Titel: | Gegossenes Kalkmörtel-Haus; eine neue Bauart von Rüdin. |
Fundstelle: | Band 85, Jahrgang 1842, Nr. CIV., S. 424 |
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CIV.
Gegossenes Kalkmoͤrtel-Haus; eine
neue Bauart von Ruͤdin.Aus dem Schwedischen übersezt.
Aus dem bayerischen Kunst- und
Gewerbeblatt, 1842, Heft 8 und 9.
Mit Abbildungen auf Tab.
VII.
Ruͤdin's gegossenes Kalkmoͤrtelhaus.
Diese Bauart gründet sich auf die anerkannte Erfahrung, daß ein, auf richtige Weise
bereiteter Mörtel, angewandt zur Mauerung, mit der Zeit die Härte des Steines
annimmt.
Beim ersten Blik sollte man zwar glauben, daß die Anwendung des Mörtels zur
Ausfüllung der Wände diese Bauart sehr theuer, und dadurch unanwendbar machen würde.
Wenn man aber die Sache näher überlegt, wird man finden, daß nur eine unbedeutende
Menge Kalk erfordert wird, indem man außer dem Sande, der im Mörtel selbst enthalten ist,
hauptsächlich Stüke von Steinen und Ziegel anwendet, die fast überall umsonst zu
haben sind; – daß der Bau meistens von Weibern oder Handlangern aufgeführt
werden kann, weil hiebei eigentlich keine Geschiklichkeit erforderlich ist,
ausgenommen, daß man ein Paar Arbeiter braucht zur Aufführung des Holzwerkes.
Wenn ein solches (gegossenes) Haus gebaut werden soll, wird das Grundgemäuer ganz auf
dieselbe Art gebaut, wie bei einem gewöhnlichen Ziegelhause, und es muß dieses
entweder im vergangenen Herbste schon vollbracht seyn, oder auch sehr frühe im
Frühjahre geschehen, so daß innerhalb des Sommers die Aufführung des Gebäudes so
zeitig vollendet wird, daß es bei der warmen Jahreszeit noch austroknen kann.
Man gewinnt viel an Arbeitslohn, wenn der Mörtel auf die später zu beschreibende Art
zubereitet wird.
Nachdem die Grundmauer (Steinfuß) fertig ist, wird das Holzgerüst für das Haus
aufgeführt, auf die Weise, daß man 4 Zoll dike Bäume nimmt, die man Tragbäume nennen
kann, indem auf diesen die Querbäume (Balken) und das Dach des Gebäudes ruht.
Die Länge dieser Bäume wird durch die Höhe der Wände bestimmt. Diese Querbäume werden
in der Höhe, wo der Boden des zweiten Stokes liegen soll, in die Tragbäume
eingelassen, auf welchen dann die Bodengeschwelle für diese Etage aufliegen.
Die Tragbäume werden da, wo keine Fenster oder Thüren hindern, in einem Abstande von
3 Ellen (schwedisch) aufgestellt, wenn 6 Ellen lange Bretter benüzt werden;
überhaupt richtet man den Abstand nach der Länge der Bretter, damit man diese
unnöthiger Weise nicht absägen darf. Auf den Seiten, wo Fenster und Thüren
vorkommen, werden die Tragbäume so gestellt, daß kein Tragbaum einem Fenster oder
Thüre näher kommt als 1/2 Elle, wodurch die in den Wänden eingeschlossenen Bäume bei
vorkommender Feuersbrunst gegen die Wirkung des Feuers geschüzt sind. Wenn dieses
für das ganze Gebäude bewerkstelligt ist, werden die Querbäume aufgezogen, bei ihren
Einschnitten an die Tragbäume eingepaßt und mit einem Holznagel befestiget. Auf
gleiche Art wird mit dem zweiten Stok des Gebäudes verfahren, indem die Querbäume
auf die obern Enden der Tragbäume eingezapft werden, auf welchen dann die
Bodengeschwelle und hierauf das Dach nach der gewöhnlichen Art aufgesezt und mit
Schindeln, Ziegeln, oder wie man es wünscht, eingedekt wird.
Dadurch, daß man den Dachstuhl vor dem Mauerwerk aufführt, wird das gewonnen, daß die
Arbeit durch nichts gehindert wird, und hauptsächlich, daß die Wände der
Erschütterung nicht ausgesezt werden, die dabei nothwendig stattfinden und auf den noch nicht
festen Mörtel der Wände schädlich einwirken würde.
Mit der Bedekung des Daches ist es im Allgemeinen wohl besser, zu warten, bis die
Wände aufgeführt und so viel erhärtet sind, daß die Bretter abgenommen und zur
Eindekung des Daches verwendet werden können. Dann kann auch die Sonne und der freie
Luftzug die Wände besser austroknen. Jedoch hängt dieses sehr von der Jahreszeit und
den localen Verhältnissen ab – wo viele Gewitter stattfinden, ist es besser,
das Dach aufzulegen.
Gewöhnlich wird das Holzgerüst erst im Freien zusammengefügt (abgebunden) und bann
auf einmal aufgestellt und befestigt. Die Tragbäume, welche mit dem untern Ende,
ohne an einen Baum befestigt zu seyn, auf dem Steinfuß des Gebäudes frei aufstehen,
werden durch Loth und Schnur gerichtet, daß sie senkrecht in die Mitte der Mauer zu
stehen kommen. Wenn irgend einer von diesen Balken durch die Befestigung mit den
Langbäumen um ein weniges zu kurz sollte geworden seyn, so wird ein schwacher
Steinsplitter untermauert. Wenn die Arbeit schon so frühe im Frühjahr vorgenommen
wird, daß sie bis Ende Junius fertig seyn kann, dann ist es noch Zeit, den Aufbau
der Wände vorzunehmen. Bevor die Wände eingefüllt werden, muß man einen gehörigen
Vorrath von Brettern haben. Davon wird ungefähr für jede Quadratelle Wand ein 6
Ellen langes Brett gebraucht. Von diesen Brettern werden die weniger guten zu
Standbretter verwendet, die andern, wenn nicht schon beschnitten, werden an den
Kanten gerade gehauen (gesäumt) und zu Seitenbrettern für das Eingießen der Wände
benüzt. Die stehenden Bretter (Standbretter) werden aufrecht stehend mit Nägeln von
gehöriger Länge auf jeder Seite der Tragbäume befestigt, auf die Weise, daß ein
hinreichender Raum gelassen wird, sowohl für die Seitenbretter, welche eingeschoben
werden sollen, als auch für die Dike der Wand.
Die Dike der Wände für ein Haus von einer Etage muß 9 Zoll (schwedisch) seyn; für ein
Haus von zwei Etagen müssen 12 Zoll Wanddike genommen werden.
Obschon noch nicht höhere Gebäude auf diese Art aufgeführt worden sind, so ist es
jedoch keinem Zweifel unterworfen, daß auch höhere als zwei Etagen aufgeführt werden
könnten, wenn die Wände nach Verhältniß eine größere Dike erhalten.
Bei dem Aufrichten der Bretter muß die größte Genauigkeit beobachtet werden, weil es
davon abhängt, ob die Wände gerade oder schief zu stehen kommen. Indessen ist es
ziemlich leicht, diese Genauigkeit zu beobachten, wenn die Eken der Wände genau nach
dem Lothe gerichtet
werden, weil man dann genau mit dem Auge sehen kann, inwiefern die Standbretter
längs der ganzen Wand gerade stehen oder nicht; in diesem Falle werden sie
gerichtet, indem durch ein Paar Hammerschläge die Verbindungsnägel zurük oder weiter
vorgeschlagen werden können.
Hernach werden die Seitenbretter auf die Kante eingeschoben zu einer Höhe von
3/4–1 Elle.
Bereiteter Mörtel wird dann einige Zoll hoch zwischen den Brettern eingegossen und
darin kleine Steine oder Ziegelbroken eingesezt. Bei der Einsezung der Steine muß
man beachten, daß kein so großer Stein genommen wird, der durch die ganze Wand
durchgeht, weil im Winter dadurch die Wärme zu sehr geleitet wird; darum sollen für
Wohngebäude die Steine nicht größer gewählt werden, als daß zwei neben einander
liegen können. Für Nebengebäude ist diese Vorsicht nicht nöthig; so soll man auch
bei der Legung der Steine darauf Acht geben, daß Mörtel zwischen jeden Stein kommt
und die Steine nicht unmittelbar an den Seitenbrettern anliegen. Diese Arbeit wird
genügend von Weibern verrichtet, die mit einem kleinen Holzspatel die Steine in den
Mörtel eindrüken. Indem diese Arbeit fortgeht, sind ein Paar Arbeiter damit
beschäftigt, an andern Stellen des Gebäudes Steinbroken einzusezen, die mit
hölzernen Keilen so lange in der gehörigen Richtung gehalten werden, bis der Mörtel
eingegossen wird; die Keile werden dann weggenommen. Für die Thür- und
Fensteröffnungen werden, während die Arbeit fortschreitet, 2–3 Zoll dike
Bretter, von der nämlichen Breite wie die Wand, eingepaßt und befestigt, wie Fig. 7 genauer
zeigt.
Wenn, wie an mehreren Orten gebräuchlich, die Fenster- und Thürstöke von der
Mauer um ein Paar Zoll einspringen sollen, obschon dieser Absaz den Regen und Schnee
aufnimmt, so werden diese Vorsprünge wie gewöhnlich mit hartgebrannten Ziegeln
ausgemauert, indem man an die Seitenbretter eine eben so starke Leiste heftet, die
mit denselben abgenommen wird.
Bei größern Gebäuden, wo man eine Dachleiste von Ziegeln anbringen will, kann das
Dach nicht wie nach der Zeichnung unmittelbar an den Balken befestigt werden,
sondern man muß den nöthigen Raum lassen für die obern Kanten der Wände, die gleich
hoch mit der obern Seite des Balkens auf dem Tragbaume, worauf später die Leiste von
Ziegeln gemauert und das Dach wie bei einem gemauerten Hause aufgeführt wird.
Besteht aber die Leiste aus Holz, dann wird sie an den Standbaum angenagelt.
Um dem Holzgerüste mehr Festigkeit zu geben, ehe die Wände eingegossen sind, und
unter der Zeit, während sie troknen, werden die Tragbäume theils durch Sparren, die unter einem Winkel
sich anlegen, theils durch Bretter, die an den Balken angeschlagen sind, befestigt.
An der äußern Seite des Gebäudes bedarf man kein Gerüst, weil der ganze Bau von
Innen aufgeführt werden kann.
Auf diese Weise wird ein Lager von Mörtel nach dem andern einige Zoll hoch
eingegossen, bis alle Wände vollgegossen sind, wonach das Ganze mit den angesezten
Brettern 3–4 Wochen in Ruhe bleibt, um zu troknen.
Man bemerkt sehr leicht, wann die Wände so troken sind, daß die Bretter abgenommen
werden können, indem diese sich dann von der Wand ablösen, so daß eine kleine
Oeffnung entsteht; dann muß man mit einer gewissen Achtsamkeit die Nägel, welche die
aufstehenden Bretter halten, ablösen, und so nach und nach das ganze Gebäude
abkleiden, welches dann als ein gegossenes Ganze dasteht ohne Sprünge oder Rizen und
ohne sich weiter zu sezen; wenn man das Dach nicht belegt hat, werden einige lose
Bretter über die Wände gelegt, um sie gegen einfallenden Regen zu schüzen.
Wenn die Wände troken und hart geworden sind, werden sie verpuzt.
Man kann wohl auf verschiedene Weise die Seitenbretter befestigen; die bezeichnete
Art scheint die einfachste.
Die Mischungsverhältnisse für den Mörtel können verschieden seyn, indem sie von der
Güte des Kalkes und des Sandes abhängen.
Die Mischung, welche im Allgemeinen als die beste befunden worden, ist:
4 Theile
Sand,
1 –
Kalk,
1 1/2 –
Wasser.
Das Wasser wird in dem Verhältniß genommen, daß der Mörtel einen Brei bildet, der
alle Oeffnungen ausfüllen kann. Am besten ist es:
2 Theile
groben2
– feinen
Sand zu nehmen
Auch der Sand, welcher Gerölle enthält, ist brauchbar. Sand aber mit Thon oder
Dammerde gemengt, ist nicht brauchbar, weil der Mörtel davon nicht die volle
Haltbarkeit erhält. Das grobe Sandgerölle dient zur Ausfüllung zwischen die
einzelnen Steine und erspart Mörtel. Sowohl runde als kantige Steine sind brauchbar,
jedoch sind die kantigen insofern vorzuziehen, als sie sich dichter sezen lassen;
die zu großen Steine werden entzwei geschlagen.
Nach dem hier angegebenen Verfahren wird man mit einer Tonne Kalk zu 32 Kappar (4 1/5 bayer.
Mezen) auf 9 Quadratellen Wand von 9 Zoll Dike ausreichen.
Bei dikern Wänden wird der Verbrauch des Kalkes nicht im nämlichen Verhältniß
steigen, sondern man bedarf etwas weniger, weil dabei größere Steine angewendet
werden können. Es ist wohl gleich, auf welche Weise der Mörtel bereitet wird, wenn
nur haltbar. Doch ist wohl das Fig. 9 und 10 abgebildete Mörtelrad
zu empfehlen; sowohl wegen der sichern und leichtern Art der Bereitung, als auch der
Leichtigkeit des Transportes. – Wenn dieses Rad benüzt wird, werden die
Materialien circa 300 Ellen gefahren, wodurch die Masse
vollständig gemengt und verarbeitet ist.
Nach diesem Vorberichte wird die Beschreibung der beiliegenden Zeichnung Fig. 5 und 6 leicht zu
verstehen seyn.
Der hier vorgestellte Bau ist auf 12'' Mauerdike
berechnet.
A, A, A das Fundament von Stein 1 Elle dik, wie für
steinerne Häuser.
B, B Tragbäume von circa
4'' im Gevierte; sie werden freistehend auf das
Fundament gestellt und sind so hoch wie die Wände.
C, C Langbäume, eingeschnitten und mit Holznägeln
befestigt an den äußern Seiten der Tragbäume. Sie dienen als Lager für
D, D die Balken der ersten Wohnung, die an den
Langbäumen befestigt sind.
E, E die Verbindungsbäume (Bandbäume), die auf dem obern
Ende der Tragbäume ruhen und darauf eingezapft sind.
F, F die Balkenlage für die obere Wohnung, eingelassen
und befestigt an die Bandbäume E, E. Man kann diese
Balken so weit hervorgehen lassen, daß sie als Befestigung für die Dachplatten
dienen können, wie bei
G, G angezeigt wird.
H, H Aufstehende Bretter (Standbretter), auf beiden
Seiten an die Tragbäume mit einem passenden Holznagel (eigentlich Schlagbolzen)
befestigt, so zwar, daß außer der Bretterdike noch ein Zwischenraum von 4 Zoll auf
jeder Seite des Tragbaumes bleibt.
I, I Seitenbretter, an den Kanten gesäumt und auf den
beiden Seiten der Tragbäume auf die Kante gestellt, so daß ein Zwischenraum von 12
Zoll zur Einfüllung des Mörtels bleibt. Diese Bretter werden eingeschoben und
aufgestellt, so wie der Bau fortschreitet.
K, K Thür- und Fensterbretter von 2–3'' Dike und der nämlichen Breite wie die Wand, werden
aber so mit dem Fortschritte des Baues eingepaßt.
L, L Kurze Bretter (Heftlatten, womit die Thür-
und Fensterbretter fest gemacht werden. Sie werden weggenommen, wenn so viel von der Wand eingegossen
ist, daß sie ohne diese sicher und fest sizen.
M, M Spannungshölzer, um dem Druk der noch weichen Wände
entgegen zu wirken; sie werden erst abgenommen, wenn die Wände troken sind.
N, N. Um den Thür- und Fensterbrettern gewissern
Halt zu geben, können Nippen angeschlagen werden, wie nur bei der Thüre angezeigt
ist.
Einige Bemerkungen.
Bei den innern Eken der Wände werden die Bretter so abgesägt, daß die Eken
loth- und winkelrecht ausfallen, und man kann dazu ein an den Kanten
geebnetes Brett, das lothrecht aufgestellt wird, benüzen.
Obschon die Zeichnung zwischen den Thüren und Fenstern nur einen Tragbaum zeigt, so
wäre es doch besser zwei anzubringen, und zwar wo die Breite es erlaubt, daß sie in
einem Abstande von 15 bis 18'' von einander zu stehen
kommen.
Nachdem das Holzgerüst in Ordnung ist, muß man, bevor die Eingießung beginnt, an
denjenigen Stellen, wo Feuerherde oder Schornsteine angebracht werden sollen, in so
großem Abstande als nöthig, die Trag- und Bandbäume absägen und dieselben
durch Wechselbalken wieder gehörig befestigen. Diesemnach werden Bretter lothrecht
aufgestellt, wodurch in der Wand eine Oeffnung entsteht, worin die Schornsteine
eingemauert werden können, so daß kein Holz mit diesen in Berührung kommen kann.
Wenn das Eingießen der Wände so weit vorgeschritten, daß man bis an das Lang-
oder Bandholz gekommen ist, muß acht gegeben werden, daß dieses gut untermauert
wird. Mit der Arbeit wird dann ein Paar Tage ausgehalten, damit der Mörtel anziehen
kann.
Dann ist es gut, wenn man beim Einmauern der Langbäume bis auf die obere Kante auf
beiden Seiten, so wie auch zum Zumauern derselben ebene Ziegelsteine wählt; dadurch
werden diese Bäume wie in einem Gewölbe eingeschlossen, und selbst allenfallsige
Verwitterung derselben in der Zukunft wird auf das Gebäude keinen Einfluß haben.
Beschreibung des Mörtelwagens.
A, A, A, A ein vierekiger Kasten aus 2'' diken, wohl zusammengefügten Brettern, 33'' im Würfelmaaß.
B eine 6'' dike Achse aus
Eichen- oder einem andern harten Holz, welche quer durch den Kasten geht und
einen Zoll außerhalb den
Wänden vorsteht. An jedem dieser Enden mit Bandeisen beschlagen, wird ein 8'' langes und 1'' dikes
rundes Eisen mit Kopf eingeschlagen, welches als Achse dient für
C die Wagenärme, welche an diesem durch ein am Ende
gebogenes Eisen befestigt sind.
D die Oeffnung zum Einfüllen und Ausgießen der Masse mit
Scharnier und Riegel versehen. Diese muß genau schließen, damit kein Mörtel verloren
geht; sie ist an den Kanten mit dünnem Reifeisen beschlagen und in der Zeichnung
halbgeöffnet dargestellt.
E, E, E Eisenstangen, 1'' im
Gevierte, die durch den Kasten durchgehen, an einem Ende mit Kopf und am andern mit
Schraube versehen sind. Sie sind 6–8'' von den
Seitenwänden angebracht und dienen theils zur Befestigung des Kastens, theils um den
Kalk besser zu zerkleinern und den Mörtel zu bereiten.
F, F, F, F hölzerne Segmente, an beiden Enden des
Kastens angenagelt und mit Wagenschienen beschlagen, so daß sie Räder bilden.
Durch diesen Kalkmörtelwagen kann man Mörtel für alle Bedürfnisse bereiten, indem die
Materialien so lange durch ein Pferd gefahren werden, bis man sieht, daß die Masse
durch die Umwälzung vollkommen bearbeitet ist. Der hier beschriebene Wagen ist für
ein Pferd passend. Wenn man zwei Pferde oder Ochsen benüzen will, macht man den
Wagen um die Hälfte nach allen Dimensionen größer. – Mehrere Formen sind nach
diesem Principe möglich denkbar; die hier beschriebene hat sich schon durch
Erfahrung bewährt.
Gegen diese Bauart sind mehrere Bemerkungen gemacht worden, nämlich: daß bei einer
Feuersbrunst die Tragbäume in Brand gerathen und Verkohlt werden könnten?
Wenn man Kirchen, Magazine und sonstige große Gebäude in dieser Bauart aufführen
wollte, könnten die Tragbäume entbehrt werden, weil die Mauern dann eine
bedeutendere Dike erhalten würden.
So auch: daß es nothwendig seyn sollte, Gewölbe von Ziegel über Thüren und Fenster zu
schlagen.
Dieses mag recht gut seyn, ist aber nicht nothwendig, indem die Balkenlage den
nämlichen Zwek erfüllt.
Ferner: daß das eingemauerte Holz vermodern könnte; – dazu ist bei dieser
Bauart kein triftigerer Grund vorhanden, als bei einem gewöhnlichen Hause aus
Ziegel- oder Quadersteinen.
Dann noch: daß die Menge der nöthigen Bretter diese Bauart vertheuert.
Diese können zum großen Theil für den innern Bau verwendet werden, oder beständig
fortdienen zum nämlichen Zwek.
Einer von den Vortheilen dieser Bauart ist: daß man einen Bau theilweise in mehreren
Jahren hindurch aufführen kann, und wenn gleich zu verschiedenen Zeiten und sogar
ein Zimmer nach dem andern angebaut wird, dennoch im ganzen Baue keine Rize (Risse)
entstehen, wenn das Fundament gut gelegt ist. Ferner ist es auch ein bedeutender
Vortheil, daß zur Aufführung dieser Gebäude keine geschikten Leute nothwendig sind,
außer zum Aufrichten der Tragbäume.
Wenn der Bau vorgenommen wird, wo Sand oder Gerölle vorkommen, kann die Masse, welche
für die Keller ausgegraben wird, zu dem Gebäude selbst angewandt werden.
Das Verpuzen dieser Häuser geht leichter, weil die Masse, die dazu angewandt wird,
mit dem Baumaterial einerlei ist, wodurch sich beide Massen leichter verbinden.
Durch die Anwendung des Kalkmörtelwagens wird allezeit ein guter Mörtel geliefert und
dazu ohne weitere Unkosten auf eine leichte Weise an den nächsten und bequemsten
Plaz geführt, von wo er durch transportabel liegende Krahnen leicht heraufgebracht
und an jeder beliebigen Stelle des Gebäudes abgeladen werden kann.
Nach den erhaltenen Baurechnungen betragen die Baukosten dieser Bauart nur ein
Drittel der Summe, welche dasselbe Haus gekostet haben würde, wenn es auf die
gewöhnliche Art mit Ziegeln aufgeführt worden wäre.