Titel: | Ueber die Scheidung des Nikels und Kobalts von Zink, Mangan und Talkerde, ferner über die quantitative Scheidung von Blei und Wismuth. |
Fundstelle: | Band 84, Jahrgang 1842, Nr. XXIII., S. 143 |
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XXIII.
Ueber die Scheidung des Nikels und Kobalts von
Zink, Mangan und Talkerde, ferner uͤber die quantitative Scheidung von Blei und
Wismuth.Berzelius'
Jahresbericht Bd. XXI. Heft II; Uebersezung von Woͤ
hler.
Ueber die Analyse zinkhaltiger Nikel- und
Kobalterze.
I. Scheidung
des Zinks von Nikel oder Kobalt, nach Berzelius.
Die Angaben, welche wir über die Scheidung des Zinks von Kobalt und Nikel haben,
geben in quantitativer Hinsicht unbefriedigende Resultate. Kalihydrat löst Zinkoxyd
aus der Verbindung auf, aber nicht vollständig; man kann die verbundenen Oxyde mit
Kalilauge kochen, jedesmal mit einer gleichen Quantität, und jedesmal zieht sie eine
kleinere Quantität Zinkoxyd aus als das vorhergehendemal, aber immer bleibt ein
Kobaltoxyd oder Nikeloxyd zurük, welches vor dem Löthrohre mit Soda auf der Kohle
einen deutlichen Zinkbeschlag gibt. Durch Erhizung in einem Strome von Salzsäuregas
bis zum anfangenden Glühen bekommt man ein passables Resultat; es destillirt
Chlorzink über, aber das zulezt Uebergehende zieht sich ins Grüne und das Chlornikel
wird dennoch nicht zinkfrei. Außerdem ist dieses nun unlöslich in Wasser und Säuren
und bedarf dazu einer mehrtägigen Einwirkung. Aber es kann leichter zersezt werden
durch Vermischung
mit kohlensaurem Natron, Verdunstung bis zur Trokne und gelinde Glühung.
Ich habe folgende Methode zur vollständigen Scheidung des Zinkoxyds aufgefunden,
welche vollkommen ihrem Zweke entspricht. Der größte Theil des Zinkoxyds wird mit
kaustischem Kali ausgekocht und aus diesem wieder abgeschieden. Das Ungelöste wird
anfangs mit kaltem und darauf mit kochendem Wasser gewaschen, bis aller Kaligehalt
ausgezogen worden ist. Darauf wird das Oxyd geglüht, gewogen, in einem
Porzellantiegel mit pulverisirtem reinem Zuker (der beim Verbrennen keine Asche
zurükläßt, weßhalb er aus einer Lösung in Alkohol krystallisirt seyn muß) vermischt,
und der Zuker durch vorsichtige Erhizung verkohlt. Dann sezt man den Tiegel mit
seinem Dekel in ein Bad von Magnesia in einen größern, ebenfalls bedekten Thontiegel
und erhizt in einem Windofen bis zu der stärksten Hize, die der Ofen zu geben
vermag, eine Stunde lang. Ich habe dabei einen tragbaren Luhme'schen Ofen angewandt. Unter diesen Umständen werden die Metalle
reducirt; Nikel und Kobalt bleiben mit Kohle verbunden zurük und das Zink raucht
vollständig weg. Die zurükbleibenden Metalle werden in Salpetersäure aufgelöst, die
Lösung in einem gewogenen Platintiegel im Wasserbade zur Trokne verdunstet und der
Rükstand stark geglüht und gewogen. Der Verlust an Gewicht ist das weggetriebene
Zinkoxyd.
Eine Hauptbedingung für diese Methode ist das vorhergehende vollständige Auswaschen
des Oxyds, weil, wenn es kalihaltig ist, das Kali auf die Glasur des
Porzellantiegels einwirkt; aus dem geglühten Oxyd kann dann mit kochendem Wasser
eine Spur Kali ausgezogen werden. Man thut daher immer gut, das gemischte Oxyd,
nachdem es ausgewaschen und geglüht worden ist, mit kochendem Wasser auf einen
Kaligehalt zu prüfen, welcher dann ausgezogen werden kann, bevor es zu der
Glühungsprobe gewogen wird.
II. Eine andere
Methode, von Ullgren.
Einer andern Methode hat sich Ullgren bedient. Er fällt
die gemischten und aufgelösten Oxyde von Nikel, Kobalt und Zink, die vorher von
Erden und anderen Metalloxyden befreit worden seyn müssen, mit kohlensaurem Natron,
verdunstet sie damit bis zur Trokne und erhizt den Rükstand gelinde, so daß davon
durch Wasser mit dem kohlensauren Natron nichts wieder aufgelöst wird. Die Oxyde
werden gesammelt, gewaschen, gewogen und in einer an einem Barometerrohre
ausgeblasenen Kugel mittelst Wasserstoffgas reducirt, aber nur bei anfangender
Glühhize; sobald die Bildung von Wasser aufhört, läßt man die reducirte Masse in
einem fortfahrenden Strome von Wasserstoffgas erkalten. Jezt wird das Rohr an einem
Ende zugeschmolzeu und mit einer concentrirten Lösung von kohlensaurem Ammoniak
gefällt, verkorkt und 24 Stunden lang in gelinder Wärme gelassen, z. B. bei +
40° C. Das Zinkoxyd, welches auf diese Weise nicht reducirt worden ist, löst
sich in dem kohlensauren Ammoniak vollkommen auf, und das Nikel, so wie Kobalt,
welche nun zinkfrei zurükgeblieben sind, werden mit kohlensaurem Ammoniak gewaschen.
Die Ammoniaklösung läßt beim vorsichtigen Verdunsten das Zinkoxyd zurük, welches
geglüht und gewogen wird. Nikel und Kobalt werden in Salpetersäure aufgelöst und auf
die gewöhnliche Weise geschieden. Zu diesem Versuche ist es erforderlich, daß das
Oxyd, welches zur Reduction angewandt wird, fein vertheilt sey, so daß alles
Zinkoxyd von dem kohlensauren Ammoniak berührt wird; ist es dieses nicht, so muß es
vorher zum feinsten Pulver gerieben werden.Eine fuͤr die Analysen zinkhaltiger Nikel- und Kobalterze sehr
wichtige Beobachtung hat Woͤhler gemacht,
er fand naͤmlich, daß wenn Zinkoxyd und Arseniksaͤure zugleich
in einer sauren Loͤsung in einer Mineralsaͤure enthalten sind
und Schwefelwasserstoff in dieselbe geleitet wird, der ganze Zinkgehalt bei hinreichend vorhandener Arseniksaͤure,
wie groß der Ueberschuß von Saͤure auch seyn mag, in Gestalt eines
gelben Pulvers niederfaͤllt, welches Schwefelzink mit Schwefelarsenik
ist. Wird aber die Arseniksaͤure vorher durch schweflige
Saͤuren reducirt zu arseniger Saͤure, so faͤllt nur
Schwefelarsenik ohne Einmischung von Schwefelzink nieder.
III. Scheidung
der Talkerde von Kobalt- und Nikeloxyd, nach Ullgren.
Ullgren scheidet die Oxyde des Nikels und Kobalts von
Talkerde auf folgende Weise:
Die gemeinschaftliche Auflösung wird durch ein Gemisch von unterchlorigsaurem Kali
und Kalihydrat gefällt. Dadurch fallen Kobalt und Nikel als Superoxyde nieder,
vermischt oder verbunden mit Talkerdehydrat. Der Niederschlag wird wohl ausgewaschen
und bei + 30–40° C. noch feucht mit einer Lösung von
Queksilberchlorid, die man im Ueberschusse hinzusezt, digerirt. Dabei bildet sich
ein Doppelsalz von MgCl + 3 HgCl und die Talkerde wird aufgelöst, während eine entsprechende Quantität
von basischem Queksilberchlorid ausgefällt wird. Die Lösung und das Waschwasser
werden in einem gewogenen Porzellantiegel zur Trokne verdunstet, darauf das
Queksilberchlorid durch Erhizung ausgetrieben und der Rükstand mit reiner
Salpetersäure übergossen, welche im Wasserbade abgedunstet wird unter Entwikelung
von Chlor und Stikoxyd. Die dabei zurükbleibende salpetersaure Talkerde wird nun
geglüht und gewogen. Die Oxyde von Nikel und Kobalt werden zur Abscheidung des
Queksilbers geglüht und auf gewöhnliche Weise geschieden.
IV. Scheidung
des Nikels und Kobalts von Mangan, nach Ullgren.
Ullgren scheidet ferner Mangan von Nikel und Kobalt auf
folgende Weise: Die gemeinschaftliche Auflösung dieser Oxyde wird mit
unterchlorigsaurem Kali und Kalihydrat gefällt, wobei sie als Superoxyde
niederfallen. Ein wenig Mangan bleibt als Säure in der Lösung zurük, welches durch
Vermischung der abfiltrirten Lösung mit Alkohol oder Ammoniak und Kochen mit
Leichtigkeit ausgefällt wird. Die gewaschenen Superoxyde werden dann in einem
Platingefäß in reiner, vollkommen kieselsäurefreier, aber verdünnter
Fluorwasserstoffsäure aufgelöst, die Lösung mit kaustischem Ammoniak im Ueberschusse
versezt und das Gemisch bis nahe zum Kochen erhizt. Bei der Auflösung in
Fluorwasserstoffsäure entwikelt sich Sauerstoffgas aus den Superoxyden von Nikel und
Kobalt, und ein Theil des gelösten Manganfluorids wird in Mangansuperfluorid
verwandelt. Das Ammoniak reducirt beim Erhizen sowohl dieses, als auch eine Portion
Kobaltfluorid, so daß Manganoxyd allein gefällt wird und Kobalt- und
Rikelfluorür sich in der Ammoniakflüssigkeit auflösen. Die Methode erfordert, daß
man mit einem Trichter von reinem Silber versehen sey zur Filtrirung der Lösung und
Auswaschung des Manganoxyds, so wie auch, daß man das Durchgehende in einem Gefäß
von Platin aufsammle, weil Glas und Porzellan nicht angewandt werden können. Das
Manganoxyd soll auf diese Weise frei von einer Einmischung von Nikel und Kobalt
erhalten werden. Die Lösung in Ammoniak wird verdunstet, das Fluor durch
Schwefelsäure ausgetrieben u. s. w.
V. Quantitative
Scheidung von Blei und Wismuth, nach Ullgren.
Ullgren gibt an, daß Blei und Wismuth mit Leichtigkeit auf
die Weise geschieden werden können, daß man die mit kohlensaurem Ammoniak gefällten
Oxyde in Essigsäure auflöst und in diese Auflösung gewogenes reines ausgewalztes und
an der Oberfläche völlig metallisches Blei stellt, so daß dieses gegen den Zutritt
der Luft genau von der Flüssigkeit bedekt wird. Das Gefäß wird verschlossen und
einige Stunden lang hingestellt. Das Blei scheidet das Wismuth metallisch aus,
welches niederfällt. Sobald alle Ausscheidung aufgehört hat, wird das auf dem
Bleistreifen sizende Wismuth abgespült und der Bleistreifen getroknet und gewogen.
Das Wismuth wird auf ein Filter genommen, mit gekochtem und wieder erkaltetem
destillirtem Wasser gewaschen, in Salpetersäure aufgelöst, die Lösung verdunstet, der Rükstand
geglüht und als Wismuthoxyd gewogen. Die Bleilösung wird mit kohlensaurem Ammoniak
gefällt, der Niederschlag gewaschen, geglüht und gewogen. Der Gewichtsverlust des
angewandten metallischen Bleies weist aus, wie viel Bleioxyd von diesem
hinzugekommen ist.