Titel: | Ueber Ersparung an Brennmaterial bei Rostfeuern. |
Fundstelle: | Band 85, Jahrgang 1842, Nr. LV., S. 226 |
Download: | XML |
LV.
Ueber Ersparung an Brennmaterial bei
Rostfeuern.
Ueber Ersparung an Brennmaterial bei Rostfeuern.
Eine große Menge Wassers auf eine schwache Gluth schütten, heißt das Feuer
auslöschen; wenig Wasser aber öfters und zwar in feinvertheiltem Zustand auf die
glühenden Kohlen bringen, das heißt die Verbrennung befördern. Von diesen beiden
Grundsäzen fand der leztere noch wenig Anwendung in der Technik.
Es ist anerkannt, daß bei starken Feuersbrünsten, wenn die Pumpen nicht genug Wasser
herbeischaffen können, um dem Feuer allen Wärmestoff zu entziehen, die Intensität
des Feuers dadurch nur erhöht wird. Dieß beruht auf der Eigenschaft der glühenden
Kohle, den Wasserdampf augenbliklich in die beiden Gase, aus welchen er besteht, in
Sauerstoff und Wasserstoff, zu zersezen, welche Körper, für sich oder mit andern
gemengt, ungemein verbrennlich sind. Will man also ein Feuer an seinem Herde
löschen, so muß man das Wasser in großen und stetig unterhaltenen Strahlen darauf
fallen lassen und verhüten, daß es nicht in Kügelchen zertheilt oder in Dampfgestalt
an dasselbe gelangt, welche bald in verbrennende Gase umgewandelt würden.
Bringt man befeuchtetes Brennmaterial auf einen glühenden Herd, so nimmt die Hize
merklich ab, obwohl das Wasser nur in sehr kleiner Quantität vorhanden ist, weil es
nicht im Dampfzustand zu den glühenden Kohlen kommt. Für diesen Fall lehrt uns die
Chemie und bestätigt die Erfahrung, daß der über der ganzen Oberfläche des
Brennstoffes sich bildende Wasserdampf 6 1/2 mal so viel Wärme consumirt, als nöthig
ist, um die Temperatur des Wassers vom Eispunkt bis zum Siedepunkt zu erhöhen.
Hiedurch erklärt sich das Fallen der Temperatur in Rostfeuern, wenn feuchtes
Brennmaterial hineingebracht wird; so oft also der Heizer Steinkohle unter den
Kessel einer Dampfmaschine bringt, wird der Gang dieser leztern eine Zeit lang und
im Verhältniß zur Feuchtigkeit der hinzugebrachten Kohle langsamer. Das Gegentheil
aber findet statt, wenn dieselbe Menge Wassers, statt dem Brennmaterial beigemengt
zu seyn, in Dampfgestalt mit atmosphärischer Luft gemengt unter den Rost geleitet
wird. Die Berührung dieses Dampfes mit der glühenden Kohle hat sogleich die
Zersezung desselben in Sauerstoff und Wasserstoff zur Folge. Das Feuer wird durch
diese Zersezung zum Weißglühen erhöhet; der Sauerstoff des Wassers verbrennt den
Kohlenstoff der Kohle und der frei gewordene Wasserstoff wird vom Sauerstoff der
atmosphärischen Luft verbrannt. Diese doppelte Verbrennung steigert die Temperatur des
Feuers ungemein und da weniger Sauerstoff von der atmosphärischen Luft verbrannt
wird, so wird auch weniger Stikstoff erhizt, welcher Körper neutral und beim Acte
der Verbrennung völlig unnüz ist.
Bei allen Rostfeuern kann demnach ein Theil des zu ihrer Speisung nötigen
Brennmaterials durch Einführung eines Dampfstrahls unter den Rost erspart werden.
Wir leiten daher bei unseren Dampfmaschinen unter das Feuer einen Theil des schon
benuzten Dampfes, statt denselben zu verdichten oder in die Luft entweichen zu
lassen.
Obwohl die Eisenhüttenkunde durch die Anwendung der Hohofengase statt gewöhnlichen
Brennmaterials zum Frischen des Roheisens am Vorabend einer völligen Umgestaltung
steht, werden doch nicht alle Puddelöfen diesen Vortheil genießen können; bei
diesen, so wie bei den Schweißöfen, wird es daher von Nuzen seyn, Dampf unter ihren
Rost zu leiten. Dieß kann ohne kostspielige Dampfkessel geschehen. Ein einfaches,
flaches Beken aus einem großen Zink-, Eisen- oder Kupferblech, unter
dem gußeisernen Herde dieser Oefen angebracht, ist alles, was man hiezu bedarf; man
sezt dasselbe beliebig hoch und läßt einen kleinen Wasserstrahl hineinlaufen, der
eben das verdampfende Wasser immer wieder ersezt.
Bei den Feuern, welche keinen gußeisernen Herd haben, wird ein in einiger Entfernung
vom Roste angebrachtes Beken durch die Wärme der Abfälle und das zwischen den
Stangen des Rostes durchstrahlende Feuer behufs der Dampfbildung genugsam
erwärmt.
Bei Feuern mit Gebläsen, vorausgesezt, daß dadurch keine Metalloxyde reducirt werden
sollen, kann man den Wind vor seinem Austritt aus der Form vortheilhaft mit Dampf
speisen. Einige Empiriker haben bekanntlich dieses Mittel auch für Hohöfen
vorgeschlagen; dieß kann aber nur von zu leichtgläubigen Leuten probirt worden seyn
und geschah gewiß nie anders als mit reinem Verlust. Denizet
de Sommevoire. (Moniteur industriel April
1842.)