Titel: Verbesserungen an den mechanischen Webestühlen, worauf sich Thomas Yates, Fabrikant zu Bolton-le-Moors, in der Grafschaft Lancaster, am 7. Nov. 1839 ein Patent ertheilen ließ.
Fundstelle: Band 84, Jahrgang 1842, Nr. XXXII., S. 196
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XXXII. Verbesserungen an den mechanischen Webestuͤhlen, worauf sich Thomas Yates, Fabrikant zu Bolton-le-Moors, in der Grafschaft Lancaster, am 7. Nov. 1839 ein Patent ertheilen ließ. Aus dem London Journal of arts. Dec. 1841, S. 313. Mit Abbildungen auf Tab. IV. Yates' Verbesserungen an den mechanischen Webestühlen. Gegenwärtige Verbesserungen haben 1) zum Zwek, mit größerer Leichtigkeit eine Mannichfaltigkeit in den Zügen der Kette hervorzubringen, um verschiedene Arten von Tuch weben zu können. Dieß geschieht vermittelst der eigenthümlichen Anordnung einer rotirenden durchbrochenen Platte in Verbindung mit Rollen; an diesen Platten ist zugleich eine gewisse Vorrichtung angebracht, mit deren Hülfe das Muster oder Dessin des zu webenden Tuchs mit größter Leichtigkeit sich abändern läßt. Die in Rede stehenden Verbesserungen bestehen 2) in einer neuen und erfolgreichen mechanischen Anordnung, um in solchen Webestühlen, wo zwei oder mehrere Qualitäten oder verschiedenfarbiger Eintrag in Anwendung kommen soll, die Schüzenbüchsen aus der Schüzenrinne in der Lade zu heben oder in dieselbe niederzudrüken; 3) in einem wirksamen Verfahren, um bei allen denjenigen Webestühlen, wo der in Rede stehende Apparat in Anwendung kommen sollte, den Rost der Jacquard-Maschine in die Höhe zu ziehen; 4) in einer einfachen mechanischen Vorrichtung, um den Webestuhl mit der Triebkraft außer Verbindung zu sezen, wenn der Eintrag reißen oder ausbleiben, oder wenn das Aufrollen des Tuchs auf dem Tuchbaume mit der Production desselben nicht gleichen Schritt halten sollte; diese neue Bewegung wird durch die gewöhnlichen Schwingungen der Lade eingeleitet. Fig. 25 stellt einen Frontaufriß des verbesserten Webestuhls dar; Fig. 26 ist eine Seitenansicht desselben, die rechte Seite von Fig. 25 darstellend; Fig. 27 ein Verticaldurchschnitt durch die Mitte des Webestuhls. Auf dem gewöhnlichen Webestuhlgestelle a, a, a sind die Kettenwalzen b, b, b gelagert, von denen aus die Kette auf die gewöhnliche Weise durch die Schäfte c, c und durch das an der Lade e befindliche Rietblatt d über den Brustbaum f hinweg nach der Tuchwalze g ihren Weg nimmt. Außerdem ist dieser Webestuhl noch mit einem Gestell h, h versehen, worauf der gewöhnliche Jacquardapparat i, i mit seinen Musterpappen j, j, Hakendrähten k, k und seinem auf- und niedersteigenden Rost l, l ruht. m, m sind zwei Schüzenbüchsen, welche nöthigen Falles auf eine Höhe mit der Schüzenrinne der schwingenden Lade gehoben und gesenkt werden müssen; n, n eigenthümlich construirte durchbrochene Platten oder Räder, welche beim Weben gewisser Zeuge ein geregeltes Zusammenwirken der Eintrag- und Kettenfäden veranlassen. Die Triebkraft wird durch den Riemen p der Rolle c mitgetheilt, und vermittelst der Kurbelwelle q auf die Lade übergetragen, welche hin- und herschwingend den Eintrag festschlägt. In Folge des Eingriffs des Getriebes r und des Rades s kommt die Heblingswelle mit den Heblingen u, u in Umdrehung und veranlaßt wie bei den gewöhnlichen Webestühlen die alternirende Thätigkeit der Schläger v, v. An dem entgegengesezten Ende der Kurbelwelle q befindet sich ein kleineres Getriebe w, welches in das Stirnrad x greift; dieses ist vermittelst Bolzen y, y, y an die Scheiben n, n befestigt und mit Rollen 1, 1, 1 versehen, welche auf die geneigten Pedalplatten 2, 2, 2 wirken. Die Pedale 3, 3 sind durch Schnüre mit den Schäften c, c verbunden und alle neben einander angeordnet; jedes Pedal hat seine besondere Achse. Diese mechanische Anordnung bildet das Eigenthümliche des ersten Theils gegenwärtiger Verbesserungen. Die Scheiben n, n, n sind, wie man bemerken wird, mit concentrischen Schlizen 4, 4 versehen, in welchen die Zapfen der Rollen 1, 1 vermittelst Schraubenmuttern befestigt sind. Jeder praktische Weber wird nun leicht einsehen, daß durch Losschrauben der Schraubenmuttern und Abnehmen oder Einsezen der Rollen in die concentrischen Schlize 4 eine große Mannichfaltigkeit an Veränderungen der Muster oder Dessins hervorgebracht werden kann, ohne mit der Jacquardmaschine zu weben. Auch eine Abwechslung in der Gattung der Zeuge läßt sich darstellen als: glatte und geköperte Zeuge, Piqué mit Jacquarddessin u. s. w. Ich gehe nun zur Beschreibung des zweiten Theils meiner Verbesserungen über, nämlich des eigenthümlichen Mechanismus zum Heben und Niederdrüken der Schüzenbüchsen auf die Höhe der in der Lade befindlichen Schüzenrinne. Angenommen, die oben erwähnten Heblingsrollen seyen zum Weben eines glatten Doppelzeugs mit Anwendung zweier Schüzenbüchsen adjustirt, so wird der in der oberen Büchse m befindliche, den feinen Eintrag enthaltende Schüze vermittelst einer concentrischen Fläche 6, 6 gehoben. Diese Hubfläche ist an die äußere Seite der Scheibe n, n festgeschraubt und wirkt bei ihrer Umdrehung auf die in dem Führer 8 angebrachte Rolle 7. Der Führer 8 ist an dem einen Ende der um die Achse 10 drehbaren Hebel 9, 9 befestigt. In das andere Ende der Hebel 9 sind die verticalen Stangen 11, 11 eingehängt, welche sich vermittelst einer in ihrer Mitte befindlichen Schraube adjustiren lassen. Diese Stangen treten am Boden der Schüzenrinne in die Lade, und schieben die Schüzenbüchsen mit ihren Schüzen in die Höhe. Der obere Schüze wird dadurch so lange außerhalb des Schüzenlaufes gehalten, als die Hubplatte 6 mit der Rolle 7 in Berührung steht. Diese Pause ist gerade so lang, daß der untere Schüze vor dem Zuge des Jacquardapparates den Eintrag hin und nach dem Zuge des Jacquardapparates zurükschießen kann, worauf die Rolle 7 in die Höhe geht, und den Schüzenbüchsen m, m gestattet, vermöge ihres eigenen Gewichts niederzusinken. Jezt ist der obere Schüze im Stande, zwei Schüsse mit feinem oder farbigem Eintrag zu thun, ehe die Jacquardmaschine wieder in Thätigkeit kommt, und zwei vor der nächsten Erhebung der Schüzenbüchsen. Nun kommt der dritte Theil meiner Verbesserungen in Thätigkeit, um den Webeproceß zu vollenden, d. h. die Stichfäden durch Erhebung der farbigen Ketten b1 und b2 ins Zeug zu bringen. Dieser Zwek wird erreicht durch eine verbesserte Methode, den Rost oder die Hebebarren der gewöhnlichen Jacquardmaschine zu heben und zu senken, wodurch die auf- und niedergehende Bewegung eine vollkommene Regelmäßigkeit und Stetigkeit erhält. Zu dem Ende greift ein Stirnrad 12, 12 in das an der Welle 14 festsizende Getriebe 13. An dem entgegengesezten Ende dieser Welle befinden sich ein Paar Segmente 15, 15, welche nur auf dem sechsten Theil ihres Umfanges mit schrägen Zähnen versehen sind und der Reihe nach das an der kurzen Querwelle 17 sizende Getriebe 16 in Umdrehung sezen. Diese verzahnten Segmente sind nämlich so eingerichtet, daß, sobald das eine Segment 15 dem Getriebe 16 eine halbe Umdrehung nach der einen Richtung ertheilt hat, das andere demselben Getriebe augenbliklich eine halbe Drehung nach der entgegengesezten Richtung gibt. Um diese wechselnde Bewegung auf das Heben und Senken des Rostes der Jacquardmaschine überzutragen, greift ein an dem anderen Ende der kurzen Welle 17 sizendes konisches Rad 18 in ein Getriebe 19 von halb so großem Durchmesser. Dieses Getriebe befindet sich an dem unteren Ende der senkrechten Welle 20, 20, deren oberes Ende ein Querstük 22, 22 mit eingeschnittenen Seitenstüken 23, 23 besizt. In die Einschnitte der lezteren greifen die an dem Kopfe der doppelten Schraube 25, 25 befestigten Bolzen 24, 24 und drehen dadurch die Doppelschraube um. Diese Doppelschraube ist zur Hälfte links und zur Hälfte rechts geschnitten, und lauft in der Mutter 26. Der Erfolg hievon ist, daß das rostförmige Hebewerk noch einmal so schnell den gegebenen Raum zurüklegt, als dieß vermittelst Räderwerks sonst geschehen könnte. Dadurch erspart man die Hälfte der Umlaufsgeschwindigkeit des gewöhnlichen Webestuhlmechanismus, und leistet dasselbe bei einer halb so großen Abnüzung. Der vierte Theil der in Rede stehenden Verbesserungen besteht in einer einfachen mechanischen Anordnung, um den Webestuhl mit der Triebkraft außer Verbindung zu sezen, wenn der Eintrag reißen oder ausbleiben, oder von der Spule abgelaufen und consumirt seyn sollte, oder wenn das Aufrollen des Tuchs auf dem Tuchbaume der Production desselben nicht gleichen Schritt halten sollte. Dieser Zwek wird durch die Schwingungen der Lade selbst erreicht. Ein in dem Schwert der Lade befindlicher Bolzen 27 wirkt auf einen kleinen Hebel 29; an diesem Hebel befindet sich ein Sperrkegel 30, welcher das Sperrrad 31 nach jedem Schlage der Lade um einen Zahn weiter bewegt. An dem Sperrrade sind vier dünne Stifte 32, 32 angebracht, wie sich aus der in größerem Maaßstabe ausgeführten Fig. 28 deutlicher abnehmen läßt. Auf der dünnen Achse 33, um welche jenes Sperrrad lose sich dreht, ist ein kleineres Sperrrad 34 befestigt, an dessen Seite sich vier kleine, den Stiften des Sperrrades 31 entsprechende Löcher befinden. Außerdem trägt die Achse 33 an ihrem äußersten Ende noch ein kleines Getriebe 35, welches in das an der Welle des Aufnahmrades 28 sizende Stirnrad 38 greift. So lange nun der Eintrag richtig durch die Kette geht und die Lade das Zeug zur Genüge anschlägt, wird das Getriebe 35 durch das Rad 28 veranlaßt, Achse und Sperrrad mit herumzudrehen. Sollte aber der Eintrag aus der Kette bleiben und die Production daher aufhören, so wird der Spielraum der Lade nicht hinreichen, um das Zeug anzuschlagen; die Lade wird jedoch weit genug schwingen, um den Sperrkegel 30 und das Sperrrad 31 in Bewegung zu sezen. Lezteres holt nun das kleinere Sperrrad ein, und da sie durch eine Feder fortwährend zusammengehalten werden, so treten die Stifte 32 in die Löcher des Sperrrades 34 und drängen die Stange 39 zurük. Diese Stange wirkt vermittelst der horizontalen Stange 40 auf den sich federnden Riemenleiter 41 und zieht dadurch den Riemen von der Treibrolle. Wird der Hebel 41 seitwärts bewegt, so kehrt die horizontale Schiebstange 40 wieder zurük und bringt die erwähnten Stifte wieder aus den Löchern. Es befindet sich nämlich an der Stange 39 ein kleiner Einfall 42, welcher bei seiner rükgängigen Bewegung den Hebel 43 mit dem Sperrkegel 44 vorwärts stößt, und das kleine Sperrrad gerade um einen Zahn fortbewegt, wodurch die Stifte aus dem Bereiche der Löcher kommen, so daß der Webestuhl wieder in Thätigkeit gesezt werden kann. Fig. 29 stellt eine mit concentrischen Schlizen durchbrochene Platte mit ihren Hubrollen in größerem Maaßstabe und von dem Apparate getrennt dar. Fig. 30 liefert eine Modification der verbesserten Methode die Schüzenbüchsen betreffend. Der hier abgebildete Apparat ist zur Aufnahme und zum Heben von sechs Büchsen mit Hülfe der Scheiben, Rollen und Zahnstangen eingerichtet. Jeder praktische Weber wird begreifen, daß durch Vermehrung oder Verminderung der Anzahl der Scheiben und Hubrollen, so wie durch die Anordnung derselben mehr oder weniger Büchsen in Thätigkeit gesezt werden können.

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Tafel Tab.
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