Titel: | Ueber Perkins' Methode Gebäude mit heißem Wasser zu heizen. Ein von den HHrn. John Davies und George Vardon Ryder der Assecuranz-Gesellschaft zu Manchester erstatteter Bericht. |
Fundstelle: | Band 81, Jahrgang 1841, Nr. LIV., S. 210 |
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LIV.
Ueber Perkins'
Methode Gebäude mit heißem Wasser zu heizen. Ein von den HHrn.
John
Davies und George Vardon Ryder der
Assecuranz-Gesellschaft zu Manchester
erstatteter Bericht.
Aus den Annals of
Electricity and Chemistry. Jun. 1841, S.
475.
Ueber Perkins' Methode Gebäude mit heißem
Wasser zu heizen.
Ehe wir die von uns angestellten Versuche auseinandersezen,
wollen wir die beobachteten Erscheinungen kurz beschreiben und
die Auskunft mittheilen, welche wir in einigen Gebäuden, die wir
in Augenschein nahmen, erhielten. Es wurde bei der Inspection
gefunden, daß die Birch-Kirche mehreremal großen Schaden
gelitten hatte. Holz, Matten und Polster wurden an
verschiedenen, den Wasserröhren naheliegenden Stellen auf eine
beunruhigende Weise verkohlt. Hinsichtlich Hrn. Barbour's Waarenlager hat die weitere
Untersuchung vollkommen bestätigt, daß es daselbst in der Nähe
der Röhren zu verschiedenen Zeiten und an verschiedenen Stellen
brannte. Wegen der Unitarierkirche in Strangeways sind die
Directoren der Assecuranz-Gesellschaft sowohl von Hrn.
Ryder als Hrn. Rawsthrone schon über deren Zustand
in Kenntniß gesezt worden, und der Schaden, welcher aus der
Anwendung des Perkins'schen Apparats
zur Heizung mit heißem Wasser erwuchs, ist unzweifelhaft
hergestellt.
Im naturhistorischen Museum wurde zu wiederholtenmalen die Hize
in verschiedenen Theilen der Röhren verschieden gefunden, und
zwar in einigen Fällen am stärksten an den von dem Ofen
entferntesten Stellen, welche Thatsache durch unsere
eigenen Beobachtungen bestätigt wird. Da dieser Umstand sehr
viel Interesse erregte und allgemein in Zweifel gezogen wurde,
so wollen wir jezt suchen, die Ursache davon anzugeben. Der
Apparat besteht ganz einfach in einer langen eisernen Röhre ohne
Ende, welche in verschiedenen Richtungen von einem Ofen ausgeht,
wieder in denselben zurükkehrt, und in demselben zu einem
Sechstheil der ganzen Länge eingesezt und spiralförmig gewunden
ist, damit sie der Wirkung des Feuers hinlänglich ausgesezt ist.
Die Röhre wird anfangs ganz oder beinahe ganz mit Wasser
angefüllt, welches, wenn es erwärmt wird, sogleich zu circuliren
anfängt und auf diese Weise in den Räumen, welche es durchläuft,
die Temperatur erhöht. Die Röhren sind von der Weite, daß im
Durchschnitt 11 Fuß ihrer Länge ungefähr eine Pinte (1/2 Maaß
bayerisch) Wasser enthalten. In Verbindung mit dieser Hauptröhre
stehen zwei andere, welche mittelst einer Schraube geöffnet
werden, die eine um gegen das Ende Expansion zuzulassen, beide
aber zur Einbringung des Wassers.
So oft es anging, stellten wir unsere Versuche zu
wiederholtenmalen und unter den verschiedensten Umständen
an.
In Ermanglung von Instrumenten, durch welche eine schnelle und
genaue Bestimmung hoher Temperaturen möglich wird, nahmen wir
zur Entzündung verbrennlicher und zur Schmelzung anderer Körper
unsere Zuflucht, und hielten uns, die hiedurch angegebenen Grade
anlangend, an die Autorität des Professors Graham.
In dem naturhistorischen Museum wendeten wir zwar unsere
Prüfungsmittel an, doch konnten wir dieß hier nur auf eine sehr
beschränkte und unbefriedigende Weise. Hr. Walker begleitete uns in das Etablissement der HHrn.
Vernon und Comp., Kupferstecher,
wo wir Gelegenheit hatten, diese Heizmethode zwar etwas besser,
doch immer noch unvollkommen einer Prüfung zu unterwerfen.
Endlich willigte Hr. Walker in unser
Verlangen ein, in seiner eigenen Behausung einen passenden
Apparat aufstellen zu lassen, welcher unserer Prüfung gänzlich
überlassen werden konnte. Dieser bestand in einer mehr als 140
Fuß langen Eisenröhre, von welcher 26 Fuß sich in dem Ofen
wanden, wovon wenigstens 20 der vollen Wirkung des Feuers ganz
ausgesezt waren. Als Zugabe zu diesem Apparat, wie er zuerst
aufgestellt wurde, hatten wir noch ein als Zweig austretendes
Rohr und einen Hahn, was uns in den Stand sezte, einen großen
Theil der Circulation nach Belieben abzuschneiden und unsere
Versuche in kleinerm Maaßstab und unter mannichfaltigen
Modificationen anzustellen. Hr. Walker, der zur Zeit eben abwesend war, stellte uns
seinen Werkmeister gänzlich zur Verfügung, so daß wir unsere Untersuchung ganz nach unserm Gutdünken verfolgen konnten. Die
Gerechtigkeit erfordert es anzuerkennen, wie willig und mit
welchem praktischen Geschik derselbe uns seine Dienste leistete.
Der Apparat wurde Freitag den 5. l. M. aufgestellt, und nachdem
alles in Ordnung war, wurden die Versuche am andern Morgen um 10
Uhr angefangen, zu welcher Zeit er sich in dem dazu gehörigen
Zustand befand.
I. Erste
Versuchsreihe; mit der ganzen Röhrenlänge.
1) Die Röhre wurde sehr bald so heiß, daß kleine auf derselben
liegende Federn versengt und zerstört wurden.
2) Bald darauf brachte sie Schießpulver zum Explodiren.
3) Am höchsten Theil der Röhre, einen Fuß von der Expansionsröhre
schmolz Wismuth schnell bei einer 470° F. (195°
R.) übersteigenden Temperatur.
4) Federn wurden augenbliklich versengt und Schwefelfäden
leuchteten an derselben Stelle.
5) Schießpulver entzündete sich schnell an verschiedenen Theilen
der Flüssigkeits- und der Expansionsröhre.
6) Stüke Holz von fünf verschiedenen Holzarten wurden verkohlt;
aus dem Tannenholz floß reichlich Terpenthin.
7) Andere verbrennliche Körper wurden ebenfalls mehr oder weniger
verkohlt.
II. Versuchsreihe
mit kürzerer Circulation. Durch diese Veränderung wurde
sogleich ein größerer Druk wahrnehmbar, indem die
Expansionsröhre und einige Fugen Dampf ausströmen und Wasser
austreten ließen.
1) Rohrschabsel entzündete sich sogleich an der Röhre über dem
Ofen.
2) An derselben Stelle schmolz Blei; die Temperatur muß daher
612° F. (257° R.) überschritten haben.
3) Verschiedene Holzspäne entzündeten sich an dem obern Rohr.
4) Baumwolle verglimmte ganz leicht an derselben Stelle.
5) Matten entzündeten sich an derselben Stelle.
6) Baumwolle, Hanf und in einer Barchentstube gesammelte flokige
Substanz verbrannten an der zurükkehrenden verticalen Röhre.
7) Holzstüke, welche an verschiedenen Stellen der Röhre getroknet
worden waren, wurden sehr stark angegriffen und waren in sehr
kurzer Zeit verkohlt.
Als wir bemerkten, daß die Expansionsröhre sich in bedeutender
Bewegung befand und zu explodiren drohte, wurde die Temperatur
reducirt und die Experimente auf eine Zeit lang eingestellt.
Die Röhren wurden vor 3 Uhr wieder gefüllt und aufgeschraubt, in
der Absicht, eine Explosion zu bewirken, und folgende Versuche
wurden nacheinander angestellt:
1) gepulverte Krappwurzel wurde sogleich glühend,
2) mehrere Sorten Papier und Bindfaden wurden zerstört,
3) Wismuth wurde sogleich geschmolzen,
4) Baumwolle entzündete sich,
5) Schafwolle wurde schnell verkohlt.
6) Um fünf Uhr schmolz eine an der aufrechtstehenden Röhre
befestigte Bleitafel schnell zusammen; der Dampf strömte heftig
aus der Krümmung einer der oberen horizontalen Röhren und drei
Minuten darauf fand die Explosion in der Ofenröhre auf der
oberen Seite der siebenten Windung statt, an welcher man bei der
spätern Untersuchung eine bei 2 Zoll lange und 1/16 Zoll breite
Oeffnung fand.
Nach Verlauf von zwei oder drei Minuten nach dem Beginn der
Explosion war der Ofen seines Inhalts ganz entleert, welcher
divergirend wie eine Feuermasse fortgestoßen wurde, so daß
beinahe das ganze Zimmer davon erfüllt wurde. Durch die Gewalt,
mit welcher die glühende Asche von der gegenüberstehenden Mauer
und anderen Widerständen zurükgeworfen wurde, ward sie in großer
Menge wie ein Feuerregen allenthalben umhergestreut; das
Geräusch war so groß, daß dadurch eine Menge Leute von den
anliegenden Straßen herbeigezogen wurden. Eine Menge im Zimmer
befindlicher Gegenstände, wie z.B. Paktuch, Papier, Hanf wurden
später brennend in mehreren Theilen des Hauses gefunden. Diese
Erscheinungen und ihre unmittelbaren Wirkungen scheinen
dieselben zu seyn, wie sie bei der Explosion in dem Magazine der
HHrn. Crafts und Stell stattfanden, und hätten
offenbar unter gleichen Umständen alle dieselben Folgen
hervorgebracht.
Diese Versuche zeigen klar, daß die Hize in verschiedenen Theilen
der Röhre nicht dieselbe ist. In der Regel ist sie am obersten
Theile am stärksten, wo die höhere Temperatur unter von
Zufälligkeiten herrührenden Ausnahmen am längsten andauert. Am
Anfang der Operation jedoch, und kurz nachdem frisch gefeuert
wurde, war die Temperatur in der Flüssigkeitsröhre, welche an
den Ofen stieß, am höchsten. Ein anderer Umstand, der auch eine
Ungleichmäßigkeit in der Hize hervorbringt, muß ebenfalls
beachtet werden: die Röhren sind nämlich keineswegs von gleichem
inneren Durchmesser, woraus folgt, daß, da dieselbe Menge Wasser
zu derselben Zeit durch jeden Theil des Apparates zu
fließen hat, die Flüssigkeit an einer Stelle sich schneller als
an der anderen bewegen und daher natürlich eine größere Menge
Wärmestoff entwikeln muß. Die Differenz der verschiedenen Weiten
der Röhren ist manchmal so groß, daß bei einigen, welche wir
untersuchten, eine Röhre einen inneren Durchmesser von 9/16,
eine andere von 3/4 Zoll hatte, welche also im Verhältniß von 3
zu 4 standen: die relativen Querschnitte der Röhren, welche die
relativen Quantitäten der in einer gegebenen Länge enthaltenen
Flüssigkeit repräsentiren, verhielten sich demnach wie 9 zu 16.
Da nun die Geschwindigkeit in geradem Verhältnisse zum
Durchschnitt der Röhre steht, so ist, wenn die des Wassers in
dem einen Theile des Apparates zu 16 Fuß angenommen wird, die
Geschwindigkeit in einem anderen Theile 9, oder die
Schnelligkeit des Stroms wäre an einer Stelle beinahe das
Doppelte von jener an einer anderen Stelle.
In einem die Heißwasserheizung anempfehlenden Werke wird
behauptet, daß „sich beim Erhizen die aufsteigende
oder Flüssigkeitsröhre mit kleinen Dampfbläschen erfülle,
welche rasch in den oberen Theil der Röhre steigen, und hier
wieder zu Wasser verdichtet werden“; da nun aber
verdichteter Dampf nahe siebenmal so viel Wärme erzeugt, als
dieselbe Menge Wasser von derselben Temperatur, so haben wir auf
einmal einen Grund dafür, daß die Wärme der Röhre in einiger
Entfernung von dem Ofen in der Regel größer ist, als in dem
angränzenden Theile. Diese anscheinende Anomalie, welche
wiederholt beobachtet und geläugnet wurde, ist dadurch
erklärt.
Die Explosion kann unter verschiedenen Umständen von
verschiedenen Ursachen herrühren:
1) Da das Wasser in Masse sich von 40° F. (3 5/9°
R.), dem Punkte seiner größten Dichtigkeit, bis zu 212°
F. (80° R.) dem Siedepunkte, um 5 Proc. seines Raumes
ausdehnt, so muß die Ausdehnung desselben noch weit mehr
betragen, wenn es auf hohe Temperaturen erhizt wird. Wenn daher
die Röhren beinahe voll von Wasser, und die Expansionsröhre
nicht entsprechend oder im gehörigen Zustande ist, so ist die
Explosion unvermeidlich.
2) Die Verwandlung des Wassers in Dampf, wobei eine Expansion im
Verhältniß einer Pinte Wasser zu 216 Gallons (1728 Pinten) Dampf
erfolgt, und eine mechanische Kraft, die ein Gewicht von 37
Tonnen 1 Fuß hoch heben kann, erzeugt wird, muß auf die Röhren
einen Druk ausüben, welcher ihre Zerstörung sicher zur Folge
hat
3) Leute, welche diesen Apparat benuzen, haben häufig bemerkt,
daß in gewissen Fällen eine Quantität Gas erzeugt wird und in
beträchtlicher Menge entweicht, wenn man an dem oberen Theile
der Röhren eine Oeffnung macht. Die einzigen Gase, welche auf
diese Weise erzeugt werden könnten, sind die Elemente des
Wassers, nämlich das Sauerstoff- und das Wasserstoffgas.
Das erstere würde wahrscheinlich zur Oxydation des Metalls
verwendet werden; nun wurde aber das Wasserstoffgas, welches
dann zurükbleiben mußte, noch niemals durch irgend eine bisher
angewandte comprimirende Kraft dahin gebracht, seinen Zustand zu
verändern; es ist daher augenscheinlich, daß durch seine
Erzeugung unvermeidliche Gefahr entstehen muß.
4) Die lezte Quelle einer Explosion bildet irgend ein zufälliges
Hinderniß in den Röhren, und es ist wohl anzunehmen, daß ein
solches Hinderniß bei kaltem Wetter leicht eintreten kann; es
kam aber auch schon von anderen Ursachen herrührend vor, wie in
dem Falle, wo eine fremdartige Substanz in die Röhren gelangt,
was sich kürzlich in dem Etablissement der HHrn. Wood und Westheads zutrug.
In einem sehr verbindlichen Briefe, welchen wir im Laufe unserer
Untersuchung von Hrn. Robert Smirke
erhielten, ist dargethan, daß, obwohl er „die Röhren
niemals hinlänglich erhizt gefunden habe, um Holz zum Glühen
zu bringen“, mit Ausnahme eines einzigen Falles,
„doch wenn unvorsichtiger Weise Feuer gemacht
wird, während die Röhre durch Eis oder einen sonstigen
Zufall verstopft ist,“ die Röhre im Ofen springen
oder nahe beim Ofen glühend werden könnte. „Ich habe
die Röhre“, sezt er hinzu, „nur ein
einzigesmal so heiß gefunden, daß die Glühhize sich aufwärts
bis zu einer Entfernung von 12 Fuß von dem Ofen
erstrekte.“
Derselbe gibt schließlich in seinem Brief eine schüzende
Modification des Apparates an. „Um daher,“
sagt er, „ein Haus vor Feuersgefahr zu schüzen, würde
ich den Ofen niemals in ein Zimmer (oder einen Keller)
sezen, welches nicht feuerfest ist, noch würde ich die Röhre
in irgend einem Theile ihres Umlaufes in wirkliche Berührung mit Holz oder
anderen verbrennlichen Substanzen bringen.“
„Noch größere Sicherheit,“ sagt er,
„wird erreicht, wenn man ein Sicherheitsventil an
der Röhre über dem Ofen anbringt, durch welches einer
Explosion oder einem Uebermaaße von Hize vorgebeugt
würde.“
Das, was einmal der Fall war, kann unter ähnlichen Umständen
wiederkommen. Die Vermeidung der wirklichen Berührung mit verbrennlichen Substanzen,
wenn man sich derselben auch bleibend versichern könnte, würde
bei einer Fortpflanzung der Glühhize längs der
Röhre auf 12 Fuß wenigstens guten Grund zu Besorgnissen
geben.
Bei diesem System Häuser zu heizen, muß daher jede Nachlässigkeit
im Schüren, oder jede Verstopfung der Röhren Gefahr bringen. Dem
ersteren Uebel kann durch geeignete Vorsichtsmaßregeln begegnet
werden; das leztere aber kömmt unerwartet, bleibt unbeachtet,
und Vorsicht und Sorgfalt sind hier gleich unnüz.Die HHrn. Ryder (welcher
diesen Bericht mit erstattete) und Rawsthorne haben schon früher Berichte über
die Vorfälle, welche diese Untersuchung veranlaßten,
gegeben, welche im Original als Beilagen A. und B. angefügt sind. Dieselben
enthalten eine zum Theil ausführlichere Beschreibung des
Augenscheins an den oben angeführten Brandstellen, des
Laufes der Röhren u.s.w., deren Mittheilung wir als
unnöthig umgehen können. Nur die Bemerkung glauben wir
noch beifügen zu müssen, daß nach den von Hrn. Davies eingezogenen
Erkundigungen über die Heißwasserröhren der oben
erwähnten Kirche oder Capelle in Strangeways dieselben
im Jahre 1839 eingesezt, also erst seit zwei Jahren im
Gebrauch waren, daß sie bei großem Aufwand an
Brennmaterial dennoch schlecht heizten, und wenn sie
erhizt waren, einen sehr üblen Geruch verbreiteten. Der
Boden unter den Röhren war, besonders an ihren Fugen,
stark verbrannt. Es ist als ein Glük zu betrachten, daß
nicht die ganze Capelle niederbrannte.