Titel: | Ueber das Verfahren des Hrn. Lebrun, Bauten aus Wassermörtel auszuführen; ein der Société d'Encouragement von Hrn. Gourlier erstatteter Bericht. |
Fundstelle: | Band 85, Jahrgang 1842, Nr. CV., S. 431 |
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CV.
Ueber das Verfahren des Hrn. Lebrun, Bauten aus
Wassermoͤrtel auszufuͤhren; ein der Société d'Encouragement
von Hrn. Gourlier
erstatteter Bericht.
Aus dem Bulletin de la Société
d'Encouragement, Jul. 1842, S. 283.
Lebrun, uͤber das Verfahren Bauten aus Wassermoͤrtel
auszufuͤhren.
Schon öfters hatte ich Gelegenheit, über die Arbeiten des Hrn. Lebrun, bezüglich der Anwendung des von ihm erfundenen und béton genannten Wassermörtels zur Ausführung
mehrerer Bauten, so wie auch über ein von ihm herausgegebenes Handbuch: Méthode pratique pour l'emploi du béton en
remplacement de toute autre espèce de maçonnerie dans les
constructions en général (Paris, Carilian-Goeury,
1835) zu berichten. Die Gesellschaft erkannte demselben in ihrer Sizung am 6. Jul.
1836 dafür eine silberne Medaille zu.Man vergl. die Abhandlung im polyt. Journal Bd. LXII. S. 155.
Hr. Lebrun sezte seitdem seine nüzlichen Bestrebungen
fort, um die Anwendung
dieser Art zu bauen zu verbreiten und zu erleichtern, und sandte unterm 1. Mai 1841
der Gesellschaft die Zeichnungen und Beschreibung einer über den Seitencanal der
Garonne, bei Grisoles, erbauten Brüke von 12 Meter Sehnenlänge, 1,60 Meter Aufzug
(Pfeilhöhe) und 6 Meter Breite zu, welche er auf seine eigene Gefahr ganz von
Wassermörtel aufführen ließ, mit Ausnahme der Ektheile, die hinsichtlich der
Widerlagen von Stein, des Gewölbes aber von Baksteinen sind.
In seiner Abhandlung zeigt Hr. Lebrun, nachdem er die
Details dieses Brükenbaues umständlich entwikelte, 1) daß der Kubikmeter Mauerarbeit
von Wassermörtel nur auf 13 Fr. kam, während er von Baksteinen aufgeführt auf 26 Fr.
gekommen wäre; 2) daß, während ein System hölzerner Bögen 2400 Fr. gekostet hätte,
es nur auf 500 Fr. kam, indem es aus mehreren, nach der Krümmung der inneren
Bogenrundung flach übereinander gelegten Ziegelsteinschichten gebildet und nach
einem ebenfalls von Hrn. Lebrun angegebenen Verfahren,
auf welches er ein Patent nahm, mit Gyps und Cement gemauert wurde.
Dieser Abhandlung liegen Zeugnisse des Maire von Grisoles und des Hrn. Vergès, Brüken- und
Straßenbau-Ingenieurs, bei, wonach die Widerlagen und das Gewölbe in vier
Monaten, und zwar beinahe durchaus von bloßen Handlangern vom Lande, erbaut wurden;
ferner die Anwendung der Bögen von Ziegelsteinen hatte den besten Erfolg sowohl
wegen des Vortheils, daß die Schifffahrt beinahe unmittelbar nach der Verfertigung
des Bogens frei gelassen werden konnte, als auch wegen der guten Ausführung des
Gewölbes, welches nicht die geringste Erschütterung erlitten hatte, und endlich
durch die große Ersparniß im Vergleiche mit den außerdem nöthigen Holzbögen; daß
endlich die Brüke vollkommenen Widerstand leistete sowohl der Ueberfahrt vieler
Fuhrwerke bei Gelegenheit der Getreide- und Weinernte, als dem strengen Frost
des Winters. Ein leztes Zeugniß des Maire von Grisoles ist vom 18. Februar d. J. und
der Bau wurde Anfangs 1842 vollendet.
Hr. Lebrun fügt seinen schon veröffentlichten Documenten
über die hydraulischen Mörtel und Wassermörtel noch
Ausführliches bei sowohl über diese Art zu bauen an und für sich, als über die
Leichtigkeit, welche das System der Ziegelsteinbögen darbietet und über die
vortheilhafte Anwendung, die, wie er glaubt, von seinem Wassermörtel bei der
Ausführung von Festungswerken etc. gemacht werden könnte.
Unser Comité hätte gewünscht, das System der Bögen von
Ziegelsteinen einer genauen Untersuchung zu unterwerfen; hiezu wären aber vergleichende Details
mit den gewöhnlichen hölzernen Bögen nöthig gewesen, und da wir wissen, daß Hr. Lebrun sich gegenwärtig mit einer speciellen Arbeit
hierüber beschäftigt, wollen wir die Vollendung derselben abwarten. Uebrigens
unterliegen die Resultate wahrscheinlich Veränderungen hinsichtlich der respectiven
Preise des Holzes und der Ziegelsteine in den verschiedenen Ländern und des unter
verschiedenen Umständen beim Abbrechen des Bogens aus dem einen oder anderen
Material zu ziehenden Nuzens.
Als ausgemacht kann man betrachten, daß diese Art Bögen an verschiedenen Arten von
Gewölben angewendet werden können, und für die Gewölbe aus Wassermörtel ganz
besonders geeignet sind, weil es für diese gut ist, hinlänglich glatte Oberflächen
zu erhalten, wie man sie durch die Anwendung von Ziegelsteinen bezwekt. Es heißt,
daß die mit der Erbauung der öffentlichen Reservoirs und anderer Bauwerke dieser Art
in Paris beauftragten Ingenieurs sich vorgesezt haben, mit diesem Systeme von Bögen
eine Probe zu machen.
Die Brüke bei Grisoles anbelangend, kann man allerdings Gewölbe alter und neuerer
Zeit von eben so großem Durchmesser, vielleicht sogar von noch größeren Dimensionen,
sowohl von Wassermörtel als von Zwik- (oder Füll-) steinen anführen;
wenn aber, wie nach den Zeugnissen zu vermuthen, diese Brüke den Erschütterungen und
häufigen Bewegungen beim Verkehr der Fuhrwerke widersteht, so hat Hr. Lebrun neue Rechte auf Ihre Ermunterungen dafür, daß er
ein so merkwürdiges Resultat mit weit geringeren Kosten erreichte, als eine auf
gewöhnliche Weise aufgemauerte Brüke verursacht hätte.