Titel: | Bohrvorrichtung zum Gebrauch für Formstecher, von Hrn. J. Groß in Hannover. |
Fundstelle: | Band 84, Jahrgang 1842, Nr. XLVII., S. 262 |
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XLVII.
Bohrvorrichtung zum Gebrauch fuͤr
Formstecher, von Hrn. J.
Groß in Hannover.
Aus den Mittheilungen des hannover'schen
Gewerbevereins, 27. Liefer.
Mit Abbildungen auf Tab.
V.
Groß's Bohrer für Formstecher.
Der bei den Formstechern gegenwärtig gebräuchliche Bohrer ist ein Rollenbohrer,
welcher während der Arbeit mittelst eines auf der Welle oder Spindel befindlichen
Heftes frei mit der Hand gehalten werden muß. Dieses Werkzeug ist demnach, da die
andere Hand den Drehbogen hin und her ziehen muß, einem Zittern, wohl auch der
Gefahr, schief zu bohren, unterworfen. Um diese Fehler zu beseitigen, hat der
Verfasser das in Fig. 36–38 abgebildete Instrument
construirt, welches allen Erwartungen hinsichtlich der Bequemlichkeit des Gebrauchs
und der Schnelligkeit, so wie der Sicherheit seiner Wirkung, entsprochen hat. — Fig. 36 ist der Aufriß,
worin alle Theile dieser einfachen Vorrichtung zu sehen sind. Die als Fuß dienende
flache, halbmondförmige Platte 1 wird von Eisenblech verfertigt und auf der unteren
Seite nur rauh abgefeilt, damit sie sich beim Arbeiten auf der Fläche, worauf sie
steht, nicht leicht von selbst verschiebt. 2 ist ein rechtwinkelig gestalteter
eiserner Ständer, dessen unterer Theil mitten auf der Platte 1 durch drei Nieten
seine Befestigung erhält. 3 der zum Festhalten des Instruments dienende Griff,
ebenfalls aus Eisen verfertigt und mit dem Ständer 2 durch Nieten verbunden, wie aus
der Zeichnung hervorgeht. 4 und 5 zwei stählerne Arme, welche mittelst
Schraubenmuttern an dem Ständer befestigt sind und die in ihren Löchern stekende
Spindel 6 in senkrechter Stellung erhalten, wobei dieselbe sich sowohl drehen, als
auf- und niederschieben kann. Fig. 37 zeigt den Arm 5
im Grundrisse; der andere ist diesem an Gestalt gleich, nur ist das Loch desselben
etwas größer, wie die größere Dike der Spindel am unteren Theile es erfordert. 6 ist
die stählerne, sehr sauber und genau abgedrehte Spindel oder Welle, welche am
unteren Ende, bei 7, ein vierekiges Loch zum Einsteken des Bohrers enthält. 8 die
Rolle, welche aus Horn, aus hartem Holz oder Messing besteht, und auf den mittleren,
zu diesem Behufe vierkantig gestalteten Theil der Spindel fest aufgetrieben, dann
mit der Spindel zugleich abgedreht ist. Um diese Rolle wird die Saite eines
gewöhnlichen Drehbogens geschlagen, mittelst dessen man die Spindel, also den
Bohrer, in drehende Bewegung versezt. 9 ist der Bohrer, welcher ein kleiner
Centrumbohrer von der allgemein bekannten Einrichtung ist. Man muß wenigstens ein
Duzend solcher Bohrer, für Löcher von verschiedener Größe, vorräthig haben. Für die
kleinsten Löcher kann man sich kleiner Löffelbohrer bedienen, wenn die genaue
Ausführung der Centrumbohrer für diesen Fall zu mühsam scheint. Um Ringe zu bohren,
wendet man dagegen Bohrer gleich Fig. 38 an, welche keine
Schaufel, wie die gewöhnlichen Centrumbohrer, sondern zwei schmale, am unteren Ende
zugeschärfte Zähne haben. 10 ist eine stählerne Feder, die mittelst einer Schraube
und Flügelmutter an dem Ständer 2 befestigt ist, und mit ihrem freien Ende auf das
obere, in eine abgerundete Spize auslaufende Ende der Welle 6 drükt, wodurch der
Bohrer in das Holz dringt. Um diesen Druk zu verstärken oder zu mäßigen, wie die
Beschaffenheit des Bohrers es nöthig macht, ist der Ständer 2 zum Durchgang der
Befestigungsschraube mit einem Schlize versehen, so daß man die Feder mehr
hinauf- oder herabrüken kann.
Der Gebrauch des Instruments erklärt sich von selbst. Es muß nur bemerkt werden, daß man mit
der linken Hand die Platte 1 fest auf die Arbeit niederdrüken muß, während mit der
rechten der Drehbogen geführt wird, und daß man, um die Tiefe des gebohrten Lochs zu
erkennen, nicht nöthig hat, die ganze Vorrichtung zu beseitigen, sondern nur
mittelst des Drehbogens die Spindel aufzuheben, damit man in das Loch sehen
kann.