Titel: | Verbesserungen an Maschinen zum Streken des Flachses und Hanfes, worauf sich Peter Fairbairn, Ingenieur in Leeds, und William Suttill, Flachsspinner in Newcastle-upon-Tyne, am 26. Jan. 1841 ein Patent ertheilen ließen. |
Fundstelle: | Band 85, Jahrgang 1842, Nr. LXXX., S. 327 |
Download: | XML |
LXXX.
Verbesserungen an Maschinen zum Streken des
Flachses und Hanfes, worauf sich Peter Fairbairn, Ingenieur in Leeds, und William Suttill, Flachsspinner in
Newcastle-upon-Tyne, am 26. Jan. 1841 ein Patent ertheilen ließen.
Aus dem London Journal of arts. April 1842, S.
200.
Mit Abbildungen auf Tab.
VI.
Fairbairn's u. Suttill's Maschine zum Streken des
Flachses.
Meine Verbesserungen im Streken des Flachses u.s.w. bestehen in gewissen neuen
Constructionen und Anordnungen der Maschinentheile und haben zum Zwek, das zu
bearbeitende Material in ein für die Procedur des Strekens und Spinnens bereit
liegendes Band zu verwandeln. Mit Hülfe dieses verbesserten Mechanismus werden die
langen Fasern des Materials in kürzere gebrochen und die kürzeren gerade ausgezogen,
so daß sie durch das ganze Band hindurch eine gleichförmige Länge darbieten.
Zugleich wird das Werg und anderer Abfall aus jedem Büschel herausgezogen und in den
Häkchen der seitlichen Hechelbänder zurükgehalten.
Fig. 9 stellt
einen Längendurchschnitt durch die Mitte der Maschine, Fig. 10 einen Querschnitt
und Fig. 11
einen Grundriß der Maschine dar. In der leztgenannten Figur sind die oberen Walzen
weggelassen, um die Wirksamkeit der darunter befindlichen Maschinentheile deutlich
vor Augen zu legen.
An den horizontalen, im Maschinengestelle gelagerten Achsen b,
b
sizen vier Rollen a, a, a, a mit doppelten Spurkränzen. Um diese Rollen
schlingen sich zwei endlose Lederriemen c, c, c, c, die
der Länge nach mit Reihen von Stiften, ähnlich den Hecheln, besezt sind. Zwischen
diesen beiden endlosen Riemen ist eine Reihe querliegender Hechelstangen d, d, d, deren Bewegungen auf die gewöhnliche Weise
durch die Rotation der Schrauben e, e eingeleitet
werden, in einer gewissen Streke längs der Mitte der Maschine in Thätigkeit.
Den zu bearbeitenden Flachsbüschel f, f,
Fig. 11, legt
man quer über die Maschine, worauf seine Enden zwischen die Stifte der endlosen
Riemen c, c gedrükt werden. An der lose zwischen Gabeln
sich drehenden Welle h sizen nämlich schmale Rollen g, g, g, welche auf die Enden des Flachsbüschels zu
liegen kommen und dieselben durch ihr Gewicht zwischen die Stifte der endlosen
Riemen c, c eindrüken, damit die Fasern durch die Stifte
fest und ausgebreitet gehalten werden.
Die in der Mitte des Büschels befindlichen Fasern werden sodann zwischen den beiden
Führungen i, i hindurch nach den Zuführungswalzen j, k geleitet, welche die Fasern den in den Stangen d, d eingesezten Hechelspizen zuführen. Da sich diese
Hechelstangen ungefähr eben so geschwind wie die Zuführwalzen j, k, und beinahe zehnmal so geschwind wie die Seitenriemen c, c bewegen, so werden die Fasern des Materials in
ihrer Mitte von den Hechelspizen ergriffen und aus den Stiften der Seitenriemen c, c herausgezogen, wobei sie Werg und andere kurze
Fasern zwischen diesen Stiften zurüklassen, während die reinen Fasern von den
Hechelstangen den Strekwalzen l, m zugeführt werden.
Diese Strekwalzen bewegen sich ungefähr 20mal geschwinder, als die Hechelstangen. Die
nothwendige Folge hievon ist, daß die kurzen Fasern des Materials aus den Hecheln
hervorgezogen und gerade gerichtet, während die längeren, zwischen den Hecheln
liegenden Fasern durch den Zug der Walzen l, m in Stüke
zerrissen werden, deren Länge dem Abstande zwischen der Angriffsstelle der
Strekwalzen und den zurükhaltenden Hechelspizen ungefähr gleich kommt.
Die so behandelten Fasern nehmen nun beim Durchgang zwischen den Strekwalzen die
Gestalt eines Bandes an. Dieses Band wirb durch einen Trichter n zwischen die Lieferungswalzen o, p geleitet und fällt in eine untergestellte Kanne. Von da kommt das
Band auf eine andere Maschine, wo es der zweiten und dritten Procedur der Strekung
und Verfeinerung unterliegt.
Die Triebkraft wird vermittelst eines Riemens ohne Ende und einer Rolle auf die Welle
der unteren Strekwalze l übertragen, deren Geschwindigkeit ungefähr 120
Umdrehungen in der Minute betragen dürfte.
Die obere Strekwalze m dreht sich nur vermöge der durch
ihre Berührung mit der Peripherie der unteren Walze erzeugten Friction, und um einen
kräftigen Druk zwischen den Strekwalzen zu erzeugen, wird die obere Walze durch
belastete, auf ihre Achsenenden drükende Hebel q, q
niedergehalten.
An dem vorderen Achsenende der unteren Strekwalze sizen zwei Getriebe r und s, welche durch ihren
Eingriff mit anderen Rädern die Triebkraft auf die übrigen Theile der Maschine
übertragen.
Das Getriebe r greift in das erste Rad eines Systems von
Rädern und Getrieben 1, 2, 3, Fig. 11. An dem anderen
Ende der Achse des Getriebes 3 befindet sich ein kleineres Getriebe 4, welches in
ein Rad 5 greift. An der Achse des Rades 5 sizt ein anderes Getriebe 6, das mit dem
Rade 7 im Eingriff steht; dieses sezt das an der Achse der unteren Zuführwalze
befestigte Rad 8 in Umdrehung. Mit Hülfe dieses Systems von Rädern und Getrieben
wird der Walze i eine Rotationsgeschwindigkeit ertheilt,
welche nur ungefähr 1/20 von derjenigen der Strekwalzen l,
m ist.
Die Achse der oberen Zuführwalze k dreht sich lose in
Gabeln und wird durch die belasteten Hebel t, t gegen
die untere Walze i herabgedrükt. Die obere Walze dreht
sich vermöge der Friction auf der unteren.
An der Achse n der oben erwähnten Getriebe 3, 4 befinden
sich zwei konische Getriebe v, v, welche mit zwei
ähnlichen, an den Enden der unteren Schraubenspindeln e,
e sizenden konischen Getrieben in Eingriff stehen. Die Wirkungsweise dieser
Schrauben ist den Flachsspinnern so bekannt, daß sie keiner näheren Beschreibung
bedarf. Es wird daher die Bemerkung genügen, daß in Folge der Umdrehung der
Schraubenspindeln e, e, die Hechelstangen d, d, d in Thätigkeit kommen und, die Fasern des
Materials bearbeitend, längs der Schraubenspindeln fortschreiten, wobei sie das
Material auf die oben erläuterte Weise mit sich nehmen, daß dann die Fasern von den
Strekwalzen ergriffen und aus den Hechelzähnen gezogen werden u.s.w. Es erübrigt nur
noch zu bemerken, daß die langsam fortschreitende Bewegung der Bänder c, c, in deren Stiften der Abfall hängen bleibt, durch
ein System von Rädern erzielt wird, welchem das am Achsenende der unteren
Zuführwalze i sizende Rad 8 die Umdrehung ertheilt.
Das Rad 8 greift in ein Rad 9, das sich um einen am Gestell befestigten Zapfen dreht.
An der Büchse dieses Rades sizt ein Getriebe, welches in ein Getriebe 10 greift; ein
anderes mit dem lezteren in Eingriff stehendes Getriebe 11 greift in das Rad 12. Dieses Rad ist an dem
Ende der Welle b befestigt und ertheilt den endlosen
Bändern jene langsame Bewegung.
Das an der Hauptwelle l befindliche Getriebe s greift in ein Rad 13, welches sich auf einem am
Gestell befestigten Zapfen dreht, und dieses Rad treibt ein an der Welle der unteren
Zuführwalze o befindliches Getriebe, wodurch das aus dem
Trichter hervorkommende lokere Band in die untergestellte Kanne geleitet wird.
Die obere Strekwalze m muß von Werg oder anderen kurzen
Fasern, welche sich an dieselbe anhängen, frei erhalten werden. Hiezu dient eine mit
Tuch oder Filz überzogene, an einer kurzen Achse befestigte Walze w. Diese Walze ist in zwei Armen gelagert, die sich um
eine Querachse v, Fig. 10, drehen lassen,
und wird durch ihr eigenes Gewicht gegen die Walze m
herabgedrükt; an ihrer Achse sizt ein Getriebe 18, welches mit einem ähnlichen, an
der Achse eines Rades 16 befindlichen Getriebe in Eingriff steht und durch dasselbe
umgetrieben wird.
Das an der Hauptwelle befindliche Getriebe s greift in
ein mit dem Rade 16 in Eingriff stehendes Rad. Auf diese Weise wird die rotirende
Bewegung von der Hauptwelle l aus auf die Walze w fortgepflanzt.
Da die Fasern verschiedener Qualitäten Flachses bedeutend in ihrer Länge variiren, so
müssen Mittel vorhanden seyn, den Abstand zwischen der Angriffsstelle der
Strekwalzen l, m und den Hechelspizen zu vergrößern und
zu verkleinern. Deßhalb ist der vordere Theil der Maschine so eingerichtet, daß er
sich auf dem Hauptgestell in horizontaler Richtung ein- und auswärts schieben
läßt. Die Strekwalzen l, m, die vorderen Rollen a, a und die Lieferungswalzen o,
p sind nämlich mit ihrem Zugehör in einem adjustirbaren Gestell y, y, y, y gelagert, welches sich vor- und
zurükschieben und im gehörigen Abstand vermittelst Schrauben feststellen läßt.
Es müssen nothwendiger Weise auch Mittel vorhanden seyn, die endlosen Bänder c, c den Verschiebungen des Gestells y, y mit den Strekwalzen anzupassen. Deßwegen ruhen die
Enden der Achse b der Hinteren Rollen a, a in verschiebbaren Lagern, welche sich den
Stellungen der vorderen Theile der Maschine gemäß justiren lassen.