Titel: | Ueber eine neue Construction der galvanischen Säule für elektromagnetische Maschinen; von R. Bunsen. |
Fundstelle: | Band 81, Jahrgang 1841, Nr. LXVIII., S. 276 |
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LXVIII.
Ueber eine neue Construction
der galvanischen Säule für elektromagnetische Maschinen; von
R.
Bunsen.
Aus den Annalen der
Chemie und Pharmacie. Jun. 1841, S.
311.
Bunsen, über eine neue Construction der galv.
Säule.
Ich habe mich in dieser Zeit mit einigen Versuchen über die
vortheilhafteste Construction einer
Zink-Kohle-Batterie beschäftigt, die zu sehr
befriedigenden Resultaten geführt haben. Man erhält durch
heftiges Glühen eines Gemenges von Steinkohlen und Kohks eine
poröse, aber außerordentlich feste, fast metallglänzende Kohle,
die sich sehr leicht mit den Werkzeugen der Holzarbeiter
bearbeiten läßt, und die dem Platin in der elektrischen
Spannungsreihe sehr nahe steht. Die eigenthümliche
Beschaffenheit dieser Kohle macht es möglich, sie in der Gestalt
von Zellen anzuwenden, wodurch die bei den constanten Batterien
nöthigen porösen Thonzellen entbehrlich werden. Füllt man eine
solche, mit amalgamirtem Zink combinirte Zelle mit geeigneten
Oxydationsmitteln an, um durch secundäre Zersezung die
Ausscheidung des Wasserstoffs und den Absaz von Zink und
Zinkoxyd an der Kohle zu beseitigen, so erhält man eben so
constante, als kräftige Wirkungen. Ich habe mich anfangs zu
dieser Oxydation des Salpeters, des chromsauren und chlorsauren
Kalis, oder einer Chlormischung aus Kochsalz und Braunstein
bedient, deren Wirkung indessen wegen der an der Kohle durch
Elektrolyse freiwerdenden Basen nicht so constant ist, als bei
Anwendung von concentrirter Salpetersäure, die mit Sand zu einer
breiigen Masse gemischt, von der Kohle hinlänglich zurükgehalten
wird, und die sich durch Hinzugießen neuer Säure in dem Maaße,
als sie verbraucht wird, ersezen läßt. Die Kohle, welche durch
Berührung mit Salpetersäure bedeutend an Festigkeit zunimmt,
läßt sich leicht reinigen, und übertrifft an Dauerhaftigkeit
selbst noch das Platin, welches die Anwendung einer vollkommen
chlorfreien Salpetersäure nöthig macht, und der dünnen Platten
wegen, in welchen es zu der Grove'schen Combination angewandt wird, große Vorsicht in
der Behandlung erfordert. Eine einzige Zinkplatte, 3 Zoll hoch
und 4 Zoll breit, mit einer entsprechenden Kohlenzelle
combinirt, gibt bei dem Schließen der Kette lebhafte Funken,
bringt feine Kohlenspizen zum Glühen, verbrennt Eisendraht Nr.
8, und erhält einen zolllangen Platindraht von der Dike eines
Pferdehaares constant im Glühen. Unterbricht man den
Schließungsdraht in einem Voltameter durch Salzsäure, Jodkalium,
Bleioxydlösung, Silbersolution etc., so erhält man eine
sichtbare Gasentwikelung und in wenigen Minuten bedeutende
Ausscheidungen von Jod und krystallinischen Metallvegetationen.
Ein solches Paar durch ein Voltameter geschlossen, dessen
Platten aus amalgamirtem Zink bestehen, gibt in 6 Minuten 1/10
Liter Wasserstoff in Salzsäure-Lösung, die sich dabei
fast bis zum Kochen erhizt. Diese Gasmenge wird, wie das
beistehende Schema zeigt, durch den Effect eines einfach
geschlossenen Paares erzeugt:
Textabbildung Bd. 81, S. 276
Drei Elemente von den angegebenen Dimensionen zu einer Säule
combinirt, gaben bei Anwendung von verdünnter Schwefelsäure,
welche 8,4 Proc. wasserfreie Säure enthielt, in 25 bis 30
Minuten 1137 Kubikcentimeter Knallgas bei
0° und 0,76m,
welche 0,6775 Grammen elektrolysirtem Wasser entsprechen. Das
Zinkäquivalent für diese Wassermenge ist 2,428. Der
Zinkverbrauch in der ersten Zelle betrug 2,48, in der zweiten
2,47, in der dritten 2,78. Es wird daher schon bei dieser
dreipaarigen Combination der möglich größte ökonomische Effect
erreicht, nämlich auf ein Aequivalent Zink in jeder Zelle oder
auf drei Aequivalente Zink im Ganzen ein Aequivalent Wasser
zersezt. Eine sechspaarige Säule von der erwähnten Größe gab
1105 Kubikcentimeter Knallgas in 14 Minuten. Der Zinkverbrauch
in den einzelnen Zellen betrug für diese Gasmenge 2,568, 2,468,
2,400, 2,640, 2,510. Der Theorie zufolge hätte dieser Verbrauch
2,12 betragen müssen. Die Säule erhält 5 Zoll lange ziemlich
dike Platindräthe constant glühend, und erzeugt zwischen
Kohlenspizen einen kleinen Flammenbogen, dessen Glanz das Auge
kaum ertragen kann.
Es dürfte nicht zu bezweifeln seyn, daß diese Batterie für die
Anwendung elektromagnetischer Kräfte von Wichtigkeit werden
kann. Ich bin gegenwärtig mit der Construction einer
elektromagnetischen Maschine beschäftigt, durch die ich das
magnetische Moment vollständiger, als es bisher geschehen ist,
realisiren zu können hoffe. Sie besteht aus zwei Systemen
gekreuzter Magnete, von denen das eine fest steht, das andere
aber vor dem ersteren um seine Achse beweglich ist, an welcher
Achse die durch einen Gyrotropen commutirten Magnete nach Art
der Speichen eines Rades befestigt sind, so daß nicht allein die
Pole, sondern die ganze Länge der Magnetstäbe wirksam wird.