Titel: | Bestimmung des Alkoholgehaltes des Weins und seiner übrigen Bestandtheile. |
Fundstelle: | Band 85, Jahrgang 1842, Nr. XC., S. 380 |
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XC.
Bestimmung des Alkoholgehaltes des Weins und
seiner uͤbrigen Bestandtheile.
Aus dem Journal de Chimie médicale, Jun. 1842,
S. 331.
Mit einer Abbildung auf Tab. VI.
Bestimmung des Alkoholgehalts des Weins und seiner uͤbrigen
Bestandtheile.
Der Alkoholgehalt des Weines wird durch die Destillation bestimmt; man kann sich zu
diesem Behufe der kleinen Destillirapparate Descroizille's,
Gay-Lussac's und Duval's bedienenDieser Apparat ist in Paris, rue du Temple, No.
105, zu haben.; der leztere kostet am wenigsten, nimmt wenig Raum ein, hat mit allem seinen
Zubehör in einer 30 Centimeter (11 Zoll) hohen und 13 Cent. (5 Zoll) weiten
Schachtel Plaz und ist mit allem zur Erreichung des Zweks Nöthigen versehen. Fig. 28 ist
seine Abbildung. Er besteht aus einer Eisenblechhülle K,
die den Ofen bildet; diese wird mittelst einer Weingeistlampe mit drei Dochten F erwärmt. Auf den Ofen kommt eine Destillirblase H, welche die zu destillirende Flüssigkeit aufnimmt; von
dieser geht eine Röhre E aus, die genau auf den Theil
G der Tubulatur der Blase paßt und zum Ueberführen
der Alkoholdämpfe in den Kühlapparat B bestimmt ist,
welcher leztere mit einem Trichter A versehen ist, der
bei D aufgesezt wird, um das zur Abkühlung der
Kühlvorrichtung bestimmte Wasser aufzunehmen; dieses Wasser verdrängt das schon warm
gewordene Wasser, welches durch die Röhre C abfließt.
– Es gehört ferner zur Vorrichtung 1) ein Probirglas, in welches der Alkohol
kommt, dessen Grad mittelst des Aräometers bestimmt wird; lezterer ist mit den
Graden des Alkohometers von Cartier und des 100theiligen
von Gay-Lussac
bezeichnet. 2) ein kleines Probirglas zum Messen des Alkohols und zum Auffangen
eines Deciliters von dem überdestillirenden Product. – Die Lampe hat einen
Seitenarm, durch welchen der Weingeist eingegossen und ausgeschüttet werden kann und
ist auch mit einem Dekel versehen.
Verfahren. – Man nimmt 3 Deciliter der zu
prüfenden weinigen oder alkoholischen Flüssigkeit, oder dreimal das Probegläschen
bis zu der mit einem Pfeil bezeichneten Linie voll, bringt die Flüssigkeit in die
Blase, sezt diese mittelst der Röhre mit der Kühlvorrichtung in Verbindung, füllt
leztere mit Wasser, gibt Feuer und destillirt unter beständiger Abkühlung mit
frischem Wasser. – Man destillirt so lange fort, bis die durch eine unten an
der Kühlvorrichtung angebrachte Röhre austretende Flüssigkeit, welche in dem
Probeglas aufgefangen wird, die einen Deciliter bezeichnende Linie erreicht. Man
unterbricht nun die Destillation, gießt den erhaltenen Deciliter Alkohol in das
(größere) Probirglas und taucht in diese Flüssigkeit, welche 15° C. haben
muß, den Alkoholometer, um den Grad nach Cartier und den
Alkoholgehalt zu erfahren; den erhaltenen Grad dividirt man mit der Zahl der
angewandten Deciliter Weins, wodurch man das Verhältniß des Alkohols in demselben
erfährt. Zeigt z.B. die überdestillirte alkoholische Flüssigkeit 30 Grade, so erhält
man, wenn man mit 3, der Anzahl der angewandten Deciliter Weins dividirt, die Zahl
10, wonach die destillirte Flüssigkeit 10 Theile Alkohol enthält. – Die
Operation kann in 18 bis 20 Minuten beendigt werden. Der zum Verbrennen verbrauchte
Weingeist beträgt beiläufig 3 Centiliter.
Untersuchung des Farbstoffs der Weine. Diese geschieht
durch die verschiedenen Reagentien; 1) Aezkalilösung, 2) Aezammoniak, 3)
Alaunauflösung nebst Zusaz von kohlensaurem Kali.
Bestimmung des Weinsteingehalts. Die Menge des im Wein enthaltenen
Weinsteins kann bestimmt werden 1) durch Abtrennung desselben nach dem Abdampfen, 2)
durch Abdampfen des Weins, langes Glühen des Rükstandes und Behandlung desselben mit
Schwefelsäure. – Im ersten Fall dampft man eine bestimmte Menge Wein zur
Extractconsistenz ab und behandelt den Rükstand zu wiederholtenmalen mit Alkohol von
30° Baumé, bis er nichts mehr auflöst; der in Alkohol unlösliche
Rükstand enthält doppeltweinsteinsaures Kali, gemengt mit weinsteinsaurem und
schwefelsaurem Kalk und etwas Extractivstoff. Man sammelt dieses Product auf einen
Filter, wäscht es mit Alkohol aus, troknet und wägt.Dieses Verfahren kann nicht bei allen Weinen befolgt werden; es gibt deren,
welche statt des Weinsteins ein Magma liefern, aus welchem Alkohol nichts
abzutrennen im Stande ist.
Ein besseres Verfahren besteht darin, den Wein zu einem Extract abzudampfen, dieses
zu verkohlen und einzuäschern und dann zu sehen, wie viel Kubikcentimeter
Schwefelsäure von 10° B. erforderlich sind, um das im Rükstand enthaltene und
von der Zersezung des Weinsteins herrührende kohlensaure Kali zu zersezen.
Bestimmung der schwefelsauren Salze. Diese geschieht
mittelst Chlorbarium; man versezt 1 Liter Wein mit Chlorbarium in Ueberschuß,
sammelt den Niederschlag, behandelt ihn mit Salpetersäure, wascht ihn aus, troknet
und wägt ihn.
Bestimmung des Gehalts an Kalisalzen. – Man
versezt 1 Liter Wein mit kleesaurem Ammoniak in Ueberschuß, läßt den sich bildenden
Niederschlag absezen, sammelt ihn auf dem Filter, wascht ihn aus, troknet und wägt
ihn.