Titel: | Ueber die Prüfung der käuflichen Oehle auf eine Verfälschung; von Apotheker Heydenreich in Straßburg. |
Fundstelle: | Band 85, Jahrgang 1842, Nr. XX., S. 58 |
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XX.
Ueber die Pruͤfung der kaͤuflichen
Oehle auf eine Verfaͤlschung; von Apotheker Heydenreich in
Straßburg.
Aus dem Bulletin de la Soc. industr. de Mulhausen, No.
74.
Heydenreich, uͤber die Pruͤfung der
kaͤuflichen Oehle auf eine Verfaͤlschung.
Vor Kurzem wurde die Untersuchung einer Partie im Handel als Rüböhl verkauften Oehles
auf seine Reinheit angeordnet. Die Experten glaubten das Vorhandenseyn von
Wallfischthran in demselben zu erkennen, wagten aber, da sie außer einem schwachen
Geruch nach Thran keinen entscheidenden Beweis beibringen konnten, nicht, sich
bestimmt auszusprechen und zogen dann mich zu Rathe, ob die Chemie wohl keine
sichern Merkmale darböte, um die verschiedenen Oehle von einander zu
unterscheiden.
Diese Frage ist, namentlich für unsere Stadt (Straßburg), welche wegen ihres
raffinirten Rüböhls (huile de navette et de colza) so
berühmt ist, von großer Wichtigkeit; denn da gar kein Oehl sich so gut reinigen läßt
und zur Beleuchtung so geeignet ist. liegt sehr viel daran, es unverfälscht zu
erhalten. Doch waren jezt zwei Jahre her schlechte Rapssaat-Ernten, wodurch
der Preis natürlich in die Höhe ging und viele Betrügereien und Verfälschungen mit
geringern und wohlfeilern Oehlen veranlaßt wurden. Auch beklagen sich viele unserer
Raffineurs, daß es ihnen jezt so schwer werde, dieselben Resultate wie früher zu
erhalten. Andererseits ist es nicht minder wichtig, daß in den Tuchmanufacturen, wo
man nur nicht troknende Oehle zum Vorbereiten der Wolle brauchen kann, diese von
troknenden Oehlen, wie dem Leinöhl, dem Mohnöhl und dergleichen, frei seyen.
Ich suchte nun entscheidende und charakteristische Reactionen ausfindig zu machen,
welche es auch mit der Chemie nicht vertrauten Personen möglich machen, solche
Betrügereien zu entdeken. Zu diesem Behufe hielt ich mich, abgesehen von den
Merkmalen der Farbe, der Consistenz, des Erstarrungsgrades u.s.w., an drei
Versuchsreihen, nämlich:
1) An den eigenthümlichen Geruch, welchen die Oehle beim
leichten Erwärmen entwikeln. Man braucht hiezu nur ein paar Tropfen des zu
prüfenden Oehls in eine kleine Porzellanschale zu bringen und einige Augenblike der
Flamme einer Weingeistlampe auszusezen. Der sich entwikelnde Geruch erinnert dann an
die Pflanze, oder das Thier, welche dasselbe lieferte; vorzüglich wenn man den
Versuch im Vergleich mit einem als rein anerkannten Oehl anstellt, erhält dieses
Merkmal großen Werth. Man erkennt das Vorhandenseyn von Leinöhl oder Wallfischthran
im Rüböhl u. dergl. auf diese Weise ganz gut. Doch darf man nicht vergessen, daß
dieses Merkmal ein etwas gar zu flüchtiges ist und in der That nur dienen kann, um
auf andere Versuche zu leiten, oder um andere Proben zu bestätigen.
2) An die Einwirkung der concentrirten Schwefelsäure auf die
Oehle. Vermischt man ein wenig concentrirte Schwefelsäure mit irgend einem
Oehl (etwa 1 bis 2 Thle. mit 100 Theilen des Oehls), so nimmt man bald eine ziemlich
starke Reaction wahr; es tritt erhöhte Temperatur und Färbung ein; man pflegt dann
zu sagen, die Säure beraube das Oehl seiner schleimigen Theile.
Nach den Versuchen des Hrn. Fremy wirkt die Schwefelsäure
bei gewöhnlicher Temperatur auf die Oehle ungefähr wie die Hize oder die Alkalien,
nämlich umwandelnd in Oleïn-, Margarin- und Stearinsäure, indem
sie sich selbst mit dem Glycerin verbindet und Glycerinschwefelsäure (Chevreul's Adipinschwefelsäure) bildet; doch sagt Berzelius, daß die drei Fettsäuren mit den bei der
Zersezung der Seifen entstehenden nicht ganz identisch seyen, und daß die
Glycerinschwefelsäure als ein saures Salz betrachtet werden könne, in welchem das
Glycerin die Rolle einer Basis spielt, indem ein Alkali-Ueberschuß das
Glycerin aus seiner Verbindung mit der Schwefelsäure verdrängen könne. Erhizt man
das Gemisch von Oehl und Säure, vorzüglich wenn leztere in größerem Verhältniß
zugesezt wurde, so entwikelt sich schweflige Säure und das Oehl wird in künstlichen
Gerbestoff und Kohle verwandelt.
Es mag sich nun mit diesen Reactionen wie immer verhalten, so sind sie für unseren Zwek
nicht wesentlich. Nur die Färbung der Oehle durch die Schwefelsäure ist für uns
wichtig, denn diese benüzen wir.
Legt man ein weißes, ebenes Glas horizontal auf ein Blatt Papier, läßt 10–15
Tropfen Oehl und dann ein Tröpfchen concentrirte Schwefelsäure von 66°
Baumé darauf fallen ohne umzurühren, so nimmt man bald eine Färbung wahr,
welche je nach dem Oehl verschieden ist.
Mit dem Rüböhl erzeugt sich nach und nach ein grünlichblauer Kreis in einer gewissen Entfernung von dem
Säuretropfen, während in der Mitte, wo die Reaction am stärksten ist, einige gelbbraune, helle Streifen entstehen.
Mit dem Oehl vom schwarzen Senf entsteht ebenfalls grünblaue Färbung; doch muß zweimal so viel Oehl dazu
genommen werden, 25 bis 30 Tropfen.
Beim Wallfisch- und Stokfischthran bemerkt man anfangs eine ganz eigenthümliche Bewegung von
der Mitte nach dem Umkreis und zu gleicher Zeit eine Färbung ins Rothe, welche immer lebhafter wird; nach 12 bis 15
Minuten wird der Rand violett und zwei Stunden darnach erhält der ganze Fleken diese
Farbe.
Mit dem Leindotter-Oehl (Myagrum sativum) entsteht eine gelbe, später in
lebhaftes Orange übergehende Färbung.
Mit dem Olivenöhl ist die Färbung anfangs blaßgelb, dann grünlichgelb.
Mit dem Mohnöhl und dem Süßmandelöhl
ist sie klar gelb, später trüb gelb.
Im Leinöhl erzeugt die Säure ein schönes dunkelbraunrothes Nez, welches nach und nach ins Schwarzbraune übergeht.
Das Talgöhl oder die im Handel vorkommende Oleinsäure wird
braun gefärbt.
Wenn man, statt die Schwefelsäure ruhig auf das Oehl wirken zu lassen, beim Zusezen
des Tropfens beide Flüssigkeiten mit einem Glasstäbchen umrührt, so daß ein
homogenes Ganzes daraus entsteht, dann tritt eine andere Reihe von Erscheinungen
ein.
Das Rüböhl nimmt dann eine grünlichblaue gleichmäßige Färbung ohne eine Nuance von Roth an; und zerrührt man es, statt mit einem einzigen,
mit 5 bis 6 Tropfen Schwefelsäure, so nimmt das Ganze eine nicht sehr starke matte rothbraune Farbe an und bleibt nur am Rande grün.
Das Oehl vom schwarzen Senf reagirt eben so, wenn man zwei- bis
dreimal so viel Oehl nimmt; nur bleibt die Farbe etwas matt.
Der Wallfisch- und Stokfischthran färben sich beim Umrühren anfangs sehr lebhaft braunroth und gehen hierauf nach und nach ins Dunkelbraune und Violette ohne
eine Spur von Grün über. Verrührt man sie mit 5 bis 6
Tropfen Säure, so wird die Färbung viel intensiver und es erscheint die violette
Farbe viel früher.
Das Leindotteröhl wird gelbgrau; nimmt man aber statt 10
Tropfen Oehl 30, so entsteht auch eine leichte blaugrüne
Färbung, welche ein weiters hinzugesezter Tropfen Säure sogleich in Grau umändert; 5 bis 6 Tropfen Säure färben es sehr lebhaft orange.
Das Baumöhl, Mohn- und Süßmandelöhl werden alle drei mehr oder weniger schmuzig- oder graulichgelb und durch
einen größeren Zusaz von Säure wird die Reaction nur lebhafter.
Das Leinöhl mit einem Glasstab gerührt, gerinnt mit schwarzrother Farbe; sezt man 5 oder 6 Tropfen Säure
hinzu, so bildet das Ganze eine consistente, harzige, schwarze
Masse. Allerdings verdiken sich alle anderen Oehle ebenfalls mehr oder
weniger bei einem starken Säurezusaz; keines aber in diesem Maaße und mit dieser
schwarzen Färbung wie das Leinöhl.
Das Talgöhl färbt sich schmuzig
dunkelbraun, welche Farbe durch einen größern Säurezusaz nur verstärkt
wird.
Wenn man im Handel ein Oehl verfälscht, so sezt man natürlich immer einem theureren
Oehle ein wohlfeileres zu; man wird daher niemals Mandel- oder Baumöhl, oder
Stokfischthran zur Verfälschung des Rüböhls anwenden, wohl aber filtrirten oder
gereinigten Wallfischthran, Leindotteröhl, Leinöhl, manchmal auch Mohnöhl. Wenn man
demnach, vom Geruch veranlaßt, z.B. eine Verfälschung mit Wallfischthran, welche von
allen am häufigsten vorkömmt, argwohnt, so bringt man auf eine Glastafel
10–15 Tropfen Rüböhl, von dessen Reinheit man überzeugt ist, daneben eben so
viel Wallfischthran, ferner eine gleiche Menge des zu untersuchenden Oehls und zu
jedem dann ein Tröpfchen Säure; aus der sich erzeugenden Farbe schließt man auf die
Reinheit des Oehls und aus den Nuancen zwischen dem lebhaften Roth des
Wallfischthrans und dem Grünblau des Rüböhls auf den Grad seiner Verfälschung; es
gelang mir auf diese Weise, eine Verfälschung des Oehls mit der Hälfte
Wallfischthran zu ermitteln, welche dann von der Dichtigkeitsbestimmung bestätigt
wurde. Man muß bei diesen
Versuchen vorzüglich den Anfang der Reaktionen, und zwar nebeneinander, wohl
beobachten; denn nach einer Viertelstunde sind die Farben nicht mehr so deutlich;
auch soll man der größern Sicherheit wegen das erstemal nicht, ein zweitesmal aber
umrühren. Es soll nur ein einziger Tropfen Säure auf wenigstens 10 Tropfen Oehl
genommen werden, indem sonst, wie wir oben sahen, die Reaction zu stark wird.
– So werden auch die Reactionen auf Verfälschung mit Leinöhl u.s.f. durch die
oben angegebenen Farben entdekt.
Die Verfälschung mit Mohnöhl kömmt im Handel selten vor, weil der Preis desselben in
der Regel etwas höher ist als der des Rüböhls; dieses Jahr jedoch fand das
Gegentheil statt und es wurde wirklich mit Mohnöhl verfälschtes Rüböhl angetroffen.
In diesem Falle ist die grünblaue Färbung immer nur schwach und zieht ins Gelbliche,
doch nicht deutlich genug, um mit Sicherheit auf die Verfälschung schließen zu
können; die Verschiedenheit der Dichtigkeit der Oehle aber, welche, wie man unten
sehen wird, ein wenigstens eben so entscheidendes Merkmal für die Aechtheit der
Oehle abgibt, als die Farbe, thut auch hier gute Dienste. So auch beim
Leindotteröhl.
In Paris soll auch das Talgöhl manchmal dem Rüböhl beigemengt werden; beim Talgöhl
sind aber, außer der braunen Färbung durch Schwefelsäure, der Talggeruch, die braune
Farbe, die saure Reaction und besonders die geringe Dichtigkeit so überzeugende
Kennzeichen, daß man, um sich betrügen zu lassen, die Augen verschließen müßte.
3) An die Bestimmung der Dichtigkeit der Oehle.
Jedes Oehl, sofern es nur von ein und derselben Pflanze oder demselben Thier
abstammt, hat seine ihm eigenthümliche Dichtigkeit, welche bei gleicher Temperatur
nie mehr als um ein paar Zehntausendtel abweichen kann; diese Dichtigkeit liegt bei
den bisher untersuchten Oehlen zwischen 0,900 (Talgöhl) und 0,961 (Ricinusöhl), das
Wasser bei + 15° C. als Einheit angenommen; was am Gay-Lussac'schen 100theiligen Alkoholometer dem 66° bis
herab zum 34° entspricht. Wir lassen Schübler's
Tabelle der Dichtigkeit der Oehle, welche Berzelius in der neuesten Auflage seines
Lehrbuchs der Chemie mittheilt, folgen und sezen die entsprechenden Grade des Gay-Lussac'schen Alkoholometers bei, welche wir
annehmen zu müssen glaubten, weil dieser Aräometer (in Frankreich) der verbreitere
ist, und ein Instrument mehr durch dasselbe erspart wird. Man könnte sich sehr
leicht auch eine Oehlwaage construiren, bei welcher man für 15° Temperatur
als äußersten Punkt am Fuße der Scala 0,970, oder etwas mehr als die Dichtigkeit
des Ricinusöhls, und oben 0,900, oder die Dichtigkeit des Talgöhls sezte. Man würde
diesen Raum dann in 70 Grade eintheilen, so daß jeder Grad einem Tausendel in der
Tabelle der Dichtigkeiten entspräche.
Specifisches Gewicht der Oehle, das Wasser als Einheit
angenommen.
Namen der Oehle.
Specifisches Gewichtbei +15° C. (12°
R.)
Entsprechende Grade
des100theiligen Alkoholmeters.Die dem unbewaffneten Auge unsichtbaren Bruchtheile wurden
weggelassen.
Talgoͤhl
0,9003
66
Zwetschgenkenoͤhl
0,9127
60 3/5
Ruͤboͤhl
0,9128
60 3/5
Rapssaatoͤhl
0,9136
60 1/5
Fruͤhkohloͤhl
0,9139
60
Erdkohlruͤbsamenoͤhl
0,9141
60
Weißsenf-Oehl
0,9142
60
Dikruͤbenoͤhl
0,9167
58 4/5
Schwarzsenf-Oehl
0,9170
58 2/3
Olivenoͤhl
0,9176
57 2/3
Mandeloͤhl
0,9180
58 1/4
Rettigsamenoͤhl
0,9187
58
Weinkernoͤhl
0,9202
57 1/5
Buchekeroͤhl
0,9225
56
Filtrirter Wallfischthran
0,9231
55 4/5
Kuͤrbissamenoͤhl
0,9231
55 4/5
Tabaksamenoͤhl
0,9232
55 3/4
Gartenkresseoͤhl
0,9240
55 1/4
Haselnußoͤhl
0,9242
55 1/4
Mohnoͤhl
0,9243
55 4/4
Tollkirschen
(Belladonna-)Oehl
0,9250
55
Leindotteroͤhl
0,9252
54 3/4
Tannensamenoͤhl
0,9258
54 1/2
Waͤlschnußoͤhl
0,9260
54 2/5
Sonnenblumenoͤhl
0,9262
54 1/3
Hanfoͤhl
0,9276
53 2/3
Nachtviolenoͤhl
0,9282
53 1/3
Fichtensamenoͤhl
0,9312
51 1/2
Leinoͤhl
0,9347
50
Wauoͤhl
0,9358
49 1/2
Spillbaumoͤhl
0,9360
49 /13
Ricinusoͤhl
0,9611
33 3/4
Wenn man diese Tabelle durchgeht, so findet man unter den im Handel vorkommenden
Oehlen, namentlich unter jenen, die zur Verfälschung benuzt werden, bedeutende
Verschiedenheiten der Dichtigkeit; so wiegt das Rüböhl bei 15° C. 60
3/5° am Alkoholometer, während das Buchekeröhl 56°, der Wallfischthran
55 4/5, das Mohnöhl 55 1/4, das Leindotteröhl 55 3/4, das Leinöhl 50° zeigt.
Sobald also das Rüböhl weniger als 60° zeigt, kann mit Sicherheit daraus
geschlossen werden, daß es mit einem andern vermischt ist u.s.f.; freilich erfahren
wir dadurch nicht, mit welchem; dieß zeigen uns aber die oben angeführten
Kennzeichen. Ist einmal das zur Verfälschung angewandte Oehl bestimmt, so erfährt
man durch den Alkoholometer das quantitative Verhältniß genau.
Bericht des Hrn. Penot über vorstehende
Abhandlung.
Es fehlte bisher an Mitteln, die so häufig vorkommende Verfälschung der Oehle zu
entdeken. Mit dem Olivenöhl allein wurden, seines hohen Preises wegen, in dieser
Hinsicht Versuche angestellt und in deren Folge mehrere Mittel zu dessen
Untersuchung angegeben; diese sind: Rousseau's
Diagometer, Poutet's Probe mit salpetersaurem Queksilber,
die von Felix Boudet mit Untersalpetersäure, Faure's Ammoniakprobe, Lipowitz's Chlorkalkprobe. Doch geht aus einer Reihe von Versuchen, welche
Soubeiran und Blondeau
anstellten, hervor, daß keines dieser Verfahren vollkommen genüge.Polytechn. Journal Bd. LXXX. S.
45. Hr. Heydenreich schlägt zur Untersuchung der
Oehle dreierlei gemeinschaftlich anzuwendende Proben vor.
1) Der Geruch. Dieser kann, so flüchtig er ist, auf die Entdekung einer Verfälschung
führen, namentlich, wenn auch das beigemischte Oehl sich durch den Geruch verräth.
Doch muß bemerkt werden, daß dasselbe, d.h. das von einer und derselben Frucht oder
demselben Samen gewonnene Oehl nicht immer denselben Geruch hat. Vorzüglich ist dieß
bei dem Olivenöhl der Fall, dessen Geruch oft nach dem Lande, von welchem es kömmt,
verschieden ist, und auch bei andern Oehlen, je nachdem sie kalt oder warm
ausgepreßt wurden.
2) Die Reaction der Schwefelsäure von 66°. Ich stellte solche Versuche mit 22
verschiedenen Oehlsorten an. Statt 10–15 Tropfen Oehl auf je einen Tropfen
Säure nahm ich aber von jedem Oehl 20 Tropfen und operirte in Schälchen von weißem
Porzellan. Die Erscheinungen wichen von jenen des Verf. hie und da etwas ab, wie es
sich nicht anders erwarten ließ.
Außer der Schwefelsäure bediente ich mich auch noch eines andern Reagens, nämlich
einer kalt bereiteten, gesättigten Auflösung von rothem
chromsaurem Kali in Schwefelsäure. Auch von dieser gieße ich 1 Tropfen auf
20 Tropfen Oehl und rühre um. Alle damit probirten 22 Oehle zeigten
charakteristische Erscheinungen. Die Reactionen beider Prüfungsmittel sind in
folgender Tabelle zusammengestellt.
Wirkung eines Tropfens Reagens auf 20 Tropfen
Oehls.
Textabbildung Bd. 85, S. 65
Oehle; Schwefelsäure; ohne
umzurühren; gerührt; Auflösung von doppeltchromsaurem Kali; Oehlsäure;
Röthlicher Fleken, röthlicher Ring; Braunroth; Mandelöhl; Klares Gelb,
orangerothe Fleken; Schmuziggrün; Gelbliche Klümpchen; Wallfischthran; Röthliche
Klümpchen auf braunem Grunde; Weinhefe; Rothbraune Klümpchen auf braunem Grund;
Hanföhl; Braune Klümpchen auf gelbem Grunde; Grünlichbraun; Gelbe Klümpchen aus
grünem Grund; Rapssaatöhl, Wenig merkt. Fleken; Grün; Gelbe Klümpchen auf
chromgrün. Grund; Stokfischleberthran; Dunkelbraun; Dunkelbraun; Dunkelbraun;
Leinöhl (v. Oberrhein); Dunkelbraunroth; Braune Klümpchen a. grauem Grund;
Braune Klümpchen auf beinahe farblosem Grund; Leinöhl (von Paris); Weniger
dunkles Braunroth; Braune Gerinnung auf grünem Grund; Braune Klümpchen auf
chromgrün. Grunde; Madiaöhl; Schwach braunroth, obendrauf eine dünne grauliche
Schicht; Olivengrün; Kleine braune Klümpchen auf olivenfarbenem Grund; Rüböhl
(jähriges, bei Grün. gelinder Wärme gepreßtes); Grün; Bläulichgrün; Gelbe
Klümpchen auf chromgrün. Grunde; Rüböhl (jähriges, bei gelinder Wärme gepreßtes,
aus einer andern Fabrik); Grün; Blaulichgrün; Gelbe Klümpchen auf schmuziggrünem
Grund; Rüböhl (frisches); Grün; Bläulichgrün; Gelbe Klümpchen auf chromgrün.
Grund; Nußöhl; Braungelb; Dunkelbraune Gerinnung; Braune Klümpchen. Nußöhl
(jähriges); Gelb; Weniger dunkles Schmuzigbraun; Braune Klümpchen. Nußöhl
(jähriges, aus Orangegelb; Schmuzigbr.; Braune Klümpchen. Olivenöhl (von
Beaucaire); Schwach gelb; Schmuzigbr.; Bräunlich-olivengrün; Olivenöhl
(unreines); Schwache Fleken; Grünlichgrau; Bräunlich-olivengrün;
Textabbildung Bd. 85, S. 66
Oehle; Schwefelsäure; ohne
umzurühren; gerührt; Auflösung von doppeltchromsaurem Kali;
Olivenöhl(sogenanntes Fabriköhl (huile tourante),
aus gegohrnen Oliven; Orangegelb; Bräunlichgrau; Braun. Mohnöhl (frisches, kalt
gepreßtes); Gelber Fleken; Bräunlich olivengrün; Gelbe Klümpchen auf weißem
Grund; Mohnöhl (jähriges, bei gelinder Wärme gepreßtes); Grünlicher Fleken;
Blaßgrün; Gelbe Klümpchen auf grünem Grund; Ochsenklauenöhl; Blaßgelber Fleken;
Schmuzigbr; Braune Klümpchen auf braunem Grund; Inländisches Ricinusöhl;
Unbedeutender gelber Fleken; Beinahe farblos; Sehr blaßgrün;
Aus dieser Tabelle ist zu ersehen, daß gleichbenannte Oehle mit denselben Reagentien
nicht immer gleiche Reactionen geben. Es hängt dieß von dem Orte ihrer Herkunft,
ihrem Alter, ihrer Bereitungsweise u.s.f. ab. Doch läßt sich durch einen
vergleichenden Versuch mit reinem Oehl die Verfälschung wenigstens mit
Wahrscheinlichkeit erkennen. So erhielt ich, als ich 10 Theilen Rapssaatöhl bald 1
Th. Wallfischthrans, bald 1 Th. Leinöhls oder Oleinsäure zusezte, folgende
Resultate:
Textabbildung Bd. 85, S. 66
Gemische; Schwefelsäure; ohne
umzurühren; gerührt; Auflösung von doppeltchromsaurem Kali; Rapssaatöhl u.
Wallfischthran; Rötherer Grund als beim Rapssaatöhl;
Bräunlich-olivengrün; Röthliche Klümpchen auf grauem Grund;
Rapssaat- u. Leinöhl; Kein merklicher Unterschied gegen Rapssaatöhl;
Olivengrün; Stärker rothe und zahlreichere Klümpchen auf dunkler grünem Grund;
Rapssaatöhl u. Oleïnsäure; Kein merklicher Unterschied gegen Rapssaatöhl;
Grünlichbraun; Röthliche Klümpchen auf olivengrünem Grunde;
Ist durch diese Andeutungen eine Verfälschung nachgewiesen, so sucht man das
zugesezte Oehl durch Reagentien oder den Geruch (bei gelindem Erwärmen) zu erkennen
und als Gegenversuch eine ähnliche Oehlmischung darzustellen, die sich in Allem eben
so verhalten muß.
3) Die Dichtigkeit betreffend, glaube ich nicht, daß gleichbenannte und gleichreine,
aber nicht identische Oehle auch dieselbe Dichtigkeit haben müssen; doch dürfte der
Unterschied nie bedeutend seyn; so fand ich auch die von Hrn. Heidenreich angegebenen Dichtigkeiten beinahe immer bestätigt.
Wenn der Alkoholometer und der Geruch eines Oehls eine Verfälschung desselben
vermuthen lassen, so dienen die oben erwähnten Reagentien, um die Art und Menge des
zugesezten Oehls zu erkennen.