Titel: | Verbesserungen an Schlössern und Schlüsseln, worauf sich William Morrett Williams am Bedford-place, London, am 27. Febr. 1840 ein Patent ertheilen ließ. |
Fundstelle: | Band 81, Jahrgang 1841, Nr. CII., S. 403 |
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CII.
Verbesserungen an Schlössern
und Schlüsseln, worauf sich William Morrett Williams am
Bedford-place, London, am 27.
Febr. 1840 ein Patent ertheilen ließ.
Aus dem London Journal
of arts. Jun. 1841, S. 281.
Mit Abbildungen auf Tab. VII.
Williams' Verbesserungen an Schlössern und
Schlüsseln.
Bei gegenwärtigen Verbesserungen an Schlössern und Schlüsseln ist
ein eigenthümlicher und neuer Mechanismus in Anwendung gebracht,
welcher die bei den meisten gegenwärtig bekannten
Patentschlössern eingeführte „Zuhaltung“
überflüssig macht.
Die Anwendung dieses Mechanismus bezieht sich zunächst auf ein
Vorlegeschloß, Fig.
27, dessen Rükplatte weggelassen ist, um die inneren
Theile sichtbar zu machen. Fig.
28 zeigt die nämliche Einrichtung, nur daß die inneren
Theile in einer anderen Lage sich befinden; Fig.
27 stellt nämlich den Riegel in das Riegelloch des
Schlußbügels geschoben, d.h. das Schloß zugeschlossen dar,
während Fig.
28 dasselbe aufgeschlossen zeigt, indem der Riegel aus
dem Bügel zurükgezogen ist. Fig.
29 ist ein in verticaler Richtung quer durch die Mitte
des Schlosses gehender Durchschnitt.
a, a ist das Gehäuse des Schlosses,
b der Riegel, welchen auch Fig. 30 abgesondert darstellt. An dem unteren Rande
des Riegels befindet sich eine Zahnstange oder eine Reihe von
Zähnen c. Das Ende oder die Zunge
des Riegels ist unterstüzt und gleitet in einer an das Gehäuse
befestigten Leitung. Als Führung während ihrer schiebenden
Bewegung dient ferner die Schraube e, welche durch einen am hinteren Theile des Riegels
befindlichen Schliz geht.
Fig. 31 zeigt in zwei Lagen, von denen die eine
perspectivisch sich darstellt, die Zahnstangenbüchse f, die, wie man aus Fig.
27, 28
und 29
abnehmen kann, unmittelbar unter dem Riegel befestigt ist. Es
ist wohl zu bemerken, daß in dem oberen Theile dieser
Zahnstangenbüchse eine longitudinale Rinne z, z geschnitten ist, in welcher die
an der unteren Seite des Riegels befindliche Zahnstange c zu gleiten bestimmt ist.
Fig.
32 liefert die Seitenansicht eines der verschiebbaren
Stüke g, von denen bei vorliegendem
Schlosse vier in Anwendung gebracht sind. Diese Stüke sollen
verhindern, daß der Riegel aus seiner schließenden oder
öffnenden Stellung sich verrüken lasse. Sie kommen in
Vertiefungen oder Oeffnungen der Zahnstangenbüchse f zu liegen; eines derselben ist in
dem verticalen Durchschnitt der Zahnstangenbüchse Fig. 33 sichtbar.
Fig. 34 stellt die oberen Kanten dieser vier
Schieberstüke g, g, g, g dar; in
jeder derselben befindet sich eine in verschiedenen relativen
Abständen von ihrer Vorderfläche eingeschnittene Kerbe x.
Fig. 35 liefert die Seitenansicht einer gabelförmigen
Feder h. Die Gabelenden fallen, wenn
diese Feder, wie in Fig.
27, 28
und 29 an
die Schloßplatte befestigt wird, in die perpendikulären
Einschnitte oder Oeffnungen der Büchse f, und drüken alle gegen die Vorderseite der
Schieberstüke g. Leztere besizen
jedes einen Schwanz oder eine Verlängerung i, welche, wie der Querschnitt Fig. 29 zeigt, durch die vordere Schloßplatte ragt.
An diese Platte ist eine Hülse oder eine Schlüsselleitung k befestigt, mit Löchern, durch
welche die Verlängerungen i so
gestekt werden, daß ihre Enden an den Außenseiten der Hülse
dicht anliegen.
Fig. 36 stellt den Schlüssel oder das Instrument dar,
mit dem jene Schieber zum Behuf des Schließens und Oeffnens in
Bewegung gesezt werden können; die Vorderplatte ist, um die
inneren Theile zu zeigen, weggelassen.
Der Riegel b wird in die Fig. 27 sichtbare schließende Stellung durch einen
Hebel l vorgeschoben, den eine
kräftige Feder m in Thätigkeit sezt;
eine Feder n, Fig.
28, schiebt den Riegel wieder zurük und bewirkt
dadurch das Oeffnen des Schlosses. Ein mit einer schrägen Fläche
versehenes, Fig.
37 abgesondert dargestelltes verschiebbares Stük p wird nämlich gegen einen seitwärts
am Hebel l sizenden, Fig.
38 separat dargestellten Zahn q gedrükt; dadurch, daß dieser den Hebel l zurükdrängt, gibt er der Feder n die Freiheit, den Riegel
zurükzuschieben.
Fig. 39, 40
und 41
sind Durchschnitte, welche in der Höhe des Obertheils der
Zahnstangenbüchse f horizontal durch
das Vorhängeschloß geführt sind, um die verschiedenen Stellungen
der Schieber g zu zeigen. Fig. 39 stellt sie im Zustande der Ruhe dar, wenn der
Riegel, der, Fig.
27 gemäß, auswärts geschoben ist, und Fig.
40, wenn die Schieber durch den Schlüssel
fortgeschoben werden, um das Zurükschieben des Riegels wie in
Fig.
28 zu gestatten.
Angenommen nun, der Riegel sey vorwärts geschoben, d.h. wie in
Fig.
28 geschlossen, so muß, um aufzuschließen, der
Schlüssel Fig.
36 an die Vorderseite der Hülse k angesezt werden. Dieser Schlüssel besteht aus einer
rectangulären Büchse s, s, welche
zwei Reihen Stifte von verschiedener Länge enthält, die an einem
Centralblok t befestigt sind. Die
Schlüsselbüchse sizt an einer Achse, welche ihre Drehung um den
Griff gestattet, so daß beide Stiftreihen an die Hülse k, welche die Stelle des
Schlüsselloches vertritt, angelegt werden können. Die eine
dieser Stiftenreihe, z.B. v, dient
zum Aufschließen, die andere w zum
Zuschließen. Mit Bezugnahme auf Fig.
39 (welche die Schieber im Zustande der Ruhe
darstellt, nachdem der Riegel vorgeschoben wurde) wird nun klar,
daß die Schwanzenden der Schieber mit der Vorderseite der Hülse
k coincidiren, daß aber alsdann
die in den Schiebern befindlichen Kerben verschieden weit von
der Vorderseite abstehen.
Es versteht sich, daß die Zahnstange c beständig in der Rinne z
der Zahnstangenbüchse sich befinde, eben so, daß gleichzeitig
alle in den Einschnitten der Zahnstangenbüchse befindlichen
Schieber in den Zwischenräumen zwischen den Zähnen der
Zahnstange c stehen und dadurch den
Riegel hindern, längs der Rinne z
sich zu verschieben. Um daher aufzuschließen, d.h. den Riegel
zurükzuziehen, müssen vor Allem sämmtliche Schieber g in solche Lagen gerükt werden, daß
sie ihre Kerben x mit der Rinne z in eine
Linie bringen. Dieß geschieht dadurch, daß man den Schlüssel an
das Rohr k an der Vorderseite des
Schlosses ansezt und geradezu vorwärts drükt. Da sämmtliche am
Schlüssel befindlichen Stifte, nach Maaßgabe der Abstände, auf
welche die Schieber bewegt werden müssen, in verschiedenen
Längen an dem Bloke t befestigt
sind, so drängt der gegen die vorderen Enden der Schieber
erfolgende Druk alle Schieber einwärts und bringt alle ihre
Kerben x mit der Rinne z in Coincidenz, wie Fig.
40 zeigt.
Um nun wirklich aufzuschließen oder den Riegel zurükzuziehen,
wendet man den Theil v des
Schlüssels an, welcher fünf Stifte besizt. Der fünfte Stift y ist dazu bestimmt, gegen den
Schwanz des Schiebers p zu wirken.
Nachdem also der Schlüssel angesezt worden ist, und sämmtliche
Schieber g, g, g, g und p in die Fig.
40 dargestellte Lagen gebracht worden sind, drängt die
schräge Fläche des Schiebers p
dadurch, daß sie gegen den Zahn q
des Hebels l drükt, diesen Hebel in
die Fig.
28 sichtbare Stellung zurük, worauf die in den
Schiebern g befindlichen Kerben x alle gleichzeitig mit der Rinne
z zusammenfallen. Die Verzahnung
des Riegels wird dadurch frei und der Riegel unmittelbar darauf
durch die Kraft der Feder n in die
öffnende Lage Fig.
28 zurükgeschoben. Zieht man nun den Schlüssel zurük,
so drängt die gegen sämmtliche Schieber wirkende Feder die
lezteren in die Zwischenräume der Zahnstange c in die Fig.
39 sichtbare Lage, wodurch der Riegel in der
aufgeschlossenen Stellung festgehalten wird.
Um den Riegel in die schließende Lage Fig.
27 vorzuschieben, muß die Schlüsselbüchse umgedreht
und die Stiftenreihe w, wie Fig. 42 zeigt, an die Hülse k angesezt werden, um auf die Enden i der Schieber g zu wirken. Gegen das Schloß
gedrükt drängen diese Stifte die Schieber zurük, so daß alle
ihre Kerben x mit der Rinne z der Zahnstangenbüchse coincidiren,
wie aus dem Durchschnitt Fig.
41 abzunehmen ist; worauf die gegen den Hebel l wirkende Kraft der Feder m die Verzahnung des Riegels frei
längs der Rinne fortbewegt, so daß der Riegel in die Fig. 27 dargestellte schließende Lage vorgeschoben
wird. Das Zurükziehen des Schlüssels gestattet wieder der
gabelförmigen Feder h, sämmtliche
Schieber g vorwärts durch die
Verzahnung des Riegels in die Fig.
39 dargestellte Lage zu schieben, worauf der Riegel
wie oben, fest in der schließenden Stellung verharrt.
Der Patentträger bemerkt, daß man der Zahnstange auch eine andere
Form geben kann, indem man anstatt der Zähne in den unteren
Theil des Riegels Stifte einschlägt. Auch kann man in einer
unter dem Riegel angebrachten Rippe, wie die Hülfsfigur 4*
zeigt, eine Reihe von Löchern bohren; in diesem Falle müßte man
dem Schieber g die in der Hülfsfigur
6* dargestellte Form geben.
Fig. 43 ist ein Thürschloß, bei welchem das neue
Princip der Construction modificirt erscheint, um die Anwendung
eines drehbaren Schlüssels zu gestatten. Fig.
44 zeigt den Schlüssel im horizontalen Durchschnitt;
die entgegengesezte Seite des Riegels ist in Fig.
45 abgesondert dargestellt.
Anstatt der bei f, Fig.
31, in der vorhergehenden Construction dargestellten
vierekigen Zahnstangenbüchse wird eine in mehreren abgesonderten
Ansichten und Durchschnitten sichtbare cylindrische
Zahnstangenbüchse in Anwendung gebracht. Fig.
46 ist eine äußere Ansicht dieser cylindrischen Büchse
mit darin befindlichen Schiebern; Fig.
47 gibt eine Ansicht, so wie sie durch die Vorderseite
des Schlosses fortgesezt erscheint; sie versieht die Stelle
eines der Hülse k bei der
vorhergehenden Construction entsprechenden Schlüssellochs. Fig. 48 zeigt das hintere Ende der cylindrischen
Zahnstangenbüchse, wobei die in Fig.
49 sichtbare Endplatte weggelassen ist. Fig. 50 stellt die Büchse im verticalen Durchschnitt
dar, um die innere Gestalt ihrer Durchgänge und Vertiefungen, so
wie auch die Stellungen der Schieber und der in der Büchse
befindlichen Federn zu erläutern. Fig.
51 gibt eine separate Ansicht der Schieber g, deren, anstatt jener in Fig. 32 dargestellten, vier in Anwendung kommen. Fig. 52 ist eine der vier Spiralfedern h, anstatt jener gabelförmigen
Federn Fig.
35, welche dazu dient, die Schieber in die Höhe zu
drüken. Jede dieser Federn äußert, wie Fig.
50 zeigt, in einer der Vertiefungen des Cylinders ihre
Wirkung gegen das Ende eines der Schieber.
An dem Riegel dieses Schlosses, Fig.
43 und 44,
ist eine Platte q befestigt; in
diese ist eine Tförmige Oeffnung
geschnitten, worin die Stifte r und s
thätig sind, welche an der mit dem Ende der cylindrischen
Zahnstangenbüchse (Fig.
46 und 49)
fest verbundenen Platte festsizen. Mit Hülfe dieser in der Tförmigen Oeffnung arbeitenden
Stifte versezt eine der Zahnstangenbüchse von dem Schlüssel
ertheilte Rotation den Riegel in hin- und hergehende
Bewegung. In die entgegengesezte Seite des Riegels Fig. 45 ist eine andere Oeffnung geschnitten, welche
eine doppelte Verzahnung c, c
besizt. Diese Verzahnung entspricht der unter dem Riegel b, Fig.
27, 28
und 30
befindlichen, mit c bezeichneten
Zahnstange, und wirkt in der kreisförmigen Rinne z, z, welche rings um die Mitte der
cylindrischen Zahnbüchse läuft. Leztere wird mit Hülfe zweier
dünnen Platten t, t, Fig.
44, an die Schloßplatte befestigt. Die kreisrunden
Kanten dieser Platten greifen in eine rings um die
Zahnstangenbüchse laufende kreisförmige Rinne v, v,
Fig. 46. Wenn die Platten t,
t an die Schloßplatten befestigt worden sind, so
schließt die Zahnstangenbüchse dicht an das Schloß an, läßt sich
jedoch frei umdrehen.
Sind die Theile des Schlosses auf die Fig.
43 und 44
dargestellte Weise zusammengefügt, und liegt die Verzahnung c, c des Riegels in der Rinne z, z der Zahnstangenbüchse, so läßt
sich der Riegel durch die Schieber g,
g in der Zahnbüchse nicht bewegen, indem dieselben in
den Zwischenräumen zwischen den Zähnen der Zahnstange c, c liegen, wie der Durchschnitt
Fig.
53 des Riegels mit der Verzahnung c, c und der Büchse f zeigt.
Es wird nunmehr in die Augen springen, daß wenn man das
Schlüsselende gegen das äußere Ende der cylindrischen Büchse
andrükt, die Stifte in dem Schlüssel gegen das Ende der Schieber
g wirken und denselben so weit
gegen die Federn zurükdrängen werden, bis ihre Kerben mit den in
der cylindrischen Zahnstangenbüchse befindlichen Rinnen z coincidiren. Die Rinne z ist alsdann ringsherum vollständig
offen, so daß die Verzahnung c, c
des Riegels ohne Hinderniß durch dieselben passiren kann.
Eine andere Modification des verbesserten Schlosses in Anwendung
auf einen Faßhahn ist in den folgenden Figuren dargestellt. Fig. 54 ist eine Horizontalansicht des Hahnes, wobei
der Stöpsel oder die Lilie, um den Schließapparat sichtbar zu
machen, weggelassen ist. Fig.
55 zeigt den unteren Theil der oben am Stöpsel
befindlichen Dekelplatte. Diese Dekelplatte a ist kreisrund und bedekt eine
cylindrische Büchse b, welche den
Mechanismus des Schlosses einschließt; an der Rükseite befindet
sich eine Hülse k, an welche der
Schlüssel angesezt wird.
Eine Fig.
56 abgesondert dargestellte Zahnbüchse besizt
Durchgänge zur Aufnahme einer Reihe von Schiebern g, von denen einer
Fig. 57 in zwei Ansichten separat dargestellt ist.
Diese Schieber kommen in die Zahnbüchse so zu liegen, daß ihre
Enden durch die Hülse k hervorragen;
hinter jedem Schieber befindet sich eine Feder, die ihn in der
geeigneten Lage erhält. Jeder Schieber besizt eine Kerbe x und die Zahnstangenbüchse, wie
oben, eine Rinne z. Wenn nun der mit
Stiften versehene Schlüssel an die Röhre k angesezt wird, so drängt er sämmtliche Schieber in
solche Lagen, daß alle Kerben x mit
der Rinne z in der Zahnstangenbüchse
zusammenfallen.
Der untere Theil der Dekelplatte Fig.
55 besizt einen hervorspringenden kreisförmigen Rand,
welcher, um die Zahnstange c, c zu
bilden, zum Theil in Zähne ausgeschnitten ist. Dieser Rand
kommt, wenn die Dekelplatte aufgesezt wird, in die Rinne z der Büchse zu liegen. Wenn nun der
Hahnstöpsel die offene oder schließende Lage angenommen hat, so
kommen die Schieber g in die
Zahnstangenbüchse zwischen die Zähne der Zahnstange c zu liegen und stehen daher der
Umdrehung des Hahns im Wege; sezt man dagegen den Schlüssel an
die Hülse, so läßt sich der Hahn umdrehen und die Flüssigkeit
findet einen offenen Weg.