Titel: | G. Rennie und J. Rennie's Dampfmaschine mit doppelten Cylindern, aufgestellt in Thomas Cubitt's Fabrik bei Vauxhall Bridge. |
Fundstelle: | Band 84, Jahrgang 1842, Nr. LXXX., S. 402 |
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LXXX.
G. Rennie und J. Rennie's Dampfmaschine mit doppelten
Cylindern, aufgestellt in Thomas
Cubitt's Fabrik bei Vauxhall Bridge.
Aus dem Civil-Engineer and Architects' Journal.
April 1842, S. 109.
Mit Abbildungen auf Tab.
VIII.
Rennie's Dampfmaschine mit doppelten Cylindern.
Diese Maschine ist der Aufmerksamkeit aller derjenigen, welche sich für die
ökonomische Production der Dampfkraft interessiren, zu empfehlen. Die Anordnung der
Maschinentheile kommt mit derjenigen der gewöhnlichen
Balancier-Dampfmaschinen ganz überein, den Umstand ausgenommen, daß die
Bewegung von zwei Cylindern anstatt von einem hergeleitet wird. Das Princip zweier Cylinder,
deren Kolben durch denselben Dampf in Thätigkeit gesezt werden, wurde zuerst durch
Hornblower praktisch ausgeführt und durch Woolfe erweitert und verbessert, ohne daß jedoch dasselbe
je allgemein in Anwendung gekommen wäre.
Bei der in Rede stehenden Maschine beträgt der Rauminhalt des kleineren Cylinders 1/5
vom Rauminhalte des größeren Cylinders, und die Expansion findet ausschließlich im
größeren Cylinder statt. Der Dampf tritt während des ganzen Hubes aus dem
Dampfkessel direct in den kleineren Cylinder und entweicht, nachdem er den Kolben
niedergedrükt, nicht in die Atmosphäre oder in den Condensator, sondern in den
weiteren Cylinder, dessen Kolben durch ihn in die Höhe getrieben wird. Derselbe
Dampf ist daher in beiden Cylindern zur Krafterzeugung thätig, ehe er in den
Condensator entweicht.
Die Kolbenstangen sind an einer und derselben Seite des Balanciers eingehängt, die
zum größeren Cylinder gehörige an dem Ende des Balanciers, die zum kleineren
Cylinder gehörige näher gegen die Drehungsachse des Balanciers hin. Die Kolben
arbeiten daher gemeinschaftlich. Durch eine geeignete Anordnung der Ventile wird
zwischen dem Raume unterhalb des Kolbens des kleineren Cylinders und dem Raume
oberhalb des Kolbens des größeren Cylinders eine Communication hergestellt, so daß
die Kolben gleichzeitig niedersteigen.
Die Maschine wird von einem cylindrischen Dampfkessel aus, welcher in seinen Details
von der Cornwalliser Construction ist, die sich als die beste erprobt hat, mit Dampf
versehen. Der äußere
Durchmesser des Dampfkessels beträgt 6′ 3″, die größte Länge desselben
34′, der Dampfdruk 28 Pfd. auf den Quadratzoll. Der Feuerrost liegt in einem
3′ 8″ im Durchmesser haltenden Rohre, welches sich durch den
Dampfkessel von einem Ende bis zum anderen erstrekt. Die Länge der Feuerstelle
beträgt 4′ 6″, ihre Breite 3′ 8″ und ihre mittlere Höhe
18″. Als Brennmaterial wird Graigola benuzt, eine vortreffliche und
ökonomische Kohlengattung aus Wales, welche keinen Rauch gibt. Die Tiefe der
Kohlenlage über den Roststangen läßt man nie 3 Zoll übersteigen, so daß sich wenig
oder gar kein Kohlenoxydgas bildet. Die Verbrennung ist langsam, eine ihrer
Vollkommenheit günstige Bedingung, und da die Intensität des Feuers diejenige eines
gewöhnlichen Küchenfeuers kaum übersteigt, so bildet sich auch keine Kohlenschlake.
Die Feuerbrüke besteht aus Ziegeln, und anstatt an ihrer oberen Seite flach zu seyn,
wie dieses bei manchen Dampfkesseln der Fall ist, bildet sie einen mit dem
Durchzugrohre beinahe concentrischen Kreis, so daß zwischen der convexen Oberfläche
der Brüke und der concaven Oberfläche des Durchzugrohres nur wenige Zoll Oeffnung
bleibt. In Folge dieser Vorkehrung breitet sich die Flamme und die erhizte Luft von
dem Feuer aus in einer dünnen Lage über die innere Fläche der Durchzugröhre aus,
wodurch sich ihre Wärme rascher und vollkommener dem Wasser in dem Dampfkessel
mittheilt.
Zwischen der Feuerbrüke und dem vorderen Kesselende erstrekt sich eine Röhre der
Länge nach durch das Durchzugsrohr. Diese Röhre enthält Wasser; sie hat ungefähr 25
Zoll Durchmesser und communicirt an zwei Stellen mit dem im Dampfkessel befindlichen
Wasser. Die eine Communication wird durch eine verticale Röhre bewerkstelligt,
welche sich von der unteren Seite des Durchzugrohres nach der unteren Seite der
horizontalen wasserhaltenden Röhre erstrekt und unmittelbar hinter der Brüke liegt.
Die andere Communication wird durch eine an dem hinteren Kesselende befindliche
kupferne Röhre hergestellt. Diese Röhre hat 3½ Zoll Durchmesser; sie
entspringt an der oberen Seite der horizontalen Röhre, steigt außen am Dampfkessel
bis zu gleicher Höhe mit demselben empor, biegt sich dann um, dringt durch die
Kesselwand und steigt inwendig bis auf einige Zoll unter das Niveau des Wassers
herab. Durch diese Anordnung der Röhren erhält man eine beständige Dampf- und
Wasserströmung.
Die heiße Luft streicht aus dem Ofen durch die Durchzugsröhre, und theilt ihre Wärme
sowohl dem im Dampfkessel als auch dem in jener horizontalen Röhre befindlichen
Wasser mit, welche, wie bereits erwähnt wurde, in der Durchzugsröhre liegt. An dem
Ende der lezteren angelangt, spaltet sich der heiße Luftstrom in zwei Strömungen,
wovon die eine auf der einen, die andere auf der anderen Seite des Dampfkessels sich
hinzieht. An der Vorderseite des Dampfkessels vereinigen sich diese Strömungen
wieder; sie steigen sodann abwärts und gehen der Länge nach unter dem Boden des
Dampfkessels fort, worauf sie in den Schornstein entweichen. In dem Canal, welcher
den unter dem Boden des Dampfkessels fortlaufenden Canal mit dem Schornsteine
verbindet, befindet sich eine lange, ungefähr 15 Zoll im Durchmesser haltende Röhre,
in welche das zur Speisung des Kessels dienliche Wasser zuerst gelangt. Durch diese
Anordnung wird die dem Schornstein zuströmende Luft ihrer überflüssigen Wärme
beraubt, und entweicht nun unter einer im Vergleich niederen Temperatur ins
Freie.
Der Dampfdruk in dem Kessel wird durch ein heberförmiges Queksilbervisir angezeigt,
welches in Fuße, Zolle und Viertelszolle graduirt ist. Ein von Zeit zu Zeit durch
den Maschinisten zu adjustirender Speisungshahn regulirt den Wasserstand in dem
Dampfkessel. Der gewöhnliche Speisungsapparat mit einem Ventile, welches durch einen
Schwimmer in Thätigkeit gesezt wird, würde in Anwendung auf den in Rede stehenden
Dampfkessel wegen des in Vergleich mit den gewöhnlichen Land-Dampfkesseln
hohen Dampfdrukes unbequeme Dimensionen erhalten müssen. Zur Anzeige des
Wasserstandes dienen eine gläserne Communicationsröhre und die gewöhnlichen
Probirhähne.
Der Dampfkessel ist mit zwei Sicherheitsventilen versehen, wovon das eine innerhalb
des Kessels liegt, und dem Maschinisten unzugänglich ist. Vier Ziegelmauern
umschließen den Kessel und ein Bogen aus 9zölligen Mauerziegeln wölbt sich über
demselben. Zwischen diesem Bogen und der Oberfläche des Dampfkessels ist für die
Expansion des lezteren ein Raum von 1 bis 2 Zoll gelassen. Unter dem Mauerwerk
befindet sich eine ungefähr 1 Fuß tiefe Lage von Holzkohlen, welche dazu dient, die
Dampfkesselwärme zurükzuhalten. In Folge dieser Vorsichtsmaßregeln ist eine
Entweichung der Wärme kaum bemerkbar.
Der innere Durchmesser der Dampfröhre beträgt nur 3 Zoll. Beim Einstellen der
Maschine wird die Excentricumstange nicht ausgehoben, wie dieß sonst üblich ist,
sondern ein in der Dampfröhre befindlicher Hahn wird geschlossen, wodurch der
Dampfzutritt in die Maschine gänzlich abgesperrt ist, so daß dieselbe in Stillstand
kommt. Der Hahn, womit man dieses bewerkstelligt, ist ein Vierwegehahn; die eine
seiner Durchbohrungen dient zur Herstellung der Communication zwischen dem
Dampfkessel und dem Schiebventile, die andere zum Ausblasen der Luft. Die
Schiebventile sind an den oberen Enden angebracht und spielen über drei Oeffnungen.
Die Dekel beider Cylinder liegen in gleicher Höhe, der weitere Cylinder jedoch ragt,
als der längere, unten über den kleineren hinaus. Die Ventile arbeiten gleichzeitig und
werden durch Arme in Bewegung gesezt, welche sich von starken eisernen Stangen aus
erstreken. Leztere steigen durch den Boden der Maschinenkammer herauf und werden in
Hülsen geleitet, welche an den Cylindern, wozu die Ventile gehören, befestigt sind.
Diese Stangen erhalten ihre Bewegung von einem Querstük, welches die obere Seite
eines vierekigen Rahmens bildet, worin eine herzförmige
Scheibe sich dreht. Durch diese Herzscheibe wird der Rahmen abwechsend auf
und nieder bewegt, wobei die Seiten desselben so weit von einander abstehen, daß die
Herzscheibe während ihrer Drehung keine Seitenbewegung veranlassen kann. Diese
Anordnung war längst schon unter dem Namen „Herzbewegung“
bekannt, ihre ausgedehntere Anwendung jedoch wurde dadurch verhindert, daß man zu
bemerken glaubte, sie erzeuge eine klappernde und unregelmäßige, dem sanften Gange
der Maschine ungünstige Bewegung. Diese Meinung wurde jedoch in gegenwärtigem Falle
als ungegründet befunden: das Spiel der Ventile ist geräuschlos und ohne alle
Erschütterung. Der aus der Anwendung der Herzbewegung herzuleitende Vortheil ist ein
rasches Oeffnen und Schließen der Dampfwege; wir glauben jedoch, daß auch das
Excentricum diese Operation mit hinreichender Schnelligkeit zu Stande bringt, wenn
man den Dampföffnungen die geeigneten Dimensionen gibt.
Die Herzscheibe ist aus Stahl und die obere und untere Fläche des Rahmens, mit
welchen die Scheibe in Berührung kommt, sind mit ungefähr ¾ Zoll diken
Stahlplatten beschlagen. Die horizontale Welle, woran die Herzscheibe fest sizt,
empfängt ihre Bewegung von der Hauptwelle der Maschine, und zwar von derselben
Stelle aus, welche dem Regulator die Bewegung mittheilt.
Balancier, Parallelbewegung, Lenkstange, Krummzapfen, Schwungrad etc. sind von der
gewöhnlichen Art und bedürfen daher keiner besonderen Erwähnung. Der Regulator
befindet sich in einem unmittelbar über der Krummzapfenwelle angebrachten Gestelle,
und die Verbindung zwischen ihm und dem Drosselventile wird durch eine Stange
bewerkstelligt, welche unter dem Boden der Maschinenkammer wegläuft. Der Durchmesser
der Kaltwasserpumpe beträgt 10″, die Länge ihres Hubes 2′
5½″; der Durchmesser der Luftpumpe 20″, ihre Hublänge
3′. Das Lieferungsventil (delivery valve) liegt
in der Mündung der Luftpumpe; es ist von der
„Topfdekelconstruction“ (pot-lid construction); doch ist durch theilweise Anwendung des
Gleichgewichtsprincips das Geräusch und die Gewalt, womit die gewöhnlichen
Topfdekelventile sich schließen, zum großen Theil beseitigt. Ein Ventil, welches so
construirt wäre, daß es sich im vollkommenen Gleichgewicht befände, würde in einer Luftpumpe offenbar
nicht wirksam seyn, indem ein aufwärts gehender Druk dasselbe nicht öffnen könnte.
Durch die Combination des Princips des Gleichgewichtsventils jedoch mit demjenigen
des gewöhnlichen Topfdekel- oder Spindelventils läßt sich die Adjustirung bis
zu einem Punkt ausführen, wo sich das Ventil mit genügender Leichtigkeit öffnet,
ohne sich mit einer nachtheiligen Gewalt zu schließen. Dieß wird durch den
beigefügten Durchschnitt Fig. 53 und den Grundriß
Fig. 54
des in Rede stehenden Ventils deutlicher werden.
a, a, a, a, a, Fig. 53, ist
derjenige Theil des Ventils, welcher in die Höhe geht, um der durch die Luftpumpe
aus dem Condensator gehobenen Luft und dem Wasser den Austritt zu gestatten; b, b, b, b der stationäre Ventilsiz, gegen welchen
das Ventil anschlägt. Der Ventilsiz ist durch sechs Bolzen, welche durch die Löcher
x, x, x, x, Fig. 54, gehen, an die
Mündung der Pumpe befestigt. Die Gewalt, womit das Ventil sich schließt, hängt von
dem Druk auf die horizontale Oberfläche A, Fig. 53, des
Ringes A, A, A, A, Fig. 54, ab, während der
wirkliche Querschnitt, durch welchen Luft und Wasser entweicht, durch B, Fig. 53, dargestellt ist.
Jeder Druk auf der Seite C des Ventils wird durch den
gleichen und entgegengesezten Druk auf der anderen Seite C balancirt. Je näher die Flächen f und f′ in eine und dieselbe Verticallinie gebracht
werden, desto geringere Kraft wird der Druk oberhalb des Ventils auf den Schluß
desselben ausüben, und desto größer wird die zur Oeffnung desselben erforderliche
Kraft seyn; und wenn die Flächen in eine und dieselbe Linie gebracht würden, so
würde auch der größte Druk von Unten das Ventil nicht öffnen können. Fig. 55 stellt die
Indicatortafel des kleinen und Fig. 56 diejenige des
großen Cylinders dar.
Leistung der Maschine. Die Maschine macht 19 Doppelhube in
der Minute.
Das Brennmaterialconsum beläuft sich auf 132.3 Pfd. ungesiebter Graigola Kohle per Stunde.
Der Querschnitt des kleineren Cylinders, weniger der Hälfte der Stange, beträgt
186.24 Quadratzoll.
Der Querschnitt des weiteren Cylinders, die Hälfte der Kolbenstange abgerechnet, ist
749.29 Quadratzoll.
Der kleinere Kolben legt in der Minute 171, der größere Kolben 228 Fuß zurük.
Der mittlere Druk auf den Kolben ist, wie der Indicator zeigt, bei dem kleineren
Cylinder 25.56, bei dem größeren Cylinder 6.9 Pfd. auf den Quadratzoll.
Nach Hrn. G. Rennie's Angabe ist die nominelle Kraft der
Maschine 40 Pferdekräfte, die wirkliche Leistung dagegen ist:
Durch den kleineren Cylinder
24.6
Pferdekräfte
Durch den weiteren Cylider
35.6
—
–––––––––––––––––––––
Zusammen
60.2
Pferdekräfte.
Untersuchen wir diesen Punkt selbst näher. Die innerhalb der Linien einer
Indicatortafel eingeschlossene Fläche liefert allerdings eine correcte Darstellung
der wesentlichen Leistung einer Dampfmaschine, allein die Methode einen numerischen
Ausdruk für diese Fläche mit Hülfe von Ordinaten zu finden, ist nicht vollkommen
genau. Wenn indessen eine hinreichende Anzahl Ordinaten vorhanden sind, so kann sie
immerhin für praktische Zweke hinreichende Genauigkeit gewähren. Wir wollen daher
nach Hrn. Rennie's Angaben den mittleren Druk in dem
kleineren Cylinder zu 25.56, in dem größeren Cylinder zu 6.9 Pfd. annehmen.
Textabbildung Bd. 084, S. 406
= 24.6
Pferdekrafte.
Textabbildung Bd. 084, S. 406
= 35.7
—
––––––––––––––––––
60.3
—
⅛ Abzug für Reibung, Auspumpen des Wassers aus dem
Condensator
7.54
—
––––––––––––––––––
Wirkliche Anzahl der Pferdekräfte
52.76
Pferdekräfte.
Es ist leicht, den aus der Benuzung der Expansion des Dampfes herzuleitenden Vortheil
analytisch zu bestimmen. Der volle Dampfdruk auf den Kolben sey durch die Einheit
dargestellt, und x bezeichne den Rauminhalt des weiteren
Cylinders, oder den Raum, durch welchen sich der Kolben in Folge der Expansion des
Dampfes bewegt hat: so wird die Dichtigkeit durch 1/1 + x ausgedrükt. Nimmt man nun an, daß die Dichtigkeiten und Elasticitäten
einander proportional sind, so ist d x/1 + x das Differential der Wirksamkeit, und die Wirksamkeit
selbst ist das Integral dieses Ausdruks, oder mit anderen Worten, der Napier'sche Logarithme des Nenners. Daher ist die
Wirksamkeit des ganzen Hubes, die Expansion möge in einem oder in zwei Cylindern vor
sich gehen = 1 + Nap. log. (1 + x).
Nimmt man den atmosphärischen Druk zu 15 Pfd. an und den Druk auf den Kolben zu
Anfang des Hubes zu 25 Pfd. über den Druk der Atmosphäre, so ist 15 + 25 = 40 Pfd.
Sperrt man den Dampf nach 1/5 seines Hubes ab, oder beträgt, wie im vorliegenden
Falle, der Rauminhalt des kleineren Cylinders 1/5 vom Raumsinhalte des größeren Cylinders, so wird
der Dampf in das Fünffache seines ursprünglichen Volumens expandirt. Sein Druk ist
daher am Ende des Hubes 40/5 = 8 Pfd., oder 7 Pfd. unter dem Druk der Atmosphäre. Da
jedoch das mittlere Vacuum in dem Cylinder einer Dampfmaschine selten 24 Zoll
Queksilbersäule oder 12 Zoll Druk übersteigt, so ist die nicht balancirte Kraft des
Dampfes oder der Dampfdruk auf den Kolben am Ende des Hubes 12 - 8 = 4 Pfd. Wird der
Dampf bei 1/5 abgesperrt, so ist x = 4. Die Wirksamkeit
ist daher = 1+ Nap. log. (1 + 4) = 1 + Nap. log. 5.
Da Nap. log. 5 = 1.6094379 ist, so ist der Totaleffect
des Dampfes 2.6094379 anstatt 1. Mit anderen Worten, der Effect des Dampfes ist
1½ mal größer, wenn man denselben in das Fünffache seines ursprünglichen
Volumens sich expandiren läßt. Dieses Resultat ist von dem Druk des Dampfes
vollkommen unabhängig; denn wenn man nicht Dampf von bedeutender Spannung anwendet,
so muß man den Cylindern unbequeme Dimensionen geben. Die von Einigen ausgesprochene
Ansicht, daß die Ursache der ökonomischen Resultate bei Cornwallis'schen und anderen
Maschinen, welche mit Hochdruk und Expansion arbeiten, in dem bedeutenden
Temperaturunterschiede zwischen Dampf von dem Druk einer Atmosphäre und Dampf von
dem Druk mehrerer Atmosphären liege, ist vollkommen irrig. Die Temperatur ist nicht
in allen Fällen ein Maaßstab zur Vergleichung der den Körpern inwohnenden
Wärmequantitäten. Zwei Kubikfuß Dampf vom Druk einer Atmosphäre geben, hinreichend
comprimirt, ungefähr 1 Kubikfuß Dampf von dem Druk zweier Atmosphären, und welches
auch die Temperatur des Dampfes in den zwei Zuständen seyn möge, die Quantität der
in demselben existirenden Wärme wird in beiden Fällen die gleiche seyn.
Bei gewöhnlichen, ohne Expansion arbeitenden Dampfmaschinen belauft sich der
Verbrauch an Kohlen durchschnittlich auf 10 Pfd. per Stunde auf die Pferdekraft.
Gewöhnlich findet man jedoch die Pferdekraft zu ungefähr 52,000 Pfd. in der Minute 1
Fuß hoch gehoben, welches 26,208 Millionen durch ein Bushel Kohlen 1 Fuß hoch
gehoben gleich kommt. Einige gute Maschinen arbeiten indessen mit einem effectiven
Druk auf den Kolben von 13¼ Pfd. per Quadratzoll
= 60,000 1 Fuß hoch gehoben, und einige wenige steigen bis auf 66,000 per Pferdekraft, und zwar ohne Hochdruk. Die Maschinen
consumiren ungefähr 8 Pfd. Kohlen auf die nominelle, oder 4 Pfd. Kohlen auf die Watt'sche Pferdekraft Der Kohlenverbrauch bei der in Rede
stehenden Dampfmaschine beläuft sich auf 132.3 Pfd. per Stunde, oder
132.3/52.76 = 2.5 Pfd. per Stunde auf die
Pferdekraft.
Wir empfehlen diese Dampfmaschine der Aufmerksamkeit aller für das
Dampfmaschinenwesen sich Interessirenden. Die Maschine ist elegant gebaut, ihre
Theile mit Scharfsinn und Geschmak angeordnet, und die Details ihrer Construction
zeigen von der Einsicht des Mechanikers. Hinsichtlich ihrer ökonomischen Leistungen
nimmt diese Maschine den ersten Rang ein; sie arbeitet kräftig und dabei äußerst
sanft und gleichförmig.