Titel: | Ueber die Entstehung und Zusammensezung des anderthalb-kohlensauren Natrons. Von R. Hermann. |
Fundstelle: | Band 85, Jahrgang 1842, Nr. LXXXVII., S. 373 |
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LXXXVII.
Ueber die Entstehung und Zusammensezung des
anderthalb-kohlensauren Natrons. Von R. Hermann.
Aus Erdmann's und Marchand's Journal fuͤr
praktische Chemie, 1842, Nr. 13.
Hermann, uͤber die Entstehung und Zusammensezung des
anderthalb-kohlensauren Natrons.
Die ältere Annahme, das anderthalb-kohlensaure Natron entstehe durch Kochen
von Auflösungen von doppelt-kohlensaurem Natron, wobei sich ein halbes
Aequivalent von Kohlensäure entwikeln solle, ist schon durch Rose widerlegt worden, welcher fand, daß Auflösungen von
doppelt-kohlensaurem Natron durch Aussezen in den luftleeren Raum oder durch
längere Zeit fortgeseztes Kochen ihr zweites Atom Kohlensäure vollständig fahren
lassen. Auch ist es Rose nicht gelungen, aus Auflösungen
von gleichen Atomen doppelt- und einfach-kohlensaurem Natron Krystalle
von anderthalb-kohlensaurem Natron zu erhalten.
Die Bedingungen, unter denen sich Tronasalz erzeugt, waren daher bis jezt noch
unbekannt.
Ich bin so glüklich gewesen, diese Bedingungen aufzufinden. Das Tronasalz erzeugt sich
nämlich nicht durch Krystallisation aus wässerigen Lösungen. Hiebet zerfallt es in
doppelt- und einfachkohlensaures Natron, die abgesondert krystallisiren.
Dagegen erzeugt es sich sehr leicht durch Efflorescenz oder Auswitterung.
Wenn man daher concentrirte Auflösungen von doppelt-kohlensaurem Natron rasch
einkocht und dadurch verhindert, daß das zweite Atom Kohlensäure gänzlich entweiche;
wenn man gleiche Atome doppelt- und krystallisirtes
einfach-kohlensaures Natron in dem Krystallwasser des lezteren
zusammenschmilzt und die Masse eintroknet; wenn man endlich
doppelt-kohlensaures Natron erhizt, ohne daß die Temperatur 200° C.
übersteigt: so bekommt man Salzmassen, die größtentheils aus
anderthalb-kohlensaurem Natron bestehen. Um diese Salzmassen in
krystallisirtes Tronasalz umzuwandeln, wird bloß erfordert, dieselben einige Zeit
lang der Einwirkung von feuchter Luft, am besten in Kellern, auszusezen. Wenn man
dann diese Salzmassen nach Verlauf von einigen Wochen untersucht, so wird man
finden, daß sie unter Aufnahme von Wasser eine vollständig krystallinische
Beschaffenheit angenommen haben, und daß namentlich ihre Drusenräume mit unzähligen
glänzenden Krystallgruppen bedekt sind, die aus nichts Anderem als ganz reinem
krystallisirtem anderthalb-kohlensaurem Natron bestehen.
Bei der quantitativen Untersuchung dieses Salzes ergab es sich, daß die bisher
gebräuchliche Formel für das Tronasalz
Textabbildung Bd. 85, S. 373
nicht ganz genau sey, sondern daß dieses Salz der Formel
Textabbildung Bd. 85, S. 373
entspreche.
100 Theile gaben nämlich:
Natron
40,00
Kohlensäure
43,06
Wasser
16,94
––––––
100,00.
Dieß gibt:
Für 100 Th. ber.
2 Atom Natron
= 781,8
40,12
3 – Kohlensäure
= 829,2
42,56
3 – Wasser
= 337,4
17,32
–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
1 At. kryst.
1 1/2 kohlens. Natron
= 1948,4
100,00.
Beim Glühen über der Spirituslampe hinterläßt das anderthalbkohlensaure Natron, eben
so wie die Bicarbonate von Kali und Natron, 9/8 kohlensaures Salz. Das Tronasalz
theilt daher mit jenen Bicarbonaten die Sonderbarkeit, daß es beim Kochen seiner Lösungen die überschüssige Kohlensäure
vollständiger fahren läßt, als es durch Glühen des
troknen Salzes geschieht.