Titel: | Verfertigung des Papiers aus dem Stroh verschiedener Gramineen; von den HHrn. d'Arcet, Chaptal und Bronzac. |
Fundstelle: | Band 81, Jahrgang 1841, Nr. XCVII., S. 375 |
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XCVII.
Verfertigung des Papiers aus
dem Stroh verschiedener Gramineen; von den HHrn.
d'Arcet, Chaptal und Bronzac.
Aus dem Bulletin de la
Société d'Encouragement. Jul. 1841, S.
217.
Ueber Papierfabrication aus Stroh.
Rösten des Strohes. Man nimmt das
rohe Stroh, wie man es zu kaufen pflegt, drükt es in große
hölzerne, bleierne oder sonst von Alkalien unangreifbare
Behälter und schüttet Natron-, Kali- oder
Kalklauge oder Schwefelkalilösung darüber; diese Lauge muß
siedend seyn und am Baumé'schen Aräometer ungefähr 4° zeigen.
Man läßt das Stroh so lange maceriren, bis die Röstung
vollkommen geschehen ist, und bringt das geröstete Stroh unter
eine sehr starke hydraulische Presse.
Gährung des Strohes nach dem Rösten.
Man rührt das geröstete und zusammengepreßte Stroh in einen
Aufguß gekeimten Roggens, sezt Bierhefe hinzu und erwärmt das
Local so, daß die Mischung wohl in Gährung kommen kann; wenn das
Stroh eine hinlängliche Veränderung eingegangen hat, thut man
der Gährung Einhalt, wascht mit vielem Wasser aus und unterwirft
die Masse noch einmal der Wirkung der hydraulischen Presse.
Zerreiben und Bleichen des Strohes.
Man bringt das gegohrene Stroh in ein Chlorkalkbad von
16° nach dem Gay-Lussac'schen Chlorometer; um die
Desorganisation desselben zu vollenden, ohne jedoch die Knoten
und die Aehren anzugreifen, rührt man das Gemenge wohl um und
unterstüzt hiedurch die Einwirkung des Chlorkalks auf den Zeug.
Wenn man diesen für hinlänglich fein zertheilt und weiß hält,
nimmt man ihn aus dem Chlorkalk, wascht ihn sorgfältig aus, läßt
ihn ein mit Schwefelsäure angesäuertes Bad passiren und wascht
ihn noch einmal aus.
Durchsieben des Zeugs behufs der
Abtrennung der Knoten und der Aehren. Der so bereitete
Zeug kommt nun in ein cylindrisches Beutelsieb von Metallgewebe,
dessen Maschen einen Quadratmillimeter weit sind. Dieses
horizontal gestellte Beutelsieb befindet sich zum Theil unter
Wasser und wird in eine gehörig schnelle rotirende Bewegung
gesezt, wodurch der in Wasser gerührte Zeug innerhalb des
Beutelsiebs durch die Maschen des Siebs durchzutreten gezwungen
wird. Das mit diesem Zeuge beladene Wasser wird nach diesem
Sieben in große Behälter geleitet, wo sich der Zeug leicht
absezt. Man decantirt das überstehende Wasser und läßt den Zeug
von mit Leinwand bezogenen, horizontal gestellten Rahmen
abtropfen, was vollkommen stattfindet. In diesem Zustande kann
man ihn in den Holländer bringen, um ihn einige
Augenblike zu affiniren, ehe man ihn in Bogen verarbeitet oder
in die hydraulische Presse bringen, um feste, leicht
transportable Brode daraus zu machen.
Um 75 Kilogr. trokenen Papierzeug zu bereiten, braucht man 100
Kilogr. trokenes Stroh, 23 Kilogr. rohe Soda von 33°
Descroizilles, 17 Kilogr. gekeimtes Roggenmehl und 67 Kilogr.
Chlorkalk. Der Aufguß des Roggenmehls wird warm bereitet; man
bringt ihn auf das geröstete Stroh und leitet die Gährung des
Gemisches durch Erwärmen auf 24° R. ein.
Dieses Verfahren kann auch bei dem aus dem Rohr bereiteten
Papierzeug angewandt werden. (Description
des Brevets Bd. XLI.)