Titel: | Verfahren das Eisen gegen Oxydation zu schüzen und die Verunreinigung der Schiffe durch das Anhängen von Seethieren oder Wasserpflanzen zu verhüten; von Dr. Mallet. |
Fundstelle: | Band 84, Jahrgang 1842, Nr. IX., S. 46 |
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IX.
Verfahren das Eisen gegen Oxydation zu
schuͤzen und die Verunreinigung der Schiffe durch das Anhaͤngen von
Seethieren oder Wasserpflanzen zu verhuͤten; von Dr. Mallet.
Aus dem Mechanics' Magazine, 1842, Nr.
962.
Mallet's Verfahren das Eisen gegen Oxydation zu
schüzen.
Die Entdekung eines wirksamen Schuzmittels für Eisen, Kupfer und andere Metalle gegen
die nachtheiligen Einflüsse der Witterung und der Nässe war lange Zeit der
Gegenstand ernster, aber beinahe fruchtloser Forschungen sowohl von Seite der
Gelehrten als bloßer Praktiker, als mit einem Male die Anwendung des Eisens zum
Schiffbau dieses Problem in neue Anregung brachte und ihm erhöhte Wichtigkeit gab.
Humphry Davy fand ein Mittel, den Kupferbeschlag der
Schiffe durch Armirung mit Zink vor dem Zerfressen zu schüzen; spätere Erfahrung
zeigte jedoch, daß in dem Maaße als das Kupfer auf diese Weise elektrochemisch
geschüzt war, es um so leichter durch das Anhängen animalischer und vegetabilischer
Substanzen verunreinigt wurde, ein der Zerstörung des
Kupfers selbst kaum nachstehender Uebelstand; und weiter als bis zu diesem von Davy erreichten Punkt war die Wissenschaft nicht
vorgerükt, als das erste eiserne Schiff in die See ging. Es wurde zu einer gewissen
Zeit viel von patentirten Verzinkungsmethoden gesprochen, wonach, wie man
behauptete, das Eisen so sorgfältig überzogen werden kann, daß keine Stelle der
Einwirkung der Luft und des Wassers ausgesezt bleibt und man hoffte viel von
denselben; doch eine nach der andern zeigte entschiedene Mängel. Bei den besten auf
diese Weise verzinkten Eisenplatten wurden jederzeit eine Anzahl Fleken gefunden,
welche entblößt geblieben waren, weßhalb die schüzende Kraft des Zinks durch
Ansammlung von Rost auf
solchen Stellen beinahe ganz aufgehoben wurde. An
„corrosionswidrigen“ und „den Muschelüberzug
abhaltenden“ (anti-barnacle)
Anstrichen und Firnissen war ebenfalls Ueberfluß, aber weder vor noch seit Davy konnte von einem einzigen gesagt werden, daß er in
der Praxis die Probe ausgehalten habe.
So stand die Sache, zur Zeit nämlich, wo das Eisen zuerst zum Schiffbau in Gebrauch
kam, als die British Association sich veranlaßt fand,
den Gegenstand als eine der wichtigsten praktischen Fragen des Tags von Neuem
aufzunehmen und einen Theil ihrer Fonds einer Reihe einschlagender Versuche zu
widmen, welche unter der Leitung des Hrn. Robert Mallet
aus Dublin angestellt wurden, eines Mannes, welcher durch seine praktische
Geschiklichkeit und Erfahrung sowohl, als durch seine wissenschaftlichen Kenntnisse
der Aufgabe vollkommen gewachsen war. Die Details und Resultate dieser Versuche
wurden von Dr. Mallet der
Gesellschaft in zwei Berichten dargelegt und in deren Transactions veröffentlicht; obgleich sie nicht viel weiter gehen, als daß
sie die Mängel der vorhandenen Verfahrungsweisen (vorzüglich jener der Verzinkung)
nachweisen, so muß doch anerkannt werden, daß sie einen schäzbaren Nuzen gewährten,
indem sie den Gegenstand von der großen Masse falschen Wissens und fehlerhafter
Ausführung befreiten, in welche er verfallen war.
Hr. Mallet, welcher seine unter so guten Auspicien
angefangene Untersuchung fortsezte, besiegte seitdem glüklich alle Schwierigkeiten
des Gegenstandes und ersann eine Reihe abhelfender Verfahrungsweisen mit so viel
Kenntniß, daß an ihrer Wirksamkeit, wie wir glauben, nicht zu zweifeln ist. Seine
Entdekungen bestehen kürzlich in Folgendem: 1) in einem Verfahren, das Eisen so
vollkommen zu verzinken, daß keine einzige Stelle desselben ungeschüzt bleiben kann;
2) in einem Verfahren, Eisen und andere Metalle (zu mäßigen Kosten) mittelst
Palladium zu beschüzen, wodurch dieselben von Luft und Feuchtigkeit eben so
unangreifbar werden, als das Palladium selbst (man kann dieß mit eben so vielem
Rechte, als man: verzinken, vergolden u. s. w. sagt, verpalladiumisiren nennen); 3) in einem neuen Anstrich, welchem Hr. Mallet, wegen seiner das Leben zerstörenden
Eigenschaften, zoophagen Anstrich nennt, und durch dessen
Auftragen sowohl bei hölzernen als eisernen, oder mit irgend einem Metall
beschlagenen Schiffen das Ansezen jenes Ueberzuges
unmöglich gemacht wird. Folgendes ist das Nähere über diese Verfahrungsweisen,
welche sich der Erfinder im Januar l. J. in England patentiren ließ.
1. Verfahren beim Verzinken.
Angenommen, die zu verzinkenden Gegenstände seyen Eisenplatten oder -Streifen,
welche zur Construction eines eisernen Schiffes verwendet werden sollen, so müssen
sie vorher sorgfältig von allem anhängenden Oxyd gereinigt werden. In dieser Absicht
werden sie aufrecht (auf die Kante) in ein passendes Gefäß von Holz, Steingut oder
Blei gestellt, welches verdünnte Schwefelsäure von 1,300 spec. Gewicht (bei
12½° R.), oder verdünnte Salzsäure von etwa 1,060 spec. Gewicht
enthält. Da viel darauf ankömmt, daß die Oxydschuppen so schnell als möglich
losgemacht werden, so erwärmt man die verdünnte Säure, was am besten durch Umgeben
des Gefäßes mit einer Dampfhülse oder durch Einströmen von Dampf in die Säure
geschieht. Das Reinigungsgefäß muß für Operationen im Großen so eingerichtet seyn,
daß der untere Theil der Säure und die abgesezten Schuppen abgezogen werden können,
damit die Säure nicht gesättigt wird und der Reinigungsproceß nicht zu lange dauert.
Das Eisen muß ganz, nicht nur theilweise unter der Flüssigkeit stehen und die auf
seiner Oberfläche sich bildenden Gasblasen müssen in der Flüssigkeit frei aufsteigen
und entweichen können. Sobald die Oxydschuppen abgelöst sind, werden die Gegenstände
aus dem Bade genommen, in kaltes Wasser getaucht oder damit gewaschen, und
geschlagen oder gehämmert, um die Schuppen los zu machen. Hat man flache
Kesselplatten, so werden diese am besten durch die Mange der Kesselmacher
hin- und herbewegt. Die Eisenflächen werden sodann mit der Hand oder einer
passenden Vorrichtung mittelst Sand, Schmirgel oder Stüken Sandsteins sorgfältig
gescheuert, wobei man einen dünnen Wasserstrom darüber laufen läßt, bis sie ganz
rein und vollkommen metallglänzend sind. Die Gegenstände werden nun, ehe man sie
troknen läßt, in ein Präparirbad gesezt, welches man wie folgt bereitet. Man macht
eine gesättigte kalte Lösung von Chlorzink durch Auflösen von Zink oder dessen Oxyd
in Salzsäure; dieser sezt man ein gleiches Volumen einer gesättigten kalten
Salmiaklösung hinzu; den gemischten Lösungen wird noch so viel Salmiak in festem
Zustande hinzugesezt, als sich in denselben auflöst. Es können auch die Lösungen
heiß bereitet und gemischt und dann der feste Salmiak hinzugesezt werden; man muß
aber dann etwas kaltes Wasser hinzusezen, um alles so gebildete Salz in Auflösung zu
erhalten. Auch kann das Bad aus schwefelsaurem Zink und schwefelsaurem Ammoniak,
essigsaurem Zink und essigsaurem Ammoniak oder sonst einem löslichen Zink-
und Ammoniaksalz, oder Mangan- und Ammoniaksalz bereitet werden. Das
salpetersaure Zink und Ammoniak sind die wenigst vorteilhaften, und keines hat
sich dem Zweke so entsprechend erwiesen, als Chlorzink mit Salmiak. Es darf keine
freie Säure in diesen Lösungen seyn. Sobald die Oberfläche der eingetauchten
Gegenstände über und über mit kleinen Gasblasen bedekt ist, so sind sie in dem
geeigneten Zustande, um sich mit der Metalllegirung zu verbinden, womit sie nun
überzogen werden sollen; doch kann man sie ohne Nachtheil, und dem folgenden Proceß
unbeschadet, so lange man will in dem Präparirbade lassen. Die erwähnte
Metalllegirung wird wie folgt bereitet. Man läßt eine Portion Zink in einem
passenden Gefäße (am besten in einem irdenen) schmelzen, sezt dann auf 1292
Gewichtstheile Zink 202 Gewichtstheile Queksilber hinzu, was ein Verhältniß von
einem Atom Queksilber aus 40 Atome Zink nach der Wasserstoffscale ausmacht. Beide
Metalle werden mit einem Stab von Holz oder mit Thon überzogenem Eisen wohl
untereinander gerührt; wenn dieß geschehen, wird Kalium oder Natrium in dem
Verhältniß von etwa einem Pfund auf 20 Cntr. der Legirung hinzugesezt; in manchen
Fällen ist auch weniger schon hinreichend. Hr. Mallet
gibt dem Natrium den Vorzug vor dem Kalium, weil es leichter darzustellen und zu
behandeln ist. Welches von beiden übrigens man nimmt, so wird dasselbe aus dem
Steinöhl, worin man es, um es vor Oxydation zu schüzen, aufzubewahren pflegt, nur in
kleinen Portionen von nicht mehr als einer halben Unze auf einmal, mittelst einer
kleinen hölzernen, an einem langen Stiele befestigten Schale herausgenommen und
rasch unter die Oberfläche des Amalgams gestoßen, damit es nicht verbrennen kann. Es
wird auf diese Weise eine dreifache Legirung von Zink, Queksilber und Natrium (oder
Kalium) gebildet, welche, nachdem sie mit dem Stab wieder wohl untereinander gerührt
worden, nun zum Ueberziehen des präparirten Eisens geeignet ist. Die Verbindung
dieser Metalle wird befördert und ihre Oxydation auf der Oberfläche verzögert, wenn
man auf ihre flüssige Oberfläche etwas von der Flüssigkeit des Präparirbades
schüttet, oder von den in diesem aufgelösten Salzen in festem Zustande darauf
streut.
Die Eisenplatten oder Streifen werden nun aus dem Präparirbad genommen, ein paar
Secunden abtropfen gelassen und noch feucht in die flüssige, dreifache Legirung
getaucht. Sobald sie die Temperatur des Bades der Legirung angenommen haben, werden
sie aufrecht aus dem Metallbade gezogen, worauf man sie mit einer völlig
gleichförmigen und zusammenhängenden Schicht der Legirung überzogen finden wird. Die
Verwandtschaft dieser Legirung zum Eisen ist aber so groß und der durch das
Präparirbad hervorgebrachte Zustand der ihr dargebotenen Eisenfläche der Art, daß
man darauf zu achten hat, daß die Platten nicht durch zu langes Eingetauchtbleiben zum Theil oder ganz
aufgelöst werden. Wirklich muß man, wenn die zu überziehenden Gegenstände oder
Theile derselben klein sind, wie Draht, Nägel, Kettenwerk, in der Legirung etwas
Stabeisen auflösen und sich damit verbinden lassen, ehe man jene eintaucht, damit
die Verwandtschaft theilweise neutralisirt und vermindert wird. Bei ihrem
Schmelzpunkte, 680° F. (288° R.) löst diese Legirung eine
Stabeisenplatte von ⅛ Zoll Dike in ein paar Secunden auf. Durch das
Eintauchen des noch nassen Eisens in die Legirung wird kein Sprizen hervorgebracht;
aber darauf muß man Acht haben, daß keine Löcher oder Höhlungen in den
einzutauchenden Gegenständen sind, welche die Legirung nicht ganz ausfüllen könnte,
weil in diesem Falle zwischen der Metalloberfläche sich Dampf bilden und also eine
gefährliche Explosion entstehen könnte. Als zwekmäßig hat sich erwiesen, daß die
Schmelzgefäße so tief sind und eine so kleine Oberfläche darbieten, als es die
Beschaffenheit der einzutauchenden Gegenstände nur immer gestattet. Vor dem
Eintauchen muß die Oberfläche der Legirung mittelst eines hölzernen Schaumlöffels
von allen Unreinigkeiten und allem Oxyd befreit werden. Sobald die Eisenplatten aus
dem Metallbade gezogen sind, taucht man sie in kaltes Wasser und wascht sie darin
wohl ab. Die Oberfläche des Eisens ist nun in einem Zustande, in welchem sie der
Corrosion und Oxydation an der Luft so wie in Salz- oder süßem Wasser
ausdauernd widersteht.
Alle diese Operationen werden mit den Platten, Rippen etc. am besten vorgenommen,
nachdem sie schon gebogen, ihrer Stelle angepaßt und in große Stüke von 8 bis 10 Fuß
im Quadrat oder darüber zusammengenietet sind. Nachdem sie dann wieder an die jeder
zukommenden Stelle am Rumpf des Schiffes angebracht wurden, verbindet man sie durch
von der Außenseite her eingesezte, folglich mit der Spize gegen innen gekehrte
Nietnägel miteinander. Die Köpfe dieser Nietnägel werden ebenfalls auf oben
beschriebene Weise mit der Legirung überzogen. Behufs des Vernietens versieht man
sich mit eisernen Zangen, die eine große Masse Metall an ihren Baken haben, in
welchen lezteren ein hohles Lager von der Form und Größe des Nietnagelkopfes
angebracht ist, um diesen aufzunehmen. Ein legirter Nagelkopf, von einer solchen
Zange erfaßt, kann an seiner Spize bis zur Niet- oder Schweißhize erhizt
werden, ohne daß die Legirung auf seinem Kopf Schaden leidet, denn die Hize wird
durch leztern in Folge seiner Berührung mit der großen Eisenmasse der Zangenbaken,
die man zuweilen noch abkühlt, so schnell fortgeleitet, daß der Nietnagelkopf
während der Erhizung der Spize in gewöhnlichem Schmiedefeuer nicht heiß werden
kann.
Wenn nun der Rumpf des eisernen Schiffes vollendet und mit der Legirung ganz
überzogen ist, so erhält es über und über einen Firniß, welcher nach einer der unten
mitgetheilten Vorschriften bereitet wird. Wo möglich soll dieser Firniß mit einer
Spatel oder einem dünnen biegsamen Hornblättchen oder einem ähnlichen Körper
aufgetragen werden, da ein Pinsel kleine Luftblasen hervorbringen würde, wodurch
beim Troknen des Firnisses Stellen unbedekt blieben. Der Firniß troknet und wird
hart und cohärent bei gewöhnlicher Temperatur; doch ist es besser, wo thunlich, ihn
ein paar Stunden einer Temperatur von 300° F. (119° R.) auszusezen,
wodurch er besser anhaftet und dauerhafter wird. Die Eisenflächen können
nacheinander durch strahlende Wärme aus Heizvorrichtungen oder durch offenes
Kohksfeuer oder sonst auf eine Weise erwärmt werden. Zu dem Firniß werden zweierlei
Vorschriften gegeben. Die erste Vorschrift ist folgende: man nehme 50 Pfd. Asphalt,
schmelze und koche ihn drei bis vier Stunden lang in einem eisernen Gefäße; seze
allmählich 16 Pfd. zu gleichen Theilen zu einem feinen Pulver miteinander
zerriebener Mennige und Bleiglätte hinzu, nebst 10 (Imperial) Gallons1 solcher Gallon Wasser wiegt 10 engl. Pfund und ist = 3 18/100 Wiener
Maaß. gekochten Leinöhls und bringe alles beinahe bis zum Sieden.
Man schmelze ferner in einem besondern Gefäße 8 Pfd. Gummi Anime (welches jedoch
nicht von der hellsten und feinsten Sorte zu seyn braucht), seze diesem 2 Gallons
gekochten Leinöhls siedend zu, so wie 12 Pfd. mit Steinkohlentheernaphtha erweichten
oder aufgelösten Kautschuks (wie ihn die Verfertiger wasserdichter Zeuge brauchen).
Man mische in dem ersten Gefäße alles zusammen und koche es gelinde so lange, bis
etwas von dem Firniß, zwischen zwei Spateln genommen, sich zäh und klebrig zeigt.
Wenn dieser Körper ganz erkaltet ist, kann er mit 30 bis 35 Gallons Terpenthinöhl
oder Steinkohlennaphtha verdünnt werden, worauf er zum Gebrauche fertig ist. Hr. Mallet erklärt diesen Firniß als den besten zu diesem
Zwek, den er kenne. Nach dem Austroknen und Erhärten wird er von mäßig verdünnten
Säuren und äzenden Alkalien nicht angegriffen; bei langem Unterwasserstehen
verbindet er sich nicht mit Wasser und bildet kein weißes, theilweise lösliches
Hydrat, wie dieß alle bloß harzigen Firnisse und alle Oehlfarben thun. Ueberdieß ist
er so elastisch, daß eine damit überzogene Platte öfters gebogen werden kann, ohne
daß er sich abschält. Endlich hängt er so fest an, daß er nur durch ein
scharfkantiges Instrument von dem Eisen abgekrazt werden kann. Die zweite Vorschrift
liefert ein wohlfeileres Product, dasselbe ist aber auch nicht ganz so gut.
Gewöhnlicher Steinkohlentheer wird in einem eisernen Kessel so stark erhizt, daß der
davon aufsteigende Rauch isabellfarben ist, oder man läßt den Theer durch
rothglühende eiserne Röhren fließen. Das heiße Durchfließen durch diese Röhren läßt
man so lange dauern, bis der Rükstand trokener harzig brechender Asphalt ist. Es ist
wesentlich, daß die Erhizung so stark sey, indem das Aushalten des Firnisses unter
dem Wasser davon abhängt, daß der Theer auf eine Temperatur gebracht wird, bei
welcher sich durch die Zersezung des Theers Naphthalin bildet. Man nimmt nun 56 Pfd.
dieses Steinkohlentheerasphalts, schmilzt ihn in einem eisernen Gefäße, sezt 10
Gallons gekochten Leinöhls hinzu und reibt ihn mit 25 Pfd. Mennige und Bleiglätte
(zu gleichen Theilen) ab; dem Ganzen sezt man, wenn es wohl gemischt ist und zwei
bis drei Stunden miteinander gekocht hat, 15 Pfd. durch Steinkohlennaphtha
erweichten oder zum Theil aufgelösten Kautschuk hinzu; nach dem Erkalten werden noch
20 bis 30 Gallons Terpenthinöhl oder Steinkohlennaphtha hinzugesezt, und der Firniß
ist dann fertig zum Gebrauche.
2. Ueberzug aus
Palladium-Legirung.
Die zu schüzenden Gegenstände werden vorerst eben so wie zum Verzinken blank gemacht,
nämlich durch die salzsauren Doppelsalze von Zink und Ammoniak oder Mangan und
Ammoniak und dann mit Palladium dünn überzogen, welches mit Queksilber amalgamirt
angewandt wird.
(Die zu diesem Verfahren gegebenen Anleitungen sind im Vergleich mit den andern
kärglich; doch hören wir, daß der Schuz durch das Palladium so vollkommen wie der
durch die Verzinkung, und die Legirung keineswegs so kostspielig ist, daß sie vom
technischen Gebrauche ausgeschlossen werden müßte. Die Redaction des Mechanics' Magazine.)
3. Der sogenannte zoophage
Anstrich.
Wenn das eiserne Schiff wohl verzinkt und gefirnißt ist, so wird über und über (es
versteht sich, über den Firniß) noch ein consistenter, diker Anstrich gegeben.
Dieser ist zusammengesezt aus gekochtem Leinöhl, Mennige und schwefelsaurem Baryt
(Schwerspath) oder auch Bleiweiß und etwas Terpenthin. Auf je 100 Pfd. dieser
Ingredienzien werden, nachdem sie gemischt sind, 20 Pfd. basisches Kupferchlorid
zugesezt und 3 Pfd. einer Mischung, bestehend aus harter gelber Seife, die mit ihrem
eigenen Gewichte gemeinen Harzes und etwas Wasser zusammengeschmolzen wurde. Die im
Handel ursprünglich
unter dem Namen Braunschweigergrün verkaufte Farbe war basisches Kupferchlorid; das
jezige Braunschweigergrün aber ist etwas anders und würde nicht entsprechen. Das
basische Kupferchlorid läßt sich wohlfeil darstellen, wozu die bekannten
Verfahrungsweisen nicht angegeben zu werden brauchen.Man uͤbergießt naͤmlich Kupferbleche mit einer
Aufloͤsung von Salmiak in Wasser, krazt die gruͤne Masse,
welche sich nach einiger Zeit ansezt, ab und sezt die Digestion so lange
fort, bis sich alles Kupfer in basisches Kupferchlorid verwandelt hat.A. d. R. Nachdem der ganze Schiffsrumpf
auf diese Weise überstrichen ist, muß man den Anstrich 3 oder 4 Tage troknen und
erhärten lassen, ehe man das Schiff von der Doke abgehen läßt. Hiemit sind nun alle
Operationen vollendet und ein so behandelter Rumpf eines Eisenschiffs widersteht,
wie Hr. Mallet versichert, allen Angriffen der Luft, des
süßen und des Seewassers und nimmt keinen Ueberzug durch das Anhängen von Seethieren
und -Pflanzen an.
Hr. Mallet sezt hinzu, daß die den Ansaz abhaltende Kraft
des zoophagen Anstrichs daher rührt, daß die unlöslichen oder schwerlöslichen Salze
des Kupfers und einiger anderen Metalle dem Leben der See- oder Wasserthiere
und -Pflanzen so schädlich seyen, daß diese an eine so behandelte Fläche sich
nicht anlegen und sie nicht überziehen. Der Anstrich ist daher nur ein Vehikel für
eine giftige Substanz, weßhalb er stark genug adhäriren muß, um die Bewegung des
Schiffs aushalten zu können, aber doch einen geringen Grad von Auflöslichkeit
besizen soll, damit die giftige Substanz von den absorbirenden oder Capillargefäßen
des sich anhängenden Thiers oder der Pflanze aufgenommen werden kann. Diese leztere
Eigenschaft wird ihm durch den Zusaz von Harzseife ertheilt, deren Proportion dem
Klima, nach welchem hin ein Schiff sich begibt, angepaßt werden muß, indem man
nämlich für kalte Klimate mehr, für tropische weniger von derselben nimmt. Hr. Mallet zieht das basische Kupferchlorid anderen
Metallsalzen vor, und hat es als das wirksamste befunden; doch kann jedes unlösliche
oder schwerlösliche Kupfer-, Queksilber-, Arsenik- oder
Antimonsalz oder jede lösliche oder unlösliche Verbindung solcher seine Stelle
vertreten.
Allgemeine Bemerkungen.
Wiewohl Hr. Mallet es räthlich findet, daß, wo man neue
eiserne Schiffe durch Verzinkung zu schüzen beabsichtigt, das Metall alle oben
beschriebenen Processe, nämlich das Blankpuzen, das Ueberziehen mit der dreifachen
Legirung, das Firnissen und endlich das Ueberziehen mit dem zoophagen Anstrich
durchmache, bemerkt er doch, daß sie nicht alle gleich wesentlich seyen und zeigt, wie dieselbe
Wirkung, wenn auch mit nicht ganz gleichem Erfolge, durch Anwendung nur eines
Theiles dieser Processe erreicht werden könne.
„Denn“, sagt er, „angenommen, die Eisenplatten würden
nur mit der dreifachen Legirung überzogen, ohne den Firniß und den zoophagen
Anstrich, so würde das elektropositive Metall zuerst angegriffen und die
Oberfläche in kurzer Zeit mit einer sehr dünnen Deke von amalgamirtem Zink
überzogen seyn, welches bekanntlich von Flüssigkeiten nicht angegriffen wird
(außer unter besonderen Umständen, welche hier nicht stattfinden) und, wie ich
mich durch Versuche überzeugte, dem süßen oder dem Meerwasser ausgesezt, keinen
die Schiffe verunreinigenden Kalküberzug anlegen läßt. Der Vortheil des
Ueberfirnissens dieser Legirung ist ein zweifacher. Es dient 1) als ein
mechanischer Schuz dieses Ueberzugs und erhöht daher dessen Dauerhaftigkeit; 2)
aber schüzt es die Legirung vor der Berührung mit dem zoophagen Anstrich, von
welchem einige Ingredienzien eine nachtheilige chemische Einwirkung auf die
Legirung haben würden. Der Nuzen der dreifachen Legirung ist demnach einfach,
die Corrosion und Oxydation zu verhindern, der des Firnisses die Beschüzung
dieser Legirung und der des zoophagen Anstrichs die Verhütung der Verunreinigung
durch die Zerstörung aller Seethiere oder Wasserpflanzen, welche sich an die
beschüzten Flächen anlegen möchten.“
Wo der Zusaz des zoophagen Anstrichs zur Verhütung einer Verunreinigung nicht nöthig
ist, wie in Fällen, wo Gegenstände nur den Einflüssen der Atmosphäre ausgesezt
werden, kann nach Hrn. Mallet dem beschüzenden Firniß
irgend eine beliebige Farbe gegeben werden; nur muß darauf gesehen werden, daß die
hinzuzusezende Farbsubstanz aus Superoxyden bestehe, auf welche Luft und
Feuchtigkeit nicht einwirken. Das beste soll jedoch immer seyn, solche Gegenstände
mit Oehlfarbe zu überstreichen.
Wenn gleich endlich oben angegeben wurde, daß die dreifache Legirung bei der
Temperatur des Schmelzens angewandt werden soll, so können doch, nach Hrn. Mallet, wenn man mehr Queksilber zusezt, Gegenstände von
Guß- oder Stabeisen oder Stahl mit dieser Legirung bei niederer Temperatur
und sogar kalt bloß mittelst Berührung und Reibens überzogen werden.