Titel: | Verbesserungen an Dampfmaschinen, worauf sich Joshua Taylor Beale, Ingenieur zu East Greenwich in der Grafschaft Kent, am 10. Julius 1840 ein Patent ertheilen ließ. |
Fundstelle: | Band 81, Jahrgang 1841, Nr. LXIII., S. 262 |
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LXIII.
Verbesserungen an
Dampfmaschinen, worauf sich Joshua Taylor Beale,
Ingenieur zu East Greenwich in der Grafschaft
Kent, am 10. Julius 1840
ein Patent ertheilen ließ.
Aus dem Repertory of
Patent-Inventions. Mai 1841, S.
257.
Mit Abbildungen auf Tab. V.
Beale's verbesserte Dampfmaschine.
Meine Verbesserungen beziehen sich auf die rotirende Dampfmaschine und sind insbesondere für die
Zweke der Locomotion auf gewöhnlichen Straßen anwendbar. Der
leichte und compacte Bau des Apparates wird aus nachstehender
Beschreibung und den beigegebenen Zeichnungen deutlich
werden.
Fig. 12 ist eine Seitenansicht und Fig.
13 eine Endansicht der Maschine.
Fig. 14 ist ein senkrechter Längendurchschnitt der
Dampfkammer mit ihren Schiebventilen u.s.w., wobei die im
Centrum der ersteren thätigen Theile im Aufriß dargestellt sind.
A, A ist die Dampfkammer, in
welche der Dampf eingelassen wird, um die Kolben oder Schieber
B, 1 bis 8, so wie sie
abwechselnd in die für die Einwirkung des Dampfdruks geeignete
Stellung gelangen, in Thätigkeit zu sezen. C, C sind zwei im Innern der Kammer
A mittelst Bolzen befestigte
excentrische Scheiben, welche so gestaltet sind, daß die über
ihre Ränder hinweggleitenden Kolben oder Schieber mit ihren
Kanten ziemlich dicht an die innere Fläche der Kammer schließen.
D ist eine auf der Welle L festsizende Trommel mit besonderen
Schlizen, worin die Kolben oder Schieber gleiten, wenn sie in
Thätigkeit sind. E, E* sind die
Wege, durch welche der Dampf in die Kammer tritt, und F, F* die Wege, durch die er die
Kammer verläßt, nachdem er auf die Schieber
seinen Druk ausgeübt. Die ersteren dieser Wege stehen mit der
Dampfröhre G, die lezteren mit der
Röhre I durch die Ventile H und K
in Verbindung. M ist ein um N drehbarer Hebel, mit dessen Hülfe
die Bewegung umgekehrt werden kann. Wenn man nun den Dampf durch
die Inductionswege E, E* einströmen
läßt, so nöthigt sein unmittelbar auf die Kolben oder Schieber
wirkender Druk dieselben, nach der durch Pfeile angedeuteten
Richtung sich fortzubewegen. Es ist daher einleuchtend, daß ein
beständiger, auf die Schieber B, 1
bis 8 einwirkender Dampfstrom von hinreichender Dichtigkeit,
eine continuelle Bewegung zur Folge hat. Um indessen die
Schieber in ziemlich dichtem Schluß mit der inneren Fläche der
Kammer zu erhalten, leite ich noch Dampf, und zwar von höherem
Druke als der außerhalb der Trommel B thätige, in das Centrum; indem dieser gegen die
inneren Kanten der Schieber drükt, veranlaßt er die leztern
während ihrer Bewegung stets der inneren Form der Kammer dicht
anschließend zu folgen. Die Schieber sind des dampfdichten
Schlusses wegen mit einer Metallliederung versehen.
Ich gehe nun zur Beschreibung der einfachen Einrichtung über, mit
welcher die Bewegung der Maschine sich umkehren läßt. Wenn die
Zugänge E, E* offen sind, so daß der
Dampf durch dieselben einströmen kann, so erfolgt die Bewegung
der Welle nach der Richtung der Pfeile; wird aber der Handgriff
am Ende des Hebels M auswärts
gezogen, so bewegt sich das entgegengesezte Ende dieses Hebels
nach Innen. Daher öffnen sich in Folge der zwischen jedem Ende
dieses Hebels und den Schiebventilen H und K mittelst der
Stangen Q hergestellten Verbindung,
nunmehr die Canäle F, F* dem
einströmenden Dampf, während die Canäle E, E* dem aus der Maschine entweichenden Dampf als
Ausweg dienen. Die Bewegung ist somit in die entgegengesezte
verwandelt.
Mit Bezug auf obige Figuren habe ich die Maschine als stationären
Apparat dargestellt. In diesem Falle ist sie, wie man sieht, mit
Hülfe von Rippen c, c, deren Fuß
durch Bolzen mit den Enden der Kammer in fester Verbindung
steht, auf ein Fundament befestigt. Soll die Erfindung auf eine
Locomotive oder auf eine Marine-Dampfmaschine in
Anwendung kommen, so schraubt man an die Kammer A, um die Drehung derselben zu
verhüten, eine Stange.
Ich gehe nun zur Beschreibung einer Modification dieser Maschine
über. Fig.
15 ist ein Verticaldurchschnitt, Fig.
16 eine Seitenansicht und Fig.
17 eine Endansicht derselben. A ist der Cylinder, auf welchem zur Aufnahme von 8
Kolben oder Schiebern C, 1 bis 8,
eben so viele radiale Vertiefungen B
vertheilt sind. D ist eine auf der
Achse L befestigte elliptische
Scheibe, gegen deren Ränder die Kolben oder
Schieber C angedrükt werden, um für
die Dampfkraft die zum Umtreiben der elliptischen Scheibe
nöthige Gränze zu bilden. Die Maschine arbeitet nun auf folgende
Weise. Gesezt, der Dampf ströme durch die Oeffnungen bei E, E* ein, so kommt die elliptische
Scheibe D, da die Schieber C in steter Berührung mit derselben
stehen, nach der durch Pfeile bezeichneten Richtung in Rotation,
und theilt diese Bewegung der Welle L mit.
Fig. 18 stellt eine der Endplatten des Cylinders A dar, worin sich eine kreisförmige
Rinne befindet. In diese Rinne wird durch eine Röhre H, Fig.
16, von dem Dampfkessel oder der Dampfzuführungsröhre
aus ein Dampfstrom von höherer Spannung, als der in den
mittleren Theil des Cylinders einströmende, geleitet. Indem
dieser Dampfstrom gegen die äußeren Kanten der Schieber drükt,
erhält er sie mit der der elliptischen Scheibe in engem
Contact.
Fig. 19 gibt eine Randansicht der Fig.
18 in der Frontansicht dargestellten Endplatte, wobei
einer der Dampfcanäle sichtbar ist. Um die Rotation der
elliptischen Scheibe D umzukehren,
darf man nur eine an dem Schiebventil befestigte Stange
herausziehen, um für den Dampf die Eingänge in Ausgänge zu
verwandeln, und vice versa. Fig. 20 zeigt die Maschine in der Frontansicht, wobei
die äußere Platte abgenommen ist.
Fig. 21 stellt die Metallliederung dar, wodurch der
dampfdichte Schluß der elliptischen Scheibe erreicht wird. Sie
besteht aus einem in jedes Ende der Scheibe eingelegten und über
ihre ganze Breite sich erstrekenden Metallstük m, welches durch eine kleine Feder
gegen den inneren Umfang des Cylinders angepreßt wird. Außerdem
sind noch vier Schienen n in die an
den Enden der Stüke m befindlichen
Vertiefungen eingelassen, welche gleichfalls durch eine kleine
Feder gegen die Endplatten des Cylinders A angedrükt werden. In diejenigen Theile sämmtlicher
Stüke n, welche in das Stük m eingelassen sind, sind
Vertiefungen eingeschnitten; in diese Vertiefungen kommen
Metallstüke zu liegen, welche durch Federn in den von den Stüken
n in Folge ihrer Thätigkeit
hinterlassenen Raum gedrängt werden. Um die Cylinderenden gegen
das Bersten in Folge des Dampfdruks zu sichern, dürften auch in
diesem Falle Verstärkungsrippen gute Dienste leisten. Ich habe
noch zu bemerken, daß alle diese Maschinen, wenn sie nur nach
einer Richtung wirken sollen,
einfacher herzustellen sind, wie jeder competente Mechaniker
einsehen wird.
Meine Verbesserung am Dampfkessel besteht in einer langen
gewundenen Röhre, welche eine Art Kammer bildet, worin das Feuer
brennt. In das eine Ende derselben wird das Wasser eingepumpt,
und ihr anderes, mit der Maschine in Verbindung stehendes Ende
wird den Wirkungen des Feuers ausgesezt, welches sofort das
durch die Röhre strömende Wasser in Dampf verwandelt.
Fig. 22 zeigt einen Längendurchschnitt der gewundenen
Röhre mit ihrem Mantel, und
Fig. 23 eine Frontansicht derselben mit
hinweggenommenem Mantel, um die Einrichtung deutlich zu machen.
a ist der Mantel, b die Röhre. Die unteren und oberen
Theile der Windung bilden eine Anzahl dünner Stangen, welche
durch Stifte, die an den Seitenwänden des Mantels befestigt
sind, auseinander gehalten werden. c
ist der Aschenfall. d stellt
denjenigen Theil der Windung dar, von welchem aus der
Dampfkessel mit Wasser gespeist wird. Lezteres geschieht
anfänglich mittelst einer Handpumpe; sobald indessen die
Maschine in vollem Gang ist, kommen die mit derselben in
Verbindung stehenden Speisungspumpen in Thätigkeit und liefern
den Wasserzufluß. Das mit einem Hahn f versehene Seitenrohr e
dient dazu, den Wasserzufluß zu reguliren. Dieses Seitenrohr
leitet den Ausfluß des Wassers in einen an der äußeren
Kesselwand befestigten Trichter g,
mit welchem eine Röhre in Verbindung steht, um das überflüssige
Wasser in das Reservoir zurükzuführen. Die Regulirung des
Wasserzuflusses kann übrigens auch selbstthätig gemacht werden.
m ist das Gebläse; es besteht
aus einem Ventilator, welcher in einem cylindrischen Gehäuse um
seine Achse sich dreht. n ist ein
mit einem Hebel versehenes Drosselventil, womit der
Maschinenwärter den Zug des Feuers aus freier Hand zu reguliren
im Stande ist. Das Drosselventil und die Thüren des Aschenfalls
sind so eingesezt, daß der Zug im erforderlichen Falle beinahe
ganz gehemmt und das Feuer in sehr kurzer Zeit gedämpft werden
kann. Auf solche Weise erlangt der Aufseher hinreichende Gewalt
über das Feuer.
Den Zustand des Dampfes prüfe ich dadurch, daß ich ein wenig Oehl
in die Dampfröhre gieße. Bei einem hohen Hizgrad gibt alsdann
der Dampf Rauch von sich, welches beweist, daß das Feuer zu
stark, oder daß nicht genug Wasser in die Röhre gepumpt ist. Zum
Speisen des Dampfkessels nehme ich Wasser, welches mit einer
gewissen Quantität Kalkwasser versezt worden ist; ich füge
nämlich so lange Kalkwasser hinzu, bis das Wasser leicht
alkalinisch wird, aber nicht weiter – ein Verfahren,
welches darauf beruht, daß man durch Sättigung der in dem
gewöhnlichen Wasser enthaltenen freien Kohlensäure und in Folge
hievon der Fällung des Erdsalzes (kohlensauren Kalks) die
Incrustation und das Versprizen (priming) in hohem Grade beseitigen kann. Dieser
Uebelstand verursacht insbesondere bei
Locomotiv-Dampfkesseln ernstlichen Schaden, indem leztere
mehr als andere jenem Versprizen des Wassers ausgesezt sind,
d.h. indem mit dem Dampfe zugleich eine ziemliche
Quantität Wasser fortgerissen wird. In diesem Falle sind die von
dem Wasser abgesezten erdigen Salze, wovon ein Theil durch das
Innere der Maschine geweht wird, griesiger Natur.
Wird in einem Kessel gewöhnliches Wasser erwärmt, so wird ein
Theil der freien Kohlensäure vor dem Sieden entbunden; indem
sich diese in Gestalt unzähliger Gasbläschen an den Seitenwänden
des Kessels ansezt, hindert sie eine vollständige Berührung des
Wassers mit dem Kessel. Das Wasser wird also in einer
ausgedehnten Fläche so lange von dem Metalle entfernt gehalten,
bis das Gas durch die Hize verdrängt worden ist. Kommt nun
endlich das Wasser mit dem erhizten Metalle in Berührung, so
erfolgt eine äußerst rasche Dampfentwikelung, verbunden mit
einem plözlichen Aufwallen des Wassers und einer Abkühlung des
Kessels, woraus eine Explosion hervorgehen kann. Die Reinigung
des Wassers mit gebranntem Kalk beseitigt, wie ich finde, zum
großen Theil diese Uebelstände, hält Kessel, Cylinder,
Schiebventile, Kolben u.s.w. in weit besserem Zustande und hat
daher hinsichtlich der Abnüzung und des Brennmaterials eine
Ersparniß zur Folge.
Nachdem ich somit meine Verbesserungen an Dampfmaschinen
beschrieben habe, bemerke ich, daß ich nicht beabsichtige, mich
auf die Form und Anordnung der Theile genau so wie ich sie
beschrieben habe, zu beschränken, indem z.B. mit der Anzahl der
Kolben oder Schiebventile, oder der Röhrenwindungen in dem
Kessel Veränderungen vorgenommen werden können. Als meine
Erfindung nehme ich in Anspruch: 1) die hauptsächliche
Verbindung und Anordnung sämmtlicher in den Abbildungen
dargestellter und in meiner Specification beschriebener Theile;
2) die Anwendung einer Stange, neben welcher kein Gestell und
keine weitere Unterlage, als die mit der Welle in Verbindung
stehende, erforderlich ist; 3) die Anbringung des Dampfkessels
da, wo große Leichtigkeit von Belang und auf ökonomische
Verhältnisse Rüksicht zu nehmen ist, wie z.B. bei Dampfwagen für
gewöhnliche Straßen; 4) die Anwendung des Kalks in dem oben
näher erläuterten Sinne.