Titel: | Colla's Verfahren Stahlplatten zu härten. |
Fundstelle: | Band 85, Jahrgang 1842, Nr. XLIX., S. 202 |
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XLIX.
Colla's Verfahren
Stahlplatten zu haͤrten.
Aus dem Bulletin de la Société
d'Encouragement. April 1842, S. 159.
Colla's Verfahren Stahlplatten zu haͤrten.
Die zur Härtung bestimmten Gußstahlplatten müssen vorerst gänzlich entkohlenstofft
werden, und zwar durch (je nach ihrer Dike und der Qualität des Stahls mehr oder
weniger langes) Verweilen in einer eisernen Büchse, in welcher sie, jede für sich,
von allen Seiten mit mehr oder weniger diken Schichten Eisenfeile umgeben sind. Die
mit einem eisernen Dekel verschlossene Büchse wird wohl verkittet in einen Ofen
gelegt, welcher die zur Entkohlung nöthige Zeit lang in Weißglühhize erhalten wird.
Man läßt das Ganze langsam im Ofen erkalten, nimmt sodann die Platten heraus und
polirt sie auf folgende Weise:
Ein hinlänglich beschwerter hölzerner Schwengel ruht auf einem gewöhnlichen
Schleifstein von Sandstein; zwischen diesen und den Schwengel bringt man die zu
polirende Platte und läßt den Stein drehen, während ein Arbeiter, welcher die Platte
mittelst Zangen hält, alle Theile ihrer Oberfläche auf dem Steine hin und her
bewegt, der ihre schwarze Kruste wegnimmt, daher der Glanz des Metalls hervortritt.
Hierauf schreitet man zum Poliren mittelst einer geeigneten Vorrichtung, und zwar
mit immer feinerem Schmirgel und zulezt mit Schmirgelpapier Nr. 0. Dann wird die
Platte dem Graveur übergeben, welcher sie nun viel leichter arbeitet, weil sie viel
zarter (geschmeidiger) ist als der kohlenstoffhaltige Stahl.
Ist der Stich vollendet, so wird mit der Platte, wie folgt, verfahren. Man nimmt ein
Blech von einem Metall, welches bei der Temperatur, worauf die Platte, um wieder
gekohlenstofft zu werden, gebracht werben muß, nicht schmilzt und zugleich zum
Kohlenstoff wenig oder gar keine Verwandtschaft hat, wie Platin, Gold, Silber etc.,
hüllt die ganze Platte darin ein, mit Ausnahme der gravirten Theile, welche man
durch Ausschneiden in dem umhüllenden Blech sichtbar läßt. Es ist sehr darauf zu
sehen, daß das Metallblech und die Platte in allen Punkten so genau als möglich
aufeinander liegen, damit bei der Wiederkohlenstoffung das Kohlenoxyd oder sonstiges
Gas bloß an den Stellen auf die Platte wirken kann, wo sie offen liegt.
Wenn alles so vorgerichtet ist, bringt man die Platte wieder in eine Büchse, wie sie
zur Entkohlenstoffung diente, umgibt sie aber statt mit Eisenfeile, mit Thierkohle;
man verschließt die Büchse gut, bringt sie in den Ofen und darin zur
Kirschrothglühhize, welche man so lange unterhält, bis die Wiederkohlenstoffung der
Platte auf zwei bis drei Punkte Tiefe bewerkstelligt ist. Die Dauer dieser Operation
hängt von der Anzahl der Platten und der Qualität des Metalls ab.
Wenn die Wiederkohlenstoffungs-Operation lange genug gedauert hat, wird jede
Platte behufs des Härtens für sich aus der Büchse genommen und rasch in verticaler
Richtung in kaltes Wasser getaucht; die Temperatur, bei welcher dieß geschieht, ist
die Kirschrothglühhize.
Da der Fall eintreten kann, daß die Platte durch das Härten sich mehr oder weniger
biegt, und da sie zu hart ist, um die Gewalt der Presse aushalten zu können, ohne
Risse zu bekommen, so muß sie folgendermaßen gerade gerichtet und ihre zu große
Härte gemildert werden:
Man erhizt zwei wohlpräparirte Gußeisenplatten auf eine Temperatur, wobei sie durch
blankes Eisen oder Stahl auf die strohgelbe Farbe zurükkommen, bringt nun die Platte
zwischen jene zwei Platten und das Ganze unter eine ziemlich starke Presse und läßt
erkalten; nimmt man nun die Platte heraus, so ist sie gerade gerichtet und die
Härtung auf den gehörigen Punkt zurükgeführt; sie kann nun dem Druker übergeben
werden, und gestattet eine Anzahl Abdrüke, welche man durch die Erfahrung allein
kennen lernt.
Sollten beim Wiederkohlenstoffen einige Theile der Platte etwas Schaden gelitten
haben, so wird derselbe durch schwaches Poliren gehoben, ohne daß für den Stich ein
Nachtheil daraus entspränge.
Auch folgendes Verfahren gelang dem Verfasser und dasselbe ist je nach der Art des
Stichs verschiedener Anwendungen fähig.
Man schweißt an eine Eisenplatte von 9 bis 11 Millimeter (4–5 Linien) Dike ein
Blatt entkohlenstofften Gußstahls mittelst Kupfer an, polirt die zu gravirende
Oberfläche auf gewöhnliche Weise und härtet sie, nachdem sie gestochen ist. Die
Eisenplatte leistet dann hinlänglichen Widerstand, daß die Platte sich nicht werfen
kann; auch kann sie starken Druk aushalten, ohne zu brechen. Dieses Verfahren
gewährt den Vortheil, daß man die Platte unter ein Prägwerk bringen kann, um
Reliefabdrüke des Stichs auf Metall zu erhalten.
Das Anschweißen der Stahlplatte an die Eisenplatte kann erst nach dem
Entkohlenstoffen der ersteren stattfinden; dann kommt das Poliren, das
Wiederkohlenstoffen und Härten. Nach lezterem erst kann gestochen werden.
Auch folgendes Verfahren wandte Hr. Collas mit Erfolg an:
er legt ein Blatt Gußstahl, gleichviel ob entkohlenstofft oder nicht, genau auf eine
dike Eisenplatte und befestigt es durch Umbiegen der Ränder über die der Platte
daran; der Widerstand der Platte widersezt sich dem Werfen des Blatts durch das
Härten vor oder nach dem Stechen.
Endlich erhielt der Verf. auch sehr gute Resultate mit folgendem Verfahren: er
verzinnt eine dike Eisenplatte und eine nicht entkohlenstoffte Gußstahlplatte,
welche beide gehörig gerade gerichtet sind, befestigt sie auf einander mittelst
Nieten an den Rändern, erhizt sie bis zur Kirschrothgluth und taucht sie dann in ein
Zinnbad; die bei dieser Temperatur vorgenommene Härtung bewirkt zugleich das
Aneinanderlöthen beider Stüke. (Descript. des Brevets,
Bd. XLII.)