Titel: Ueber den Mohrenberg'schen Schornsteinaufsaz; von Hrn. Lohde.
Fundstelle: Band 81, Jahrgang 1841, Nr. LXXXV., S. 341
Download: XML
LXXXV. Ueber den Mohrenberg'schen Schornsteinaufsaz; von Hrn. Lohde.Aus Förster's allgem. Bauzeitung Bd. V. S. 287 im polytechnischen Centralblatt 1841, Nr. 33. Mit Abbildungen auf Tab. VI. Lohde, über den Mohrenberg'schen Schornsteinaufsaz. Der Architekt C. Mohrenberg in Berlin hat mit Glük versucht, einen Schornsteinaufsaz herzustellen, welcher nicht an dem allgemeinen Uebel der bisher construirten leidet, nur für eine gewisse Disposition des Schornsteins passend zu seyn. Der Schornstein mag höher oder tiefer als der Forst des Daches, er mag ganz frei oder in der Nähe höherer Mauern ausmünden, der Mohrenberg'sche Aufsaz verhindert das Hinabdrüken des Rauches in den Schornstein bei jeder äußeren Luftströmung, der Wind mag kommen woher er will. Die Construction desselben ist recht sinnreich. Der Aufsaz bildet vornehmlich einen vierekigen Kasten, dessen vier Seiten sich durch Flügelthüren öffnen, von denen die gegenüberstehenden Paare durch drei Querstäbe von Eisendraht so verbunden sind, daß ein Druk gegen einen dieser Flügel sich sogleich auch den drei anderen mittheilt, so daß also die Thüren von der Seite, woher der Wind kommt, stets geschlossen sind, während sie von der anderen entgegengesezten Seite stets geöffnet seyn werden, und der Rauch an dieser Seite einen ungehinderten Austritt findet. Der Aufsaz des Hrn. Mohrenberg war anfangs nicht von der vervollkommneten Gestalt, wie wir ihn jezt in Fig. 1115 in 1/12 der natürlichen Größe sehen; so fehlten demselben früher die in diagonaler Richtung angebrachten Schuzbleche a der Flügelthüren, wodurch ein unangenehmes Klappen derselben entstand, sobald der Wind nicht, wie der Pfeil andeutet, in diagonaler Richtung, sondern mit zwei entgegengesezten Seiten des Aufsazes gerade parallel wehte, und zwar entstand dieses Auf- und Zuklappen der Thüren gerade an eben diesen mit der Richtung des Windes parallelen Seiten, wie sich leichtlich ergibt. Diesem Uebelstande wurde nun von dem Erfinder durch jene vier diagonalen Schuzbleche a abgeholfen, die von gleicher Höhe mit den Thüren sind und so weit vor den Eken des Kastens vorstehen, daß ihre Endpunkte mit denen der geöffneten Thüren in eine gerade Linie fallen (s. den Grundriß Fig. 11). Auf diese Weise werden nun die Thüren, die an den mit der Richtung des Windes parallelen Seiten des Aufsazes liegen, vollkommen geschüzt, und der Wind wird sie erst dann treffen, sobald er diese Richtung verläßt und eine mehr diagonale annimmt, bei welcher lezteren alsdann die beiden neben einander liegenden Flügelpaare sogleich ganz abgeschlossen und die diesen entgegengesezten sogleich ganz geöffnet werden. Später beobachtete Mohrenberg bei einem nur einige Fuß von einer höheren Wand placirten Schornsteinaufsaze seiner Construction, daß der gerade auf diese höhere Wand anprallende und von derselben reflectirte Wind durch die dieser Wand zugekehrten geöffneten Thüren des Aufsazes eindrang und den daraus dringenden Rauch in den Schornstein zurükdrängte. Diesem Uebelstande wurde nun durch ein anderes Schuzblech b (s. Fig. 1315) abgeholfen, das mit der der Wand zugekehrten Seite des Aufsazes parallel und mit dieser Seite von gleicher Breite ist, aber vor den geöffneten Thüren noch um ein Drittel der ganzen Oeffnung vorsteht, damit der Rauch Raum finde, abziehen zu können. Dieses einer der Seiten des Aufsazes parallele Schuzblech verhindert also das Eindringen des von einer in der Nähe befindlichen höheren Wand reflectirten Luftstromes in den Schornstein, ohne dadurch den Austritt des Rauches aus demselben zu stören. – Je nach der Localität können nun solcher Schuzbleche eines, zwei, drei oder auch vier angebracht werden, je nachdem die Ausmündung des Schornsteins von einer, von zwei, drei oder von allen vier Seiten durch höhere Wände in der Nähe flankirt wird. Das Schließen der Thüren wird aber durch diese Schuzbleche b nicht gehindert, indem der jedesmalige auf die diagonalen Schuzbleche a wirkende Wind zugleich auf die ihnen zunächst liegenden Thüren wirkt und sie schließt. Küchen rauchen häufig im Sommer bei sehr warmer Temperatur der Atmosphäre, und wenn die Sonne, wie man sagt, auf dem Schornsteine steht. Es befindet sich dann in diesen Fällen oben bei der Ausmündung des Schornsteins und namentlich in dem Schornsteinkasten eine Luftschicht von einem höheren Temperaturgrade, als der bis dahin gelangende, sich auf seinem Wege immer mehr und mehr abkühlende Rauch besizt. Dieser höhere Temperaturgrad der Luftschicht im Schornsteinkasten kann einestheils durch die erwärmte Atmosphäre selbst und durch die Fortpflanzung der Wärme in derselben, sodann auch durch die unmittelbare Wirkung der die Luftschicht in dem oberen Theile des Schornsteins treffenden und sie erwärmenden Sonnenstrahlen, oder aber drittens durch die von den heißen Sonnenstrahlen getroffenen und durchwärmten dünnen Wände des Schornsteinkastens herrühren, welche erwärmte Luftschicht alsdann vermöge ihrer Expansion den bis zu ihr gelangenden kälteren Rauch wieder in den Schornstein hinabdrükt, wodurch dann das Rauchen der Küchen entsteht. Diesem Rauchen der Küchen kann nun auf zweierlei Wegen abgeholfen werden; entweder durch schnelle und energische Erwärmung des Schornsteins von Unten – durch Flakerfeuer – oder schneller und wirksamer noch durch eine beständige Abkühlung der wärmeren Luftschicht in dem erhöhteren Theile des Schornsteins, in dem Schornsteinkasten selbst, indem man einestheils die unmittelbare Einwirkung der heißen Sonnenstrahlen auf die obere Luftschicht hindert und anderntheils eine Abkühlung der daselbst befindlichen Luftschicht durch Erregung von Zugluft bewirkt. Das erste Mittel, die Abhaltung der auf die innere Luftschicht unmittelbar wirkenden Sonnenstrahlen, wird schon durch unseren Schornsteinaufsaz und durch die Schuzbleche b desselben an und für sich bewirkt; um nun aber eine Abkühlung der in dem Schornsteinaussaze, bei dem die Wärme gut leitenden Materiale desselben, sich um so leichter durch Einwirkung der Sonnenstrahlen bildenden wärmeren Luftschicht hervorzubringen, und dem durch die Expansion dieser Luftschicht bewirkten Herabdrüken des Rauches zu begegnen, hat Mohrenberg in den mit den Seiten des Aufsazes parallelen Schuzblechen b trichterförmige Röhren c angebracht (s. Fig. 14 und 15), die durch die Thüren bis in den umschlossenen inneren Raum des Schornsteinaufsazes hineinreichen und dort fortwährend einen beständigen Luftzug erzeugen, der die daselbst befindliche Luftschicht abkühlt und zugleich auch den Rauch durch die geöffneten Thüren hinaustreibt und ein Ansammeln des Rauches daselbst verhindert. Damit sich nun der Rauch nicht an dem oben vorstehenden Rande von Bandeisen stoße, welcher die Eisen auf den Eken zusammenhält, wird der Dekel d (s. den Durchschnitt Fig. 14) so hineingepaßt, daß er mit den Oeffnungen gleiche Höhe hat. Die Größe eines Schornsteinaufsazes, der in seinem Haupttheile stets von quadratem Grundplan ist, richtet sich nach der Anzahl der Feuerungen, deren Rauch durch denselben entweichen soll. Sie kann von jedem Sachverständigen leicht bestimmt werden; jedoch darf sie, sobald der Aufsaz bei besteigbaren Schornsteinen von Innen gereinigt werden soll, nicht zu gering, nicht unter 9 Zoll Seitenlänge seyn, weil bei geringerem Längenmaaße die Reinigung von Innen sehr erschwert wird, die denn doch wegen des sich ansezenden Rußes von Zeit zu Zeit nothwendig ist. Kann die Reinigung von Außen erfolgen, so kann das angegebene Längenmaaß auch noch geringer seyn. Der Aufsaz darf aber auch nicht zu groß seyn, nicht über 15 Zoll Seitenlänge haben, weil er sonst leicht in Gefahr kommt, von einem heftigen Winde ergriffen und hinabgeworfen zu werden. – Wenn nun auch bei besteigbaren Schornsteinen der Aufsaz da, wo sich die Thüren befinden, kleiner seyn kann, als der Durchschnitt des Schornsteins selbst, so ist es doch für den ungehinderten Abzug des Rauches gut, dem Unterbau des Aufsazes die Weite des Schornsteins zu geben, welcher Unterbau sich alsdann pyramidalisch bis zur Weite desjenigen Theiles des Schornsteinaufsazes verjüngt, an dem sich die Thüren befinden. – Bei engen runden, sogenannten russischen Schornsteinröhren muß die Breite der Oeffnungen gleich dem Durchmesser der Röhre seyn. Der Grundplan des Haupttheiles des Mohrenberg'schen Schornsteinaufsazes, d. i. der Theil, woselbst sich die Thüren befinden, ist, wie schon gesagt, immer ein Quadrat. Die Seitenöffnungen haben ein Verhältniß der Breite zur Höhe wie 6 : 7, welches sich als ein zwekmäßiges bewährt hat; sie haben deßhalb eine größere Höhe als Breite, damit auch bei nicht vollständig geöffneten Thüren dennoch eine größere Oeffnung für das Entweichen des Rauches stattfinde. Die Verbindungsstäbe der Thüren (1, 2, 3 und 4, 5, 6 in Fig. 11) müssen genau regulirt werden, und so weit von einander entfernt seyn, daß sie sich bei der Bewegung nicht berühren können. Die Oehsen, in welchen die Verbindungsstäbe befestigt werden, müssen nicht weiter als 1/2 Zoll von der Thürkante, und alle gleich weit von derselben entfernt stehen, damit auch der geringste durch die Luftströmung hervorgebrachte Druk auf die Seiten des Aufsazes schon ein Schließen der Thüren bewirke. Die Haken der Verbindungsstäbe werden unter den Oehsen umgebogen, damit sie vom Winde nicht aus denselben ausgehoben werden können. Die Verbindungsstäbe selbst werden so viel als möglich nach Oben angebracht, damit dieselben so wenig als möglich bei der Reinigung des Aufsazes hinderlich sind. Bei den Ansichten des Aufsazes Fig. 12 und 13, wie in dem Durchschnitte desselben Fig. 14 sind nur fünf Verbindungsstangen zu sehen, weil die Verbindungsstangen 4 und 6 (s. Fig. 11) mit einander in gleicher Höhe liegen und sich deken. Die geöffneten Thüren bilden keinen rechten Winkel mit den Seiten des Aufsazes, sondern neigen sich etwas nach der Oeffnung zu, und zwar um so viel gegen einander, als die Thürkegel von der Oeffnung zurükstehen. Diese Stellung der Thüren wurde zur leichteren Schließung derselben von dem Erfinder vorgesehen. Um ein Ausheben der Thüren durch den Wind zu verhindern, stehen die Thürkegel jedes Thürflügels nicht nach einer, sondern nach entgegengesezter Richtung gegen einander gewendet, und zwar der untere aufrecht nach Oben, der obere nach Unten abwärts gekehrt. Zur Verminderung der Reibung sind die unteren Thürkegel oben spiz und rundlich zugefeilt, worauf die zugehörigen Thürbänder, die oben mit einer Platte geschlossen sind, laufen. Der pyramidalisch sich verjüngende Unterbau des Aufsazes muß so steil und so hoch seyn, daß der Schnee nicht aufliegen und der etwa aufliegende nicht das Oeffnen der Thüren hindern kann. Das pyramidale Dach des Aufsazes muß abgenommen werden können, und wird mittelst Scharniere an die vier diagonalen Schuzbleche a befestigt; die vier Drahtstifte, die an einer Seite umgebogen sind, dürfen nur aus den zugehörigen vier Scharnieren ausgezogen werden, um das Dach des Aufsazes abheben zu können. Die den Seiten des Aufsazes parallelen Schuzbleche b können eben so leicht angebracht, wie wieder abgenommen werden; sie erhalten zur Verstärkung gegen den Stoß und Druk des Windes zwei eiserne Schienen, die zuerst unten mit ihren halben Umbiegungen, welche Haken bilden, in die Oehsen e eingehängt werden; oben bilden die vollen Umbiegungen dieser Schienen mit den hier am Dache des Aufsazes befindlichen Oehsen zwei Scharniere, welche mit einander durch Drahtstifte befestigt werden. Wenn die Schuzbleche b mit den trichterförmigen Zugröhren versehen werden, so erhalten die Thüren nur einen kleinen Ausschnitt an der Stelle, wo die Zugröhre, nachdem sie geschlossen ist, durchreicht; dieser Ausschnitt muß aber noch einen kleinen Spielraum zwischen Thür und Röhre lassen, damit die Schließung der ersteren durch leztere nicht behindert werde. Das Material des Aufsazes ist Eisenblech, von dem die 18'' breite und 24'' lange Tafel ungefähr 4 Pfd. wiegt. Das Gerippe des Aufsazes wird aus halbzolligem Quadrateisen hergestellt. Die Verbindungsstäbe werden aus Eisendraht von etwa 1/10 Zoll Stärke angefertigt. Der Aufsaz wird durch einen Anstrich von Oehlfarbe gegen das Rosten gesichert. Die Befestigung des Aufsazes auf dem Schornsteine kann durch Federn h (s. Fig. 12) geschehen, welche oben nach der Weite des Schornsteins gerichtet werden, unten jedoch etwas mehr aus einander stehen, um ein Andrüken derselben gegen die inneren Wände des Schornsteinkastens zu bewirken. Diese Federn sind so lang, als der Aufsaz hoch ist, und werden beim Einbringen in den Schornstein zuerst unten durch einen Strik zusammengezogen. Besser und sicherer ist es, diese Eisenschienen unten umzubiegen und zu vermauern, obwohl sich bei der beschriebenen Befestigung der Aufsäze mittelst Federn noch kein Fall ereignet hat, wo der Wind den Aufsaz abgehoben hätte. Der Versuch, mehrere neben einander stehende Schornsteine unter einem Aufsaze zu vereinigen, hat sich nicht immer als seinem Zwei entsprechend bewährt, weil selten zu gleicher Zeit in den verschiedenen Schornsteinen geheizt wird, und der Rauch sich in den, welcher noch kalt war, hinabsenkte. Deßhalb ist es besser, jedes Rohr mit einem besonderen Aufsaze zu versehen. In diesem Falle wird der zweite Aufsaz, oder bei mehr als zwei Aufsäzen jedesmal der mittlere oder der von gerader Zählungsnummer über den ersten, oder über den ersten und dritten u.s.f. in seinem Unterbaue so viel erhöht, daß das Spiel der Thüren jedes Aufsazes ungehindert vom anderen eintreten und somit auch der Rauch jedes Aufsazes ungehindert vom anderen austreten kann. Diese Erfindung des Hrn. C. Mohrenberg ist als neu und eigenthümlich von der königl. preuß. Regierung am 3. Aug. 1838 für das Königreich Preußen auf 8 Jahre patentirt worden, wo Schornsteinaufsäze von dieser Construction seit der Zeit viel und namentlich in Berlin (wo deren Anfertigung durch den Eisenwaarenhändler C. Harnack besorgt wird) angewendet wurden, die in der vervollkommneten Construction auch immer den gehegten Erwartungen entsprochen haben.

Tafeln

Tafel Tab. VI
Tab. VI