerde verbunden;
die Zeit war zu kurz, als daß eine hinreichende Oxydation hätte
stattfinden können. Im zweiten Falle verband sich schon mehr
Catechusäure mit der Thonerde und die Oxydation nahm im
Verhältniß der längeren Dauer der Operation zu. Bei dem eine
halbe Stunde fortgesezten Kochen endlich findet sich die
Thonerde mit Catechusäure gesättigt und die Oxydation ist viel
merklicher; man treibt sie endlich auf das Maximum, wenn man
diese Zeugstükchen in einer Auflösung von doppeltchromsaurem
Kali kocht und erhält dann die der Japonsäure eigenthümliche
Farbe.
Stellt man den beschriebenen Versuch mit reiner Catechusäure
anstatt mit Catechu an, so färbt sich die Baumwolle nur schwach,
weil die Catechusäure im reinen Zustande den Sauerstoff der Luft
langsam absorbirt; werden die in dieser Säure gefärbten Zeuge
aber durch doppeltchromsaures Kali passirt, so erlangen sie
dessen ungeachtet die der Japonsäure eigenthümliche dunkle
Farbe. Man begreift auch, daß die Catechusäure im käuflichen
Catechu – worin sie mit Japonsäure und Thonerde gemengt,
in einem schwach verdichteten Zustande vorkommt – bei
Gegenwart von Feuchtigkeit den Sauerstoff der Luft leicht
absorbiren kann und sich folglich leichter färben muß als die
reine Catechusäure in ihrem krystallinischen Zustande. Zerbricht
man einen Catechuwürfel, so bemerkt man auch, daß sein Inneres
hellgelb ist, während die den gelben Kern umgebenden Schichten
immer dunkler werden bis zur Oberfläche, welche dunkelbraun ist.
Es ist hiedurch außer Zweifel gesezt, daß die gelben Farben,
welche man mit den Thonerdebeizen erhält, durch die Oxydation
der im Catechu enthaltenen Catechusäure bei ihrer Berührung mit
der Luft entstehen; warum soll man nun die Eigenschaften eines
Körpers einem anderen zuschreiben, dessen Vorhandenseyn nicht
erwiesen ist?
Auch kann ich Hrn. Heinrich Schlumberger hinsichtlich der von ihm behaupteten
Verbindung des Chromoxyds, durch welche eine dunklere Nüance
hervorgebracht werden oll, nicht beistimmen. Wenn man den durch
doppeltchromsaures Kali passirten Zeug einäschert, so findet man
allerdings Chromoxyd; aber man findet auch chromsaures Kali,
denn in der That hat sich chromsaures Chromoxyd mit dem Zeug
verbunden, welches jedesmal entsteht, wenn sich das
doppeltchromsaure Kali zersezt und auf Kosten eines Theils
seiner Chromsäure Sauerstoff abtritt.
So wie sich das Catechu durch die Passage in doppeltchromsaurem
Kali oxydirt, eben so verhalten sich auch die Absüde von
Fernambuk- und Blauholz; die Farben, welche leztere
erzeugen, werden durch jenes Salz viel dunkler. In diesem Falle
entsteht ebenfalls eine Verbindung von Chromsäure mit
Chromoxyd.
Das Zeugmuster, welches ich der Société industrielle mit meinem
Schreiben einschikte, enthält Blauholzschwarz und Catechubraun,
welche beide durch doppeltchromsaures Kali passirt wurden. Der
braune Grund ist mit einem Absud von Catechu in äzender
Natronlauge von 5° B. erzeugt; dieser Absud wurde mit
Schwefelsäure gesättigt, wovon man einen kleinen Ueberschuß
zusezte, um der Farbe die Eigenschaft zu ertheilen, den
Sauerstoff der Luft langsamer zu absorbiren. Das Schwarz ist mit
einem Blauholzabsud von 8° B. dargestellt. Beide Farben
wurden eine halbe Stunde lang gedämpft und dann durch kochendes
doppeltchromsaures Kali passirt. Die so behandelten Zeuge wurden
im Fluß gewaschen, dann in kochendem Kleienwasser passirt und
hierauf nochmals ausgewaschen. Wenn man die schwarzen und
braunen Streifen besonders verbrennt, so findet man durch die
Analyse der Asche von beiden, daß sich chromsaures Chromoxyd mit
dem Zeug verbunden hatte. Ich schließe hieraus, daß man die
Annahme einer Verbindung von Japonsäure mit Chromoxyd aufgeben
muß, und daß die Wirkung, welche man dieser Verbindung
zuschrieb, nicht besteht.