Titel: | Ueber die Darstellung des Cyankaliums und seine Anwendung als Reductionsmittel der Metalloxyde und Schwefelmetalle etc.; von Justus Liebig. |
Fundstelle: | Band 84, Jahrgang 1842, Nr. XL., S. 226 |
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XL.
Ueber die Darstellung des Cyankaliums und seine
Anwendung als Reductionsmittel der Metalloxyde und Schwefelmetalle etc.; von Justus Liebig.
Aus den Annalen der Chemie und Pharmacie, Maͤrz
1842, S. 285.
Liebig, über Darstellung und Anwendung des Cyankaliums.
Eine der besten Methoden der Darstellung des Cyankaliums beruht bekanntlich auf der
Zersezung des Blutlaugensalzes in der Rothglühhize, sie führt aber mehrere
Unbequemlichkeiten mit sich und man muß den dritten Theil des Cyans, was sich im
Blutlaugensalz befindet, verloren geben. Als eine Verbindung von 2 Atomen Cyankalium
mit 1 Atom Eisencyanür betrachtet, erleidet das erstere beim Rothglühen keine
Veränderung, das leztere wird aber in Kohleneisen unter Entwikelung von Stikgas
zerlegt. Das entstehende Kohleneisen saugt wie ein Schwamm das schmelzende
Cyankalium ein und man ist genöthigt, Auflösungsmittel, namentlich Weingeist, zu
Hülfe zu nehmen, um das gebildete Cyankalium eisenfrei und ohne Verlust zu
gewinnen.
Da nun das Cyankalium Eigenschaften besizt, die es zu einem höchst schäzbaren Mittel
der Reduction und Scheidung in der chemischen Analyse machen, so habe ich seine
Darstellung zu vereinfachen gesucht.
Wenn man 8 Theile Blutlaugensalz auf einem heißen Eisenblech stark troknet (schwach
röstet), sodann feingepulvert mit 3 Theilen troknem kohlensaurem Kali innig gemengt
in einen hessischen Tiegel, den man vorher schwach rothglühend macht, auf einmal
einträgt und bei dieser Temperatur erhält, so schmilzt die Mischung anfänglich zu
einem braunen Magma, unter lebhafter Gasentwikelung; nach einigen Minuten schon,
wenn die flüssige Masse Rothglühhize angenommen hat, sieht man die dunkle Farbe
heller werden und beim fortgesezten Schmelzen wird sie im Tiegel klar und
bernsteingelb; stekt man von Zeit zu Zeit einen heißen Glasstab hinein, so bleibt
nach dem Herausziehen das Anhängende nach dem Erstarren anfänglich braun, später
wird es gelb und zulezt, zu Ende der Operation, ist die Flüssigkeit, welche am
Glasstabe hängen bleibt, klar und farblos wie Wasser und erstarrt zu einer
blendendweißen krystallinischen Masse.
Während des Schmelzens bemerkt man braune Floken in der flüssigen Mischung
herumschwimmen, welche zulezt sich schwammartig vereinigen und eine hellgraue Farbe
annehmen. Nimmt man nun den Tiegel aus dem Feuer und läßt ihn etwas abkühlen, so
geschieht es meistens,
daß sich das graue Pulver vollständig zu Boden sezt; durch ein- oder
zweimaliges Umrühren mit dem Glasstabe wird dieses Absezen erleichtert. Die
darüberstehende heiße geschmolzene Masse läßt sich nun mit der größten Leichtigkeit
in eine heiße Porzellanschale ausgießen, ohne daß bei einiger Vorsicht ein Körnchen
des abgesezten Pulvers mitfolgt.
In der von dem Eisen abgegossenen Masse hat man ein Gemenge von zwei Verbindungen,
von welchem Cyankalium den Hauptbestandtheil ausmacht; die andere Verbindung ist
cyansaures Kali. Beide sind darin im Verhältniß von 5 Atomen Cyankalium auf 1 At.
cyansaures Kali zugegen.
Der Vorgang bei der Schmelzung des Blutlaugensalzes mit kohlensaurem Kali ist
folgender:
Im Anfang der Schmelzung zerlegt sich das Eisencyanür des Blutlaugensalzes mit dem
Kali des kohlensauren Kali's in Cyankalium und kohlensaures Eisenoxydul, dem in
stärkerer Hize das Cyankalium allen Sauerstoff entzieht; in Folge dieser Reduction
erhält man cyansaures Kali und reines metallisches Eisen.
Denken wir uns in der Mischung 2 Atome Blutlaugensalz und 2 Atome kohlensaures Kali,
so haben wir in Summa an Bestandtheilen:
Blutlaugensalz. Kohlensaures Kali.
Cy12Fe2K4 + K2
O2, 2 CO2 = Cy12
Fe2
K6
O2, 2 CO2
und wir erhalten nach dem Schmelzen:
Cyankalium.
Cyansaures Kali.
Eisen.
Kohlensäure.
Cy
10
K
5
+
Cy2O, KO,
Fe2,
2 CO2.
Wir erhalten von 2 At. Blutlaugensalz 5 At. Cyankalium, ein Viertel mehr also, wie
beim Schmelzen in der Rothglühhize für sich. Das cyansaure Kali, was ihm beigemischt
ist, schadet zu keiner seiner Anwendungen, seine Gegenwart gibt sich leicht beim
Uebersättigen dieses Cyankaliums mit einer Säure zu erkennen, es entsteht nämlich
ein Aufbrausen von entweichender Kohlensäure, und in der Flüssigkeit findet man jezt
ein Ammoniaksalz.
Die Erklärung der Bildung des Cyankaliums unter den gegebenen Bedingungen ist nicht
ganz richtig, weil das sich bildende kohlensaure Eisenoxydul sich vor der Reduction,
wie sonst für sich, in Kohlensäure, Kohlenoxyd und Eisenoxyduloxyd zerlegt, auf
dessen Kosten eine nicht bestimmbare Menge mehr cyansaures Kali, wie nach obiger
Formel, gebildet wird.
Das rükbleibende metallische Eisen, so wie die Wände des Tiegels, sind mit Cyankalium
bedekt; zur Wiedergewinnung desselben ist es am vortheilhaftesten, alles Lösliche
aus dem Tiegel mit kaltem Wasser hinwegzunehmen und die erhaltene Auflösung des Cyankaliums mit etwas
Schwefeleisen zu erwärmen, was sich mit großer Leichtigkeit darin auflöst.
Aus dieser Auflösung erhält man beim Verdampfen das Cyankalium als Blutlaugensalz
wieder, in der Mutterlauge bleibt Schwefelkalium.
Darstellung von Blausäure.
Zur Darstellung von Blausäure ist dieses Cyankalium weit geeigneter wie das
Blutlaugensalz, und man erhält bei einer sehr erleichterten Destillation eine weit
größere Ausbeute.
Wie man weiß, sezt sich bei der Destillation des Blutlaugensalzes mit verdünnter
Schwefelsäure ein bläulich weißes Pulver ab, eine Verbindung von Cyan, Kalium und
Eisen, deren Zusammensezung dem Cyaneisenzink analog ist und durch die Formel
2 C f y +
Textabbildung Bd. 084, S. 228
ausgedrükt wird. (C f y = Cy6
Fe.)
Aus der Bildung und Zusammensezung dieses Körpers ergibt sich, daß man aus 5 Atomen
Blutlaugensalz, welche 30 Atome Cyan enthalten, nicht mehr Blausäure erhalten kann,
als wie aus 9 Atomen Cyankalium, nämlich nur 18 Atome Blausäure, die anderen 12
Atome bleiben in dem bläulichweißen Eisenniederschlag.
Wenn man das Blutlaugensalz nach der gegebenen Methode in Cyankalium verwandelt, so
erhält man aus 5 Atomen Blutlaugensalz 25 Atome Blausäure, also 7 Atome mehr.
Auf 1 Atom Blutlaugensalz wird gewöhnlich zur Zersezung mit Schwefelsäure von
lezterer ein Verhältniß vorgeschrieben, was hinreicht, um mit dem Alkali saures
schwefelsaures Kali zu bilden; bei Anwendung von Cyankalium ist nur 1 Atom
Schwefelsäurehydrat nöthig.
Gleiche Theile Cyankalium und Schwefelsäurehydrat sind das beste Verhältniß zur
Darstellung der Blausäure; die Schwefelsäure reicht hin, um mit allem Kali neutrales
schwefelsaures Kali und mit dem durch Zersezung des cyansauren Kali's entstehenden
Ammoniak saures schwefelsaures Ammoniumoxyd zu bilden. Das Cyankalium wird in seinem
doppelten Gewicht Wasser gelöst, und die mit ihrem dreifachen Gewicht Wasser
verdünnte Schwefelsäure langsam in kleinen Portionen zugesezt; vor jedem neuen Zusaz
muß das entstehende Aufbrausen abgewartet werden.
Darstellung von cyansaurem Kali.
Das (immer nach der beschriebenen Methode dargestellte) Cyankalium ist ein
vortreffliches Mittel, um sich leicht und mit sehr geringem Verlust cyansaures Kali
zu verschaffen. Am besten benuzt man hiezu die gewöhnliche Bleiglätte, die man
vorher schwach glüht. Man bringt Cyankalium in einem hessischen Tiegel zum Fluß und
trägt die gepulverte Glätte nach und nach hinein; das Bleioxyd wird augenbliklich zu
Metall reducirt, was anfänglich als feines Pulver dem entstandenen cyansauren Kali
beigemengt bleibt, bei stärkerer Hize hingegen zu einem Regulus zusammenschmilzt.
Man gießt die geflossene Masse aus und kocht die feingepulverte Schlake, die weiter
nichts ist, wie cyansaures Kali, mit Weingeist so lange aus, als man nach dem
Abkühlen der Auflösung noch Krystalle erhält. Zur Darstellung von Harnstoff ist die
Krystallisation des Kalisalzes aus Alkohol nicht nöthig.
Cyankalium als Reductionsmittel.
Es ist nicht leicht, sich eine Vorstellung über die außerordentliche Leichtigkeit zu
machen, mit welcher das Cyankalium gewissen Metalloxyden und Schwefelverbindungen,
den Sauerstoff oder den Schwefel entzieht; denn in dieser Eigenschaft steht es dem
reinen Kalium am nächsten.
Die Darstellung des Cyankaliums und cyansauren Kali's gibt zwei Beispiele dieses
Reductionsvermögens ab. Die Eisenoxyde, mit Cyankalium zusammengeschmolzen, werden
mit großer Leichtigkeit reducirt; das Eisen bleibt entweder als Pulver dem
schmelzenden cyansauren Kali beigemischt, oder es sintert zu einem Schwamm
zusammen.
Es ließe sich auf diese Reduction ein Verfahren gründen, um den Metallgehalt eines
Eisenerzes auf trokenem Wege durch eine einzige Operation auszumitteln. Wenn eine
gewogene Quantität des Erzes in einem Porzellantiegel mit einem Gemenge von
Cyankalium und kohlensaurem Kali einer starken Rothglühhize ausgesezt wird, so gehen
Thonerde und Kieselsäure in die Schlake ein, während das reducirte Eisen durch
Auslaugen mit kaltem Wasser davon getrennt und gewogen werden kann. Manganoxydul
wird von Cyankalium nicht reducirt, es müßte, wenn es dem Eisenerz beigemischt wäre,
in einer besonderen Operation bestimmt werden.
Streut man auf schmelzendes Cyankalium Kupferoxyd, so wird es augenbliklich mit
Licht- und Wärmeentwikelung reducirt; man erhält nach dem Auswaschen einen
zusammenhängenden Kuchen von reinem regulinischem Kupfer.
Am schönsten gehen die Reductionen von Zinnoxyd und Antimonoxyd von Statten. Bei einer
schwachen Rothglühhize wird das Zinnoxyd zu einen glänzenden Regulus, der sich als
eine wohlgeflossene Kugel von der Schlake trennen läßt, und auf die nämliche Weise
kann man Antimonoxyd oder antimonige Säure in Metall zurükführen.
Alle diese Reductionen gehen bei einer schwachen, bei Tage nicht sichtbaren,
Rothglühhize vor sich, was den ganz besonderen Bortheil mit sich führt, daß von den
reducirten Metallen kein Theil durch Verflüchtigung verloren geht.
Schwefelzinn und Schwefelantimon werden bei gelindem Schmelzen mit Cyankalium vor dem
Löthrohre sowohl, wie im Porzellantiegel mit eben so großer Leichtigkeit, wie die
correspondirenden Oxyde reducirt, in der Schlake findet sich Schwefelcyankalium.
Aber nicht bloß auf trokenem Wege, sondern auch im aufgelösten Zustande besizt das
Cyankalium reducirende Eigenschaften; mit einer Alloxanlösung vermischt entsteht z.
B. binnen wenigen Secunden ein schwerer, im Wasser kaum löslicher, krystallinischer
Niederschlag von dialursaurem Kali.
Cyankalium als Scheidungsmittel.
Nikel, Kobalt und Mangan stehen sich bekanntlich in ihren Eigenschaften so nahe, daß
eine genaue quantitative Scheidung derselben mit großen Schwierigkeiten verbunden
ist.
Nur in einer einzigen Form der Verbindung weicht das Nikel vom Kobalt in einer Weise
ab, daß sie sich als ein absolutes Scheidungsmittel benuzen läßt. Mit Cyankalium und
überschüssiger Blausäure erwärmt, verwandelt sich Kobaltoxyd, oder ein Kobaltsalz,
Chlorür u. s. w. in Kobaltcyanidkalium, dessen Auflösung in Wasser durch Kochen mit
Salzsäure, Schwefelsäure und Salpetersäure, wie man aus den Beobachtungen L. Gmelin's weiß, nicht die geringste Zersezung erfährt.
Nikeloxyd und die Nikelsalze werden von Cyankalium niedergeschlagen, dieser
Niederschlag löst sich in einem Ueberschuß dieses Fällungsmittels mit gelber Farbe,
und die entstandene Doppelverbindung von Cyannikel mit Cyankalium wird nicht durch
Essigsäure, wohl aber durch verdünnte Schwefelsäure vollkommen zersezt und das
Cyannikel daraus wieder niedergeschlagen.
Wenn eine freie Säure-haltige Mischung von einem Kobalt- und Nikelsalze
mit Cyankalium im Ueberschuß versezt wird, so daß sich der entstandene Niederschlag
wieder auflöst, so hat man freie Blausäure, Cyankalium, Cyannikel und Kobaltcyanür
in Auflösung; das leztere geht bei gelindem Erwärmen augenbliklich in
Kobaltcyanid-Kalium über; sezt man nun in der Kälte verdünnte Schwefelsäure
zu, so treten drei Fälle ein.
Waren Kobalt und Nikel in der Auflösung in dem Gewichtsverhältniß von 2 Kobalt zu 3
Nikel (Verhältnisse, die ihren Atomgewichten in dem Kobaltcyanid-Nikel
entsprechen), so ist der entstehende Niederschlag Kobaltcyanid-Nikel von
bläulichweißer Farbe. Die davon abfiltrirte Flüssigkeit enthält weder Nikel noch
Kobalt.
Enthält die Auflösung weniger Nikel als diesem Verhältniß (2 Kobalt auf 3 Nikel)
entspricht, so bleibt in der Auflösung eine gewisse Quantität
Kobaltcyanid-Kalium gelöst, und der Niederschlag ist ebenfalls
Kobaltcyanid-Nikel.
War in der Auflösung mehr Nikel vorhanden, so enthält der Niederschlag ein Gemenge
von Cyannikel mit Kobaltcyanid-Nikel.
In dem ersten und zweiten Fall wird der durch Zusaz von verdünnter Schwefelsäure
entstandene Niederschlag mit der sauren Flüssigkeit in einem Kolben so lange im
Sieden erhalten, bis man keine Spur mehr von entweichender Blausäure bemerkt (oder
man dampft ihn geradezu im Wasserbade zur Trokne ab), und sodann mit überschüssigem
kohlensauren oder äzenden Kali gelinde erwärmt; das Kobaltcyanid-Nikel wird
hiedurch zerlegt in reines oder kohlensaures Nikeloxyd, was man auf einem Filter
auswaschen, troknen und wiegen kann, und in eine alkalische Flüssigkeit, die alles
Kobalt enthält. Nach dem Abdampfen der lezteren, unter Zusaz von etwas Salpeter, bis
zur Trokne und Glühen des trokenen Rükstandes, bleibt beim Uebergießen mit Wasser
alles Kobalt als Oxyd zurük.
Dieses Verfahren ist bei allen Analysen der Kobalterze, worin also die Quantität des
Kobaltes vorwaltet, anwendbar. Bei Nikelerzen, bei denen also die Kobaltmenge nur
Minima betragen, muß man die Vorsicht gebrauchen, zur Fällung der in dem Cyankalium
gelösten Cyanmetalle sich eines ziemlich starken Ueberschusses von Salzsäure zu
bedienen und die Mischung muß im geringsten Fall eine Stunde lang im Sieden erhalten
werden.
Der entstandene Niederschlag enthält nämlich in diesem Fall Cyannikel beigemischt,
das sich mit Kali in Cyankalium und Nikeloxyd zerlegt, aber dieses Cyankalium behält
eine andere Portion Nikel in Auflösung.
Durch das Kochen des Niederschlags mit Salzsäure wird das Cyannikel zerlegt in
Chlornikel und Blausäure, die durch das Sieden entfernt, der vollständigen Fällung
nicht mehr hinderlich ist. Kobaltcyanid-Nikel wird durch siedende Salzsäure
nicht angegriffen, so daß man bei Kobaltgehalt auf eine vollständige Auflösung nicht
zählen darf. Wenn
man keine Blausäure mehr riecht, hat man übrigens das Kochen lange genug
fortgesezt.
Versuche, die Auflösung der beiden Cyanmetalle in Cyankalium durch Kochen mit
Queksilberoxyd zu scheiden, haben ein minder sicheres Resultat gegeben.
Bei diesem Verfahren ist noch Folgendes zu beachten:
Da das Cyankalium eine gewisse Menge cyansaures Kali enthält, so entsteht bei seiner
Zersezung durch eine Mineralsäure eine gewisse Quantität Ammoniaksalz, so daß also
nach dem Kochen und dem Zusaz von Aezkali, Ammoniak aus der Flüssigkeit frei wird,
was eine gewisse Quantität Nikeloxyd in Auflösung behält; durch minutenlanges Kochen
oder durch stärkeren Zusaz von Aezkali scheidet sich dieses Nikeloxyd vollständig
ab.
Ganz dasselbe Scheidungsverfahren läßt sich zur Trennung des Mangans von Kobalt
benuzen, nur kann man hiebei auf eine vollständige Auflösung des bei Zusaz von
Cyankalium in der Mischung beider Metallsalze entstandenen Niederschlags nicht
rechnen, der größte Theil des Mangancyanürs bleibt ungelöst zurük. Man filtrirt den
Rükstand ab und behandelt die Flüssigkeit, wie wenn man Nikel von Kobalt zu scheiden
hätte.
Nicht minder vortheilhaft ist das Cyankalium zur Trennung des Chromoxyds von
Eisenoxydul anwendbar.
Wird eine Mischung von beiden, die man zur Vorsicht um das Eisen als Oxydul in der
Flüssigkeit zu haben, mit Schwefelwasserstoff gesättigt hat (ein Zusaz von einigen
Tropfen Schwefelammonium leistet denselben Dienst), mit Cyankalium gefällt und ein
Ueberschuß davon zugesezt, so löst sich das Eisen augenbliklich als Blutlaugensalz
auf und alles Chromoxyd bleibt zurük.
In manchen Fällen wird das Cyankalium zur Scheidung des Eisens von der Thonerde
(wenig Eisen von viel Thonerde) mit Nuzen angewendet, da sich Eisenoxydul, so wie
Schwefeleisen mit einer so großen Leichtigkeit in Cyankalium löst, Thonerde aber
darin unlöslich ist.
Als ein ganz allgemeines Scheidungsmittel verdient das Cyankalium studirt zu werden;
leider sind die vielen Doppelverbindungen, die es mit andern Cyaniden bildet, nur
ihrer Zusammensezung, aber nicht ihrem Verhalten zu Mineral- und
Pflanzensäuren nach bekannt, so daß diese ganze Untersuchung wieder vorgenommen
werden muß.