Titel: | Ueber Eisenwasserstoffgas und die Anwendung des Eisens im Marsh'schen Apparat zur Entdekung. des Arseniks; von Alphons Dupasquier, Professor der Chemie in Lyon. |
Fundstelle: | Band 85, Jahrgang 1842, Nr. XV., S. 47 |
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XV.
Ueber Eisenwasserstoffgas und die Anwendung des
Eisens im Marsh'schen
Apparat zur Entdekung. des Arseniks; von Alphons Dupasquier, Professor der Chemie in
Lyon.
Aus den Comptes rendus, 1842, No.
14.
Dupasquier, uͤber Eisenwasserstoffgas.
In den neuesten Mittheilungen, selbst in dem Bericht der Akademie der Wissenschaften,
über die Entdekung des Arseniks durch den Marsh'schen
ApparatPolytechn. Journal Bd. LXXXI. S.
281. wird gesagt: daß man Zink oder Eisen anwenden könne,
um Wasserstoffgas zu entwikeln, wenn man sich nur vorher durch einen Versuch
versichert hat, daß diese Metalle keine Arsenikfleken geben. Man pflegte
sich aber immer vorzugsweise des Zinks zu bedienen, ohne sich über die Ursache
dieses Vorzugs genaue Rechenschaft zu geben.
Ist aber diese sogar von speciellen Werken über gerichtliche Medicin und analytische
Chemie gelassene Freiheit, Zink oder Eisen zu benuzen, wohl begründet? Könnten von
der Anwendung des Zinks statt Eisen, welche in dem Fall z.B. vorkommen dürfte, wenn
den Experten kein hinlänglich reiner Zink zu Gebote steht, nicht Uebelstände, ja
selbst Irrthümer hervorgehen?
Diese Frage glaubte ich durch Versuche beantworten zu müssen. Die erhaltenen
Resultate bewiesen, daß sie nicht unerheblich ist. Aus den von mir hierüber
angestellten Untersuchungen können folgende Schlüsse gezogen werden.
1) Entwikelt man mittelst Schwefelsäure oder Salzsäure und Eisen (kleinen Nägeln,
Nadeln, Draht oder Eisenfeile) Wasserstoffgas, so brennt dieses Gas, welches dann
metall- und knoblauchartig riecht, mit im Umkreis
gelber, in der Mitte grüner Flamme, gibt rostfarbene, manchmal röthliche, metallisch irisirende Fleken, und zwar so
lange fort, als die Säure auf das Metall wirkt. Diese Fleken werden in der Regel
durch Salzsäure etwas leichter erhalten als durch Schwefelsäure.
2) Die durch das Eisen erhaltenen Fleken entstehen nicht, wie Hr. Liebig vermuthete, durch die von dem Gasstrome mechanisch
mit fortgerissenen Eisensalztröpfchen, denn sie werden eben so
reichlich erzeugt und das jederzeit stinkende Gas brennt mit gelber und grüner
Flamme fort, wenn es auch in vier Flaschen mit Kalilösung ausgewaschen wird
und außerdem noch durch eine mit Amianth angefüllte Röhre streicht, so daß es nicht
mehr die geringste Spur Eisenvitriol oder Chloreisen enthalten kann.
3) Die durch das Eisen erhaltenen Fleken werden durch die Verbrennung des Eisenwasserstoffs und des Phosphorwasserstoffs, welche dem reinen Wasserstoff beigemengt sind, und
auf welche das Kali nicht einwirkt, hervorgebracht, während lezteres den
Schwefelwasserstoff, wenn sich solcher bildet und die vom Gasstrome mit
fortgerissenen Spuren Eisensalzes vollkommen zurükhält. Läßt man das mit Kali
gewaschene Gas mehrere Stunden lang durch concentrirte Salpetersäure von 45°
Baumé streichen, so findet man in der Flüssigkeit Phosphorsäure und etwas
Eisen.
4) Die Bildung von Eisenwasserstoff wird außerdem noch durch andere Proben bestätigt;
so ist das mit Kali gewaschene Gas ohne Einwirkung auf die Reagentien des Eisens,
selbst wenn man es mehrere Stunden lang in dieselben sich entwikeln läßt; so geben
die in Salpetersäure (oder durch bloße Berührung von Chlorgas, worin sie augenbliklich verschwinden) aufgelösten Fleken einen
troknen Rükstand, welcher von Cyaneisenkalium blau und
schwefelwasserstoffsaurem Ammoniak braun gefärbt wird; so findet man auch das
Eisen, aber wie man voraussezen konnte, nur in sehr kleiner Menge in den Lösungen
der Metallsalze wieder, welche durch Eisenwasserstoff und Phosphorwasserstoff
zersezt wurden, so wie auch in jenen des Chlors, des Broms und Jods, welche auf
dieses Gas zersezend einwirkten.
5) Der Eisenwasserstoff und Phosphorwasserstoff, welche dem durch Eisen entwikelten
Wasserstoff beigemischt sind, verhalten sich wirklich zu den Metalllösungen, zu
Chlor, Brom und Jod wie Arsenik- und Antimonwasserstoff; sie zersezen z.B.
das salpetersaure Silber, das Chlorgold und die Queksilbersalze, indem sie das Silber, das Gold und das Queksilber in metallischem
Zustande fällen; das Chlor, das Brom und Jod fuhren sie in Wasserstoffsäuren über.
6) Das Queksilberchlorid (Sublimat) zersezt den Eisenwasserstoff und
Phosphorwasserstoff vollkommen unter Bildung eines weißen oder gelblichweißen
Niederschlags. Das in einer Lösung dieses Salzes gewaschene Gas ist geruchlos,
brennt mit einer leichten, kaum gelblichen Flamme, wirkt
selbst unter Zutritt des Lichts auf das salpetersaure Silber und das Chlorgold
gar nicht mehr, und gibt keine Fleken mehr, es ist dann reiner Wasserstoff.
Unterbricht man einen Augenblik das Waschen mit dem Queksilberchlorid, so nimmt das
Gas seinen ursprünglichen Charakter wieder an, den es wieder verliert, sobald das
Waschen wieder seinen Anfang nimmt. Dieses Waschen mit
Queksilberchlorid gibt also ein sehr einfaches Mittel an die Hand, reines
Wasserstoffgas zu erhalten; das mittelst Zink erhaltene ist es nie
vollkommen; ich werde bald darthun, warum; es kann übrigens auf dieselbe Weise
gereinigt werden. Das salpetersaure Silber und Queksilber wirken ebenso wie der
Queksilbersublimat.
7) Nimmt man Stahl (englischen Stahldraht) statt des Eisens, so sind die Resultate
etwas verschieden; das Gas verbrennt mit gelber Flamme ohne Beimischung von Grün; es
gibt nicht so leicht Fleken, und diese haben bei weitem mehr
das metallische Ansehen des Eisens. Der Geruch des Gases ist in diesem Fall
mehr empyreumatisch als metallisch und durchaus nicht knoblauchartig. Es behält
diesen entschieden empyreumatischen Geruch troz des Waschens mit Silber- und
Queksilbersalz. Das Gas verdankt diese Eigenschaften offenbar der Bildung eines
Kohlenwasserstoffs.
8) Aus der constanten Bildung des Eisenwasserstoffs beim Einwirken von Salz- oder
Schwefelsäure auf Eisen geht hervor, daß dieses Metall beim
Marsh'schen Apparat niemals angewandt werden darf.
9) Diese Ausschließung des Eisens ist auch schon aus dem Grunde nothwendig, weil die
von diesem Metall erzeugten Fleken nach ihrer wirklich schwierig vor sich gehenden
und unvollkommenen Auflösung in Salpetersäure eine Reaction hervorbringen, die von
wenig geübten Experten bei der Behandlung der salpetersauren Lösung mit salpetersaurem Silberammoniak mit der von Arsenikfleken hervorgebrachten
verwechselt werden könnte.
10) Endlich ist es vorzüglich deßwegen nöthig, das Eisen aus dem Marsh'schen Apparat durchaus zu verbannen, weil dieses
Metall sich der Bildung des Arsenikwasserstoffs und
Antimonwasserstoffs beinahe ganz und gar widersezt. Wirklich erhält man,
wenn man sich arsenikhaltiger Schwefelsäure bedient, oder einige Tropfen einer
Lösung von arseniger Säure zusezt (eine Quantität, welche mit dem Zinkapparat starke
Fleken oder einen Arsenikring gibt) nur rostartige Fleken und keinen Arsenikring. Macht man denselben Versuch mit Zusaz von 25, 30, 40
und selbst 50 Centigrammen in Wasser gelöster arseniger Säure, so erhält man zwar
zwei oder drei Minuten lang einige Fleken von etwas arsenikartigem Ansehen; nach
diesem ersten Moment der Reaction aber gibt das Gas nur mehr Eisen- und
Phosphorfleken und keine Spur eines Arsenikrings. Selbst nach dem Durchgang durch
eine mittelst der Weingeistlampe stark erhizte Röhre verbrennt das Gas am Ende mit
seinen gewöhnlichen Eigenschaften. Sezt man ein Antimonsalz in dem Eisenapparat zu,
so erhält man dieselben Erscheinungen.