Titel: | Einfaches, besonders bei medicinisch-gerichtlichen Analysen anwendbares Verfahren, um das Kupfer zu entdeken; von Hrn. Verguin. |
Fundstelle: | Band 81, Jahrgang 1841, Nr. LXX., S. 279 |
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LXX.
Einfaches, besonders bei
medicinisch-gerichtlichen Analysen anwendbares Verfahren, um
das Kupfer zu entdeken; von Hrn. Verguin.
Aus dem Journal de
Pharmacie, Jun. 1841, S. 367.
Verguin's Verfahren, um das Kupfer zu
entdeken.
Ich kam auf dieses Verfahren durch eine Beobachtung, welche ich
schon vor mehreren Jahren bei der Analyse eines Kupfererzes
machte. Zufällig hatte ich meine Auflösung in ein
Platinschälchen gebracht und stellte dann eine Eisenklinge
hinein, um das Kupfer metallisch abzuscheiden. So lange nun das
Eisen nicht in Berührung mit dem Platin kam, fand keine
Erscheinung statt; sobald es aber mit demselben in Berührung
kam, überzog sich das Schälchen mit einer sehr stark anhängenden
Kupferschichte und der Niederschlag legte sich nicht mehr an das
Eisen an. Die Adhäsion war so stark, daß ich, um das Kupfer
wieder wegzubringen, meine Zuflucht zur Salpetersäure nehmen
mußte. Ich hatte diesem Vorgange sonst keine weitere
Aufmerksamkeit geschenkt und ihn beinahe vergessen, als er beim
Lesen des Verfahrens des Hrn. Dr.
Christison, um das Queksilber zu
bestimmen, mir wieder ins Gedächtniß kam; ich suchte ein
einfaches Verfahren zur Bestimmung des Kupfers bei
medicinisch-gerichtlichen Analysen, und dieß ist der
Gegenstand vorliegender Note.
Ich werde der Beschreibung meines Verfahrens eine kurze Würdigung
der bisher angewandten Reagentien, der von ihnen gewährten
Sicherheit und der Fälle, wo sie unzulänglich sind,
vorausschiken. – Diese Reagentien sind: das Ammoniak, das
gelbe Cyaneisenkalium und das metallische Eisen.
Das Ammoniak wirkt, indem es das Kupferoxyd auflöst und sich
dabei schön blau färbt; diese Färbung kann aber nicht leicht
wahrgenommen werden, 1) wenn die untersuchte Flüssigkeit ein
Salz enthält, dessen Basis durch das Reagens gefällt wird, indem
dieser Niederschlag sie dann maskirt, 2) wenn sie von einer
organischen Substanz gefärbt ist. Man kann freilich filtriren
und durch thierische Kohle entfärben; allein wenn man nicht viel
Substanz hat und dieselbe von so großer Wichtigkeit ist, soll
man die Operationen so wenig als möglich vervielfältigen.
Das eisenblausaure Kali entdekt kleine Quantitäten Kupfer; die
Flüssigkeit muß aber zu diesem Zwek rein seyn und darf besonders
kein Eisen enthalten, weil sonst die braune Farbe des
Kupfersalzes nicht unterschieden werden kann, indem sie mit der
blauen Farbe des Eisensalzes vermischt ist.
Das Eisen wirkt zersezend auf das Kupfersalz und fällt das Kupfer
in metallischem Zustand aus demselben, welche Wirkung durch die
Formel
Textabbildung Bd. 81, S. 280
sehr anschaulich gemacht ist, wo, wie man
sieht, das Eisen die Stelle des Kupfers einnimmt, und man, wenn
die Reaction vorüber ist, schwefelsaures Eisen und metallisches
Kupfer hat. Allein die Flüssigkeit muß mit etwas Säure
angeschärft werden, und wenn man deren zu viel zugesezt hat und
das Kupfer nur in kleiner Menge darin vorhanden ist, so wird das
Eisen schwarz und verhindert dadurch, das Kupfer wohl zu
unterscheiden. Ferner hängt das Kupfer dem Eisen nicht an und
die geringste Reibung kann es davon trennen.
Alle diese Unsicherheiten finden bei dem jezt zu beschreibenden
Verfahren, welches eine Anwendung der Eingangs erwähnten
Thatsache ist, nicht statt. Die zu untersuchende Flüssigkeit muß
behufs desselben, wenn sie verdünnt ist, etwas concentrirt und
mit Salzsäure angesäuert werden; man bringt hierauf einen
Tropfen derselben auf ein Platinblech, welches man mit einer
vollkommen blanken Eisenplatte in der Art bedekt, daß das Eisen
sowohl die Flüssigkeit als das Platin berührt; nach ein paar
Secunden zeigt das Platin einen stark adhärirenden
Kupferüberzug, so weit es mit der Flüssigkeit in Berührung
war.
Die Erklärung dieses Vorganges beruht ganz auf der
elektrochemischen Theorie, und ist von folgenden Gesezen
abzuleiten. 1) Wenn man zwei Metalle in Contact sezt, wird
Elektricität erzeugt; das eine derselben wird positiv, das
andere negativ-elektrisch. 2) Wenn irgend eine Lösung in
den Kreis der Säule gebracht wird, so wird das Salz zersezt, die
Säure geht an den positiven Pol, die Basis an den negativen; es
gibt Salze, welche auf diese Weise nicht nur in Säure und Basis
zersezt werden, sondern deren Basis selbst wieder in Metall und
Sauerstoff zerlegt wird; in diesem Falle begibt sich das Metall
allein an den negativen Pol, der Sauerstoff aber mit der Säure
an den positiven. – Wenn man nun Eisen und Platin in
Contact sezt, entwikelt sich Elektricität, welche Entwikelung
durch die Gegenwart einer Salzlösung noch erhöht wird; das Eisen
wird positiv, das Platin negativ elektrisch. Die Kupfersalze
haben nun diese Eigenschaft, nicht nur in Säure und Oxyd zersezt
zu werden, sondern ihr Oxyd selbst zersezt sich überdieß in
Sauerstoff und Metall. Säure und Sauerstoff gehen an das Eisen,
welches der positive Pol der Säule ist, und das Metall allein
hängt sich an das Platin, den negativen Pol.
Dieses sehr verläßliche Verfahren ist einfach, kann von Jedermann
ausgeführt werden, und verspricht bei gerichtlichen
Untersuchungen recht nüzlich zu werden.